In Erinnerung an Herrn Max Wurfbaum
Am 3. Juni dieses Jahres verstarb fast 86jährig in München Herr Max
Wurfbaum - unbemerkt von seinen wenigen Bekannten, denen man weder den
Zeitpunkt seines Ablebens noch den Termin und den Ort seiner Beerdigung
mitgeteilt hatte. Es hatte gelautet, Herr Wurfbaum dürfe im
Krankenhaus, wo er untergebracht worden war, keinen Besuch empfangen.
Seiner in einem Nachruf zu gedenken, sehe ich nicht nur als meine
Pflicht an, weil er über Jahr-zehnte das Amt des Kassierers unseres
Freundeskreises wahrgenommen und bestens geführt hat - in all den
Jahren gab es seitens des Finanzamtes weder Nachfragen noch
Reklamationen -, sondern weil Herr Wurfbaum durch all die Jahre
hindurch, in denen wir ihn kannten, zu den wenigen großzügigen und
aufopferungsbereiten Förderern nicht nur unseres Anliegens, sondern
auch anderer Projekte war, um selbst in äußerster Bescheidenheit zu
leben.
Er gehört zu jenen Marienverehrern, die aus Dank für empfangenen Trost
der Mutter Unseres Herrn die Treue halten. Und Trost hatte Herr
Wurfbaum in seinem Leben häufiger nötig! Nach einer schwierigen
Kindheit und Jugend trat er als Novize in den Franziskaner-Orden ein.
Er wollte Theologie studieren und Priester werden. Es kam anders: er
wurde als Soldat eingezogen und geriet schließlich in russische
Kriegsgefangenschaft. Weil er Dienst in einem Stab getan hatte,
vermuteten die Russen auch Geheimnisse, welche man aus ihm mit Folter
herauspressen wollte. Wurfbaum floh, streifte in den russischen Wäldern
umher - dem Verhungern und dem Irrsinn nahe. Er wurde aufgegriffen und
erneut gequält. Als er schließlich aus der Kriegsgefangenschaft
entlassen wurde, wollte man von ihm im Orden, der sich programmatisch
u.a. der Wohltätigkeit verpflichtet hatte, nichts mehr wissen: mit
solch einem 'Gespenst', welches dem Tod näher als dem Leben war, konnte
man nichts mehr anfangen. Sein Leben verdankte Herr Wurfbaum der
aufopfernden Pflege einer Krankenschwester, einer Witwe, die ihn mühsam
und mit viel Geduld wieder hochpeppelte. Später heiratete er diese
Frau, die selbst auf wunderbare Weise von einer unheilbaren Krankheit
gerettet worden war, in der Wallfahrtskapelle Birkenstein in
Oberbayern. Herr Wurfbaum nahm später eine Stelle als
Versicherungsangestellter an.
Die nachkonziliaren Veränderungen brachten ihn auf die Seite der
Tradition. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises
der Una Voce und übernahm gleich das Amt des Kassierers. Später wurde
in seiner Wohnung, in die eine kleine Hauskapelle integriert war, die
Gründungsversammlung für den Trägerverein unseres Münchner Meßzentrums,
den Convent Pius VI., abgehalten. Auch in diesem Verein übernahm er das
Amt des Kassierers. Meine Frau und ich waren gerne bei dem Ehepaar
Wurfbaum zu Gast, gab es doch eine ganze Menge von ihm zu erfahren.
Meinen beiden älteren Kindern hat Herr Wurfbaum über Jahre
Religionsunterricht erteilt.
Der Tod seiner Frau im Jahr 1980 (man vgl. den Nachruf in EINSICHT X/2,
S.79) traf ihn schwer. Am liebsten wäre er seiner Frau gleich
nachgefolgt. Er mußte sein Leben umgestalten. Die ewigen Streitigkeiten
im Zusammenhang mit unserem Kirchenkampf lasteten schwer auf ihm, so
daß er sich erschöpft und müde aus dem aktiven Leben mehr und mehr
zurückzog. Auch den Verkehr mit seinen ehemaligen Freunden und
Bekannten schränkte er ein.
Möge der Herr über Leben und Tod all seine Verdienste wägen und ihn dafür belohnen. R.i.p.
Eberhard Heller |