Leserbrief:
Erscheint die Muttergottes wirklich in Marpingen?
Zu fragen, ob Maria im Sommer 1999 wirklich in Marpingen erschienen
ist, kann einem katholischen Christen nicht übel genommen werden.
Zwar meldet die Zeitung im Bericht vom 9.8.99 auch Zweifel an, aber in
der Art der Medien, wodurch die katholische Religion oftmals entstellt
wird.
Wir, Priester und Gläubige, die wir der apostolischen und kirchlichen
Überlieferung treu geblieben sind, melden aber Zweifel an, weil die
jüngsten Ereignisse in Marpingen eher religiöse Sensationssucht
befriedigen als emst zu nehmende Botschaften aus dem Himmel vermitteln.
Ein Vergleich mit kirchlich anerkannten Erscheinungen ist in dieser
Sache sehr hilfreich. In Lourdes rief Maria 1854 zu Gebet und Buße auf;
in Fatima 1917 lehrte sie die Seherkinder, den Rosenkranz für die
Bekehrung der Sünder täglich zu beten, nachdem sie ihnen die
Höllenvision gewährt hane; da verlangte sie auch die Weihe Rußlands
durch den Papst und gleichzeitig durch die Bischöfe in aller Welt an
ihr Unbeflecktes Herz, was leider noch nicht geschehen ist. Als Beweis
für die Echtheit der dortigen Erscheinungen kündigte sie ein
Sonnenwunder an, das tatsächlich am 17. Oktober 1917 eintrat. Dabei
bekehrten sich viele Ungläubige zu Gott.
Bis es zu einer kirchlichen Anerkennung von Erscheinungen kommen kann,
vergehen Jahre. Es muß alles nach den Regeln der Unterscheidung der
Geister geprüft werden. Stehen die Botschaften im Einklang mit der
überlieferten Lehre der katholischen Kirche? Würde Maria nicht eher
sagen: "Ich fordere euch auf, meinen göttlichen Sohn Jesus Christus zu
lieben. Befolgt seine Lehre und haltet die Gebote! Nehmt den neuen
Glauben nicht an und besucht nur die überlieferte heilige Messe anstatt
die Veranstaltungen in den modernen Kirchen!"
Ob in der jetzigen Lage solche Botschaften Massen anziehen würden,
bleibt dahingestellt. Aber die allerseligste Jungfrau Maria könnte
keine Empfehlungen mitteilen, die dem Ökumenismus das Wort redeten,
denn sie ist und bleibt katholisch und vertritt ganz und gar die Sache
des Heilandes. Wenn bei der "vierten Erscheinung" 12.000 Menschen
gezählt wurden, dann erkennen wir daran auch, daß die neue Kirche die
Menschen geistig ausgehungert hat. Übrigens wirkt es unglaubwürdig,
wenn die Seherinnen stehen bleiben anstatt zu knien.
Bemühen wir uns eher um eine angemessene Feier der Marienfeste wie z.
B. Mariä Himmelfahrt. In der Betrachtung ihrer Herrlichkeit im Himmel
werden wir Trost und Hoffnung finden. Denn Maria ist unsere
Himmelsmutter.
Pfr. Paul Schoonbroodt
Herz-Jesu-Kirche
B- 4790 Steffeshausen
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