Econe "ante portas" - notwendige Klarstellungen
von
Eberhard Heller
Immer mehr Gläubige, die bisher die Position des Sedisvakantismus
eingenommen hatten, wandern in jüngster Zeit nach Econe ab. Selbst
führende Autoren, die diesen Standpunkt öffentlich vertreten und Econes
Position aus grundsätzlichen Überlegungen häufiger kritisiert hatten,
findet man unter den Meßbesuchern der Econer Zentren, wie mir
gelegentlich berichtet wird. Was sind die Gründe für solchen
Gesinnungswandel? Einmal hat sich eine gewisse Gleichgültigkeit in der
theologisch-kirch-lichen Debatte eingestellt. In der Tat geht es für
viele letztendlich doch bloß um die "alte Messe", die ja auch von den
Econern gelesen werde - auch wenn das Formular in den Econer Zentren
nicht einmal vierzig Jahre alt ist und von Johannes XXIII. stammt.
Andere seien von den Klerikern, die die sedisvakantistische Position
vertreten, derart enttäuscht worden, daß sie die Fronten gewechselt
haben, bekommt man zum anderen auf entsprechende Fragen zu hören. Wenn
man dann diesen Vorwürfen gezielt nachgeht, kann man sogar ein gewisses
Verständnis für solche Entscheidungen aufbringen. Auch die Suche nach
pastoraler Sicherheit, die alle Bedenken gegenüber der theologischen
Schieflage der Econer außer acht läßt, wird als Begründung für einen
solchen Schritt angeführt.
In der Tat fühlen sich eine ganze Reihe von Gläubigen durch das
pastorale Versagen etlicher Kleriker ausgegrenzt, die vorgeblich
oder wirklich die Position des Sedisvakantismus vertreten und daraus
hinsichtlich der Sakramentenspendung auch die Konsequenz gezogen haben,
nämlich die Messe ohne "una cum" Wojtyla zu feiern. Es ist hier nicht
der Ort, auf das mangelnde Engagement, auf die fehlende Kommunikation
und Kooperation so mancher Kleriker einzugehen, Tatsache ist, daß sich
viele Gläubige mit ihren Sorgen und Nöte allein gelassen fühlen, die
vergeblich nach einem Priester, dem guten Hirten, der sein Leben für
sie lassen würde, Ausschau halten. Denn eines ist klar: die Econer
haben all das, was diese Gläubigen vermissen: (in deren Sinn:)
kirchliche Strukturen, Zentren, Betreuung, eine funktionierende
Pastoral, intakte, aufblühende Gemeinden, Autorität, die sich in einer
straffen personalen Gliederung ausprägt, klar formulierte Positionen -
auch wenn diese in den entscheidenden Punkten falsch sind. Aber man
unterschätze das nicht: die Gläubigen erhalten das Gefühl vermittelt,
in der Kirche - "wie früher" - verwurzelt und beheimatet zu sein. Man
kann ihnen darum sogar für ihren Positionswandel bis zu einem gewissen
Maß Verständnis entgegenbringen, wenn man den Geruch des
sektiererischen Nischen-Christenums in die Nase bekommen hat..., n.b.
eine Haltung, die Leo XIII. in seiner Enzyklika "Satis cognitum" vom
29.6.1896 als Irrtum verworfen hat. Darum sollten sich solche Hirten,
die zwar die Orthodoxie öffentlich verkünden, ihren wahren Worten aber
keine orthopraxen Taten folgen lassen, sich darüber klar sein, daß sie
ein gerütteltes Maß an Mitschuld bei solchen - und das muß klar gesagt
werden - Fehlentscheidungen trifft.
Da Gleichgültigkeit, Enttäuschung, Blauäugigkeit, Heilsegoismus (der
vermeint, sich durch 'Erkaufen' der Sakramente noch Gnaden zu erhalten)
schlechte Ratgeber in kirchlichen Entscheidungen sind, soll hier wieder
einmal versucht werden, die Unterschiede unserer Position zu
derjenigen, die Econe vertritt, aufzuzeigen. Denn vielfach haben die
oben angeführten 'Ratgeber', aber auch Unwissen Gläubige auf einen Weg
geführt, deren Ende sie nicht (mehr) absehen können. Darum deute ich
das, was sich vor unseren Augen bereits abzeichnet, in einfachen Linien
an: Die Zugehörigkeit zu Econe beinhaltet zugleich die Anerkennung der
apostatisch-häretischen 'Konzils-Kirche', die - vertreten durch
Johannes Paul II., der vorgibt Papst zu sein -, sich in Verbindung
setzt mit der Gründung für die Eine-Welt-Relgion. Denn zu dem von ihr
veranstalteten "Gipfeltreffen der Weltreligionen", zu dem Johannes Paul
II. eingeladen worden war, ließ sich dieser durch seinen 'Kard.' Arinze
vertreten. Man muß es klar sagen: von Econe führt der Weg über die
'Konzils-Kirche' direkt in den Syn-kretismus der in Pittsburgh jetzt
offiziell gegründeten "Eine-Welt-Religion".
Um die Probleme an einem konkreten Einzelfall verdeutlichen zu wollen,
greife ich auf einen Briefwechsel zurück, der sicherlich auch so mit
einer ganzen Reihe von Gläubigen hätte geführt werden können.
* * *
Brief der Redaktion an Frau S. in W.
Ergertshausen, den 16.12.99
Sehr verehrte Frau S.,
Sie haben telefonisch angefragt, warum wir die Meßzeiten der Econer
nicht publizieren. Das hat mehrere Gründe, die ich Ihnen wegen des
allgmeinen Interesses eigentlich öffentlich darlegen wollte - ähnliche
Anfragen kamen auch von anderer Seite -, doch leider bin ich aus
Zeitgründen dazu nicht gekommen. Deshalb bitte ich Sie, sich vorerst
mit einer Auflistung der Gründe zu begnügen. (Eine etwas umfassendere
Darstellung folgt später in der EINSICHT.)
1. Die Econer benutzen nicht das
Meßformular Pius' V., sondern lesen die Messe nach dem von Johannes
XXIII. 1962 reformierten Ritus, der allerdings nicht gravierend von dem
pianischen Ritus abweicht.
2. An der Gültigkeit der Priester- und Bischofsweihe, die Mgr. Lefebvre
von dem Freimaurer und Satanisten Lienart erhalten hat, sind Zweifel
möglich. Das Angebot von Mgr. Ngô-dinh-Thuc, Lefebvre sub conditione
nachzuweihen, um eventuelle Zweifel zu beheben, hat dieser wohl nicht
in Anspruch genommen.
3. Die Econer und uns trennt weiterhin eine unterschiedliche Bewertung
des neuen Meßritus, des sog. "N.O.M." Pauls VI. Während wir
nachgewiesen haben, daß er in sich ungültig ist, hat Mgr. Lefebvre 1976
gegenüber dem Vertreter der UNA-VOCE Deutschland, Herrn v. Saventhem,
betont, daß er die friedliche Ko-Existenz der vor- und nachkonziliaren
Riten wünsche.
4. Aus dieser unterschiedlichen Bewertung der sog. 'neuen Messe'
resultiert auch ein völlig anderes Kirchenverständnis. Während wir
behaupten, daß jemand, der einen ungültigen Meßordo promulgiert, wie es
Paul VI. getan hat, nicht Papst sein kann - deswegen nennt man uns ja
auch Sedisvakantisten -, betrachten die Econer Paul VI. und seine
Nachfolger als legitime Päpste. Sie lesen die Messe "una cum", d.h. in
Einheit und im Auftrag dieser Häretiker - damit sind sie sakrilegisch
-, während die von uns empfohlenen Priester das Meßopfer ohne Bezug auf
diese Häretiker feiern. Die Econer gehören somit nach ihrem eigenen
Selbstverständnis der modernen Kirche an - gleichsam als konservativer
Flügel, als schismatische Rebellen, wie ich dieses Verhältnis
bezeichnet habe.
Aus all diesen wesentlichen Gründen, die uns von den Econer trennen,
kann ich nicht für deren Meßfeiern in unserer Zeitschrift werben.
In der Hoffnung, Ihnen damit einige Anhaltspunkte gegeben zu haben,
verbleibe ich mit allen guten Wünschen für ein gnadenreiches
Weihnachtsfest und Gottes Segen für das Neue Jahr.
Mit freundlichen Grüßen
E. Heller
* * *
Brief von Frau S. in W. an die Redaktion
W., den 25.12.99
Sehr geehrter Herr Dr. Heller,
Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief vom 16.12.99. Zu Ihren
angegebenen Gründen - ist wohl der Wichtigste die Papstfrage - möchte
ich Ihnen sagen, daß Sie in Ihrer Zeitschr. "Einsicht" vom Juli
1978 Seite 54 einen Artikel brachten mit der Überschrift :"Das Gericht
über den Papst und die Priester". Darin spricht der Heiland zu der hl.
Brigitte, daß die Männer, die verurteilt werden, Papst und Priester
sein werden! Also haben wir kein Recht zu sagen: "Es gibt keinen
Papst." Im Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X. vom
Mai und August können Sie sehen, daß der Segen Gottes auf dem Werk des
Erzbischofs Lefebvre und der Priesterbruderschaft St. Pius X. ruht.
Laut der Chronik ist die Priesterbruderschaft fast auf der ganzen Welt
vertreten.
Ich habe die große Gnade, daß ich am täglichen Hlg. Meßopfer in Essen
teilnehmen darf. Trotz aller Anfechtungen tuen die Econer mehr als ihre
Pflicht und kämpfen - wie ihr Gründer, der Erzbischof - tapfer gegen
alle Schwierigkeiten. So waren heute am Weihnachtsfest 286
Gläubige in Essen beim Hlg. Meßopfer.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen! Überall müssen Kirchen und
Kapellen gebaut oder gekauft werden, weil die augenblicklichen
Räumlichkeiten zu klein werden. Und das alles nur von Spenden, ohne daß
die H. Herren Patres von irgend einer Seite Gehälter beziehen!
Zur Zeit bemüht sich H. Herr Dr. Gösche in Berlin um einen
Kirchbau mit Priesterhaus für einen Kostenvoranschlag von 3 Mill. DM.
Zu den übrigen von Ihnen angegebenen Gründen ist zu sagen, daß sie nur
vermutet, abweichend und damit unwesentlich sind! Da der Bischof außer
von dem Satanisten Lienart von einem 2. Bischof die Weihen erhalten
hat, sind Zweifel undiscutabel! In meiner Kapelle zelebrieren die
Econer nur nach dem Meßbuch von Pius V. Die Äußerung von Herrn v.
Saventhem glaube ich nicht. Er hat seinen wirklichen Namen geändert!
Nicht ohne wichtigen Grund!! Der Erzbischof hat immer gesagt, wer am
N.O.M teilnimmt, verliert den Glauben! Priester und Laien! Ich habe
(die) EINSICHT seit vielen Jahren gerne gelesen und hoffe, daß Sie für
die Econer auch in Ihrer Zeitschrift werben.
Mit guten Wünschen für eine gnadenvolle Weihnachtszeit und Gottes
reichstem Segen für das Neue Jahr verbleibe ich mit freundlichen
Grüßen A. S.
* * *
Erneuter Brief der Redaktion an Frau S. in W.
Ergertshausen, den 5.11.00
Sehr verehrte Frau S.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Zeilen. Ich bitte um Verständnis, wenn
ich erst so spät zu deren Beantwortung komme. Gestatten Sie zugleich,
daß ich auf die von Ihnen angeschnittenen Probleme aus ak-tuellem Anlaß
öffentlich eingehe. Denn Ihr Anliegen, die Priesterbruderschaft St.
Pius X. als legitimen Vertreter der wahren Kirche darzustellen, wird -
ich sage: leider - von einer ganzen Reihe von Gläubigen geteilt, die
sich (noch) kein klares Bild von dieser Organisation haben machen
können oder haben machen wollen.
Zunächst einige nötige Klarstellungen:
1. Der von Ihnen zitierte Artikel über
"Das Gericht über den Papst und die Priester" in der EINSICHT VIII/2,
S. 54, vom Juli 1978 betrifft eine Vision der hl. Brigitta, in der sie
Worte des "Schöpfers" widergibt, der einen Papst anklagt wegen dessen
Bosheit und schlechter Amtsführung. In der Vision ist an keiner Stelle
erwähnt, daß dieser Papst vom Glauben abgefallen ist, wodurch er ipso
facto aufhören würde, Papst zu sein. ("Papa haereticus depositus est" -
hl. Robert Bellarmin) Abgesehen davon ist es unzulässig, ein konkretes
Einzelurteil zu generalisieren, ohne die genauen Relationen der
Urteilsstruktur anzugeben. Das wäre Sophismus pur!
2. Wegen der Problematik, die die Gültigkeit der Lefebvre von Lienart
gespendeten Weihen betrifft, darf ich auf meinen diesbezüglichen
Artikel hinweisen, den ich hier noch einmal veröffentliche. Bei Ihrer
Argumentation vergessen Sie, daß Lefebvre auch von Lienart die
Priesterweihe erhalten hat. Zum gültigen Empfang der Bischofsweihe ist
der Empfang der (gültigen) Priesterweihe aber vorausgesetzt. Dieses
aber ist eben bezweifelbar! Wenn Lefebvre durch einen anderen Bischof
die Priesterweihe zweifelsfrei gültig empfangen hätte, hätten Sie
Recht, wenn Sie meinen, daß die Gültigkeit der Bischofsweihe durch den
Co-Konsekrator gewährleistet sei.
3. Wenn die Econer in Ihrer Kapelle strikt nach dem von Pius V.
kodifizierten Meßritus die hl. Messe lesen würden, handelten sie gegen
die strikte Anweisung ihrer Oberen, die den Gebrauch des Missales
Johannes XXIII. von 1962 verbindlich vorschreiben!
4. Was das zitierte Gespräch zwischen Mgr. Lefebvre und Herrn v.
Saventhem angeht, so handelt es sich dabei nicht um eine
Glaubensfrage... Sie können - müssen aber nicht! - Lefebvres
Auslassungen in "Il 'Dossier' Saventhem" der ital. Una-voce, der wir
nicht angehören, nachlesen! Dort wird ein Brief Lefebvres vom 17.9.1976
zitiert, in dem er an v. Saventhem schreibt: "Für die universale Kirche
sehe ich wie Sie, die friedliche Koexistenz der vor- und
nach-konziliaren Riten voraus. Man lasse dann die Priester und die
Gläubigen die 'Familie der Riten' wählen, der sie vorzugsweise anhängen
wollen." Diese Aussage wurde von Mgr. Lefebvre weder dementiert noch
jemals zurückgenommen. Wenn Sie noch eine Bestätigung benötigen: die
Econer haben im Gegensatz zu uns nie öffentlich behauptet, der sog.
"N.O.M." Pauls VI. sei in sich ungültig! Ganz im Gegenteil! Die
theologische Position der Bruderschaft bezüglich des N.O.M. hat der
Obere von Econe in einem Interview, welches er der Pariser Zeitung
L'AURORE gab - hier zitiert nach dem FELS vom März 1979, S. 92 -,
festgelegt: Er sei in zwei Punkten falsch zitiert worden. So habe er
weder behauptet, daß sich das Zweite Vatikanum "gegen den Glauben
richte", noch daß die neue Messe "Häresie" enthalte und somit ungültig
sei. "Was ich (Lefebvre) verlange, ist ganz einfach: Daß Rom uns
erlaube, in Frieden und Ruhe das Experiment der Tradition
weiterzuführen." Und was die Warnung betrifft, die Teilnahme bzw. das
Zelebrieren des sog. "N.O.M." bedeute den Verlust des Glaubens,
so weise ich noch einmal auf die unwidersprochenen Behauptungen eines
modernistischen Geistlichen hin, eines gewissen Abbé Pazanan, der im
Journal RHÔN-ALPES vom 28.10.1978 Lefebvre vorwirft, selbst nach
dem sog. "N.O.M." zelebriert zu haben (vgl. EINSICHT IX/6, S.
223).
5. Mit diesen Statements hat Mgr. Lefebvre jeweils die Legitimität von
Johannes Paul II. anerkannt, wodurch er ganz bewußt Mitglied der von
diesem geführten (häretisch-apostatischen) 'Kirche' sein will. Zum
anderen hat er die Tradition (hier ist doch wohl der wahre Glaube in
seiner bisherigen Ausprägung, auch in der Liturgie, gemeint!) zu einer
Angelegenheit des Experiments erklärt.
6. Um Ihnen aber die Möglichkeit zu geben, diese widersprüchliche
Position aus einem anderen Blickwinkel noch einmal betrachten zu
können, habe ich die Erklärung einiger Ex-Econer zur kirchlichen
Position der Priesterbruderschaft St. Pius X. als Anhang zu diesem
Briefwechsel veröffentlicht.
Wenn Sie Interesse an der Wahrheit haben, sehr verehrte Frau S., werden
Sie feststellen, daß sich alle aufgeführten kritischen Punkte gegen das
Programm der Econer bestätigt haben und daß sich Ihre Einwürfe als
unhaltbar erwiesen haben.
In einem Punkt gebe ich Ihnen Recht: die Priesterbruderschaft St. Pius
X. hält Disziplin, sie hat klare Strukturen, klare Positions-Vorgaben
von seiten der Oberen (auch wenn sie falsch sind), sie hat in den von
ihr betreuten Zentren pastorale Standards, die an das Leben in einer
normalen Pfarrei erinnern, sie kümmert sich um die Ausbildung der
Jugendlichen, unterhält Privatschulen, trifft auch Vorsorge für die
Alten... Einrichtungen, die man bei den Sedisvakantisten, zumindest in
Europa, vergeblich sucht... leider. Aber diese institutionelle
Ärmlichkeit und die teilweise Isolation der Gläubigen er-lauben es
nicht, sich einer Organisation anzuschließen, die - nachgewiesenermaßen
- falsche Positionen vertritt. Darum sehe ich auch keine Veranlassung,
die Econer Zentren zu empfehlen! Im Gegenteil! Meine Pflicht ist es,
vor dem Besuch der Messe in diesen zu warnen!
Ob darum - wie Sie schreiben - "der Segen Gottes auf dem Werk des
Erzbischofs Lefebvre und der Priesterbruderschaft St. Pius X. ruht",
wage ich nach all dem zu bezweifeln.
Mit freundlichen Grüßen
E. Heller
* * *
Öffentlicher Widerruf
Die Unterzeichner, Don Franco Munari, Don Francesco Ricossa, Don Curzio
Nitoglia und Don Giuseppe Murro, der Lehre der katholischen Kirche
gehorchend, derzufolge die Notwendigkeit eines öffentlichen Widerrufs
als Folge der Veröffentlichung falscher Lehren über den Glauben und die
Sitten erforderlich ist, erkären
öffentlich zu widerrufen,
daß sie gelehrt haben oder wenigstens impliziter als übereinstimmend
mit der Wahrheit zuließen, daß geglaubt wurde, in der Zeit von 1982 bis
85, also während ihrer Zugehörigkeit zur Priesterbruderschaft St. Pius
X., die folgenden Irrtümer:
1. Dem römischen Papst kommt nur bei "ex cathedra"-Entscheidungen (also wenn er Dogmen lehrt) Unfehlbarkeit zu.
2. Das gewöhnliche und universale Lehramt der Kirche ist nicht unfehlbar.
3. Das II. Vatikanische Konzil kann nicht unfehlbar sein als pastorales, und nicht als dogmatisches Konzil.
4. Es ist erlaubt und gewöhnlicherweise geboten, der doktrinellen,
moralischen und liturgischen Lehre der legitimen Autorität (Papst und
Bischöfen) den Gehorsam zu verweigern, obgleich anerkannt wird, daß
derselben Autorität die ganze Autorität kraft der göttlichen Einsetzung
der Kirche zukommt.
5. Es ist möglich, daß die legitime Autorität (der römische Papst) der
universalen Kirche Gesetze (Meßritus, Sakramente, Codex des
Kirchenrechts) promulgiert und auferlegt, welche Irrtümer, Häresien wie
auch für das Heil der Seelen Schädliches enthalten.
6. Es ist möglich, daß ein authentischer wahrer Papst, ein wahrer
Stellvertreter Christi, gleichzeitig schismatisch, apostatisch und in
Bruch mit der Tradition sein kann und daß seine Akte als null und
nichtig zu erachten sind.
Oben genannte IRRIGEN ERKLÄRUNGEN verletzen auf tödliche Weise das
katholische Dogma der GÖTTLICHEN EINSETZUNG DER KIRCHE, ihr LEHRAMT,
die UNFEHLBARKEIT der Kirche und des RÖMISCHEN PAPSTES.
Die unterzeichnenden Priester erbitten von jedem, dem sie auf diese
Weise Ärgernis gegeben haben, durch diesen öffentlichen Widerruf
Vergebung und auch Gebete,- und sie versichern, daß sie mit der Hilfe
Gottes niemals wieder ähnliche Irrtümer vertreten werden.
Don Franco Munari Don Francesco Ricossa
Don Curzio Nitoglia Don Giuseppe Murro
(SODALITIUM NR. 13, übers. von E. Gerstner; zitiert nach KYRIE ELEISON Nr.3/1987) |