Zitate:
Michel Friedman: "Versöhnung ist ein absolut sinnloser Begriff. Den
Erben des juden-mordenden Staates kommt gar nichts anderes zu, als die
schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen, generationenlang,
für immer."
Alexander Schuller: "Jetzt sind wir Deutsche ein auserwähltes - ein von Gott verfluchtes - Volk." (1999 in der Welt)
Arno Schmidt: "Die Deutschen sind immer derselbe unveränderbare
Misthaufen, ganz gleich, welche Regierungsform. Schließlich ist es ja
auch wirklich egal, ob ein Kuhfladen rund oder ins Quadrat getreten
ist: Scheiße bleibt's immer."
Frédéric Brenner: "Der Jude ist ein Zeuge, den man nicht erträgt, er
erinnert den weißen, westlichen Christen an seine Verbrechen, er ist
nicht auszuhalten für diejenigen, die seit 2000 Jahren den Körper eines
gefolterten Juden anbeten, der am Kreuz blutet."
* * *
Noch während der Drucks von Heft 9/33.Jhrg d. EINSICHT, in das ich
meine Anmerkungen "Über den Mißbrauch von Schuld und Sühne" (als
Vorspann zu dem Interview der JUNFEN FREIHEIT mit Herrn Dr. Heinz
Nawratil) wurde zur Hatz auf Herrn Hohmann, MdB, geblasen, der es
gewagt hatte, in einer Rede zum Nationalfeiertag auf die bedrückende
Situation hinzuweisen, daß mit dem Tot-Schlagwort vom "Tätervolk" die
Deutschen generell unter Kuratel gestellt würden. Von AntiSemitismus
war unisono die Rede, vom "Bedienen billiger Klischees" (Schröder) usw,
und das, obwohl Prof. Norman Finkelstein die Diskussion um Hohmanns
Rede als "hysterisch" bezeichnet hatte. Selbst von seinen
Parteimitgliedern aus der CDU wurde er gemaßregelt, die sich lieber vom
CDU-Mitglied Friedman als Erben des juden-mordenden Staates beschimpfen
lassen, als die Bereitschaft aufzubringen, sich sachlich mit
historischen Fakten auseinanderzusetzen. Als er gleichsam schon am
Boden lag, erhielt er noch besondere Tritte vom Bayerischen
Ministerpräsidenten Stoiber: "Herr Hohman hat eine unsägliche, absurde
Rede gehalten", weshalb er, der deshalb außerhalb der Verfassung stehe,
"unter schärfster Beobachtung und strengster Bewährung" stehe. Hier
zeigt sich m.M. nach ein Haß, der schon metaphysische Dimensionen
erreicht: man verfolgt denjenigen mit besonderem Haß, der es wagt,
Prinzipien aufrecht zu halten, die man (wie in diesem Fall) aus
Opportunismus längst aufgegeben hat. Daß die zionistische Lobby
aufschreien würde, war zu erwarten: es gehört zu deren Pflichtübungen.
So forderte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland,
Spiegel, den Ausschluß Hohmanns aus der Unionsfraktion. Was dieser
gesagt habe, "ist das Schlimste an Antisemitismus, was ich persönlich
in den letzten Jahren erlebt habe", sagte er im NDR. Meine Frau und ich
haben in einer E-Mail-Aktion sämtliche - über 600 (!) - Abgeordnete in
Einzelschreiben gefragt, welche Passagen sie von Hohmanns Rede denn als
antisemitisch bewerten würden; das Ergebnis war dürftig. Sollte es
sein, daß sich die überwiegende Mehrheit des deutschen Bundestages in
neurotischer Selbst-Beschuldigung als Zionisten-Lobby - und nicht als
Vertreter des deutschen Volkes - versteht und sich selbst als
"Tätervolk", dem man eine Kollektivschuld fast 60 Jahre nach Ende
des Zweiten Weltkrieges anheften möchte, beschimpft und beschimpfen
läßt?
Die hochaufschlagenden Wellen im Fall Hohmann sind abgebbt. Die
'Tagespolitik' - d.i. die Suche nach den fehlenden Finanzmitteln - hat
die Diskussionen rasch wieder verstummen lassen. Was bleibt, ist ein
Dauerproblem: die Erpreßbarkeit des deutschen Volkes mit dem
Tot-Schlagwort "AntiSemitismus", welches, da es nun endgültig
tabuisiert scheint, in jeder semantischen Spielart angewandt werden
kann.
Die Redaktion der EINSICHT hat sich entschlossen, auf die kritisierte
Rede von Herrn Martin Hohmann, MdB, aufmerksam zu machen und sie in
unserer Zeitschrift abzudrucken, um Ihnen, verehrte Leser, zum einen
die Möglichkeit zu geben, die Vorwürfe gegen Hohmanns Rede selbst
zu beurteilen, und zum anderen, um zu belegen, mit welch
pervertierten Moralbegriffen in Deutschland operiert wird, um
rechtschaffene Vertreter ins Abseits zu stellen. Des weiteren habe ich
vor, in einer der nächsten Nummern, die Frage: "Antisemitismus - was
ist das?" zu beantworten.
Rede zum Nationalfeiertag, 3. Oktober 2003
von
Martin Hohmann, MdB
Wir wollen uns über das Thema "Gerechtigkeit für Deutschland", über
unser Volk und seine etwas schwierige Beziehung zu sich selbst einige
Gedanken machen. Wir halten uns nicht zu lange mit vordergründigen
Erscheinungen auf. Aber es ist halt schon merkwürdig, und viele
Deutsche nehmen daran Anstoß, daß ein verurteilter türkischer
Mordanstifter nach Verbüßung seiner Haftstrafe nicht in sein türkisches
Heimatland ausgewiesen werden kann. Ein deutsches Gericht legt deutsche
Gesetze so aus, daß der sogenannte Kalif von Köln sich nicht zur
Rückreise in die Türkei, sondern zum weiteren Bezug deutscher
Sozialhilfe gezwungen sieht.
Da deckt eine große Boulevard-Zeitung den Fall des Miami-Rolf auf.
Dieser mittellose deutsche Rentner erhielt vom Landessozialamt
Niedersachsen den Lebensunterhalt, die Miete nebst Kosten für eine
Putzfrau, zusammen 1.425,- Euro monatlich ins warme Florida überwiesen.
Das ist derzeit noch ganz legal, denn nach § 119
Bundessozialhilfegesetz können deutsche Staatsbürger auch im Ausland
Sozialhilfe erhalten, wenn schwerwiegende Umstände einer Rückkehr
entgegenstehen. In einem psychiatrischen Gutachten war festgestellt
worden, Rolf J. sei in seinem "gewohnten Umfeld" in Florida besser
aufgehoben. Er kann dort von seinen amerikanischen Freunden eher
"aufgefangen" werden.
Vor kurzem wurde eine Hessische Kreisverwaltung dazu verdonnert, einem
54jährigen Sozialhilfeempfänger das Potenzmittel "Viagra" nicht
grundsätzlich zu verweigern. Vor dem Hintergrund der beiden
letztgenannten Fälle schreibt die Zeitung "Das freie Wort" aus Suhl:
"Viagra aus Staatsknete war gestern, aber heute gibt es die
Deutschland-Allergie." Die Oldenburgische Nordwestzeitung empfiehlt:
"Deutsche, laßt die Arbeit liegen, ab ins Paradies." Treffend bemerkt
die "Deister- und Weserzeitung": "Wut und Entsetzen kocht da hoch."
Viele von Ihnen kennen ähnliche Beispiele, in denen der gewährende
deutsche Sozialstaat oder der viele Rechtswege eröffnende Rechtsstaat
gnadenlos ausgenutzt werden. Dabei hat der einzelne, den man früher
Schmarotzer genannt hätte, in der Regel kein schlechtes Gewissen.
Wohlmeinende Sozialpolitiker aller Couleur haben das individuelle
Anspruchsdenken kräftig gestärkt, man kann sogar sagen verselbständigt.
Dabei ist ganz aus dem Blick geraten, daß all diese Sozialhilfe-Euros
vorher von anderen hart erarbeitet oder per Staatskredit der jungen
Generation aufgebürdet werden müssen. Bei der Abwägung von Rechten und
Pflichten wurden die Rechte des Einzelnen groß heraus-, die Pflichten
des Einzelnen aber hintangestellt. Wie viele Menschen in Deutschland
klopfen ihre Pläne und Taten auch darauf ab, ob sie nicht nur
eigennützig, sondern auch gemeinschaftsnützig sind sie der Gemeinschaft
nützen, ob sie unser Land voranbringen?
Das Wir-Denken, die Gemeinschaftsbezogenheit, müssen aber zweifellos
gestärkt werden. Bitter für uns, daß diese schwierige Übung
ausgerechnet in einer Zeit wirtschaftlicher Stagnation von uns verlangt
wird. Die Zahl der bereits erfolgten Einschränkungen ist nicht gering,
die Zahl der künftigen - dazu muß man kein Prophet sein - wird noch
größer sein. Die große Mehrheit der Bevölkerung verschließt sich einem
Sparkurs nicht. Allerdings wird eines verlangt: Gerecht muß es zugehen.
Wenn erfolglose Manager sich Abfindungen in zweistelligem
Millionenbereich auszahlen lassen, fehlt nicht nur dem unverschuldet
Arbeitslosen dafür jegliches Verständnis. Nun könnte man diese
horrenden Abfindungen noch als Auswüchse des sogenannten
kapitalistischen Systems bewerten und mit der gleichen Praxis in den
Vereinigten Staaten entschuldigen. Aber besonders auch im Verhältnis
zum eigenen Staat erahnen viele Deutsche Gerechtigkeitslücken. Sie
haben das Gefühl, als normaler Deutscher schlechter behandelt zu werden
als andere. Wer seine staatsbürgerlichen Pflichten erfüllt, fleißig
arbeitet und Kinder großzieht, kann dafür in Deutschland kein Lob
erwarten, im Gegenteil, er fühlt sich eher als der Dumme. Bei ihm
nämlich kann der chronisch klamme Staat seine leeren Kassen auffüllen.
Leider, meine Damen und Herren, kann ich den Verdacht, daß man als
Deutscher in Deutschland keine Vorzugsbehandlung genießt, nicht
entkräften. Im Gegenteil. Ich habe drei Anfragen an die Bundesregierung
gestellt:
1. Ist die Bundesregierung angesichts der Wirtschaftsentwicklung und
des Rückgangs der Staatseinnahmen bereit, ihre Zahlungen an die
Europäische Union zu verringern?
Die Antwort war: Die deutsche Verpflichtung gegenüber der Europäischen Union wird ohne Abstriche eingehalten.
2. Ist die Bundesregierung bereit, sich auch für deutsche
Zwangsarbeiter einzusetzen, nachdem für ausländische und jüdische
Zwangsarbeiter 10 Milliarden DM zur Verfügung gestellt worden sind?
Die Antwort war: Man könne die beiden Fälle nicht vergleichen. Die
Bundesregierung wird sich gegenüber Rußland, Polen und der
Tschechischen Republik auch nicht für eine symbolische Entschädigung
und ein Zeichen der Genugtuung für die deutschen Zwangsarbeiter
einsetzen.
3. Ist die Bundesregierung angesichts der Wirtschaftsentwicklung und
des Rückgangs der Steuereinnahmen bereit, ihre Entschädigungszahlungen
nach dem Bundesentschädigungsgesetz (also an - vor allem jüdische -
Opfer des Nationalsozialismus) der gesunkenen Leistungsfähigkeit des
deutschen Staates anzupassen?
Die Antwort war: Nein, der Respekt vor dem damaligen Leiden dieser
Menschen gebiete, das Entschädigungsniveau uneingeschränkt
aufrechtzuerhalten.
Mich haben diese Antworten nachdenklich gemacht und sie bestätigen die
in unserem Land weitverbreitete Anschauung: Erst kommen die anderen,
dann wir. Ãœberspitzt gesagt: Hauptsache, die deutschen Zahlungen gehen
auf Auslandskonten pünktlich und ungeschmälert ein. Dafür müssen die
Deutschen den Gürtel halt noch ein wenig enger schnallen.
Offengestanden, ich würde mir einen Konsens wünschen, wie er in vielen
anderen Ländern der Welt besteht. Dort lautet dieser Konsens: Der
eigene Staat muß in erster Linie für die eigenen Staatsbürger da sein.
Wenn schon eine Bevorzugung der Deutschen als nicht möglich oder nicht
opportun erscheint, dann erbitte ich wenigstens Gleichbehandlung von
Ausländern und Deutschen. Fragt man nach den Ursachen dieser
Schieflage, so werden viele antworten: Das liegt an der deutschen
Geschichte.
Meine Damen und Herren, kein Kundiger und Denkender kann ernsthaft den
Versuch unternehmen, deutsche Geschichte weißzuwaschen oder vergessen
zu machen. Nein. Wir alle kennen die verheerenden und einzigartigen
Untaten, die auf Hitlers Geheiß begangen wurden. Hitler, als
Vollstrecker des Bösen, und mit ihm die Deutschen schlechthin, sind
gleichsam zum Negativsymbol des letzten Jahrhunderts geworden. Man
spricht von einer "Vergangenheit, die nicht vergehen will". Man räumt
dem Phänomen Hitler auch heute noch in öffentlichen Darstellungen eine
ungewöhnlich hohe Präsenz ein. Tausende von eher minderwertigen Filmen
sorgen vor allem im angelsächsischen Ausland dafür, das Klischee vom
dümmlichen, brutalen und verbrecherischen deutschen Soldaten
wachzuhalten und zu erneuern.
Wird hingegen darauf hingewiesen, auch Deutsche seien im letzten
Jahrhundert im großen Stil Opfer fremder Gewalt geworden, so gilt das
schon als Tabubruch. Die Diskussion um das Zentrum gegen Vertreibungen
belegt dies eindrucksvoll. Da wird dann gleich die Gefahr des
Aufrechnens beschworen. Auf die Verursachung des Zweiten Weltkrieges
durch das Hitlerregime wird verwiesen. In einem Interview hat unlängst
Hans-Olaf Henkel, der Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen
Industrie das Faktum und die Folgen dieser negativen
Vergangenheitsbezogenheit auf den Punkt gebracht. Er sagte: " Unsere
Erbsünde lähmt das Land." (HÖR ZU 21/2003, Seite 16 ff).
Immer wieder erfahren wir, wie stark die 12 Jahre der NS-Vergangenheit
bis in unsere Tage wirksam sind. Fast möchte man sagen, je länger die
Nazidiktatur zurückliegt, desto wirkmächtiger wird der Hitlersche
Ungeist. Das Häufchen seiner Adepten am rechtsextremen Rand der
politischen Szene ist nicht zu verharmlosen. Die abstoßende
Aggressivität ihrer öffentlichen Auftritte sorgt aber in der Regel für
begrenzte Anhängerschaft im heutigen demokratischen Deutschland. An der
Wahlurne erteilen die deutschen Wähler diesen Dumpfbacken jeweils eine
klarere Abfuhr, als das in vergleichbaren Nachbarländern geschieht. So
gesehen ist das Scheitern des NPD-Verbotes von Vorteil, weil nicht das
Verfassungsgericht, sondern der deutsche Souverän, das Wahlvolk sein
Urteil über den braunen Abhub spricht.
Dieser aktuell zu beobachtende, tagespolitisch aktive Teil des braunen
Erbes gehört zu den unange-nehmen, aber wohl unumgänglichen
Erscheinungen einer parlamentarischen Demokratie. Der Narrensaum am
rechten und linken Rand des politischen Spektrums muß politisch und, wo
Strafgesetze verletzt werden, mit justiziellen Mitteln bekämpft werden.
Im erfolgreichen Kampf gegen gewaltsame Extremisten haben sich unsere
Staatsschutzorgane bewährt und in Krisen, wie den blutigen
RAF-Terrorismus der 70er Jahre, unser Vertrauen erworben.
Nicht die braunen Horden, die sich unter den Symbolen des Guten
sammeln, machen tiefe Sorgen. Schwere Sorgen macht eine allgegenwärtige
Mutzerstörung im nationalen Selbstbewußtsein, die durch Hitlers
Nachwirkungen ausgelöst wurde. Das durch ihn veranlaßte Verbrechen der
industrialisierten Vernichtung von Menschen, besonders der europäischen
Juden, lastet auf der deutschen Geschichte. Die Schuld von Vorfahren an
diesem Menschheitsverbrechen hat fast zu einer neuen Selbstdefinition
der Deutschen geführt. Trotz der allseitigen Beteuerungen, daß es
Kollektivschuld nicht gebe, trotz nuancierter Wortneuschöpfungen wie
"Kollektivverantwortung" oder "Kollektivscham": Im Kern bleibt der
Vorwurf: die Deutschen sind das "Tätervolk".
Jede andere Nation neigt eher dazu, die dunklen Seiten ihrer Geschichte
in ein günstigeres Licht zu rücken. Vor beschämenden Ereignissen werden
Sichtschutzblenden aufgestellt. Bei den anderen wird umgedeutet.
Paradebeispiel für Umdeutung ist die Darstellung der französischen
Revolution. Da ist das große Massaker in Paris und den Provinzen,
besonders in der Vendee. Da ist die anschließende Machtübernahme durch
einen Alleinherrscher, dessen Eroberungskriegszüge millionenfachen Tod
über Europa brachten. Die Mehrheit französischer und außerfranzösischer
Stimmen beschreiben dennoch die Revolution mit ihrem Terror als
emanzipatorischen Akt und Napoleon als milden, aufgeklärten Vater des
modernen Europa.
Solche gnädige Neubetrachtung oder Umdeutung wird den Deutschen nicht
gestattet. Das verhindert die zur Zeit in Deutschland dominierende
politische Klasse und Wissenschaft mit allen Kräften. Sie tun "fast
neurotisch auf der deutschen Schuld beharren", wie Joachim Gauck es am
1.10. 2003 ausgedrückt hat. Mit geradezu neurotischem Eifer
durchforschen immer neue Generationen deutscher Wissenschaftler auch
noch die winzigsten Verästelungen der NS-Zeit.
Es verwundert, daß noch keiner den Verzicht auf Messer und Gabel
vorgeschlagen hat, wo doch bekanntermaßen diese Instrumente der
leiblichen Kräftigung der damaligen Täter dienten. Die Deutschen als
Tätervolk. Das ist ein Bild mit großer, international wirksamer
Prägekraft geworden. Der Rest der Welt hat sich hingegen in der Rolle
der Unschuldslämmer - jedenfalls der relativen Unschuldslämmer -
bestens eingerichtet. Wer diese klare Rollenverteilung - hier die
Deutschen als größte Schuldigen aller Zeiten, dort die moralischen
überlegenen Nationen - nicht anstandslos akzeptiert, wird
Schwierigkeiten erhalten. Schwierigkeiten gerade von denen, die als
68er das "Hinterfragen, das Kritisieren und das Entlarven" mit großem
persönlichen Erfolg zu ihrer Hauptbeschäftigung gemacht haben. Einige
von den Entlarvern hat es bekanntermaßen bis in höchste Staatsämter
getragen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
um jedem Mißverständnis auszuweichen: Mit Ihnen gemeinsam bin ich für
Klarheit und Wahrheit. Es soll, darf nicht verschwiegen und beschönigt
werden. "Hehle nimmer mit der Wahrheit, bringt sie Leid, nicht bringt
sie Reue", sagt der Dichter. Ja, das Unangenehme, das Unglaubliche, das
Beschämende an der Wahrheit, das gilt es auszuhalten. Wir Deutschen
haben es ausgehalten, wir halten es seit Jahrzehnten aus. Aber bei
vielen kommt die Frage auf, ob das Übermaß der Wahrheiten über die
verbrecherischen und verhängnisvollen 12 Jahre der NS-Diktatur nicht
a) instrumentalisiert wird und
b) entgegen der volkspädagogischen Erwartung in eine innere Abwehrhaltung umschlagen könnte.
Immer und immer wieder die gleiche schlimme Wahrheit: Das kann, das muß
geradezu psychische Schäden bewirken, wie wir aus der
Resozialisierungspsychologie wissen.
Schlimm ist es besonders, wenn ein U.S.-amerikanischer Junior-Professor
(Daniel Jonah Goldhagen) als Ergebnis seiner Aufklärungsarbeit unser
ganzes Volk als "Mörder von Geburt an" bezeichnet. Diese ebenso
schrille wie falsche These hat ihm jedoch - besonders in Deutschland -
Medienaufmerksamkeit und Autorenhonorar gesichert. Andere Nationen
würden ihn mit kalter Verachtung links liegen lassen. In der Tat lehnen
sich gerade jüngere Menschen dagegen auf, für Verfehlungen von
Großvätern und Urgroßvätern in Anspruch genommen und mit dem Verdikt
"Angehöriger des Tätervolks" belegt zu werden.
Ganz zweifellos steht fest: Das deutsche Volk hat nach den Verbrechen
der Hitlerzeit sich in einer einzigartigen, schonungslosen Weise mit
diesen beschäftigt, um Vergebung gebeten und im Rahmen des Möglichen
eine milliardenschwere Wiedergutmachung geleistet, vor allem gegenüber
den Juden. Auf die Verträge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und
dem Staat Israel unter den Führungspersönlichkeiten Adenauer und Ben
Gurion darf ich verweisen. Zu der damals vereinbarten Wiedergutmachung
bekennt sich die Mehrheit der Deutschen ganz ausdrücklich, wobei Leid
und Tod in unermeßlichem Maß nicht ungeschehen gemacht werden kann.
Auf diesem Hintergrund stelle ich die provozierende Frage: Gibt es auch
beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle
wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren
Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?
Meine Damen und Herren,
es wird Sie überraschen, daß der amerikanische Autokönig Henry Ford
1920 ein Buch mit dem Titel "The International Jew" herausgegeben hat.
Dieses Buch hat in den USA eine Auflage von 500.000 Exemplaren erlebt.
Es wurde ein Weltbestseller und in 16 Sprachen übersetzt. Darin
prangert Ford die Juden generalisierend als "Weltbolschewisten" an. Er
vermeinte, einen "alljüdischen Stempel auf dem roten Rußland" ausmachen
zu können wo damals die bolschewistische Revolution tobte. Er
bezeichnete die Juden in "hervorragendem Maße" als "Revolutionsmacher".
Dabei bezog er sich auf Rußland, Deutschland und Ungarn. Ford brachte
in seinem Buch eine angebliche "Wesensgleichheit" von Judentum und
Kommunismus bzw. Bolschewismus zum Ausdruck.
Wie kommt Ford zu seinen Thesen, die für unsere Ohren der NS-Propaganda
vom "jüdischen Bolschewismus" ähneln? Hören wir, was der Jude Felix
Teilhaber 1919 sagt: "Der Sozialismus ist eine jüdische Idee ...
Jahrtausende predigten unsere Weisen den Sozialismus." Damit wird auch
ausgedrückt, daß an der Wiege des Kommunismus und Sozialismus jüdische
Denker standen. So stammt Karl Marx über beide Eltern von Rabbinern ab.
Sein Porträt hing im Wohnzimmer einer jüdischen Frauenforscherin, die
im übrigen bekennt: "Ich bin damit groß geworden, daß ein jüdischer
Mensch sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, progressiv und
sozialistisch ist. Sozialismus war unsere Religion." Immer wieder
klingen in den Schriften dieser frühen kommunistischen Zeit quasi
religiöse Züge an. Viele der für den Bolschewismus engagierten Juden
fühlten sich sozusagen als "gläubige Soldaten der Weltrevolution". So
erwartete Kurt Eisner bereits 1908, die "Religion des Sozialismus"
werde die "Verzweiflung des Jammertals" und die "Hoffnungslosigkeit des
irdischen Geschicks" überwinden. Leo Rosenberg verherrlicht das
Proletariat 1917 gar als "Weltmessias".
Konkret stellt sich die Frage: Wieviel Juden waren denn nun in den
revolutionären Gremien vertreten? Zum siebenköpfigen Politbüro der
Bolschewiki gehörten 1917 vier Juden: Leo Trotzki, Leo Kamenjew,
Grigori Sinowjew und Grigori Sokolnikow. Die Nichtjuden waren Lenin,
Stalin, Bubnow. Unter den 21 Mitgliedern des revolutionären
Zentralkomitees in Rußland waren 1917 6 der jüdischen Nationalität an,
also 28,6 %. Der überaus hohe Anteil von Juden bei den kommunistischen
Gründervätern und den revolutionären Gremien beschränkte sich
keineswegs auf die Sowjetunion. Auch Ferdinand Lassalle war Jude ebenso
wie Eduard Bernstein und Rosa Luxemburg. 1924 waren von sechs
KP-Führern in Deutschland vier und damit zwei Drittel jüdisch. In Wien
waren von 137 führenden Austro-Marxisten 81 und somit 60 % jüdisch. Von
48 Volkskommissaren in Ungarn waren 30 jüdisch gewesen. Aber auch bei
der revolutionären sowjetischen Geheimpolizei, der Tscheka, waren die
jüdischen Anteile außergewöhnlich hoch. Während der jüdische
Bevölkerungsanteil 1934 in der Sowjetunion bei etwa 2 % lag, machten
die jüdischen Tscheka-Führer immerhin 39 % aus. Jüdisch galt, das sei
erläuternd gesagt, in der Sowjetunion als eigene Nationalität. Damit
war er höher als der russische Anteil bei der Tscheka mit 36 %. In der
Ukraine waren sogar 75 % der Tschekisten Juden.
Diese Feststellung leitet zu einem Kapitel über, das zur damaligen Zeit
für ungeheure Empörung gesorgt hat. Der Mord am russischen Zaren und
seiner Familie wurde von dem Juden Jakob Swerdlow angeordnet und von
dem Juden Chaimowitz Jurowski am Zaren Nikolaus II. eigenhändig
vollzogen. Weiter stellt sich die Frage, ob Juden in der
kommunistischen Bewegung eher Mitläufer oder Leitungsfunktion hatten.
Letzteres trifft zu. Leo Trotzki in der UdSSR, Bela Kun in Ungarn.
Nicht zu vergessen die Münchner Räterepublik: Kurt Eisner, Eugen
Leviné, Tobias Achselrod und andere Juden waren hier als unbestrittene
Führungspersönlichkeiten tätig. Ein großes Aufsehen erregte damals das
Eindringen bewaffneter Rotgardisten in die Münchner Nuntiatur des
späteren Pacelli-Papstes. Er wurde von den Revolutionären mit einer auf
die Brust gehaltenen Pistole bedroht. Auch die Ende April 1919 von
Rotgardisten durchgeführte Erschießung von sieben Mitgliedern der
"Thule-Gesellschaft", die in enger Verbindung zur späteren NSDAP stand,
zeigt die Entschlossenheit des revolutionären Prozesses. Diese
Geiselerschießung, der die Londoner Times am 5. Mai 1919 eine
Schlagzeile gewidmet hatte, gab einem "giftigen Antisemitismus Nahrung
und erzeugte lange nachwirkende Rachegelüste".
Weiter könnte nach dem revolutionären Eifer und der Entschlossenheit
der jüdischen Kommunisten gefragt werden. Nun, diese revolutionäre
Elite meinte es wirklich ernst, so äußerte Franz Koritschoner von der
KPÖ: "Zu lügen und zu stehlen, ja auch zu töten für eine Idee, das ist
Mut, dazu gehört Größe." Grigori Sinowjew verkündete 1917: "90 von 100
Millionen Sowjet-Russen müssen mitziehen. Was den Rest angeht, so haben
wir ihnen nichts zusagen. Sie müssen ausgerottet werden." (S. 138)
Ähnlich auch hat Moisei Wolodarski formuliert: "Die Interessen der
Revolution erfordern die physische Vernichtung der Bourgeoisie." (ebd)
Ganz ähnlich auch Arthur Rosenberg im Jahre 1922: "Die Sowjetmacht hat
die Pflicht, ihre unversöhnlichen Feinde unschädlich zu machen."
(S.163)
Zweifellos waren diese Äußerungen kommunistischer jüdischer
Revolutionäre keine leeren Drohungen. Das war Ernst. Das war tödlicher
Ernst. Nach einer von Churchill 1930 vorgetragenen statistischen
Untersuchung eines Professors sollen den Sowjets bis 1924 folgende
Menschen zum Opfer gefallen sein: 28 orthodoxe Bischöfe, 1.219
orthodoxe Geistliche, 6.000 Professoren und Lehrer, 9.000 Doktoren,
12.950 Grundbesitzer, 54.000 Offiziere, 70.000 Polizisten, 193.000
Arbeiter, 260.000 Soldaten, 355.000 Intellektuelle und Gewerbetreibende
sowie 815.000 Bauern.
Ein besonders grausames Kapitel war das Niederringen jeglichen
Widerstandes gegen die Zwangskollektivierung in der Ukraine. Unter
maßgeblicher Beteiligung jüdischer Tschekisten fanden hier weit über 10
Millionen Menschen den Tod. Die meisten gingen an Hunger zu Grunde.
Keinesfalls darf die ausgesprochen antikirchliche und antichristliche
Ausrichtung der bolschewistischen Revolution unterschlagen werden, wie
es in den meisten Schulbüchern der Fall ist. Tatsächlich hat der
Bolschewismus mit seinem kriegerischen Atheismus die umfassendste
Christen- und Religionsverfolgung der Geschichte durchgeführt. Nach
einer von russischen Behörden erstellten Statistik wurden zwischen 1917
und 1940 96.000 orthodoxe Christen, darunter Priester, Diakone, Mönche,
Nonnen und andere Mitarbeiter nach ihrer Verhaftung erschossen.
Weder die orthodoxen Kirchen oder Klöster wurden verschont. Die
Baulichkeiten wurden entweder zerstört oder für profane Zwecke genutzt.
So wurden Kirchen zu Clubs, Kaufläden oder Speichern umgewandelt. Das
Gold und das Silber der sakralen Schätze der orthodoxen Kirche
verwendete man zur Finanzierung weltweiter revolutionärer Bewegungen.
Wie ging es den religiösen Juden selbst in der frühen Sowjetunion? Auch
sie waren der Verfolgung durch die Bolschewisten ausgesetzt. An der
Spitze der bolschewistischen sogenannten Gottlosen-Bewegung stand
ausgerechnet Trotzki. Er leugnete damals sein Judentum, wurde aber von
den Russen und weltweit als Jude wahrgenommen.
Meine Damen und Herren,
wir haben nun gesehen, wie stark und nachhaltig Juden die revolutionäre
Bewegung in Rußland und mitteleuropäischen Staaten geprägt haben. Das
hat auch den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson 1919 zu der
Einschätzung gebracht, die bolschewistische Bewegung sei "jüdisch
geführt". Mit einer gewissen Berechtigung könnte man im Hinblick auf
die Millionen Toten dieser ersten Revolutionsphase nach der
"Täterschaft" der Juden fragen. Juden waren in großer Anzahl sowohl in
der Führungsebene als auch bei den Tscheka-Erschießungskommandos aktiv.
Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als "Tätervolk"
bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es würde aber der gleichen
Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk bezeichnet.
Meine Damen und Herren,
wir müssen genauer hinschauen. Die Juden, die sich dem Bolschewismus
und der Revolution verschrieben hatten, hatten zuvor ihre religiösen
Bindungen gekappt. Sie waren nach Herkunft und Erziehung Juden, von
ihrer Weltanschauung her aber meist glühende Hasser jeglicher Religion.
Ähnliches galt für die Nationalsozialisten. Die meisten von ihnen
entstammten einem christlichen Elternhaus. Sie hatten aber ihre
Religion abgelegt und waren zu Feinden der christlichen und der
jüdischen Religion geworden. Verbindendes Element des Bolschewismus und
des Nationalsozialismus war also die religionsfeindliche Ausrichtung
und die Gottlosigkeit. Daher sind weder "die Deutschen", noch "die
Juden" ein Tätervolk. Mit vollem Recht aber kann man sagen: Die
Gottlosen mit ihren gottlosen Ideologien, sie waren das Tätervolk des
letzten, blutigen Jahrhunderts. Diese gottlosen Ideologien gaben den
"Vollstreckern des Bösen" die Rechtfertigung, ja das gute Gewissen bei
ihren Verbrechen. So konnten sie sich souverän über das göttliche Gebot
"Du sollst nicht morden" hinwegsetzen. Ein geschichtlich bisher
einmaliges millionenfaches Morden war das Ergebnis. Daher, meine Damen
und Herren, plädiere ich entschieden für eine Rückbesinnung auf unsere
religiösen Wurzeln und Bindungen. Nur sie werden ähnliche Katastrophen
verhindern, wie sie uns Gottlose bereitet haben. Die christliche
Religion ist eine Religion des Lebens. Christus hat gesagt: "Ich will,
daß sie das Leben haben und daß sie es in Fülle haben" (Joh 10, 10).
Damit ist nicht nur das jenseitige, sondern ganz konkret unser reales
heutiges Leben und Ãœberleben gemeint. Deswegen ist es auch so wichtig,
daß wir den Gottesbezug in die europäische Verfassung aufnehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben also gesehen, daß der
Vorwurf an die Deutschen schlechthin, "Tätervolk" zu sein, an der Sache
vorbeigeht und unberechtigt ist. Wir sollten uns in Zukunft gemeinsam
gegen diesen Vorwurf wehren. Unser Leitspruch sei: Gerechtigkeit für
Deutschland, Gerechtigkeit für Deutsche.
Ich komme zum Schluß und sage: Mit Gott in eine gute Zukunft für
Europa! Mit Gott in eine gute Zukunft besonders für unser deutsches
Vaterland!
P.S. Seitenzahlen ohne nähere Angabe beziehen sich auf das Buch
"Jüdischer Bolschewismus" Mythos und Realität" von Johannes Rogalla von
Bieberstein.
(der Text stammt von der Website der Neuhofer CDU)
"Daß ich nun als Antisemit erscheine, trifft mich tief"
Dokumentation: Die Erklärung des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann vor seinem Fraktionsausschluß im Wortlaut:
Dreimal habe ich mich öffentlich entschuldigt. Die erste Entschuldigung
war mit dem Büro der Parteivorsitzenden abgesprochen. Die zweite mit
dem hessischen Landesvorsitzenden und die dritte mit Wolfgang Bosbach
und Volker Kauder. Meine Entschuldigung hat der Fraktion bis in die
letzten Tage ausgereicht. Ich bin davon ausgegangen, daß mit der seit
dem 1. November strikt eingehaltenen Schweigeauflage und den jeweils
gesteigerten Distanzierungen und Entschuldigungen ein gangbarer Weg
gefunden war.
Von den Geschehnissen um General Günzel bin ich tief betroffen. Ich
habe dem ausdrücklichen Versprechen des ZDF-Redakteurs Glauben
geschenkt, daß der Name in gar keinem Falle bekannt gemacht wird. Ich
habe sofort bei Herrn General Günzel angerufen. Er hat meine
Entschuldigung akzeptiert.
Jetzt zu meiner Rede: Ich habe betonen wollen, daß die Taten der
Bolschewisten dem jüdischen Volk nicht angerechnet werden können. Ich
glaubte dies mit dem Kernsatz der Rede zum Ausdruck gebracht zu haben.
Der Kernsatz der Rede lautet: "Weder die Deutschen noch die Juden sind
ein Tätervolk." Nochmals: Ich wollte sagen, daß das jüdische Volk mit
den Greueltaten der Bolschewisten auch nicht im entferntesten
identifiziert werden kann.
Entgegen diesem Kernsatz aber hat Herr Sonne am 30. Oktober bei den
Tagesthemen erklärt: "Hohmann nennt Juden Tätervolk." Diese Meldung ist
falsch. Mit dieser böswilligen Umdeutung hat der Redakteur den
Medienskandal entfacht. Durch diese Falschdarstellung nahm das Ganze
eine für uns alle verhängnisvolle Richtung und eine ungeahnte
Dimension. Dies bedauere ich zutiefst. Mein Versuch, dem
entgegenzutreten, ist gescheitert. Ansonsten habe ich eisern
geschwiegen.
Ich habe mich immer gegen das Verschweigen der Naziverbrechen an den
Juden gewandt. Als eine meiner ersten Aufgaben als Bürgermeister habe
ich für die Wiederherstellung des jüdischen Friedhofs Sorge getragen.
Als Leiter des Geschichtskreises habe ich veranlaßt, daß die
Vertreibung und Ermordung der Juden meiner Heimatgemeinde Neuhof
festgehalten, veröffentlicht und aufgearbeitet wurde.
"Ich bitte nochmals um Verzeihung"
In meiner Volkstrauertagsrede aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr der
Reichspogromnacht habe ich 1988 die schweren Verbrechen der Nazis in
den Mittelpunkt meiner Rede gestellt. Die Verbrechen habe ich anhand
von Einzelbeispielen aus unserem Ort dargestellt und habe am Schluß
meiner damaligen Rede die ermordeten Juden unserer Gemeinde namentlich
aufgeführt. Diese Rede habe ich mit folgendem Satz beendet: Wenn es
möglich ist, zu verzeihen und zu vergeben, dann möchte ich
stellvertretend die Ermordeten heute um Vergebung bitten.
Im Bundestag habe ich in den letzten fünf Jahren als Berichterstatter
für die Entschädigung von NS-Opfern loyal im Auftrag unserer Fraktion
und im Sinne der NS-Opfer gearbeitet. Als einziger
Bundestagsabgeordneter habe ich vor einem Jahr aus Anlaß des 50.
Jahrestages der Gründung der Jewish Claims Conference bei der
Gedenkfeier an Gleis 17 in Berlin-Grunewald teilgenommen. In meiner
Bundestagsrede vom 6. Juni 2003 zum Staatsvertrag der Bundesrepublik
mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland habe ich aus tiefster
Ãœberzeugung das Buch Genesis zitiert, um warnend die Unantastbarkeit
der Juden hervorzuheben. Danach sagt Gott zu Abraham: "Durch dich
sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Ich will segnen, die
dich segnen, wer dich verwünscht, den will ich verfluchen."
Daß ich nun öffentlich als jemand dastehe, der Juden in ihren Gefühlen
verletzt und als Antisemit erscheint, trifft mich tief. Mein Anliegen
war das Gegenteil. Auch meine Frau und meine Kinder leiden unter dem
gegen mich erhobenen Vorwurf des Antisemitismus.
Mehrfach habe ich mich entschuldigt. Ich möchte alles tun, damit die
von mir hervorgerufenen Verletzungen geheilt werden, und bitte nochmals
um Verzeihung. Als Christ schließe ich mich mit vollem Herzen dem
Sühnegebet des Papstes an, der im Jahr 2000 folgende Vergebensbitte
gesprochen hatte: "Wir bitten um Verzeihung und wollen uns dafür
einsetzen, daß echte Brüderlichkeit herrsche mit dem Volk des Bundes."
Abschließend bitte ich, den Antrag auf Ausschluß aus der Fraktion zurückzunehmen.
(JUNGE FREIHEIT vom 21.11. 2003)