Maria aber bewahrte all diese Worte
und überlegte sie in ihrem Herzen (Lukas 2; 19)
- Weihnachten 2002 -
von
Father Courtney Edward Krier
übersetzt von Elisabeth Meurer
Ich muß notwendigerweise in dieser Weihnachtszeit über den Rosenkranz
sprechen, da die modernistische Kirche es vorgezogen hat, diese
katholische Andachtsform herauszuheben. Ich tue dies nicht, weil ich in
ihre Fußstapfen treten will, sondern weil gewisse Irrtümer vielleicht
akzeptiert werden, wenn sie nicht ausdrücklich hervorgehoben werden.
Hier geht es hauptsächlich um das Hinzufügen fünf neuer Geheimnisse,
der sog. "Geheimnisse des Lichtes". Wir alle wissen, was geschah, als
die Väter des II. Vatikanischen Konzils beschlossen, die Messe und die
Sakramente zu ändern. Genauso wie es jetzt keine Ähnlichkeit gibt
zwischen dem Novus Ordo und demjenigen des heiligen Meßopfers, das in
der lateinischen (römischen) Kirche apostolischer Zeiten zelebriert
wird, und die Sakramente später eine vom katholischen Glauben
abweichende Bedeutung erhielten, so ist auch zu befürchten, daß auch
der Rosenkranz bald jedwede Ähnlichkeit mit seiner ursprünglichen
Intention verlieren wird. Wir müssen zwei Gesichtspunkte erwägen, wenn
wir vom Rosenkranz sprechen: Der Rosenkranz wurde der Kirche in seiner
derzeitigen Form von Maria gegeben und hat sie seither nicht geändert:
Der Rosenkranz besteht aus 150 Ave Maria, jedes für die 150 Psalmen
Davids.
Beginnen wir mit einer historischen Grundlage. Ich beziehe mich auf das
"Geheimnis des Rosenkranzes" vom hl. Louis Marie de Montfort, ein sehr
empfehlenswertes Buch für alle, die wirklich eine große Hingabe an den
heiligen Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria hegen oder dies
wünschen. Die Kirche hat immer die Tradition des Rezitierens der
Psalmen Davids fortgeführt, der Stimme Christi in seinem Leben, Leiden
und Tod. Die Kirche, vereint mit ihrem Bräutigam, macht sich diese zu
eigen wie einen wertvollen Schatz und kostet die Worte ihres göttlichen
Bräutigams aus. Da die Laien in der frühen Kirche an diesem Segen
teilhaben wollten, aber daran gehindert waren, da es keine Texte gab
wie heute (Analphabetismus war die Regel) und Verpflichtungen des
Laienstandes sie daran hinderten, täglich am Gottesdienst teilzunehmen,
während die Psalmen gebetet wurden, kam die Gewohnheit auf, 150
Vaterunser oder 150 Ave Maria zu beten. Letzteres wurde bekannt als
Psalter Unserer lieben Frau oder Englischer Psalter (der Engel Gabriel
grüßte Maria mit den Worten: Sei gegrüßt, voll der Gnade...) und wurde
geläufiger. Im Jahr 1214 erschien die heilige Jungfrau Maria dem
heiligen Dominikus und lehrte ihn die Art wie wir heute den Rosenkranz
beten. Anstatt nur Ave Maria zu beten, teilte die heilige Jungfrau den
Rosenkranz in drei Teile: die freudenreichen Geheimnisse, die
schmerzhaften Geheimnisse und die glorreichen Geheimnisse. Diese Teile
wiederum wurden in fünf Gruppen von zehn Ave Maria untergliedert. Sie
fügte als Vorspann das Apostolische Glaubensbekenntnis und ein
Vaterunser vor jeder Gruppe Ave Maria an, gefolgt von einem Ehre sei
dem Vater. Eine erste Gruppe dreier Ave Maria war zur Ehre der heiligen
Dreifaltigkeit und erinnerte daran, daß Maria Tochter des Vaters,
Mutter des Sohnes und Braut des Heiligen Geistes ist. Die folgenden
fünfzehn Zehnergruppen von Aves verehrten Leben, Tod und Auferstehung
unseres Herrn Jesus Christus und Leben, Aufnahme in den Himmel und
Krönung Mariens. Der Rosenkranz sollte dann nicht mehr nur eine
Wiederholung lobenswerter Gebete sein, sondern ein Mittel, unseren
Geist auf die Hauptgeheimnisse des Lebens unseres Herrn und Unserer
lieben Frau zu konzentrieren und Stärke und Hilfe in unser eigenes
persönliches Leben zu bringen. Papst Leo XIII. stellte dies heraus, als
er in seiner Enzyklika ‘Laetitiae Sanctae’ (8. September 1893) schrieb:
„Sehen wir ein Heilmittel im Rosenkranz, der aus einer festen
Gebetsordnung besteht, verbunden mit andächtiger Meditation über das
Leben Christi und Seiner heiligen Mutter. Hier wird, wenn die
freudenreichen Geheimnisse nur zu deutlich den Menschen wieder ins
Gedächtnis gerufen werden, ihnen eine anschauliche Lektion über
die Haupttugenden vor Augen gestellt. Ein jeder wird so selbst sehen
können, wie leicht, wie reichhaltig, wie überaus ansprechend die Lehren
sind, die man darin zur Führung eines redlichen Lebens findet. Stellen
wir uns vor jene irdische und göttliche Heimstatt der Heiligkeit, das
Haus von Nazareth. Wie viel haben wir von dem täglichen Leben zu
lernen, das innerhalb seiner Mauern geführt wurde! Welch ein in jeder
Hinsicht vollkommenes Vorbild häuslichen Lebens! Hier finden wir
Einfachheit und Reinheit des Benehmens, vollkommene Einigkeit und
ungebrochene Harmonie, gegenseitigen Respekt und Abneigung gegen
Falschheit und Flüchtigkeit, was aber Leben und Reiz in andächtiger
Gottesverehrung findet. Hier ist der geduldige Fleiß, der für das
sorgt, was an Nahrung und Kleidung notwendig ist, der dies „im Schweiße
des Angesichts“ tut, der mit wenigem zufrieden ist und eher versucht,
die Zahl seiner Wünsche zu verringern als die Quellen seines
Wohlstandes zu vermehren. Ja noch viel besser: Wir finden dort jenen
höchsten geistigen Frieden und jenes größte Seelenglück, die immer mit
einem ruhigen Gewissen einhergehen. Dies sind wertvolle Beispiele von
Güte, Bescheidenheit, Demut, hart arbeitender Ausdauer, Freundlichkeit
zu anderen, von Eifer bei den kleinen Pflichten des täglichen Lebens
und anderer Tugenden, und wenn sie einmal ihren Einfluß geltend gemacht
haben, werden sie allmählich in der Seele verwurzelt und bringen sicher
eine glückliche Sinnes- und Verhaltensänderung mit sich. Dann beginnt
jeder, seine Arbeit nicht länger als niedrig und lästig, sondern als
heilsam und leicht anzusehen und als mit einer gewissen Freude umgeben
durch sein Pflichtgefühl in ihrer gewissenhaften Ausfüh-rung. Dann
werden liebenswürdigere Umgangsformen überall vorherrschen, das
häusliche Leben wird geliebt und geschätzt werden, und die
zwischenmenschlichen Beziehungen werden hoch geschätzt werden, und die
zwischenmenschlichen Beziehungen werden durch ein stärkeres Einfließen
von Respekt und Nächstenliebe geheiligt. Und wenn diese Besserung vom
einzelnen auf die Familie und die Gemeinden und dann auf das Volk
übergreifen sollte, so daß das menschliche Leben zu diesem Standard
erhoben wird, dann wird jeder merken, wie groß und dauerhaft der Nutzen
wäre, der für die Gesellschaft erzielt würde.“
So sprach Unsere Frau zum heiligen Dominikus: „Lieber Dominikus, weißt
du, welche Waffe die allerheiligste Dreifaltigkeit einsetzen will, um
die Welt zu verbessern?... Ich will, daß du weißt, daß bei dieser Art
der Kriegführung der Rammbock immer der Englische Psalter gewesen ist,
welcher der Grundstein des Neuen Testamentes ist. Daher: Wenn du diese
verhärteten Sünder erreichen und sie für Gott gewinnen willst,
predige meinen Psalter.“
Und warum? werden wir vielleicht fragen. Weil wir, wenn wir die Würde
Mariens und ihren Anteil an unserer Erlösung verstehen, auch ihren
göttlichen Sohn verstehen können. Protestanten halten sich bei der
Taufe Christi, der Hochzeit zu Kana, der Verkündigung des Königreichs
Gottes und dem Aufruf zur Buße, Seiner Verklärung und der Einsetzung
der Eucharistie (letztes Abendmahl) auf - den neuen „Geheimnissen des
Lichtes“. Als wahre Adoptianer sehen sie Christus als vom Vater
„adoptiert“ an und die Verklärung Christi als Umwandlung vom „Sohn
Mariens“ zum „Sohn Gottes“, erleuchtet und gestärkt. Sie erkennen die
Symbole von Christi „Liebe“ und „Wunsch“, sogar bei uns zu bleiben, an
aber sie leugnen deren Realität. Die Kirche bekämpfte Jahrhunderte
hindurch die Gnostiker, die Christus als einen weiteren „Buddha“
annehmen wollten, erleuchtet und gestärkt, und ihn als Symbol benutzen
wollten für unsere Transformation durch Initiation in die „Geheimnisse“
und das Erlangen der Vollkommenheit durch unsere eigenen Bemühungen
(Pelagianismus). Leider verbirgt sich hinter den Worten Johannes Pauls
II. die Umwandlung des Rosenkranzes Mari-ens in eine Bibellesestunde,
und Christus wird nicht mehr als Sohn Mariens betrachtet, sondern
als verwandelt in den Sohn Gottes.. Wir als Katholiken begreifen, wie
das Konzil von Nizäa durch die Verkündigung, daß Maria Gottesmutter
ist, daß wir Christus nur mit Maria finden können, wie Elisabeth bei
der Heimsuchung, die Hirten von Bethlehem und wie die Weisen aus dem
Morgenland. Daher meditieren wir, wenn wir den Rosenkranz der heiligen
Jungfrau Maria beten, über die Geheimnisse in Vereinigung mit ihr, da
Maria all diese Worte bewahrte und sie in ihrem Herzen erwog.
„Gebenedeit unter den Weibern“, kannte sie mehr als jeder andere ihren
göttlichen Sohn, und durch sie wollen wir lernen. Wenn wir diese
Advents- und Weihnachtszeit beginnen, laßt uns mit Maria die göttlichen
Geheimnisse des heiligsten Rosenkranzes betrachten, auf daß „wir
nachahmen, was sie enthalten, und erlangen, was sie versprechen.“
Ich möchte wiederum all denen danken, die im letzten Jahr geholfen
haben, die katholische St.-Josephs-Kirche und die
St.-Felicissimus-Schule durch Gebete und Spenden zu unterstützen. Aller
Gläubigen wird in der Messe am Weihnachtstag gedacht, besonders derer,
die selbst am heiligen Opfer nicht teilnehmen können, sei es wegen
Krankheit, aus Altersgründen oder in Ermangelung von Priestern, die das
heilige Meßopfer in ihrer Nähe darbringen.
Ich wünsche allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und bitte unseren
göttlichen Erlöser, Ihnen allen seinen Segen während des kommenden
neuen Jahres zukommen zu lassen.
In Seinem Dienste
Fr. Courtney Edward Krier
* * *
Fr. Krier wurde am 19.12.1992 von Bischof Storck in München zum
Priester geweiht. Die Redaktion der EINSICHT gratuliert ihm zum seinem
10-jährigen Priesterjubiläum ganz herzlich. Wir bitten Gott, daß Er
seinem priesterliches Wirken auch weiterhin Seinen Segen geben möge. E.
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