H.H. Pfr. Frantisek Spinler ist gestorben - ein Nachruf
von
Bretislav Klominsky
übers. von E. Heller
Am Donnerstag, dem 28. November A.D. 2000 starb in einem Krankenhaus in
der Stadt Brandys nad Labem (nördlich von Prag) im Alter von 78 Jahren
H.H. Pfarrer Frantisek Spinler, einer der letzten beiden tschechischen
Priester, der die tridentinische hl. Messe gelesen hat. Die Beisetzung
erfolgte am Donnerstag, dem 5. Dezember in seinem Geburtsort, dem Dorf
Dolní Dobrouc in Ost-Böhmen.
Pfarrer Spinler wurde am 16. November 1922 als Kind einer katholischen
Bauersfamilie geboren. Nach dem Besuch der Grundschule wurde er im 2.
Weltkrieg zur Zwangsarbeit in Deutschland abkommandiert. Nach dem
Kriegsende trat Spinler in das Seminar der Stadt Hradec Králové ein und
wurde 1950 zum Priester geweiht. Zu dieser Zeit herrschte das
kommunistische Regime in der Tschechoslowakei, welches u.a. das Leben
der kath. Kirche bestimmte. Gerade gegen sie konzentrierte es seinen
größten Haß. Außer einem wurden die übrigen tschechischen Bischöfe
verhaftet, die Hälfte aller Priester konnten ihr Priesteramt nicht
ausüben, klösterliche Orden waren verboten.
Auch P. Spinler bekam keine sogenannte staatliche Bewilligung, weshalb
er nicht als Priester tätig sein durfte. Statt dessen wurde er zusammen
mit anderen, sogenannten politisch nicht vertrauenswürdigen Personen -
Bischöfen, Priestern und Mönchen - von der kommunistischen Regierung in
ein halb-militärisches Lager abtransportiert. Die eigentliche Absicht
dieser Maßnahme war, solch unerwünschte Personen durch Zwangsarbeit zu
isolieren.
Nach ungefähr zwei Jahren wurde P. Spinler entlassen, aber schon im
Jahr 1953 wurde er erneut aus irgend einem politischen Grund verhaftet
und in das schlimmste tschechische Gefängnis eingeliefert: nach Valdice
in Ost-Böhmen. Aber das sollte sich als Segen für P. Spinler erweisen,
weil er in einer Zelle zusammen mit dem hervorragenden Theologen H.H.
Dr. Otto Katzer lebte, der ebenfalls interniert war, weil er sich
niemals dem Modernismus hingegeben hatte und immer glaubensstark zur
Lehre der kath. Kirche stand. H.H. Dr. Katzer war das Geheimnis dafür,
daß auch P. Spinler ein glaubenstreuer Priester blieb. Nach der
Entlassung aus dem Gefängnis (glücklicherweise nach nur wenigen
Monaten) erhielt P. Spinler wiederum keine staatliche Erlaubnis zur
Ausübung seines priesterlichen Amtes, weswegen er bis zu seiner Rente
als Bauarbeiter arbeiten mußte.
Als H.H. Dr. Katzer im Februar 1978 in die Schweiz übersiedelte (wo er
im Seminar der Priesterburderschaft Pius X. als Lehrer tätig wurde,
Anm.d.Red.), übernahm P. Spinler seinen Platz in Jablonec nad Nisou, um
heimlich für eine kleine Gruppe von Gläubigen die Messe zu lesen.
Durch den Fall des kommunistischen Regimes im November 1989 änderte
sich nichts an dem Dienst von P. Spinler. Zu dieser Zeit gab es in
Böhmen lediglich noch drei rechtgläubige Priester, die anderen waren
zur 'Konzils-Kirche' übergewechselt. Es gab keine Möglichkeit, in der
Öffentlichkeit zu wirken. Auf der anderen Seite war P. Spinler nicht
der sendungsbewußte Hirt, der den Leuten den Glauben verkünden konnte.
Unglücklicherweise muß man ihn zu jenen Geistlichen zählen, die sich
auf das Lesen der hl. Messe und das Spenden der übrigen Sakramente
beschränken. Es war seine Schwäche. Das ist auch der Grund dafür, daß
unsere Gemeinschaft in der CSSR nach dem Fall des kommunistischen
Regimes nicht gewachsen ist.
Trotz dieses Problems war es der Präsenz von P. Spinler bei uns zu
verdanken, daß wir über zwanzig Jahre regelmäßig die hl. Messe und die
Sakramente hatten, wodurch wir weiter als Katholiken leben konnten. All
diesen Bemühungen gilt unser Dank und gelten unsere Gebete, damit Unser
Herr seine unsterbliche Seele retten möge.
***
Hinweis der Redaktion:
H.H. Pfarrer Spinler ist der Verfasser eines der originellsten
Weihnachtsartikel, den wir jemals in der EINSICHT veröffentlicht haben:
"Wir feiern die Geburt des Herrn" (Dez. 1994). In Erinnerung an einen
außerordentlich bescheidenen Priester, der in den letzten Jahren auch
ein Meßzentrum in der Schweiz betreute, kann dieser Artikel als
Sonderdruck bei der Redaktion bestellt werden.
|