TRETEN SIE ZURÜCK, FRAU LAURIEN!
von
Dr. Joachim May
1.
An Skandalaffairen ist man in der nachkonziliaren Kirche schon gewöhnt.
Sie reißen nicht mehr ab. Das Bestürzende daran ist, daß sie allesamt,
ohne Ausnahme, von Progressisten und Modernisten verursacht werden.
Eine der fatalsten Skandalgeschichten der letzten Zeit wurde verursacht
von der auffallend rasch von der Oberstudiendirektorin zur
Ministerialdirigentin im Kultusministerium des Landes Rheinland-Pfalz
aufgestiegenen Dr.Hanna-Renate Laurien.
2.
Am 7.Januar 1971 veröffentlichte die "Bild"-Zeitung ein Interview, das
Laurien gegeben hatte. Danach erklärte die Anfangvierzigerin (nach DT,
21.1.1971): 1."Warum sollten Frauen nicht die Pille nehmen!" 2."Aus
meiner Praxis als Direktorin von 1000 hübschen Mädchen kann ich ihn
(gemeint ist der Sex vor der Ehe) nicht ablehnen." Nun muß man wissen,
daß Dr.Laurien nicht nur die vehement avancierte Ministerialbeamtin
eines CDU-regierten Landes ist, sondern auch - und das macht die Sache
erst zu einem Skandal - Vizepräsidentin der Synode der Deutschen
Bistümer. Ihre Auslassungen wurden veröffentlicht um die Zeit herum, da
sie auf diesen Posten gewählt wurde. Daß Dr.Laurien die genannten
Kernaussagen mitallerlei Brimborium garniert, ändert nichts an der
Tatsache. Wer die Mentalität des Normalverbrauchers kennt, weiß, daß
ihre Auslassungen so verstanden werden, wie sie ohne das Drum und Dran
gemacht wurden. Daß Dr.Laurien mit der Zustimmung weiter Teile der
Bevölkerung, auch der Katholiken bis hinauf zum Episkopat rechnen kann,
weiß sie sicher. Die Massenmedien werden ihr Beifall klatschen, und die
"1000 hübschen Mädchen", die sie einst "betreute", nicht minder. Wer
auf solcherlei Applaus aus ist, der braucht nur dem Sex-Trend unserer
Tage zu folgen. Dann ist er bald zum Heroen "der Zukunft"
hinaufgespielt und in aller Munde. Indessen zeigt sich wahre Elite
nicht in der Trend-Hörigkeit, sondern im Widerstand. Nicht wer das
sagt, was die "Leute" hören wollen, sondern das, was sie nicht hören
wollen, ist gefragt. Das war zu allen Zeiten so, und heute scheint es
besondere Gültigkeit zu haben. Es ist leicht, sich den Beifall durch
Anbiederung an die vox populi zu verschaffen, schwer aber, sich die
Zustimmung derer zu sichern, die zu allen Zeiten das "Salz der Erde"
waren. Wer führen will - und eine Synoden-Vizepräsidentin hat ja doch
diese Rolle -, der muß Nein sagen können, muß den Mut haben, unpopulär
zu sein, in den Massenmedien zerrissen zu werden, Verfolgung zu
erleiden. Aus solchem Holz aber scheinen die, die uns heute "führen"
oder den Anspruch erheben, dies zu tun, nicht mehr geschnitzt zu sein.
Sie merken gar nicht mehr - und das ist besonders gefährlich -, daß sie
"modern" sein wollen, es aber gar nicht sind, weil die Zukunft längst
begonnen hat, aber anders als sie es sich träumen und wünschen. Diese
Zukunft gehört nämlich Christus, dem Zeitlosen, Ewigen, nicht der
wechselnden Tagesmeinung.
3.
Wenn Frau Dr.Laurien, wie sie sagte, keinen Unterschied mehr erkennen
kann zwischen der Methode Ogino-Knaus und einem (irgendwie gearteten)
Verhütungsmittel (z.b.der Pille), dann kann sie einem leid tun. Was die
gottgeschaffene Natur des Menschen anbietet und das, was der kleine
Gott der Welt", der "tierischer als jedes Tier" sein kann, der Mensch,
erfindet, um den "Genuß ohne Reue" zu perpetuieren, das sind doch wohl
zwei Paar Stiefel. "Bevor man ein Interview gibt, muß man sich fragen,
ob man genügend Erfahrung und Schlagfertigkeit" (Suchen und Finden,
4/1971) und Sachkenntnis hat. "Wehe dem, der sich vom Geltungstrieb
verleiten läßt, eine Gelegenheit für Publicity wahrzunehmen", sagt P.
Dr.Gypkens (a.a.0.) grundsätzlich.
4.
Wer ein Interview gibt und als Vizepräsidentin einer Synode auftritt,
muß sich aber auch fragen, ob er auf dem Boden der katholischen
Glaubens- und Sittenlehre steht. "Über das, was die katholische Kirche
zu glauben und zu befolgen vorschreibt, hat eine Landessynode nicht zu
befinden. Sie sollte statt dessen über Wege der Durchführung beraten.
Das ist ... die Existenzberechtigung von Landessynoden". (a.a.0.)
Offenbar ist dieses Bewußtsein verschiedenen Leuten verloren gegangen.
Wenn man die Publikationen über die Synode liest, nicht zuletzt die
Zeitschrift "Synode", und in den allgemeinen Synodenrummel hineinhört,
dann kann man den Eindruck gewinnen, daß hier das Gefühl angeheizt
wird, es gehe bei der deutschen Synode um die katholische Kirche
überhaupt, als sei diese Synode entscheidend für den Katholizismus in
Deutschland und der Welt, als werde hier der Maßstab für ganz neue
Glaubensnormen und Sittengesetze gesetzt. Das ist einfach unwahr. Diese
Synode der Deutschen Bistümer ist ein ganz kleines Ereignis, was das
depositum fidei der Weltkirche betrifft, die Synodalen können sich,
wenn sie recht beraten sind, nur in Demut und Gehorsam üben und darin
der Welt ein Beispiel geben.
Ekelhaft ist die andauernd aufgeheizte Synoden-Euporie, die nach dem
Willen Julius Döpfners in jeder Pfarrei verbreitet werden soll. Die
katholischen Pfarreien sollten vielmehr darum beten, daß die Synodalen
- was zu befürchten ist - micht in die Irre gehen. Das anzunehmen,
besteht anläßlich der Aussagen von Dr. Laurien gewiß Anlaß.
5.
Was die Auslassungen der Dr. Laurien zum vorehelichen Sex ihrer "1000
hübschen Mädchen" angeht, so sagt Dr. Gypkens (a.a.O.): "Zu den
sittlichen Forderungen der katholischen Kirche gehört die voreheliche
Keuschheit; übrigens gehört sie zu den menschlichen Forderungen
überhaupt... Die Forderung ... ist für den Normalmenschen aller
Kulturen und Religionen selbstverständlich", (a.a.O.) Was sagt die
Ministerialdirigentin und Vizepräsidentin der Synode: Sie könne den Sex
vor der Ehe nicht ablehnen! Sie "leugnet die Pflicht zur vorehelichen
Keuschheit und wird folgerichtig ihre Erziehung an den "1000 hübschen
Mädchen" gestalten. Wenn es nur darum ginge, lohnte es sich kaum, ein
Wort zu verlieren. Es wäre wieder eine unter der großen Zahl derer, die
keine gesunden Erziehungsgrundsätze mehr haben. Es wäre sogar "nur"
eine Laienstimme neben vielen Fachtheologen (!), die in der Hl. Schrift
forschen und feststellen, daß keine Texte vorhanden sind, die einen
Dekadenten noch zwingen, das anzunehmen, was ein Normalmensch einfach
weiß" (a.a.O.). Ist Frau.Dr. Laurien kein "Normalmensch"? Aber, aber,
sie ist doch Ministerialdirigentin in einem CDU-regierten Land! Und in
welcher Hinsicht wäre sie "dekadent"?Sie ist doch im Vollgefühl ihrer
Jahre, wie unter anderem die von ihr verbreiteten Fotografien beweisen.
6.
Schlimmer ist es, daß Dr. Laurien auf ihre "Erfahrung" verweist. "Hier
fängt das Interview an, unchristlich zu werden" (a.a.0.) Sperrung nicht
im Original). Das ist in "der eine wesentliche Feststellung. Und hier
macht Dr. Laurien die entscheidenden Fehler. Für den Katholiken, der
von den beiden Grundsätzen der "gefallenen Natur" und
der "helfenden Gnade" ausgeht, was er muß, kann "niemals ein Grund
vorliegen, aus der Häufigkeit der Versager eine Infragestallung des
Gebotes abzuleiten" (a.a.0.) Dr. Laurien verkehrt den alten
katholischen Grundsatz "agere sequitur esse" in sein Gegenteil: Sie
macht das Verhalten der Menschen und der Welt ("Erfahrung") zum
Ausgangspunkt für die Aufstellung von Normen. Sie denkt nicht mehr von
"oben" nach "unten", sondern umgakehrt. "Heute will man im Zeitalter
der 'Hominisation' den Menschen aufwerten, ihm aber die Gebote nicht
zumuten. Also leugnet man ihre Gültigkeit oder relativiert sie nach
Zeiten und Kulturen. Das ist entschieden gefährlicher, weil der Mensch
autonom, d.h. gottlos gemacht wird" (a.a.O.). Sagen wir es ganz klar: W
e i l viele junge Menschen eben Sex z.B. vorehelichen
Geschlechtsverkehr) haben wollen, muß das kirchliche Sittengesetz
(Verbot) geändert worden. Mit anderen Worten: Anpassung der kirchlichen
Norm an die Wünsche von "unten". Denkt man diesen Gedanken zu Ende,
dann müßte jede Epoche eine andere Moral und Sittlichkeit haben, dann
müßte die Lehre Christi und der Kirche alle drei, vier Generationen neu
"interpretiert" und auf die jeweiligen Wünsche des "Volkes"
zurechtgestutzt werden. Was bliebe dann von Christi und der Kirche
Lehre noch übrig?
Freilich befindet sich der Laie Dr. Laurie in bester theologischer
Gesellschaft. Daß die Moraltheologen in der Bundesrepublik, von ganz
wenigen Ausnahmen äbgesehen, vor den Forderungen der Welt und der Zeit
kapituliert haben, ist ein offenes Geheimnis. Der Bonner Moraltheologe
Böckle hat schon vor einiger Zeit eine "Moral von unten" proklamiert
und der Münchner Moraltheologe Gründel hat den vorehelichen
Geschlechtsverkehr (bei der Partnersuche zum Zwecke des Testens der
"Ansprechbarkeit") für erlaubt erklärt (Weltbild, 1.1.1969). Andere,
auch Vertreter der Hierarchie, haben, wenn auch nicht so deutlicht in
dieselbe Richtung gesprochen. Nur hätte eben Dr. Laurien wissen müssen,
daß das Gebot Gottes weder von einem Theologen noch von einem Bischof
abgeschwächt, relativiert oder abgeschafft werden kann. "Es ist keine
Bereicherung der Synode, wenn das Laienelement seine Mündigkeit durch
Ausspielen seiner Lebenserfanrung gegen die Strenge der Gebote beweisen
will" (a.a.O.) Seit dem Erlösertod Christi sind "Korrekturen der Gebote
aus der Erfahrung menschlicher Schwäche für Christen unmöglich
geworden" (a.a.O.) Daß der Katholik, der heute für die Pille und den
vorehelichen Intimverkehr eintritt, sich als Mitläufer des von den
Massenmedien pausenlos angeheizten Pansexualismus betätigt, scheint
Frau Laurien nicht mehr bewußt zu sein. Partnertausch, Erleichterung
der Ehescheidung und der Wiederverheiratung, die Aufweichung des
Verbots der Abtreibung das alles gehört in denselben Rahmen der totalen
Sexualisierung unserer Gesellschaft. Auch bei der Erleichterung der
Ehescheidung und der Abtreibung machen ja "katholische" Theologen mit,
bei ersterer z.B. der Wiener Professor Dordett und der Startheologe
Karl Rahner, die eine am Begriff des "Zumutbaren" orientierte
Anthropozentrik zu verkünden scheinen. Der Mensch, nicht mehr Gott und
Christus, ist zum Maßstab aller Dinge geworden. Die weitgehende
Kapitulation der Theologie vor der "weltlichen Welt" wird immer
perfekter. Und diesen permanenten Verrat nennt man heute lauthals
"Fortschritt", seine Vertreter werden extra muros und, was viel
schlimmer ist, intra muros frenetisch beklatscht als die neuen Götter
unserer Zeit. Pater Gypkens hat demgegenüber wahrlich recht, wenn er
einen Aufruf zu Gebet und Askese fordert, "die uns die Gnadenquellen
des Herrn zum Fließen bringen. In Zeiten gefährlicher Seuchen reden wir
den Menschen nicht ein, sie seien immun oder die Seuche sei ein
Normalzustand. Wir stellen Impfstoffe bereit und empfehlen gesteigerte
Hygiene. Auf moralischem Gebiet sollte es nicht anders sein. Man
vermißt einfach im öffentlichen Leben der deutschen Kirche den scharfen
Appell zu intensivstem Beten, zur Sühne, zum Opfer, um endlich mit
Strömen der Gnade einen Damm aufzurichten gegen Kleinmut,
Unsittlichkeit und Unglauben" (a.a.O.). Wo ist der Hierarch, wo der
Theologe, der es in die Welt hinausriefe, daß Keuschheit und Reinheit
zwei große, unverlierbare Tugenden waren und sind? Wer wagt es heute
noch zu verkünden und zu fordern, daß das junge Mädchen rein in die Ehe
gehen soll? Dr.Laurien hat deisen Mut nicht. Sie tritt für die Pille
und den vorehelichen Sex bei "1000 hübschen Mädchen" ein. Fürchtet sie,
sich lächerlich zu machen, wenn sie die Jungfräulichkeit verteidigte?
Hat sie Angst, auf die "Märtyrer der Keuschheit" (Gypkens) hinzudeuten,
die die Kirche stets als "ihre echten Kinder gepriesen" hat, nicht als
"irregeleitete Idealisten" (a.a.O.)? Warum stellt die Vizepräsidentin
der Synode nicht als positives Gegenbild zu den Sex-Stars der
Illustrierten, des Fernsehens, des Kinos die hl.Maria, die Mater
purissima, die Mater castissima, die Mater inviolata, die Mater
intemerata den "hübschen Mädchen" ihrer Schule vor Augen? Der
"Unsittlichkeit Reinheit entgegensetzen", wie das Paul VI. (DT, 6.6.71)
gefordert hat. Oder, Frau Dr.Laurien, "Ist Reinheit heute Dummheit?"
(DT, 21.10.69). Das sind Themen, die an die Nieren gehen. Es ist
genausowenig Zufall, daß die Marienverehrung heute, selbst von hohen
kirchlichen Würdenträgern wie Julius Döpfner, niedriger gehängt wird
wie die Tatsache, daß gegen den priesterlichen Zölibat pausenlos und
immer schärfer zu Felde gezogen wird. Das alles ist Teil der Sex-Welle,
die allmählich alles zu verschlingen droht. Und wenn Frau Laurien die
Pille verteidigt, hält sie denn das Sexuelle (in der Ehe) für ein
Fatum, das unausweichlich ist? Warum tritt sie nicht für die
Enthaltsamkeit ein? Glaubt sie denn, wie so mancher andere, daß der
sogenannte "hormonale Druck" das non plus ultra ist? Vermutlich hat sie
Angst, der "konservativen" Haltung verdächtigt zu werden, wenn sie
gegen die Pille und gegen den vorehelichen Sex spräche. Pille und Sex,
um nicht zu sagen Porno, sind nun in unseren Tagen einmal die Masche
für den, der "ankommen" will bei Krethi und Plethi. Vielleicht hegt
Dr.Laurien auch die Befürchtung, der sog. "Leibfeindlichkeit" geziehen
zu werden. Mit diesem scheinbar tiefgründigen Schlagwort will man
nichts anderes, als die sexuelle Enthemmungskampagne, auch durch
Theologen decken und kaschieren. Sich über das Gebot vorehelicher
Keuschheit hinwegsetzen ist aber "nicht das Abstreifen zu Unrecht
gebildeter Hemmungen, sondern dekadente Enthemmung auf Kosten gesunder
Ehen" (a.a.O.). Wahrhaftig - "Die Maßstäbe sind glatt verdreht worden"
(a.a.O.): Der Lehre Christi und der Kirche bedingungslos treu zu sein,
das wird als "rückständig", "gestrig", "fußkrank", "reaktionär",
"vorkonziliar" usw. diffamiert, diese Lehre aber zu relativieren, in
Frage zu stellen, Abstriche von ihr zu machen, sie an die je wechselnde
Zeitmode anzupassen, das wird als "fortschrittlich", "aufgeschlossen",
als "Aufbruch zu neuen Ufern", als "neues Pfingsten" hochgejubelt.
Krankheit wird als normal, Gesundheit als krank bezeichnet. Die
Schizophrenie dieses Denkens ist mit Händen zu greifen. Das
Hineintaumeln in ein neues Barbarentum gilt als "Zukunft der Kirche des
3.Jahrtausends". Der Irrsinn feiert Triumphe.
7.
Wie rechtgläubige Katholiken über die Auslassungen der Frau Laurien
urteilen, geht aus einer Reihe von Leserbriefen hervor. Einige Aussüge:
DT, 26./27.2.71: "Frau Dr.Laurien möchte ich in bezug auf ihre 1000
hübschen Mädchen nur eines fragen: "Haben Sie eine Tochter in besagtem
Alter und haben Sie ihr die Pille empfohlen?" Oder im negativen Fall:
Hätten Sie eine Tochter, würden Sie ibr die Pille empfehlen?" - DT,
3.2.71: "Es ist einigermaßen erstaunlich, daß eine Vertreterin einer
hohen Ministerialbehörde, die einmal an der Seite unserer Bischöfe! -
dem kommenden deutschen "Nationalkonzil" präsidiert, einer solchen
Freizügigkeit das Wort redet."- DT, 24.3.71: "Als Vertreter des
Präsidenten (!) empfiehlt sie (Frau Laurien) die "Pille" und plädiert
für vorehelichen Geschlechtsverkehr. Würden Lauriens Ansichten zum
Tragen kommen, dann käme es so, wie es Exhibitionisten und
Sex-Strategen schon lange fordern, daß die "Pille" gleich Kaugummi und
Zigaretten aus Automaten an jeder Straßenecke oder Bahnhofstoilette
entnommen werden könnten. Während ich diese Zeilen schreibe, kommen mir
die Worte Pater Leppichs in den Sinn: "Soll denn Deutschland zum
Schweinestall Europas werden...? - Und ich füge hinzu: "Soll das
deutsche Volk ein Volk von Postituierten werden?" Wer gut hinhört,
merkt, daß, wer für Porno, Pille und "freie Liebe" ist, auch für
Abtreibung ist - und das ist Mord! - Falls Laurien in der Synode und
dazu als "Fize" verbleit und ihr gestattet wird, "Schulter an Schulter"
mit unseren Bischöfen zu präsidieren, wäre das Ansehen der Synode sowie
deren Verlauf und Ausgang aufs schwerste gefährdet. - Darum Frau
Laurien, treten Sie zurück!"
8.
Professor Dr.Franz Dohmen, Aachen, Vertreter des Arbeitskreises Aachen
der "Bewegung für Papst und Kirche", ging noch einen Schritt weiter. Er
richtete an die "Deutsche Bischofskonferenz, Kardinal Julius Döpfner,
München" ein Schreiben, in dem es u.a. heißt (nach "Suchen und Finden",
4/71, S.74): "Eine Frau, die vor einem derartig gravierenden
öffentlichen Ärgernis nicht zurückschreckt, ist unseres Erachtens als
Vizepräsidentn der Synode untragbar geworden. Wir bitten daher die
deutschen Bischöfe, die ihnen geeignet erscheinenden Maßnahmen zu
treffen. Wir sind dabei allerdings der Meinung, daß es mit einem
leichten Tadel, etwa in der Form der Feststellung, "daß Frau Dr.L. sich
das Urteil in theologisch-ethisch-medizinisch-menschlicher Hinsicht
leicht gemacht hat" (so Weihbischof Paul Nordhues in Deutsche Tagespost
Nr.15 vom 5./6.2.1971) nicht sein Bewenden haben dürfte." - Bravo -
aber: Was geschah?
Die Deutsche Tagespost veröffentlichte (16./17.4.1971) ein Interview
mit Frau Laurien, das man nicht anders denn als qualliges Gerede
bezeichnen kann. "Das nichtssagende Interview mit der Vizepräsidentin
der Synode hätten Sie sich sparen können", schrieb ein Leser in der DT
(21.4.71). "Ich kann leider auch nur "betrübt vermerken", daß sich Frau
Dr.Laurien weiterhin um eine klare Aussage - eine katholische Aussage -
herumdrückt. Nach Auffassung der Pädagogin ist es die wichtigste
Aufgabe der Synode, "ein glaubwürdigeres Bild christlichen Lebens
sichtbar zu machen". Wunderbarl! Frau Laurien möge mit gutem Beispiel
voranleuchten, wir folgen ihr gerne nach." Im übrigen muß man annehmen,
daß nach Auffassung Frau Lauriens zu diesem von ihr zitierten
"glaubwürdigeren Bild christlichen Lebens" Pille und vorehelicher Sex
gehören... Wäre das so, dann hätte Frau Laurien vollends
abgewirtschaftet. Und die Bischöfe, insbesondre Julius Döpfner?
Soweit bekannt, ist der Vizepräsidentin kein Tadel ausgesprochen
worden, geschweige denn, daß sie von ihrem Posten entfernt worden wäre.
Solche Maßnahmen würden ja Mut, Standfestigkeit und das Wagnis der
Unpopularität erfordern; solche Tugenden sind von unseren Hirten, am
allerwenigsten von Julius Döpfner zu erwarten. Man kann sicher sein,
daß Dr.Laurien als Vizepräsidentin den Verlauf und das Resultat der
Synode maßgeblich mitbestimmen wird. Wohin diese Synode führen muß,
wenn Befürworter von Pille und vorehelichem Sex maßgeblich daran
beteiligt sind, ist jedem Einsichtigen klar. Und Frau Laurien ist ja
nur ein Symptom für den libertinistischen Drall, den diese Synode von
Anfang an hatte.
9.
Wer schweigt, scheint zusustimmen, sagt eine alte Sentenz. Demnach muß
angenommen werden, daß die deutschen Bischöfe, wenigstens als
Kollegium, in dem die zu veröffentlichende Äußerung mehrheitlich
festgestellt wird, den Gedankengängen der Frau Laurien beipflichten.
Insbesondere gilt das für Julius Döpfner. Denn - man höre und staune -
in seinem Hausblatt, der Münchner katholischen Kirchenzeitung, wurde
(18.7.71) der Frau Laurien eine dreiviertel Seite (mit markigem
Personalfoto) zur Verfügung gestellt. Unter dem Titel "Die Frau soll in
der Kirche schweigen" verficht sie das Gegenteil. Da ist im Hinblick
auf "Sachen Frau in der Kirche" viel von "Verkrustung", "Klischees" und
"Vorurteilen" die Rede. Da wird die "erstklassige Religionslehrerin mit
volltheologischem Studium" gegen den männlichen
Studienassessor-Anfänger ausgespielt. Da wird unter Hinweis auf
"Umfragen" (wer kennt diesen Unfug nicht?) und "evangelische
Pastorinnen"(!) die Frau für "Laienpredigt" und "Diakonat" empfohlen -
"lassen wir die Frage nach dem Priestertum getrost noch (!) beiseite",
sagt die Verfasserin gnädig und großzügig, aber anvisiert hat sie die
"Priesterin" sicherlich. Wahrscheinlich kann sie sich - sie sagt es so
nicht - selber auch in dieser "Funktion" gut vorstellen - eine Frau,
die die Pille und den verehelichen Sex empfiehlt! Wie anderswo, so auch
hier wird das Ende der katholischen Kirche als Stiftung Jesu Christi,
wenigstens im Teilaspekt, klar erkennbar. Man fragt sich nur, was
größer ist: die Verwirrung des Geistes oder die Unverfrorenheit.
Wahrscheinlich ist beides grenzenlos. Dieser Frau Laurien kann man nur
eines raten: Treten Sie sofort ab!
10.
Aber das bleibt noch, wie so oft, ein kleiner Rest: Julius Döpfner. Er
hat Frau Laurien weder getadelt noch sie gar von ihrem Posten entfernt,
er duldet ihr makabres Auftreten in seiner Kirchenzeitung (denn wir
sind sicher daß Döpfners "Hausdiener" in der MkKZ genau wissen, was der
Herr der Erzdiözese will. Die kürzliche Ernennung der Synodenberater
zeigt eindeutig, daß er Leute seiner Couleur einseitig bevorzugt (sogar
mindestens ein abgesprungener Priester gehört dazu:
Ingo Herrmann). Döpfner hat die Synode im Griff. Und da dieses
Unternehmen nur aufgezogen wurde, um ihm, Döpfner, die Bestätigung für
die Richtigkeit seines (auflöserischen) Kurses zu erteilen, muß
angenommen werden, daß auch Frau Laurien im Amte bleibt. Warum? Weil
sie offenbar Ideen vertritt, die Julius Döpfner längst in sein Programm
aufgenommen hat, die er aber nicht selber klar auszusprechen wagt,
sondern lieber von anderen vorbringen läßt, damit er später sagen kann:
Schaut, das Volk will es! - Was aber will der Herr?
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