MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, 4.7.2001
Verehrte Leser,
unseren Kampf für die Erhaltung des Glaubens führen wir hauptsächlich auf zwei Feldern:
- auf der Ebene der kirchlichen Lehre (Dogmatik)
- auf der Ebene der Moral.
Beide Felder erleben heute Verfälschungen und (semantische)
Umdeutungen, die bereits alle Bereiche des Lebens - nicht nur des
religiösen! - betreffen und beeinträchtigen. Nachdem wir uns im vorigen
Heft vornehmlich mit bestimmten Erscheinungen im
kirchlich-theologischen Bereich auseinandergesetzt haben, ist dieses
Heft der Aufarbeitung aktueller Probleme auf dem Gebiet der neuen
Frauenpolitik, der Familie, der Jugend und der Moral im allgemeinen
gewidmet.
Während die Folgen der Verfälschung im theoretischen, d.i. im
lehramtlich-dogmatischen Bereich sich erst nach und nach im
Lebensvollzug auswirken und bewußt werden, nimmt man die Ab- und
Umwertung und die Umdeutung der Normen. die von der 'Konzils-Kirche'
verbreitet werden, direkt auf. Die Folgen zeigen sich unmittelbar. Aber
besonders schlimm wirken hier die modernen Trends, die aus der
säkularisierten Welt kommend - meist unreflektiert als Vorurteile
aufgenommen -inzwischen die normative Umdeutung der 'Konzils-Kirche'
weit überholt haben und als "Sonne Satans" (Bernanos) ihre Strahlen
aussenden und schier alles versengen. Denn wer will noch ernsthaft
behaupten, Euthanasie - bei uns noch vornehm als "Sterbehilfe"
apostrophiert, um Assoziationen mit dem Nazi-Deutschland zu vermeiden -
oder Gentechnik (mit der Manipulation der Stammzellen) werde es
hierzulande nicht geben?... nachdem die Abtreibung eingeführt und sich
inzwischen als völlig 'normale' Handlung eingebürgert hat... auch mit
der Schützenhilfe der 'Konzils-Kirche' via Beratungsschein? Bei deren
Einführung in den 80iger Jahren waren selbst über 60% der sog.
Katholiken für die Fristenregelung.
An diesen beiden Punkten kann man m.E. festmachen, in welch moralischem
Sumpf wir uns befinden und auf welche Barbarei wir zueilen!
Aber man muß nicht auf solche Extreme hinweisen, der konkrete Alltag
redet deutlich genug: Vorehelicher Verkehr? Wird der noch als Sünde
verstanden? Haben wir nicht alle ein Recht auf sexuelles Ausleben und
Befriedigung der Triebe? Und ist nicht die Diskussion um die
Wiederverheiratung von Geschiedenen längst entschieden?
Noch weit gefährlicher als diese konkreten moralischen
Wertverwerfungen halte ich die sich festgesetzte Einstellung des
moralischen Relativismus: es gibt keinen objektiven Wert, der absolut
gilt... für alle! Diese Auffassung hat sich nicht nur in den Köpfen der
religiös ungebundenen Bürger, nicht nur in den Köpfen der Modernisten
festgesetzt, sondern auch bei uns, und zwar in der Form, daß
Wertprinzipien mit traditionellen Verhaltensformen verwechselt werden.
So hat man zwar einen Verhaltenskodex, aber kein bißchen Liebe,
konkret: keine Liebe, die in und auf Christus gründet. Die allgemeine
Schwächung lastet auf jedem! Nicht umsonst fühlt sich die islamische
Welt diesem geistig und moralisch maroden Westen überlegen.
Diese Entwicklung verläuft parallel zu jener auf dogmatisch-kirchlicher
Ebene, auf der die Behauptung der konkreten Offenbarung Gottes in Jesus
Christus, der absolute Gültigkeit beigemessen wurde, der
(freimaurerischen) Auffassung gewichen ist, alle Religionen seien
gleich gültig, gleichwertig... eine Auffassung, die in Johannes
Paul II. ihren prominentesten Vertreter hat.
Diese alltäglichen moralichen Relativismen, die vielfach recht bequem
erscheinen, die dulden, wo Protest gefordert wäre, die protestieren, wo
Duldung angesagt wäre, die jede fremde Größe auf das eigene Mittelmaß
herunterziehen, muß man sich bewußt machen, um ihnen widerstehen zu
können, zu wollen.
Die Beiträge in diesem Heft spüren moderne Probleme auf, deren
Vielschichtigkeit dargelegt wird. Sie sollen helfen, die nötige
Bewußtseins-Transparenz herzustellen, um Lösungen zu gewinnen, in denen
sich Gottes Gebote widerspiegeln.
Ihr Eberhard Heller
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