Zur UNICEF und
den Bevölkerungsprogrammen der Vereinten Nationen:
Geburten verhindern statt Kinder retten
von
Anna Halpine,
Präsidentin der "World Youth Alliance" New York NY 10118, USA
Wenn die World Youth Alliance (Welt Jugend Allianz) die UNICEF
kritisiert, weil diese Abtreibung, Verhütungsmittel, Sterilisierung und
Bevölkerungskontrolle propagiert (siehe Bericht in der DT vom 6.
Februar), sind wir uns darüber im Klaren, dass UNICEF diese Tatsache
bestreiten wird (siehe Leserbrief von UNICEF-Geschäftsführer Dietrich
Garlichs in der DT vom 20. März). Denn schon auf der offiziellen
Internet-Homepage von UNICEF ist zu lesen, dass "UNICEF in der Praxis
keine Verhütungsmittel verteilt" und "Abtreibung nie unterstützt hat".
Offizielle Dokumente erzählen jedoch eine andere Geschichte.
Über die Politik und die Aktivitäten von UNICEF kann man sich gut
informieren. UNICEF ist eine staatliche Organisation, deren
Vorgehensweise und seine Finanzgebaren daher öffentlich zugänglich
sind. So hält "UN Documents", eine Agentur der Vereinten Nationen, die
Sitzungen des Exekutiv-Ausschusses (Executive Board) von UNICEF fest.
Und "Inventories of Population Projects in Developing Countries Aro-
und the World" (Eine Bestandsaufnahme von Bevölkerungsprogrammen in
Entwicklungsländern rund um die Welt), eine jährliche Publikation des
"United Nations Fund for Population Activities" (UNFPA), dem Fond der
Vereinten Nationen für Bevölkerungspolitik, berichtet über die Auslagen
von UNICEF für Programme zur Bevölkerungskontrolle, welche auch
Verhütung und Sterilisierung beinhalten. Es lohnt sich, einen Blick
darauf zu werfen, was diese offiziellen Dokumente über UNICEF
sagen:
1. UNICEF hat seit 1970 die
Erlaubnis, Verhütungsmittel zu verteilen: Als in den sechziger Jahren
neo-malthusianische Ängste vor einer Überbevölkerung Mode wurden,
geriet UNICEF von Seiten nationaler Regierungen unter Druck, so dass
die Organisation zusammen mit dem Standard-Hilfepaket auch
Verhütungsmittel an Frauen und Kinder in armen Ländern verteilen
musste. Im Jahr 1970 gab der Exekutiv-Ausschuss von UNICEF auf Antrag
des damaligen Exekutiv-Direktors Henry H. Labouisse die Ertmächtigung,
"den Lieferungen Verhütungsmitteln beizugeben, welche auf Antrag von
Regierungen verteilt werden können" (vgl. UN Dokument E/ICEF/602
Paragraph. 73 p. 27, 1970 und E/ICEF/SR 395 404, 1970). UNICEF verfolgt
also seit über dreißig Jahren eine offizielle Politik, die es ihr
erlaubt, Verhütungsmittel zu verteilen.
2. UNICEF hat in den achtziger
und neunziger Jahren für den Erwerb, das Verteilen und Anwerben von
Verhütungsmitteln Millionen Dollars ausgegeben und hat auch zu
Sterilisierungsprogrammen finanziell beigetragen: Die "Bestandsaufnahme
von Bevölkerungsprojekten" der UNFPA von 1988 berichtet, dass UNICEF
795 569 Dollar ausgegeben hat, um zur Besserung der Qualität von
mobilen Sterilisierungsstationen beizutragen. Die gleiche
Bestandsaufnahme weist einen UNICEF-Beitrag von 720 684 Dollar für "den
Kauf von Verhütungsmitteln für das Nationale Familienplanungs-Programm"
in Jamaica auf. Für 1990 hält die UNFPA-Bestandsaufnahme eine UNICEF
Auslage in Höhe von 1,3 Millionen Dollar fest, "um zur Entwicklung von
chirurgischen Verhütungsdiensten in Malawi beizutragen". UNICEF hat im
selben Jahr gemäß des Berichts 1,8 Millionen Dollar ausgegeben, "um die
Nutzung von Verhütungsmitteln in Burundi bis 1992 um 14 Prozent zu
steigern". In China, ein Land dessen Regierung der schweren
Menschenrechtsverletzungen bezichtigt wurde, weil sie Frauen im Rahmen
ihrer strikten Ein-Kind-Politik zu Abtreibung und Sterilisierung
zwingt, hat UNICEF 1991 2098500 Dollars und 1992 4903200 Dollars
ausgegeben zur Verbesserung von mobilen Einsatzstationen, die
Familienplanung nach diesen Vorgaben durchführen.
3. UNICEF hat nicht nur in die
Verteilung von Verhütungsmitteln investiert, es hat auch für deren
Nutzung geworben: Der jährliche Bericht der UNFPA für das Jahr 1988
berichtete, dass UNICEF an einer "Aktionsstrategie bezüglich der
'fortpflanzlichen Gesundheit' von Jugendlichen" mit arbeitet
(Anmerkung: mit dem Schlagwort "fortpflanzliche Gesundheit"
-"reproductive health" - wird geschickt verschleiert, was eigentlich
beabsichtigt wird, nämlich Verhütungsmittel und Abtreibungsprojekte zu
unterstützen). In jenem Jahr veröffentlichte UNICEF "Facts For Life",
ein Büchlein zur Empfehlung von Geburtenkontrolle, in welchem die
natürliche Familienplanung oder die Enthalt-samkeit nicht erwähnt wird,
dafür aber mehrmals unterstrichen wird, dass "Verhütungsmittel Paaren
die Wahl ermöglichen, wann sie beginnen wollen, Kinder zu zeugen... und
wann sie damit aufhören". Das Büchlein erwähnt nicht, dass viele
chemische und mechanische Verhütungsmittel zur Sterilität führen
können.
4. UNICEF ist für die
Abtreibung: Ein großer Teil der Kontroverse über die Unterstützung von
UNICEF bei der Verbreitung von Verhütungsmitteln basiert auf der
Tatsache, dass viele Verhütungsmittel eine abtreibende Wirkung haben,
was heißt, dass sie nicht die Empfängnis verhindern, sondern eine frühe
Abtreibung bewirken, in dem sie verhindern, dass ein schon befruchteter
Zygote sich in die Wand der Gebärmutter einnisten kann und zu einem
ausgewachsenen Fötus heranwächst. Zusätzlich zu diesen abtreibenden
Methoden der Verhütung unterstützt UNICEF seit 1987 auch die
chirurgische Abtreibung. In diesem Jahr war UNICEF Mit-Sponsor der
"Internationalen Konferenz für bessere Gesundheit von Frauen und
Kindern", die in Nairobi, Kenia, stattfand. Am Ende dieser Konferenz
befürwortete UNICEF offiziell eine Reihe von Empfehlungen und
Aktionsplänen, unter anderem auch die folgende: "Wo Abtreibung legal
ist, sollten Abtreibungsdienste guter Qualität allen Frauen leicht
zugänglich gemacht werden". Es ist kein Zufall, dass die Mit-Sponsoren
von UNICEF bei dieser Konferenz sechs UNO-Organisationen waren, die
offen und lautstark Abtreibung unterstützen, nämlich: der Fond der UNO
für Bevölkerungspolitik (UNFPA), die Weltbank, die
Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UN-Entwicklungsprogramm (UN
Development Program), der Bevölkerungsrat (Population Council) und die
Internationale Föderation "Planned Parenthood". Ab 1992 begannen einige
Mitgliedstaaten im Exekutiv-Ausschuss von UNICEF, Druck auszuüben,
damit die Abtreibung auch in Staaten eingeführt wird, wo sie noch
illegal ist.
Bei Betrachtung dieser unschönen Tatsachen ist es dennoch wichtig, sich
vor Augen zu führen, dass die offiziellen Entscheidungen der UNICEF,
Abtreibung, Verhütung, Sterilisierung und Bevölkerungskontrolle zu
unterstützen, bei den Vereinten Nationen von politischen Vertretern
einzelner Mitgliedsstaaten getroffen wurden, und nicht von den
Mitarbeitern von UNICEF in den ärmsten Teilen der Erde. Einige unter
ihnen machen weiterhin die Arbeit, die dem ursprünglichen Auftrag von
UNICEF entspricht, nämlich Nahrung, Unterkunft und ärztliche Fürsorge
für die Kinder der Welt zur Verfügung zu stellen. Dennoch verbringt
UNICEF heute mehr und mehr Zeit damit, menschliches Leben zu
beschränken, anstatt es zu retten. Im Jahre 1966 sagte ein Delegierter
der Vereinten Nationen in einer Debatte des Exekutiv-Ausschusses von
UNICEF: "Es wäre falsch, wenn sich UNICEF von seinem ursprünglichen
Mandat, Kinder zu retten, entfernen würde, um sich in Aktivitäten zu
verwickeln, die ihre Geburt verhindern." Schade ist nur, dass man auf
ihn nicht gehört hat. (DIE TAGESPOST vom 10. April 2001)
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