Wie uns die anderen sehen...
Der Journalist Werner Olles berichtet in der JUNGEN FREIHEIT vom 16. August 2002 über unsere Arbeit:
Die göttliche Wahrheit erkennen
Katholische Kirche:
Der Freundeskreis der Una Voce kämpft
gegen den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Längst vorbei sind die Zeiten, als Christi Freiheit vom Zeitgeist der
Maßstab war, an dem sich die katholische Kirche messen ließ. Zwischen
Ökumenismus, Synkretismus, Neo-Protestantismus, Modernismus,
Feminismus, Buddha, Wotan und New Age ist sie heute nur eine unter
vielen Institutionen, die "eine Art metaphysische Rückversicherung'
(Eberhard Heller) anbietet und darstellt.
Es sind dies vor allem die Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen
Konzils (1962-1965), mit dem die Zersetzung und Auflösung des
katholischen Glaubens eingeleitet wurde. Mit der Abschaffung des
liturgischen Meßopfers trafen die konziliaren Reformen von Papst
Johannes XXIII. das Herz der Kirche. Die "Heilige Messe" als Mahl
anstatt als Sühneopfer gehörte zu jenen Neuerungen, die es der
Konzilskirche gestatteten, an die Stelle der Anbetung Gottes, der Liebe
zu Jesus Christus und der Verehrung der Gottesmutter eine neue Religion
der Menschenrechte zu setzen, in der allein der Mensch zum Maß,
Mittelpunkt, Anfang und Ende aller Dinge wurde. Eliminiert wurden auch
der alte lateinische Ritus und bestimmte theologische Auffassungen über
die Gewissensfreiheit, verfälscht wurden die Sakramentsriten und die
Wandlungsworte.
Der scheinbar so gefestigte Block der römisch-katholischen Kirche ging
vor dem Ansturm des Modernismus schnell in die Knie und gab die Einheit
des Glaubens preis, indem er häretische Theorien zugunsten der
katholischen Dogmen aufnahm. Eine innere Katholizität bewahrten sich
nur jene Gläubigen, die das von Gott geoffenbarte Glaubensgut, die
wahre Meß-Theologie, die Apostolizität hinsichtlich Lehre und Ursprung
und die heiligen Sakramente durch das unbeirrbare Festhalten an der
Tradition retteten.
Einige dieser Traditionalisten sammelten sich in der
Priesterbruderschaft St. Pius X. im Schweize-rischen Econe. Erzbischof
Marcel Lefebvre geißelte den Konzilsgeist als das "1789" der
katholischen Kirche und den damit verbundenen Niedergang und Zerfall,
das Absinken der Qualität des Priestertums, den Rückgang des
kirchlichen Lebens, die Zerrüttung der christlichen Ehen und Familien
und die Säkularisierung der katholischen Staaten.
Zu den Folgen des Konzils gehörte auch, daß die konservativen,
christlichen Parteien ihren Halt verloren, weil die Beschlüsse dieser
Synode auf das politische Leben einen enormen Einfluß ausübten.
Man sehe sich nur die Programme dieser Parteien aus der vorkonziliaren
Zeit an und vergleiche sie mit den Programmen von heute. Hatten
sie vorher in der Kirche immer eine Stütze gesehen, so spiegelte sich
in ihren neuen Programmen nun der Geist des Konzils wider. Nur
ein Blinder bemerkt nicht, daß Liberalismus, Sozialismus,
Multikulturalismus und Globalisierung die politische Seite,
Ökumenismus, Modernistnus und die Ideolgie der Menschenrechte die
konziliare Seite der gleichen falsch glänzenden Medaille sind.
1965 gründete sich die Una Voce Gruppe Maria, zu deren Unterstützung
sich bald schon der Freundeskreis der Una Voce bildete. Seit 1971 gibt
der eingetragene Verein in München die römisch-katholische Zeitschrift
Einsicht heraus, an der auch einige Autoren mitwirken, die in der
konservativen politisch-kulturellen Publizistik recht bekannt sind, wie
Gerd-Klaus Kaltenbrunner, der Soziologe Robert Hepp oder der
FPÖ-Europaparlamentarier und Vorsitzende des Bundes gesetzestreuer
jüdischer Gemeinden in Deutschland, Peter Sichrovsky. Die Schrifleitung
liegt in den Händen von Eberhard Heller.
Im Vordergrund des Kampfes des Freundeskreises Una Voce steht die
Ablehnung der Neuen Meßordnung und der Vorrangstellung des Menschen vor
Gott. Da die Bischöfe durch die Verfälschung des Evangeliums zu
Apostaten wurden, sind sie - wie auch der Papst - als exkommuniziert zu
betrachten. Der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. in
Econe macht Una Voce den Vorwurf, daß sie sich zunehmend wieder der
Konzilskirche annähert und ihr gegenüber eine gewisse "Bereitschaft zum
Einlenken" zeigt. Bei einer Wiederzulassung des alten, lateinischen
Ritus für daran interessierte Gruppen könnten die Econer sich im
Gegenzug bereit erklären, "das Konzil, in der Interpretation, die
Johannes Paul II. ihm gegeben hat, nämlich in Einheit mit der
katholischen Tradition", anzuerkennen, so wörtlich Kardinal Ratzinger
in einem Gespräch mit Erzbischof Lefebvre kurz vor dessen Tod. Una Voce
hingegen will die Gültigkeit der neuen Messe grundsätzlich nicht
anerkennen.
Natürlich weiß Kardinal Ratzinger über diese Dinge genau Bescheid, und
er kennt auch die Identität zwischen dem Programm des 1776 von dem
Kirchenrechtler Adam Weishaupt gegründeten Illuminatenordens für eine
Weltbürger-Republik und dem Reformprogramm der Konzilskirche.
Mit der Einberufung des sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzils durch
Papst Johannes XXIII. wurde die Lunte der anti-christlichen Revolution
mitten ins Herz der Kirche gelegt. Satan nahm sozusagegen im
Innenraum der katholischen Kirche Platz. Der Widerstand gegen
diesen Verrat manifestiert sich bis heute zwar nur punktuell und in
kleinen geistigen und geistlichen Eliten, ist jedoch gleichwohl
weltweit. Aktive Una Voce-Gruppen existieren unter anderem in den USA,
Kanada, Mexiko, Australien, Neuseeland, Indien, Afrika, Deutschland und
Tschechien. In der theologischen Debatte um eine Restitution der Kirche
als Heilsinstitution können die religions-philosophisch und theologisch
stringent argumentierenden Sedisvakantisten - der Name hat seinen
Ursprung in der Erkenntnis, daß der Heilige Stuhl zur Zeit vakant ist -
die Konzils-Theologisten zwar jederzeit schlagen, aber manche
öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten unter den Gegen-Reformisten
schwächen den Widerstand in einem ganz erheblichen Maße.
Hatte noch Papst Pius X. im Jahre 1907 den Modernismus als das
"Sammelbecken aller Häresien" gebrandmarkt und den Priestern die
Ablegung des Antimodernisteneides auferlegt, wird nach den häretischen
Reformen der Konzils-Kirche der Liturgie nur noch der Stellenwert
folkloristischer Veranstaltungen beigemessen. Die Kirche verlor dadurch
nicht nur ihre führende Rolle im Bereich der Wissenschaft und der
Kunst, auch das religiöse, sakramentale Leben ist weitgehend erloschen.
Die Sedisvakantisten empfehlen daher ihren Anhängern, keine
Kirchensteuer mehr an die Reformkirche zu zahlen und arbeiten an der
Findung einer eigenen Rechtsidentität, da man sich "als wahre
Christengemeinschaft auch eine Rechtsform zulegen müsse" (Eberhard
Heller).
Als die Muttergottes am 19. September 1846 in La Salette den
beiden Hirtenkindern Melanie und Maxim erschien, sprach sie die
schicksalschweren Worte: "Rom wird den Glauben verlieren und der Sitz
des Antichrist werden." Die göttliche Vorsehung versah jedoch die
Christen mit drei unüberwindlichen Schilden gegen die "glühenden Pfeile
des Bösen": mit dem Wort Christi, dem Opfer Christi und der Mutter
Christi. Der modernistischen Lehre von der Autonomie des Menschen
gegenüber seinem Schöpfer und Erlöser erscheinen jedoch die großen
Wahrheiten über die allerheiligste Dreifaltigkeit und die Gottheit
Christi, über die ewige Bestimmung des Menschen und die Gefahr der
ewigen Verdammnis nur noch als museales Kulturgut.
So sehen sich die Katholiken zu Anfang des neuen Jahrtausends vom
Feminismus und Materialismus bis zum Ökumenismus und Neopaganismus
einer ganzen Front von Feinden gegenüber. Doch hat es im Sinne einer
unverkürzten Katholizität "nie etwas Kühneres und Hinreißenderes
gegeben als Orthodoxie" (Gilbert Keith Chesterton).
WERNER OLLES
***
Vittorio Messori über Johannes Paul II.
"Einzig der ideologische Schematismus treibt noch angemaßte "Experten
der vatikanischen Angelegenheiten" dazu, Johannes Paul II. als
Bannerträger der "konservativen Rechten" und als Feind der
"progressiven Linken" darzustellen. In Wirklichkeit weiß, wer die
aktuelle kirchliche Situation kennt, schon seit langem, dass genau das
Gegenteil zutrifft. Es sind nicht mehr nur die Lefebvrianischen
Scharen, die ihn des Modernismus, der Häresie, der blasphemischen üblen
Nachrede auf die Geschichte der Kirche beschuldigen. Innerhalb der
Kongregationen, Sekretariate, Institute des katholischen Apparates
nehmen Unbehagen und Verdacht zu. Das schon dicke Beschwerdebuch füllt
sich jeden Tag mit neuen Anklageführern. Es ist kein Geheimnis, dass,
als Johannes Paul II. in einem Konsistorium von seinem Wunsch sprach,
für die "Schuld" seiner Vorgänger um Vergebung zu bitten, der Großteil
der Kardinäle die Idee zurückwies. Da ging der Papst allein vorwärts:
aber, zur Freude der "Progressisten" vereinigte sich das feindliche
Stillschweigen großer kirchlicher, auch nicht traditionalistischer,
aber um die Bewahrung der Wahrheit und der Gerechtigkeit bemühter
Kreise." ("Corriere della Sera") |