Herr Jesus, bei Deiner Geburt
von
Fr Courtney Edward Krier
aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Meurer
Siehe, eine Jungfrau wird empfangen
und einen Sohn gebären, und seinen Namen wird man Emanuel nennen
(Isaias 7, 14) ... und der Name der Jungfrau war Maria (Lukas 1, 27).
Wenn man heute das Wort "Jungfrau" hört, welche negativen Gedanken
werden in der heutigen "Popkultur" wachgerufen? Wenn die heutige
Gesellschaft für "sicheren Sex" wirbt, welche Botschaft gibt sie der
Jugend wirklich? Welche Schlußfolgerungen soll man ziehen, da Mittel
und Vorrichtungen gegen die Fruchtbarkeit wie die Pilze aus dem Boden
schießen und dennoch die Zahl alleinerziehender Eltern, auf gut Deutsch
Mütter im Teenageralter, im Steigen begriffen ist? Wie kann man damit
die über 8 Billionen Dollar vereinbaren, die jährlich in den
Vereinigten Staaten für das ausgegeben werden, was man euphemistisch
"Unterhaltung für Erwachsene" nennt? Ja, schlimmer noch: Wie soll man
die "legalen" Abtreibungen mit Unterstützung des Arztes rechtfertigen,
die jährlich allein in den Vereinigten Staaten an über einer Million
ungeborenen Kindern vorgenommen werden? Die damit verbundenen
spirituellen Probleme, die sich auf intakte Familien auswirken und
eheliche Verbindungen zerrütten, werden statistisch gesammelt, aber in
einer so kurzen Reflexion nicht erfaßt. In einer Welt, die "das Böse
gut und das Gute böse nennt" (Isaias 5,20), wird das Virus einer
solchen oben erwähnten Perversion bewahrt, während das Heilmittel
in den Ausguß gekippt wird.
Im Advent wird unser Geist wieder auf die Zeiten vor der Ankunft
Christi gelenkt. Die gefallene Menschheit ist unfähig, sich wieder zu
dem Leben zu erheben, für das sie geschaffen wurde, und erwartet einen
Erlöser, der sie von den Fesseln der Sünde befreit. Aber was soll aus
der Welt nach der Erlösung werden? Ist sie zu moralischem Verfall und
Verdammnis verurteilt? Ist es für die Menschheit möglich, aus dem
entsetzlichen Schmutz aufzustehen, in dem sie gefangen zu sein scheint?
Es mag sein, daß Gott, allwissend, wie er ist, unsere Selbstzerstörung
vorhersieht und in unser Herz jene Hoffnung hineingelegt hat, die wir
in den Adventsliedern hören: "Oh, komm, oh komm, Emanuel", und die das
Neue Testament so enden läßt: "Komm, Herr Jesus." (Offb. 22, 20).
Trotzdem wissen wir, die wir "im Lande des Todesschattens sitzen", daß
"ein Licht aufgegangen ist" (Isaias 9,. 2 bzw. Matth. 4, 16). Christus
ist das "Licht der Welt" (Joh. 8, 12). Wenn wir Seine Menschwerdung
betrachten, finden wir das Heilmittel gegen die spirituelle
Krankheit des Menschen. Eine der großartigsten Lektionen, die wir
lernen, ist die der Keuschheit. Christus wollte in einem keuschen
Mutterschoße empfangen werden, von einer Jungfrau geboren werden,
keusche Apostel erwählen oder von ihnen Keuschheit verlangen, die
Fleischeslust der Pharisäer verdammen und die keusche Ehe
wiederherstellen.
Es ist eine Fügung Gottes, daß im Advent das Fest der Unbefleckten
Empfängnis gefeiert wird; dies verbindet die Tatsache, daß Maria vor
dem Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist; und ihre sündenlose
Reinheit. Sie besaß die für die Keuschheit nötigen Tugenden: Demut,
Bescheidenheit, Nächstenliebe und vor allem Beharrlichkeit im Gebet.
Daher müssen wir dies bedenken, wenn wir an der Tugend der Keuschheit
teilhaben möchten, wohl wissend, daß nur die Reinen Gott schauen werden
(vgl. Matth. 5, 8).
Wir brauchen Bescheidenheit, um die Keuschheit an ihren eigentlichen
Platz zu stellen, denn wie der hl. Augustinus schreibt: "Je deutlicher
ich die Großartigkeit dieser Gabe sehe, um so mehr befürchte ich, daß
sie durch diebischen Stolz geraubt wird." (De sancta virginitate, Kap
33, 51). Ein Stolz, der uns über Gottes Gebote stellen wird, ein Stolz,
der uns von wahrer Liebe und dem Respekt vor der Würde des anderen
entschuldigen wird, ein Stolz, der uns dazu antreibt, uns der
Versuchung auszu-setzen, ein Stolz, der sich auf sich selbst verläßt,
der vergißt, daß: "niemand daher die Jungfräulichkeit schützt außer
Gott selbst, der sie geschenkt hat." (ebd.)
Bescheidenheit ist eine Tugend, die in einer Gesellschaft von
unverschämter Nachsicht gegen sich selbst wenig bekannt ist. Der Geist,
der die Gesellschaft durchdringt, ergreift die meisten in den Wirren
des empirischen Materialismus. Da sind der chaotische Lärm von
Rockmusik und ihr offenes Wecken des inneren brutalen Tieres, damit
dieses sich hemmungslosen erotischen Handlungen hingibt. Wenn man dem
entrinnt, gibt es auch die lähmenden sinnlichen Annehmlichkeiten, die
die wollüstige Leidenschaft dazu verleiten, unaufhörlich und ohne
Gewissensskrupel nachzugeben. Diese Gefühle entdeckt man in Bädern,
Schwimmbecken und Räumen mit Körpertemperatur, in Kleidung, die sich
anfühlt wie die Berührung durch jemand anderes, in süßlichen Parfüms,
die einen vergiftenden Drang hervorrufen, das Fleisch eines anderen
durch seinen Geruch selbst zu probieren. Wenn man sich umschaut, wird
den Augen ein wollüstiger Anblick von Genüssen geboten, der den
verfeinertesten Geschmack befriedigt, und der sehnsüchtigen Hand
bietet sich Erfüllung im Besitz des Objekts ihrer Begierde. In diesem
Dschungel viehischer und sinnlicher Freuden ist man verloren mit dem
Gedanken, daß hier der letzte Höhepunkt eines irdischen Paradieses
erreicht wurde, und dann taucht man ab in irrationale "Lebensstile",
unfähig zur Vernunft zu kommen und jene Wirklichkeit zu finden, welche
die Welt jetzt übersteigt.
Die Bescheidenheit, welche die Jungfrau Maria zeigt, ist ein Vorbild,
das uns an die Grenzen erinnern soll, innerhalb derer wir bleiben
müssen, wenn wir nicht von den "Pfeilen des Teufels am Mittag" (Ps. 90,
6) verwundet werden wollen. Wir müssen zu ihr um die Gnade der
Bescheidenheit beten und Bußwerke kennenlernen, um die eingebildete
Härte eines bescheidenen Lebens auszuhalten.
Maria gab sich ganz Gott hin. Wenn wir über das große Wunder
nachdenken, das ihr als Jungfrau und Mutter zuteil wurde, wenden wir
uns auch ihrer Nächstenliebe zu, als sie zu ihrer Base Elisabeth ging.
Diese Selbstlosigkeit war ihr eigen; sie führte sie auf den Weg nach
Bethlehem, in die Wildnis der Wüste auf der Reise nach Ägypten, ließ
sie verborgen in den Grenzen von Nazareth leben und am Fuße des Kreuzes
ihren Sohn für unsere Erlösung opfern. Sie war bereit, die
Wertschätzung der Menschen zu opfern, indem sie nach außen hin wie eine
Mutter wie jede andere Frau aussah; sie war bereit, ihren Sohn den
grausamsten Leiden für uns zu opfern; sie war bereit, ihren Ruf durch
ihre Anwesenheit bei der Hinrichtung ihres Sohnes zu opfern; sie war
bereit, die Mutter derer zu sein, die für den Tod ihres Sohnes
verantwortlich waren. Warum? Weil sie uns Sünder, die wir sind, liebte,
weil ihr göttlicher Sohn uns liebte. Im Kontrast zu dieser
Nächstenliebe, dieser völligen Selbsthingabe gibt sich der Unkeusche
der Befriedigung eigener Wünsche hin, ohne Rücksicht auf andere. Die
Unkeuschen finden nur sich selbst in ihren Handlungen und weisen jeden
Gedanken an Liebe zu Gott oder zum Nächsten von sich.
Bei der Darstellung der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria bilden
Giotto, Simone Martini und Fra Angelico, um ein paar große Künstler zu
nennen, die gesegnete Jungfrau beim Gebet ab. Unsere heilige Mutter,
die Kirche, hat immer darauf bestanden, daß das Gebet notwendig ist, um
makellose Keuschheit zu bewahren. Papst Pius XII. betont in seiner
Enzyklika über die Heilige Jungfräulichkeit (1954) nachdrücklich: "Um
die Keuschheit makellos zu bewahren, genügen weder Wachsamkeit noch
Bescheidenheit. Diese Hilfen, die die Kräfte der Natur gänzlich
übersteigen, müßten auch angewendet werden, nämlich: Das Gebet zu Gott,
die Sakramente der Buße und der Hl. Eucharistie, eine glühende Hingabe
an die heiligste Muttergottes." Man sollte nie vergessen, daß
vollkommene Keuschheit eine großartige Gabe Gottes ist. Aus diesem
Grunde schrieb Hieronymus diese kurzen Worte: "Sie wird denen gegeben,
die darum gebeten haben, die sie gewünscht haben, die daran gearbeitet
haben, sie zu empfangen. Denn wer bittet, der wird empfangen, wer
sucht, der findet, wer beharrlich klopft, dem wird aufgetan." Ambrosius
fügt hinzu, daß die beständige Treue von Jungfrauen zu ihrem göttlichen
Bräutigam vom Gebet abhängt. Mit jener glühenden Frömmigkeit, für die
er bekannt war, lehrte St. Alfons von Liguori, daß es keine
notwendigere und sicherere Hilfe zur Überwindung von Versuchungen gegen
die schöne Tugend der Keuschheit gibt, als sofort im Gebet die Zuflucht
zu Gott zu nehmen. Zum Gebet muß der häufige und eifrige Gebrauch des
Bußsakramentes hinzukommen, das uns als geistliche Medizin reinigt und
heilt; ebenso ist es nötig, die hl. Eucharistie zu empfangen, die ...
das beste Mittel gegen Wollust ist.
Wenn wir das göttliche Christuskind in der Krippe betrachten, laßt uns
ihm unsere Keuschheit versprechen. Erneuern wir unseren Glauben an die
jungfräuliche Geburt Christi und die dauernde Jungfräulichkeit Mariens,
einen Eckstein, der die Keuschheit ins Wanken bringt, sobald er
hinweggenommen wird. Sie allein ist das Heilmittel gegen den
moralischen Verfall, der die Gesellschaft ergriffen hat. Wenn wir
die Keuschheit treu bewahren, werden unsere Herzen Throne sein, von
denen Er regiert.
Ich möchte allen danken, die dabei geholfen haben, die Kapellen, die
Schule (...) während des letzten Jahres durch Gebete und Spenden
zu unterstützen. Es ist extrem schwierig gewesen, all meinen
Verpflichtungen nachzukommen.
Es wird in der Messe am Weihnachtstag aller Gläubigen gedacht,
insbesondere derer, die wegen Krankheit, aus Altersgründen oder in
Ermangelung von Priestern, die in ihrer Gegend die hl. Messe lesen
können, nicht beim hl. Opfer anwesend sein können. Ich wünsche allen
gesegnete Weihnachten und bitte unseren göttlichen Herrn, Ihnen im
neuen Jahr Seinen Segen zuteil werden zu lassen.
In Seinem Dienste
Father Courtney Edward Krier |