Über die Geheimnisse des Lebens Jesu Christi
von
H.H. Pfarrer Paul Schoonbroodt
Steffeshausen/ Belgien
Das Leben des Gottmenschen Jesus Christus auf Erden ist so reich an
inneren und äußeren Begebenheiten, daß nach den Worten des heiligen
Johannes die ganze Welt die Bücher nicht fassen könnte, die man
schreiben müßte. (Joh. 21, 25). Was Jesus getan hat, nennen wir
Geheimnisse, m.a.W. tiefschichtige Eigenheiten in der
gottmenschlichen Person, die wir im Glaubensverständnis immer besser
erfassen sollen. Demnach reicht es nicht aus, die wichtigsten
Begebenheiten im Leben des Heilandes zu kennen etwa wie die
Lebensbeschreibung von Heiligen. Da Christus Gott ist, erhalten die
Ereignisse in seinem irdischen Leben eine einmalige Bedeutung. Sein
Leiden, sein Kreuz und seine Auferstehung stehen im Vordergrund und
sind uns auch geläufig. Aber sein verborgenes Leben in Nazareth und
sein öffentliches Wirken enthalten ebenfalls eine Bedeutung für unsere
Christusnachfolge und sind Quellen besonderer Gnaden, wenn wir sie
verehren.
Teilhabe an den Geheimnissen Christi durch das Rosenkranzgebet
Das geläufigste Mittel, an den verschiedenen Geheimnissen teilzuhaben,
ist das Rosenkranzgebet. Durch die Betrachtung der fünfzehn Geheimnisse
pflegen wir in Glaube, Hoffnung und Liebe Gemeinschaft mit Jesus und
seiner heiligen Mutter. Daraus ergießen sich eine Fülle von süßen
Früchten für die Seele. Es ermöglicht den Gläubigen einen Ruhepunkt zu
finden inmitten mancher Beschäftigungen und Sorgen. Es bewahrt uns
davor, den Versuchungen des Teufels sowie den Einflüssen der Welt zu
erliegen.
Da der Notstand der treugebliebenen Katholiken jetzt schon seit
Jahrzehnten andauert, ist das Rosenkranzgebet wohl das beste Mittel,
das Glaubensleben zu pflegen. So hat die heilige Kirche schon immer den
Rosenkranz als wirksame Waffe gegen alles Unheil empfohlen. Ja,
Maria, die sich in Fatima Rosenkranzkönigin nannte, verlangte das
tägliche Rosenkranzgebet zur Überwindung der Irrtümer des gottlosen
Kommunismus. Heute gibt es noch Menschen in Rußland, die dadurch die
schlimme Zeit des kommunistischen Regimes überstanden haben. Der
Atheismus hat ihnen nichts anhaben können. Die Früchte dieses
volkstümlichen Gebetes sind von unschätzbarem Wert. Wer sich
bemüht, die freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen
Geheimnisse zu betrachten anstatt diese Gebete gedankenlos herzusagen,
der wird bald durch die Fürsprache Mariä vorzügliche Gnaden erlangen.
Als Gottesgebärerin hat sie an den Geheimnissen ihres göttlichen Sohnes
einen so großen Anteil gehabt wie sonst keiner. Daher kommt es, daß sie
in unserem Innern die Züge ihres Sohnes nachzeichnet und bildet. Durch
sie werden wir ihrem Sohne immer ähnlicher. Jesus ist unser wahres
Vorbild.
Machen wir uns mit den Geheimnissen seiner Menschheit vertraut, bis daß
wir von seinem Geiste erfüllt werden. (Pater F. W. Faber in
Fortschritte der Seele).
Wer hätte von sich aus entdeckt, daß dieses volkstümliche Gebet sogar
die Geschicke von Völkern und Staaten zum Guten wenden kann? Das lehrt
aber Leo XIII. in einer Rosenkranzenzyklika; darauf weist auch Maria in
Fatima hin, wenn sie sagt: betet täglich den Rosenkranz; wenn ihr ihn
nicht betet, wird Rußland seine Irrtümer über die ganze Welt verbreiten.
Die Geheimnisse Christi werden durch die heilige Messe nahegebracht
Bevor die Geheimnisse des Lebens Christi durch das Rosenkranzgebet in
die katholische Frömmigkeit Eingang fanden, was ein besonderes
Verdienst des heiligen Dominikus ist, wurden sie schon längst von der
heiligen Kirche in ihrer Liturgie gefeiert. Das katholische Volk
erlebte die Feier der heiligen Geheimnisse mit der Ehrfurcht, welche
durch die liturgischen Riten gefördert wird.
Jesus selbst hinterließ seinen Aposteln das Vermächtnis seines heiligen
Fleisches und Blutes im heiligsten Altarssakrament. Am Abend vor seinem
Leiden setzte er das heilige Meßopfer ein und erteilte seinen Aposteln
die Vollmacht, es bis zu seiner Wiederkunft immer wieder zu erneuern,
zur Vergebung der Sünden. Darum ist gemäß der katholischen
Eucharistielehre das heilige Meßopfer in erster Linie ein Sühnopfer.
Fortan besitzen die Apostel die Gewalt, das Brot in den Leib Jesu und
den Wein im Kelche in sein kostbares Blut zu verwandeln und somit dem
Vater Christus, das wahre Lamm Gottes aufzuopfern. Es ist das
immerwährende Opfer des neuen und ewigen Bundes. So wie die Apostel und
ihre Nachfolger, Bischöfe und Priester Vollmacht haben über den Leib
Christi beim Vollzug des heiligen Opfers am Altare, so haben sie nun
auch Vollmacht über den mystischen Leib der Kirche, die Gemeinschaft
der Gläubigen, die mit dem Herrn Jesus innig verbunden sind.
Die dreifache Gewalt des katholischen Priestertums
Die Vollmacht über den mystischen Leib Christi kommt in der Gewalt zu
lehren, zu heiligen und zu führen zum Ausdruck. Die Rechtgläubigkeit
ist die notwendige Voraussetzung. Stärke deine Brüder im Glauben!
Mit der Liturgiereform seit dem sog. 2. vatikanischen Konzil
wurde nicht nur die Erhabenheit der Formen preisgegeben, sondern das
heilige Meßopfer wurde offiziell abgeschafft. Die tiefgreifenden
Veränderungen haben praktisch den Verlust der dreifachen Gewalt nach
sich gezogen. Was haben die Neuerer aus der Gewalt zu lehren gemacht?
Sie haben sie für das Ausstreuen von Irrtümern und Irrlehren
mißbraucht. Was haben sie aus der Gewalt zu heiligen gemacht? Sie wurde
durch die Reform der sakramentalen Riten lahmgelegt, weil sie
zweifelhaft oder ungültig sind. Und was haben sie aus der Gewalt zu
führen gemacht? Diese haben sie ebenfalls verloren, weil sie
nicht mehr rechtgläubig sind. Gemäß der göttlichen Offenbarung (z.B. 1.
Joh. 2, 10-11) und dem kirchlichen Recht (§ 188 & 4) gehen
Irrlehrer und Schismatiker ihres Amtes verlustig.
Am falschen Ökumenismus, der von Rom aus die Verbrüderung mit
Nichtkatholiken und Nichtchristen verkündet und praktiziert, können wir
um so deutlicher das Abweichen vom katholischen Glauben seitens der
Verantwortlichen feststellen. Nun gibt es noch manche in den Reihen der
katholischen Tradition, welche die neuen Hirten als rechtmäßig
anerkennen. Sie wissen scheinbar nicht, aus welchem Grunde auch immer,
daß sie dann auch diesen Hirten gehorchen müßten. Katholisch sein
heißt, dem regierenden Papst gehorchen. Da solch ein Gehorsam uns in
den Jahren seit dem 2. vatikanischen Konzil vom katholischen Glauben
abgebracht hätte, hielten wir der katholischen Wahrheit die
Treue, um uns gegen falsche Hirten zu verteidigen. Seit den Anfängen
der Kirche wurde gelehrt, daß die Predigt eines neuen Evangeliums zum
Ausschluß führt. Im 1. Kapitel des Briefes an die Galater ereiferte der
heilige Paulus sich bereits gegen gewisse Galater, weil sie nach
ihrer Evangelisierung Predigern Glauben schenkten, die ein anderes
Evangelium verkündeten. Es folgt der berühmte Satz: "Selbst wenn wir
oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigten, als
wir euch gepredigt haben: der sei verflucht."
Die Geheimnisse Christi und wir
Die Geheimnisse Christi sind sowohl die seinen wie auch die unseren
(Abt Columba Marmion). Es ist äußerst wichtig für unser Gebetsleben,
daß wir uns dieser Tatsache bewußt sind. Christus will in uns leben,
aber dafür müssen wir ihm in der Reinheit der Gesinnung unser Herz
öffnen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle
haben. (Joh. 10,10)
Warum sind die Geheimnisse Christi auch die unseren? Zunächst, weil
Christus für uns Mensch geworden ist, weil er für uns das verborgene
Leben und das öffentliche Leben geführt hat, weil er für uns gelitten
hat und den Kreuzestod gestorben ist. Dieser Absicht ging jedoch die
Ehre des himmlischen Vaters vorauf. Er ist ja in diese Welt gekommen,
den Willen des himmlischen Vaters zu erfüllen.- Ich habe dich auf Erden
verherrlicht.
Aber er ist auch für uns und um unseres Heiles willen vom Himmel
herabgestiegen. So haben die Geheimnisse Jesu eine Bedeutung für uns im
Hinblick auf unsere Teilnahme an seiner ewigen Herrlichkeit. Führe uns
durch sein Leiden und sein Kreuz zur glorreichen Auferstehung (Engel
des Herrn).
Ein weiterer Grund, weshalb die Geheimnisse Christi auch die unseren
sind: in allen erweist er sich als unser Vorbild. Er ist nicht
nur Mensch geworden, um uns die Möglichkeit der Erlösung anzubieten,
sondern auch damit unsere Herzen nach seinem Herzen gebildet werden.
Jesus, sanft und demütig von Herzen! Bilde unser Herz nach deinem
Herzen, so lautet eine Bitte am Herz-Jesu-Fest.
Im fleischgewordenen Wort ist Gott sichtbar geworden; er ist
zugänglich; durch sein Leben und seine Lehre zeigte er uns den Weg zur
Heiligkeit. Es gibt kein anderes Vorbild. In jedem Geheimnis zeigt er
uns mindestens eine Tugend: im Krippengeheimnis die Demut und die
Armut; im verborgenen Leben Fleiß und Zurückgezogenheit; religiöser
Eifer im öffentlichen Leben; Erniedrigung bei seiner Hingabe am Kreuze.
Beim letzten Abendmahle erläuterte Jesus die von ihm vorgenommene
Fußwaschung: Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr tuet
wie ich euch getan habe. Oder auch: Ich bin der Weg. Es wäre nicht
richtig zu meinen, diese Belehrungen wären zur Wahl für einen Lebensweg
angeboten. Nein, sie sind notwendig, weil der Vater im Himmel nur dann
Wohlgefallen an uns hat, wenn wir seinen Sohn nachahmen und ihm ähnlich
sind. Von Ewigkeit her hat er uns zu dieser Ähnlichkeit mit ihm
vorherbestimmt (Röm. 8,9). So wird unsere Heiligkeit am Grad der
Ähnlichkeit mit Christus gemessen.
Ein dritter Grund, weshalb die Geheimnisse Christi auch die unseren
sind, liegt darin, daß Christus in Einheit mit uns steht. Das gehört
bereits im Ansatz zu den mystischen Gnaden. Diese Wahrheit wird häufig
vom heiligen Paulus erwähnt, wenn er z.B. schreibt: in ihm hat er uns
auserwählt (Eph. 1,4). Ein Vergleich mit dem Leib, dessen Haupt
Christus ist und die Gläubigen die Glieder, veranschaulicht diese
Einheit. Christus ist für alle seine Glieder die Quelle des Lebens. So
ist Christus mit der Kirche in tiefer Einheit verbunden. Die hl.
Johanna von Arc antwortete beim Gerichtsverhör auf die Frage über die
Kirche, sinngemäß: ich habe die Überzeugung, daß Christus und die
Kirche ein und dasselbe sind.
In Christus hat Gott uns das Leben wiedergegeben. In ihm sind wir
begraben worden d.h. in ihm wurden unsere Sünden begraben, mit ihm sind
wir auferstanden und aufgefahren. Jesus ist das Haupt der Kirche und
wir sind Glieder seiner Kirche. Als Haupt der Kirche hat er das Leiden
und den Kreuzestod auf sich genommen. Er hat wahrhaft unsere Leiden
getragen (Is. 53,4). Diese Wahrheit kommt zum Ausdruck in der Allegorie
vom Weinstock: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Fürwahr, sein
Leben pulsiert in der Seele des Gläubigen. Was immer ihr dem geringsten
meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Matth. 25,40).
Der heilige Johannes schreibt: Aus seiner Fülle haben wir alle
empfangen. Sein Reichtum ist der unsere, seine Heiligkeit die unsere.
Die Sakramente, Mittel der Teilnahme an den Geheimnissen Christi
Wie wird die Teilnahme an den heiligen Geheimnissen in uns wirksam?
Durch den Empfang der heiligen Sakramente. Sie sind die Gnadenmittel,
die der heiligen Kirche als Vermächtnis für das Heil der Seelen von
Christus anvertraut wurden. Jesus bestimmte als heilige Zeichen wie
Wasser, Brot Wein, Öl. Einfache Dinge aus der stofflichen Schöpfung
werden nun zu Mitteln übernatürlicher Vorgänge erhöht. Durch die Worte
der sakramentalen Form bewirken sie die unsichtbare Gnade, die sie
bedeuten. Diese wunderbare Wirkung wird durch den Heiligen Geist immer
wieder in den Seelen hervorgebracht, wenn sie in der rechten Verfassung
sind: Glaube, Demut, Reue und Liebe. Abgesehen von der Taufe und der
Beichte, ist der Gnadenstand für die übrigen fünf Sakramente
erforderlich. Der Heilige Geist heiligt die Seelen durch die Sakramente
und wendet ihnen die unerschöpflichen Verdienste des Leidens und
Kreuzes Jesu und Seines kostbaren Blutes zu. Das Ergebnis ist die
Heiligung. Darum verwendete der heilige Paulus in seinem Schreiben an
die Gemeinden der jungen Christen die Anrede: an die Heiligen in
Ephesus, an die Gläubigen in Christus Jesus usw.
Unser Leben in Christus durch die Sakramente
In seiner Weisheit hat Jesus die sieben Sakramente für die
verschiedenen Lebenslagen eingesetzt: dem natürlichen Leben nach der
Geburt entspricht das übernatürliche Leben durch die Taufe. In der
Firmung wird der Christ für den christlichen Kampf gestärkt, die
christlichen Tugenden zu üben anstatt sich Sünden und Lastern
hinzugeben; Zeugnis abzulegen vom Glauben an Christus und seine
heilige Kirche. Dieses Sakrament vermag uns Stärke und Standhaftigkeit
als Katholiken zu verleihen; die Firmung ist gerade in unseren Tagen
besonders notwendig.
Das heiligste Altarssakrament ist die Speise für unsere Seele, damit
das Leben der heiligmachenden Gnade vermehrt werde und daß Christus in
uns bleibe.
In der Sterbestunde wird es uns als heilige Wegzehrung gereicht, damit wir mit Christus zum ewigen Leben hinübergehen mögen.
Das Bußsakrament hat Jesus seinen Aposteln und somit seiner heiligen
Kirche als österliches Geschenk anvertraut. Der Getaufte, der wieder in
Todsünden zurückgefallen ist, kann durch die Absolution des Priesters
erneut in den Gnadenstand versetzt werden. Falls Fehler und läßliche
Sünden dem Bußgericht vorgelegt werden, wird der noch vorhandene
Gnadenstand belebt und erhöht. Die Beichte und die heilige Kommunion
sind die Sakramente für das tägliche Leben des katholischen Christen
und sollen wiederholt werden, wie ja auch das leibliche Leben des
Unterhaltes und der tä-lichen Nahrung bedarf. Hingegen können die
Taufe, die Firmung und die Priesterweihe nicht wiederholt werden. Sie
prägen der Seele ein unauslöschliches Merkmal ein.
Es folgen die "sozialen" Sakramente, die Priesterweihe und die Ehe. Das
Ehesakrament vermittelt den Brautleuten die Gnaden für ein
unauflösliches Bündnis zur Gründung einer Familie, "die Kinder
anzunehmen, die Gott ihnen schenken wird und sie für Gott zu erziehen".
In der Gründung und in der Wiederbelebung der katholischen Familien
liegt die Zukunft von Kirche und Gesellschaft.
Was die Familie für die Weitergabe des Lebens bedeutet, das bedeutet
das katholische Priestertum für die Weitergabe des übernatürlichen
Lebens. Die Priesterweihe vermittelt dem Weihekandidaten ein neues Sein
in Christus, das ihn befähigt, als "alter Christus" (= ein zweiter
Christus), das heilige Meßopfer dem Vater im Himmel darzubringen, die
Sakramente zu spenden, zu segnen, zu weihen, zu führen und dem Dienst
des Wortes in der Verkündigung nachzukommen.
Die letzte Ölung, das Sakrament der Kranken, die in Todesgefahr sind,
welches "durch die huldreiche Barmherzigkeit" und die Salbung der fünf
Sinne, die Seele heilt und sie von den Überbleibseln der begangenen
Sünden befreit.
Wie wunderbar ist das Wirken des Heiligen Geistes in den Seelen! Wenn
wir auch mit irdischen Augen in die Seelen keinen Einblick haben, so
erkennen wir trotzdem einiges durch die Lehre des Glaubens und durch
ihre Lebensweise. Die Sakramente wirken ex opere operato (= aus
eigener Wirkung), wie es in der Fachsprache heißt. Wer kein
Hindernis in den Weg legt, wird mit reichen Gnaden beschenkt. Er lebt
als Christ. Er hat Teil an den Geheimnissen des Gottmenschen Jesus
Christus. Dabei ist der Heilige Geist als Heiligmacher die
Hauptursache.
Was wir hier in großen Zügen beschrieben haben, ist nichts anderes als
die Wiedergabe der reichen Lehre, besonders der des heiligen Apostels
Paulus, der Lehre und Sakramentenpraxis der heiligen katholischen
Kirche. Die Gnadenschätze der Erlösung sind unerschöpflich und sind
auch heute noch zugänglich, aber nicht mehr in den Gotteshäusern der
Amtskirche, wo die Konzilsreformen Eingang fanden. Der Teufel hat es
für eine Zeit fertiggebracht, daß die Gnadenquellen der heiligen Messe
und der überlieferten Sakramente für die breite Masse der Katholiken
einstweilen nicht mehr zur Verfügung stehen. Wir hegen das
übernatürliche Vertrauen, daß dieser Zustand vorläufig ist. Wenn der
Gesetzlose erscheint, wird der Herr ihn mit dem Hauche seines Mundes
wegraffen und durch den Lichtglanz seiner Wiederkunft vernichten. (2.
Thess. 2,8).
Die charismatischen Gruppen sind abzulehnen
Seit dem sog. 2. vatikanischen Konzil entstanden vielerorts
Gebetsgruppen, Gruppen der charismatischen Erneuerung. Sie wurden
aus Amerika importiert. In ihren Versammlungen stehen subjektive
Elemente wie Freundschaft, Glossolalie (= Reden in Sprachen, meist
unverständlich!), eingebildete Erleuchtung im Gegensatz zum normalen
katholischen Beten. Der religiöse Eifer dieser Gruppen, worin Kardinal
Suenens eine Chance für die Zukunft der Kirche sah, stammt aus dem
Protestantimus und führt ahnungslose Katholiken dahin, weil sie in dem
liebevollen Zusammensein religiös etwas erleben. Sie verlassen damit
den nüchternen Boden des wahren Katholischseins, das in der
verstandesmäßigen Annahme der Glaubenswahrheiten durch die Verkündigung
der Kirche und das "mystische" Leben der Sakramente besteht. Die wahre
Frömmigkeit besteht jedoch im Gebetsleben nach den erprobten Bräuchen
der heiligen
Kirche.
Beschließen wir die vorgelegten Gedanken mit dem oben begonnenen Zitat
des englischen Konvertiten Frederick William Faber über die
Fortschritte im geistlichen Leben "Jesus ist unser wahres Vorbild...
Betrachten wir das Beispiel, das Gott uns gibt; machen wir uns mit den
Geheimnissen seiner heiligen Menschheit vertraut, bis daß wir von
seinem Geist beseelt sind. Eignen wir uns die Lehren an, die erkennbar
sind in den Geheimnissen seiner Kindheit, der achtzehn Jahre seines
verborgenen Lebens, der dreiundreißig Jahre seiner irdischen Sendung,
der Woche seines Leidens und der vierzig Tage, die er nach seiner
Auferstehung auf Erden verbrachte... Sind diese Geheimnisse nicht eben
so viele Beweise seiner Hingabe... seiner Liebe zu seinem himmlischen
Vater und zu den Seelen der Menschen, die zugrunde gehen?"
"Das Kreuz legt uns eine wichtige Nutzanwendung nahe, nämlich, daß wir
uns Gott von ganzem Herzen aufopfern, uns ihm mit Freude hingeben und
daß wir ihm großzügig Opfer bringen."
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