Entstehung und Entwicklung der Priesterunion Trento
von
P. Daniel Pérez Gómez
übersetzt von Elfriede Meurer
Fast 35 Jahre nach dem unheilvollen 2. Vatikanischen Konzil, nach
Jahren des Abfalls der Mensch-heit, leben wir in der Zeit, in welcher
der eingedrungene Modernismus die Kirche in ihrem eigenen Schoß
verdorben hat, der Zeit, die für uns und für viele wahre Katholiken in
der Welt Jahre des Kampfes und der Verfolgung waren.
Als Antwort auf diese Situation entstand in Mexiko eine junge
Vereinigung zur Wiederherstellung des Katholizismus und zur
Verkündigung des unverfälschten Glaubens. Sie besteht aus 14 Priestern,
20 Seminaristen, 10 Pfarreien und mehr als 30 Missionen im ganzen Land:
die PRIESTER-UNION TRENTO.
Vorgeschichte
Gleich nach dem Abschluß des 2. Vatikanischen Konzils durchlebten die,
welche die Kirche wirklich kannten und liebten, eine Situation der
Verlassenheit, einer gewissen Verwirrung und Bestür-zung, aber bald
erhoben sich auf der ganzen Welt Reaktionen: Stimmen wie die Seiner
Eminenz des Kardinals Ottaviani, der die neue Messe verwarf, oder wie
die des Erzbischofs Lefebvre in Frankreich, der jedoch trotz seines
intensiven Wirkens zur Verteidigung des wahren Glaubens die Legitimität
der letzten Päpste nie in Frage gestellt hat; ebenso entstand in
Deutschland die Una-Voce-Gruppe; in Mexiko organisierte sich die
KATHOLISCHE UNION TRENTO, um nur ein paar zu erwähnen, denn es wäre
praktisch unmöglich, die lange Liste der Gruppen, Priester und eifrigen
Laien aufzuzählen, die ihre Stimmen der Verurteilung in der ganzen Welt
erhoben.
In den siebziger Jahren schlossen sich einige Priester und eifrige
Laien zusammen, um den katholischen Glauben in Mexiko zu verteidigen -
sie vertraten die These der Sedisvakanz - und gründeten die KATHOLISCHE
UNION TRENTO. Dabei finden wir den hochgelehrten Doktor und Priester
Don Joaquin Sáenz y Arriaga S.J. und den sehr eifrigen Pater - später
Bischof - Mgr. Moisés Carmona, beide entwickelten eine intensive Arbeit
der Rückgewinnung, ersterer mit seinen zahlreichen Büchern, worunter
besonders DIE NEUE MONTINI-KIRCHE und SEDISVAKANZ hervorragten, der
zweite mit zahlreichen Kampfbriefen zur Verteidigung des Glaubens, die
er an modernistische Bischöfe und Priester schickte und außerdem mit
einer unermüdlichen Arbeit zur Wiedergewinnung von Orten. So entriß er
der Konzilskirche mehrere Kirchen und Gemeinden.
P. Sáenz starb am 28. April 1976. In seinem geistlichen Testament
konnte man lesen: "Mein Leben und alles noch so Wertwolle, was es für
mich bereithalten mochte, habe ich für Christus, für die Kirche und das
Papsttum geopfert ...", und dann fügte er hinzu: "Möge der letzte
Seufzer meiner Seele derjenige unserer mexikanischen Martyrer sein: Es
lebe Christus der König, es lebe die Jungfrau von Guadalupe!"
Über jene nichtige Exkommunikation, die Kardinal Miranda gegen P. Sáenz
verhängt hatte, schrieb der damalige P. Carmona ihm in einem Brief
folgende Worte: Man hat Sie wegen Ihrer Treue zu Christus, seinen
Lehren und seiner Kirche exkommuniziert. Glückselige Exkommunikation!
Wenn es aus diesem Grunde ist, mögen mich alle Exkommunikationen
treffen.
P. Carmona führte so an der Spitze der Katholischen Union Trento den
Kampf für die Kirche weiter. Im Jahre 1981 wurde er von der
Una-Voce-Gruppe zu einem Sondierungsgespräch über seine mögliche
Bischofsweihe nach Deutschland eingeladen.
Bischofsweihe von Mgr. Moisés Carmona
Am 17. Oktober des gleichen Jahres wurde er in der Stadt Toulon /
Frankreich vom Hochwürdigsten Herrn Erzbischof von Hue, Petrus Martinus
Ngô-dinh-Thuc zum Bischof geweiht.
Als Bischof war Mgr. Carmonas erste Sorge die Schaffung eines
Priesterseminars. Ein erster Versuch wurde in der Stadt Rochester in
den USA gemacht. Einige Seminaristen wurden dorthin geschickt, die von
Mgr. Vezelis geleitet wurden. Aber die Schwierigkeiten, welche die
Verschiedenheit der Sprachen mit sich brachte, und ein paar andere
Dinge waren die Ursache für das Scheitern dieses ersten Versuchs.
Damals fehlten Priester, das Arbeitsfeld Mgr. Carmonas war sehr weit.
Bei seinem ersten Besuch in Hermosillo, einer Stadt im Nordwesten
Mexikos, am 7. Februar 1983 weckten priesterlicher Eifer und Hingabe,
die Mgr. Carmona ausstrahlte, in hohem Maße die Frömmigkeit in jener
Gemeinde und die Berufung bei einigen jungen Männern.
Gründung des Seminars der Heiligsten Herzen Jesu und Mariä
1985 hatten sich in Hermosillo, Sonora, fünf begeisterte junge Männer
zusammengeschlossen, die ihre Berufung zu verwirklichen beabsichtigten.
Obwohl es keinen Ort gab, wohin man sie schicken konnte, und sie in
einem bescheidenen Haus lebten, widmeten sie sich eifrig den religiösen
Studien und dem gemeinsamen Gebet.
Auf Anregung einiger großherziger Laien aus Hermosillo legte man Mgr.
Carmona die Gründung eines Seminars nahe, worin er gerne einwilligte.
Damals war Herr Juan de Dios Machain zu uns gestoßen,
Ex-Benediktinermönch der Abtei von Brügge/Belgien, ein ehemaliger
Seminarist und Schüler des Hochwürdigsten Herrn Erzbischofs Don Juan
Navarrete von Hermosillo. Dank der Erfahrung des Herrn Juan de Dios
Machain wurden die Lehrpläne ausgearbeitet und die zu übernehmende
Disziplin festgesetzt, und so wurde am 6. September 1986 das Seminar
eröffnet.
Im Februar 1987 weilte Mgr. Carmona im Seminar der heiligsten Herzen
Jesu und Mariä und weihte es ein. Er spendete dort auch P. Juan de Dios
Machain die Priesterweihe. Zu dieser Zeit waren schon sechs
Seminaristen da, die aus den Staaten Chihuahua und Sonora kamen. Diese
ersten Studenten, die in ihrer Mehrheit später Priester wurden, waren:
Eduardo Mariscal, Enrico López Vázquez, José Isabel Robles, Martín
Dávila Gándara, David Contreras und Daniel Pérez Gómez. Die beiden
ersten setzten ihre Studien nicht fort, aber die anderen vier wurden
zur Basis des Seminars, woraus später die Priesterunion Trento
entstehen sollte.
Die Entwicklung des Seminars ging mit vielen Schwierigkeiten einher.
Gleichzeitig machte Mgr. Carmona weiter mit seiner unermüdlichen
Arbeit, neue Gemeinden zu gewinnen. Eine davon war die Pfarrei St.
Jakobus Apostel in der Ortschaft Dos Caminos, Guerrero, mit etwa 1000
Pfarrkindern.
Wachstum
Im Juni 1987 weihte Mgr. Carmona Gerardo Solís und Alfredo Adame, die
er selbst ausgebildet hatte, zu Priestern. Im Juni desselben Jahres
wurde P. José Isabel Robles geweiht, der bis zu dessen Tod an der Seite
Mgr. Carmonas bleiben sollte. Zu derselben Zeit schlossen sich andere
Priester an, die unserer Gemeinschaft aber großen Schaden zufügten und
sich später wieder trennten. Ein Beispiel dafür ist der Priester Manuel
Ojeda, der Mgr. Carmona verriet und fast alle Gemeinden und
Eingeborenendörfer der Sierra de Guerrero für sich behielt.
Aber sein unermüdlicher Kampfgeist ließ Mgr. Carmona neue Gemeinden
finden, die sich seinem apostolischen Eifer anschlossen. Diese
Gemeinden lagen in den Staaten Chihuahua, Coahuíla, Durango, Veracruz,
Morelos und im Staate Mexíko.
Im Juni 1989 wurden die Patres Martín Dávila und David Contreras
geweiht. Im April 1991 war die Reihe an Daniel Pérez Gómez;
gleichzeitig wurde die Priesterweihe auch zwei Kandidaten der C.M.R.I.
(Kongregation der unbefleckten Königin Maria) gespendet, die ihren Sitz
in den USA hat und deren Oberer damals P. Tarcisio war. Dieser empfing
am 24. September desselben Jahres in der Stadt Spokane, Washington, die
Bischofsweihe, und heute kennen wir ihn als Mgr. Pivarunas. Man muß
noch hervorheben, daß starke Bande der Einheit mit dieser religiösen
Kongregation geknüpft wurden, die Priester in verschiedenen Teilen der
USA und Kanadas hat.
Bischofsweihe von Mgr. Pivarunas
Die Weihe von Mgr. Pivarunas war eine überaus providentielle Fügung der
göttlichen Weisheit, denn wenige Wochen später mußte der unermüdliche
Bischof Mgr. Moisés Carmona seine Seele dem Herrn zurückgeben. Er starb
bei einem Autounfall, nachdem er von einer der Missionen zurückgekehrt
war, die er bei seiner umfangreichen Arbeit durchführte.
Gründung der Priesterunion Trento
Unmittelbar nach diesem beklagenswerten Ereignis wurde P. José Isabel
Robles zum vorläufigen Oberen ernannt; jedoch zeigte der Tod Mgr.
Carmonas noch deutlicher die Notwendigkeit, sich zusammenzuschließen
und eine Gesellschaft zu gründen, um die Einheit unter uns zu bewahren
und so das als Erbe Mgr. Carmonas übernommene Werk aufrecht zu erhalten.
Im Jahre 1993 wurde die Priesterunion Trento gegründet, nicht in
kanonischer Form, dies ist zur Zeit nicht möglich, denn es herrscht ein
wahres Chaos in der Kirche, bei dem weder von legitimer Autorität noch
von Jurisdiktion die Rede sein kann. Wir konstituierten uns, wie Gott
es uns zu verstehen gab, mit einem Oberen wie in jeder Gesellschaft,
obwohl dieser keine Approbation oder kanonischen Titel besitzt als nur
das Priestertum und die freie Wahl durch alle Priester der Union.
Von da an standen wir vor einer großen Herausfordeurng. Das Werk, das
Gott uns auftrug, schien zu groß für uns zu sein. Wir waren nur sieben
ganz junge Priester. Mgr. Carmona hinterließ eine große Leere und eine
große Verantwortung für uns.
Viele dachten - Modernisten und in die Kirche eingeschleuste
Pseudotraditionalisten -, die Priesterunion Trento werde ein Fiasko. Es
gab nur etwas, das uns half, und das war das Vertrauen und die
Gewißheit, daß Gott uns hierfür bestimmt habe und daß Er mit uns sein
und uns alle Gnaden und die notwendige Hilfe schenken werde, um sein
Werk hier in Mexíko weiterzuführen.
Das Beispiel Mgr. Carmonas feuerte uns an, und wir waren stolz, seine
Schule durchlaufen zu haben. Das machte, daß wir alle Kritiken und
Ränke unserer Feinde unbeachtet ließen, durch die wir praktisch alle
unsere Wohltäter und die Unterstützung verloren, die Mgr. Carmona hatte.
Konsolidierung und Zielsetzung der Prieserunion Trento
Aber wir machten weiter. Wie sollten wir so viele Seelen im Stich
lassen, die Gott uns anvertraut hatte? Wir begannen uns in regelmäßigen
Zeitabständen zu treffen. Wir setzten die hauptsächlichsten Ziele fest,
auf die wir alle unsere Arbeiten ausrichten mußten. Es muß gesagt
werden, daß wir immer auf die Unterstützung von Mgr. Mark Anthony
Pivarunas zählen konnten, vor allem half er uns bei den Sakramenten aus.
So sollten denn unsere Ziel in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit sein:
1. Konsolidierung unseres Seminars und Gründung eines Kleinen Seminars.
2. Gründung von Klöstern
3. Gründung von Schulen und parallel zu all dem Gewinnung neuer Gemeinden und Bau von Kirchen.
Heutiger Stand der Priesterunion Trento
Wir stellten unseren Arbeitsplan auf und verteilten ihn in den
verschiedenen Gebieten. Dabei versuchten wir, die Anstrengungen unserer
Priester zur Erreichung unserer Ziele zu einen.
Im Jahre 1992 wurde die Gemeinde von Ciudad Juárez, Chihuahua,
gegründet und mit dem Bau ihrer Kirche begonnen, die am 12. Dezember
1993 fertiggestellt und dem Patrozinium Unserer lieben Frau von
Guadalupe geweiht wurde.
In Lerdo, Durango, wurde mit dem Bau der Kirche Unserer lieben Frau vom Berge Carmel begonnen.
In Hermosillo wurde eine schöne große Kirche dem Unbefleckten Herzen Mariä geweiht.
In der Kirche des hl. Apostels Jakobus wurde ein kostbarer Marmoraltar eingebaut und der Vorhof neu gestaltet.
1994 wurden sechs Dörfer im Valle de Uxpanapa, Ver., gewonnen; dann
schloß sich die Gemeinde Unserer lieben Frau vom Berge Carmel in Dos
Ríos, Ver., an.
Es wurden Bauten in Chihuahua begonnen, die gute Fortschritte machten.
Die Pfarrkirche von Huitziltepec, Gro., mit schöner Fassade wurde
fertiggestellt.
Vor kurzem haben sich die traditionalistischen Gemeinden von
Guadalajara, Colima, Mexícali, Tijuana, La Paz und Atlatlahucan,
Morelos, angeschlossen, und weitere zwei Gemeinden im Staat Guerrero,
San Agustín und Ahuepan, mit schönen Kirchen. Am vergangenen 3. Mai
wurde die Kapelle Heilig Kreuz in Ensenada eingeweiht. Die Fassade der
Kirche von der Göttlichen Vorsehung in Aca-pulco, der Wiege des
Traditionalismus in Mexíko und ehemals Sitz Mgr. Carmonas, mit ihren
Tür-men und herrlicher architektonischer Bearbeitung wird zur Zeit von
P. José Francisco Jiménez de Santiago renoviert.
Insgesamt sind es 10 Pfarrkirchen und mehr als 30 Missionen.
Im Oktober 1995 wurde mit dem Bau des Seminars begonnen. Der erste
Abschnitt war am 18. Oktober 1996 fertiggestellt und wurde vom
hochwürdigsten Herrn Bischof Mark Anthony Pivarunas eingeweiht. Zur
Zeit ist der zweite Bauabschnitt bereits fertig mit Platz für 20
Seminaristen.
Man denkt an einen Bischof für die Patres der Union Trento
Dieser ganze Erfolg der Priesterunion Trento wurde von den Bischöfen,
die uns mit den Sakramenten ausgeholfen haben, anerkannt, vor allem von
Mgr. Pivarunas aus den USA, der uns zwei oder drei Mal im Jahr besucht.
Da er immer neue Gemeinden und überreiche Arbeit vorfand, betrachtete
er es als große Notwendigkeit, für die Priesterunion Trento, zum Wohl
der Kirche von Mexíko einen Bischof zu haben, der den geistlichen
Bedarf so vieler Seelen befriedigen könnte.
Aus diesem Grund hielt Mgr. Pivarunas die Stunde für gekommen, daß die
Patres von Trento ihren eignen Bischof haben sollten, und er selbst
schlug uns die Zeit vor, zu der dieser geweiht werden könne.
Wahl des Hochwürdigen Herrn P. Martín Dávila Gándara zum Bischof
Wir machten uns also an die Aufgabe, unsere möglichen Kandidaten zu
sichten, die der Berufung zu so großer Würde und Verantwortung
entsprechen könnten. So waren denn am 14. Oktober 1998 alle Patres der
Priesterunion Trento versammelt. Nachdem wir den Heiligen Geist um
Erleuchtung angerufen hatten, schritten wir zur Wahl des Bischofs. Mit
Zweidrittelmehrheit wurde der hochw. P. Martín Dávila Gándara gewählt.
Bei diesem Ereignis empfanden wir große Zufriedenheit wegen der
Bedeutung, welche die Bischofsweihe hat; denn wir werden den
Fortbestand der Kirche in Mexíko und die apostolische Sukzession
sichern. Wir sind sicher, daß Gott auch weiterhin mit uns sein wird,
damit wir zu dem hohen Auftrag, die Kirche wieder aufzubauen, etwas
beitragen können.
(aus: TRENTO - Edicion especial, Mai 1999, Nr. 7, S. 3 ff.)
|