Am 21. Januar dieses Jahres durfte
Herr Prof. Dr. Diether Wendland, unser langjähriger Mitarbeiter und
Berater in schwierigen Sachlagen, seinen 80. Geburtstag feiern, beladen
mit der Bürde eines anstrengenden, aufopferungsvollen Lebens, aber auch
in der Heiterkeit eines wirklich freien Menschen. Er ist m.W. einer der
letzten, theologisch und philosophisch umfassend gebildeten Gelehrten
in unserem Kreis, der mit seinem immensen Wissen immer wieder
Lichtpunkte in den Alltag eines dahinsiechenden Widerstandes
hineinträgt, um so den wenigen Gläubigen, die noch hinhören (oboedire)
wollen auf das durch ihn verbreitete WORT, Halt und geistige Festigkeit
zu geben. Darum möge Gott ihm noch "multos annos" schenken, damit
dieser kritische und unbestechliche Geist noch lange wirken kann, dem
wir bisher schon knapp 20 Jahre selbstloser Mitarbeit in der Redaktion
der EINSICHT zu verdanken haben.
Geboren in Gleiwitz (Oberschlesien) besuchte er das dortige Gymnasium.
Sofort nach dem Abitur wurde er zur deutschen Wehrmacht einberufen. In
Rußland wurde er 1943 schwer verwundet... an den Folgen dieser
Verletzung (Wanderung von Granatsplittern) laboriert er noch heute.
Infolge dauernder Kriegsuntauglichkeit konnte Wendland zumindest
studieren: zunächst in Breslau. Als die Rote Armee dort einmarschierte,
floh er, um an der Universität in Marburg sein philosophisches Studium
fortzusetzen. 1949 wechselte er an die Universität in München, schrieb
sich aber gleichzeitig an der Jesuitenhochschule "Berchmanskolleg" in
Pullach bei München ein, um das Lizentiat in
aristotelisch-scholastischer Philosophie zu erwerben. An der
Universität in Würzburg promovierte Wendland schließlich zum Dr. phil.
Er wurde Assistent bei Herrn Prof. Meyer, dem Ordinarius für Geschichte
der Philosophie, und zugleich Lehrbeauftragter für scholastische und
thomistische Philosophie. Als solcher unterrichtete er die Studenten
mehrer Ordensgemeinschaften. Daneben wurde er aktives Mitglied der
Görres-Gesellschaft (man vgl. dazu den entsprechenden Beitrag von Eugen
Golla in diesem Heft). Ein Stipendium der Deutschen
Forschungsgemeinschaft ermöglichte ihm einen längeren Studienaufenthalt
in Rom. 1957 erhielt er aufgrund seiner wissenschaftlichen
Publikationen und seiner Lehrtätigkeit eine Berufung als Professor für
systematische Philosophie an die Georgetown University in Washington
D.C.
Nach der Rückkehr aus den U.S.A. begann für Prof. Wendland eine
weitreichende Vorlesungs- und Vortragstätigkeit. U.a. war er
"Sektionsleiter" für Philosophie und Pädagogik am Institut für kath.
Erwachsenenbildung der Deutschen Bischofskonferenz in Köln. Dieses
Institut wurde 1963 von Kard. Frings einfach aufgelöst. In dieser
Funktion lernte Wendland auch die meisten Repräsentanten der kath.
Kirche in Deutschland kennen, welche kurze Zeit darauf diese Kirche
verraten sollten. Zu Wendlands "Nebentätigkeiten" gehörte auch die
wissenschaftliche Beratung von General Karst im Truppenamt Köln, der
das Programm "Erziehung und Bildung" für die Offiziersschulen betreute.
Wendlands Aktivitäten wurden jäh gestoppt, als 1973 die alten
Kriegsverletzungen wieder aufbrachen, die zu einer rechtsseitigen
Lähmung der Bewegungsnerven mit schneller Todesfolge hätten führen
können. Es dauerte einige Jahre, bis dieser Schlag überwunden war. Der
nächste folgte jedoch bald: er kam vom Kultusministerium, das mit der
Behauptung auftrat, ein Schwerkriegsbeschädigter, der längere Zeit
seinen Dienst als verbeamteter Hochschullehrer nicht mehr ausüben kann,
habe keinen Anspruch auf Weiterbeschäftigung. Doch auch diese Attacke
parierte Wendland, allerdings erst nach längeren Auseinandersetzungen.
Inzwischen hatte das sog. "Pastoralkonzil" getagt... mit seinen
verheerenden Folgen. Prof. Wendland nahm den Kampf wieder auf, der
immer härter wird, zunächst fast alleine, denn die meisten seiner alten
Freunde und Weggenossen waren inzwischen verstorben.
Frau Ketterer, die Herrn Prof. Wendland von Widerstands-Aktionen in
Stuttgart her kannte, vermittelte schließlich den Kontakt zwischen ihm
und mir. Es ergab sich ein ausführliches Gespräch, bei dem die
Mitarbeit Prof. Wendlands bei der EINSICHT verabredet wurde. Wendlands
Beiträge markierten immer Sachverhalte, die zielgenau die
entscheidenden Schwachstellen unserer Bemühungen aufdeckten, für deren
Behebung er aber zugleich Wege aufzeigte, die für sein ausgesprochen
selbständiges und originäres Denken zeugen. Ich gestehe, daß seine
Strenge in so mancher Diskussion meine Geduld herausgefordert hat. Aber
ohne diese Kantigkeit wäre er als Prüfstein für die Kontrolle der
eigenen Position stumpf geblieben. Trotz mancher Differenzen blieb die
sachliche Zusammenarbeit für das gemeinsame Anliegen davon bis heute
unbrührt. Auch deshalb: "ad multos annos".
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