MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, 20.10.2001
Verehrte Leser,
zunächst möchte ich nochmals auf den Besuch von Bischof Dávila
hinweisen, der die Re-Unierungsbemühungen seines Vorgängers, + Bischof
Carmonas, fortführen möchte. Interessenten, die sich über das
Reiseprogramm des Bischofs informieren möchten, um sich gegebemfalls
mit ihm zu treffen, bitte ich, sich direkt an mich zu wenden (Heller:
Tel. 08171/28816).
In der Zwischenzeit ist es uns gelungen, Übersetzer für die
Standard-Fremdsprachen zu finden, so daß wir demnächst wieder beginnen
können, die EINSICHT als Sondernummern in diesen Sprachen
herauszugeben. Auch wenn damit für die Redaktion erhebliche
Mehrarbeiten verbunden sind, so ist die Fremdsprachen-Edition einfach
deswegen erforderlich, weil die EINSICHT eines der ganz wenigen Organe
ist, welche sich mit dem Thema der Restitution der Kirche
auseinandersetzen.
Um einen möglichst großen Kreis zu erreichen, bitten wir Sie, verehrte
Leser, uns die Adressen von interessierten Lesern aus den Ländern
mitzuteilen, in denen die oben angeführten Sprachen benutzt werden. Für
Ihre Mühen im voraus vielen Dank!
Nach der Lektüre von Berichten über die Tätigkeit der katholischen
Missionare in der ganzen Welt hat meine Frau unlängst ein denkwürdige
Bemerkung gemacht: Diese Missionare waren keine Traditionalisten.
Was wollte sie damit sagen? Diese Missionare, wie z.B. der hl. Franz
Xaver, der so erfolgreich in Indien gewirkt hatte, haben unmittelbar
aus ihrem Glauben heraus gelebt und klebten nicht an tradierten Formen.
Die Form wurde durch den Glauben bestimmt und nicht für die Sache
selbst angesehen. Deswegen waren die Missionare auch bereit, sich auf
die fremden Menschen und ihre geistige Situation vorbehaltlos und ohne
Vorurteile einzulassen, sich ihrer Probleme anzunehmen. Sie waren
bereit, Mühsale, Strapazen und unglaubliche Entbehrungen auf sich zu
nehmen, um durch Langmut und Geduld das Vertrauen der Menschen zu
gewinnen, um in ihren Herzen etwas zu bewirken, um etwas von ihrer
christlichen Liebe auf sie überfließen zu lassen. Und sie waren bereit,
für ihre Mission auch mit dem Leben zu zahlen.
Solches Engagement, solche Hingabe fehlt bei uns. Anstatt religiöses
Leben zu vermitteln, Liebe zu schenken, bleibt man bei Formalia hängen,
es wird überlegt, ob man mit Turnschuhen eine Kirche betreten darf...
Anstatt die wirklich gravierenden Probleme zu lösen, beschränkt man
sich darauf, Standesunterschiede zu kultivieren oder die anderen,
die unseren Standpunkt nicht (oder noch nicht) teilen, moralisch
zu verurteilen, auf sie herunterzuschauen. Und wenn man sich auf
Menschen und ihre Nöte einmal einläßt, begnügt man sich mit der
Wiederholung von Stereotypen, mit toten, abgelegten Formeln und
Bildern, die am Leben vorbeigehen und die Betroffenen in tiefer
Ratlosigkeit zurücklassen.
Da wir nicht über eine große Organisation verfügen, in der der einzelne
in der Anonymität verschwinden kann, wird unser religiöses Anliegen
danach beurteilt, wie wir uns gegeben, wie wir uns gegenüber unsern
Mitmenschen verhalten, was wir tun... und nicht danach, welche 'Sprüche
wir klopfen'. Das sollten all die bedenken, die immer nach einem
Sündenbock Ausschau halten! Und wenn es die 'bösen' Freimaurer, die
dafür gerne in Beschlag genommen werden, nicht schon gäbe, würden sie
von unseren Traditionalisten eigens erfunden. Ich bin in dieser
kirchlich-religiösen Auseinandersetzung seit meinem Studium involviert.
Daß uns unsere Gegner unmittelbar geschadet haben, konnte ich - von
einzelnen Aktionen abgsehen - nicht feststellen. In der Regel waren wir
uns immer selbst feind, haben wir versagt, haben wir uns schlecht
'verkauft'!
Und welche Ablehnung, ja Haß gegenüber allem lebendigem Ringen! Man muß
erlebt haben, mit welcher Hartnäckigkeit, ja Fanatismus
Traditionalisten auf Positionen beharren, die sie in der Tat geistig
nicht einmal durchschauen, die ihnen verschlossen sind, die sie aber -
versehen mit dem Etikett "echt-katholisch" - als Standarten vor sich
hertragen... immun gegen noch so einsichtige Argumente.
Ich meine, wenn wir vorgeben, ein religiös-kirchliches Anliegen zu
haben, dann müssen wir uns verhalten wie die Missionare: überzeugt von
der eigenen Position, aber aufgeschlossen für die Probleme und Nöte
unserer Mitmenschen, denen wir doch die geoffenbarte Wahrheit mitteilen
wollen. Oder sind wir in Wahrheit nur Krustentietre, die sich in einer
katholisierenden Nische verstecken?
Ihr Eberhard Heller
***
IN MEMORIAM: Siegfried Ernst in
Ulm gestorben Ulm (DT) Dr. Siegfried Ernst, der Begründer der
"Europäischen Ärzteaktion" und unermüdlicher Kämpfer gegen Abtreibung
und Euthanasie, ist am Montag im Alter von 86 Jahren in Ulm gestorben.
Frühzeitig erkannte Ernst die Gefahren der so genannten Antibabypille
sowie der Abtreibung und ergriff daher 1964 die Initiative zur
Herausgabe der "Ulmer Ärztedenkschrift" zur Frage der öffentlichen
Sexualisierung und Propaganda für Antibabypillen. Auf seine Initiative
ging 1973 die Gründung der "Europäischen Ärzteaktion" und 1974 die
Gründung der "Word Federation of Doctors who respect Human Life"
zurück. Ernst veröffentlichte zahlreiche Zeitungsartikel, Leserbriefe
sowie mehrere Bücher. In seinem 1998 erschienenen Buch "Auf dem Weg zur
Weltkirche" legte der Nestor der Lebensrechtsbewegungen seine Gründe
für den Übertritt von der evangelischen Kirche zur katholischen Kirche
dar. (DIE TAGESPOST vom 8.5.01) |