DER "SPECKPATER", P.WERENFRIED VAN STRAATEN SCHREIBT
in der Septembernummer seiner Zeitschrift ECHO DER LIEBE:
Liebe Freunde!
(...) In diesen Wochen habe ich viel gebetet für alle
Schicksalsgefährten im Schiff Petri, das jetzt nicht weniger ein
Spielball der tobenden Wellen ist als in jenem Sturm, da die Apostel in
Todesangst ihren schlafenden Meister zur Hilfe riefen. Tausende unter
Euch haben mir schriftlich ihre Angst ausgedrückt vor der Verwirrung,
dem Zwiespalt und der Untreue zu Gott, die sich wie die Pest in der
Kirche verbreiten. Ich teile Eure Sorge. Der Riß, der das Volk Gottes
von der Hierarchie an bis zur Basis teilt, ist eine Kollektivsünde
gegen den hl.Geist. Daraus folgen Uneinigkeit der Geister, Abstumpfung
der Gewissen und Verletzungen der Liebe, die dem Heilsplan Gottes
direkt widerstreben. Denn Christus hat uns die Herrlichkeit der
Kindschaft Gottes gegeben, damit wir vollkommen eins seien, wie Er eins
ist mit dem Vater, und damit die Welt erkenne, daß Er vom Vater gesandt
wurde. Wer von den kirchlichen Unruhestiftern kümmert sich um dieses
Urziel des Christentums?
Das Streben nach der Einheit mit unseren getrennten Brüdern und die
Bemühungen, den alten Glauben auf neue Weise zu verkünden, gehen
manchmal Hand in Hand mit uferlosen Exzessen, die der Einheit, dem
Frieden und der Glaubenstreue zahlloser Katholiken unberechenbaren
Schaden zufügen. Das ist keine Wachstumskrise, sondern Zerfall; kein
vielversprechender Frühling, sondern dunkler Herbst; kein Ausschlagen
neuen Lebens, sondern massierter Abfall toter Äste und dürrer Ranken,
die mit dem göttlichen Weinstock keine Verbindung mehr haben. Das Salz
der Erde wird schal. Anstatt die Welt zu durchsäuern mit dem Sauerteig
des Evangeliums, läßt das Volk sich Gärung bringen vom Sauerteig der
Welt, obwohl Christus eindeutig mit dieser Welt gebrochen, als Er sie
ausdrücklich aus seinem hohepriesterlichen Gebet ausgeschlossen hat
(Joh.17,9). Unter der Maske der Erneuerung und des "aggiornamento" wird
Christus heimtückisch verraten.
Dieser Verrat schreit zum Himmel und setzt das untreue Volk dem
Strafgericht Gottes aus. Als geistlicher Leiter unseres Werkes habe ich
mich gefragt, welchen priesterlichen Rat ich Euch in dieser Lage geben
soll. Die Antwort las ich in der hl.Schrift: "So spricht der Herr:
Bekehret euch zu mir von ganzem Herzen unter Fasten und Weinen.
Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehrt euch zum
Herrn, eurem Gott. Haltet ein heiliges Fasten, versammelt die Gemeinde.
Lasset das Volk eine Gebetswache halten. Zwischen Vorhof und Altar
sollen die Priester weinen und rufen: Schone, o Herr, schone deines
Volkes und gib dein Erbe nicht der Schmach preis (Joel 2)."
Man wird mir vorwerfen, daß ich mit diesem Aufruf die Uhr in der Kirche
zurückstelle. Die Abschaffung kirchlicher Fastenvorschriften bedeutet
aber keineswegs, daß Fasten überflüssig ist. Die Ärzte behaupten das
Gegenteil. Die Besten unserer getrennten Brüder - so die verfolgten
Baptisten und Orthodoxen in der Sowjetunion fasten streng und häufig.
Warum folgen wir nicht ihrem Beispiel? Ist es nicht sinnlos, über den
kirchlichen Zerfall zu klagen, wenn wir selbst nichts dazutun, ihn
aufzuhalten?
Wir müssen freiwillig zurückkehren zur Übung des in Schrift und
Tradition verankerten Fastens, verbunden mit Gebet und guten Werken.
Darum suche ich - der ich es mehr als St.Paulus brauche, daß "ich
meinen Leib züchtige und ihn dienstbar mache, damit ich, nachdem ich
anderen gepredigt habe, nicht selbst verworfen werde" - andere Sünder
guten Willens, um miteinander zu versuchen: 1.einen Tag in der Woche
oder im Monat zu fasten für die Kirche in Not; 2.das dadurch ersparte
Geld den Verfolgten zu schenken, 3.täglich die Barmherzigkeit Gottes
über den untreuen Westen und über uns selbst herabzuflehen. (...) Gott
segne die vielen oder wenigen, die sich zu dieser Aktion verpflichten
wollen, und stärke in Euch allen den Geist der Bußfertigkeit
Werenfried van Straaten
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