KLEINER PRESSESPIEGEL
von
Dr. Joachim May, Schaftlach
Bravo Schwester!
Seit Jahren währen die Versuche progressistischer Redner und Schreiber,
den Zölibat des Priesters gegen das Sakrament der Ehe auszuspielen. Ein
gewisser Dr.Kurt Schöndorf hat sich in der MkKZ (4.4.71) in dieser
Hinsicht wieder ein tolles Stückchen geleistet: "Wenn meine Liebe zu
Christus durch die Ehe "befleckt" würde, müßte ich ernstliche Bedenken
an der Lehre vom Sakrament der Ehe anmelden und feststellen, daß der
Manichäismus im kirchlichen Lehramt immer noch nicht überwunden ist
..." Auf dieses Geschwätz gibt eine Münchner Ordensfrau (Sr. Bathilde
O.S.F.) die richtige Antwort (MkKZ, 2.5.71): "Hier irrt Herr Dr.Kurt
Schöndorf. Er tut so, als müßte alles, was nicht "unbefleckt" im Sinne
des Papstes ist, notwendig sündhaft sein. Das ist nicht der Fall. Wir
beten doch auch in der Lauretanischen Litanei: Mater castissima, Mater
inviolata, Mater intemerata: ora pro nobis! Deshalb kommt aber kein
Vernünftiger auf den Gedanken, seiner eigenen leiblichen Mutter
Unkeuschheit vorzuwerfen. - Gleichwohl ist es für den katholischen
Christen nicht zweifelhaft, daß die um des Himmelreiches willen
erwählte Ehelosigkeit höher steht als der Stand der Ehe..." Diese
Ordensfrau hat in der Tat erheblich mehr Sachverstand und Wertgefühl
als der Herr Dr. Kurt Schöndorf.
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Ein wirksames Zeichen
Angesichts der weitverbreiteten Meinung, die Erkennbarkeit des
Priesters und Ordensmannes an seiner Kleidung sei dem Kontakt mit den
Menschen hinderlich, ist ein Franziskanerpater (DT, 28./29.5.1971) ganz
anderer Meinung: "Ein wirksames Zeichen ist das Ordensgewand
tatsächlich. Im Mai 1939 bestieg ich mit einigen Mitbrüdern das Schiff
in Hamburg - im Ordenshabit -, um nach Brasilien in die Mission zu
fahren. Bei der Devisenkontrolle sagte der Gestapo-Beamte zu uns: "Ich
achte Sie, weil Sie sich bekennen." Er ließ uns bei der Kontrolle
unbelästigt durch. In Rio de Janeiro konnten wir im Ordenshabit in die
Favelas und Kommunistenviertel gehen, ohne belästigt zu werden. Im
"landesüblichen Herrenanzug" hätte man da bei seelsorglichen Arbeiten
etwas erleben können. In Bolivien taut selbst der undurchsichtige
Indianer beim Anblick unseres Ordenshabites auf. Zeigt sich hier nicht
wirksame Zeicherhaftigkeit einstiger Mitbrüder, die verpflichtet? -
Noch etwas: Man zeige sich im Ordenshabit auf dem Hauptbahnhof in
Stuttgart zwischen 8 und 11 Uhr abends. Sofort kommt der Dialog
zustande mit den Ärmsten der Armen, seien sie betrunken oder nicht. Für
diese Armen ist der Habit ein Zeichen, für uns eine Chance."
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Irrtum ?
Kardinal Jäger hat (NB, 6.6.71) betont, daß "beim derzeitigen
Priesternachwuchs von "sehr qualifizierten Kräften" gesprochen werden
könne. Wie der Kardinal zu diesem Urteil kommt, bleibt rätselhaft.
Vielleicht ist sein Priesterseminar noch intakt - wer weiß. Nach
unseren Beobachtungen dagegen wird man feststellen müssen, daß - man
denke nur an den "Priesternachwuchs" aus der Frankfurter
Jesuiten-Fabrik St.Georgen! - die kommenden Priestergenerationen, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, Ausschuß sind. Das kann angesichts der
Verhältnisse in den meisten Priesterseminaren auch nicht anders sein.
Mit dem Einrücken dieses Priesternachwuchses in die amtlichen
Funktionen (Kaplane, Pfarrer usw.) kündigt sich ein Tiefpunkt der
Kirche an.
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