Weltrundschreiben über den mystischen Leib Christi
vom 29. Juni 1943 1)
Vorwort der Redaktion:
Unlängst hat H.H. Rissling in einer Predigt in München vor einem
Schweizer "Wirrkopf" gewarnt, der Rissling wegen mangelnder
Jurisdiktion das Recht abgesprochen hatte, öffentlich als röm.-kath.
Priester pastoral tätig sein zu dürfen. Bei dem angeblichen Wirrkopf
dürfte es sich um Herrn Andreas Pitsch handeln, einen agilen Verleger
aus Müstair in Graubünden. Pitsch wirft Klerikern wie Rissling vor,
kein kirchliches Mandat für sein Handeln als Priester zu haben. Erst
ein solches würde ihn berechtigen, als Priester öffentlich zu wirken
und die hl. Messe zu zelebrieren. Zu Recht macht Pitsch dabei geltend,
daß Klerikern ohne autorisiertes Mandat, welches letztendlich von einem
Papst vergeben wird, kein legitimes Handeln als Priester möglich ist.
Der derzeitige gesetzlose Zustand habe inzwischen zu einem heillosen
Chaos geführt, eine Zustandsbeschreibung, der man nur zustimmen kann.
Abgesehen von bloßen Vorwürfen blieb Rissling eine theologisch
relevante Antwort auf diese Forderung nach der Legitimation seines
priesterlichen Wirkens schuldig. Das wundert um so mehr, als das
Problem des fehlenden päpstlichen Mandats seit den Bischofsweihen, die
S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc dem damaligen Pater Guerard des
Lauriers O.P. und den mexikanischen Priestern Zamora und Carmona im
Jahr 1981 erteilt hatte, öffentlich und weltweit seit 1982 diskutiert
wurde, gerade auch im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Kirche als
Heilsinstitution. Zudem möchte ich darauf hinweisen, daß die Erklärung
zur Lösung der derzeitigen Autoritätsrückgewinnung, die von Fr. Krier,
Herrn Jerrentrup und mir verfaßt wurde (vgl. EINSICHT XXX/3, S. 75 f.)
und die als Anschluß an die DECLARATIO S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc vom
27.2.1982 bzw. als deren Weiterführung gedacht ist, das Dilemma von
pastoraler Fürsorgepflicht einerseits und dem Fehlen eines Mandats
seitens der legitimen Autorität andereseits ausdrücklich thematisiert.
Gerade theologisch naiv (oder anmaßend) mutet es an, wenn Bischof
Pivarunas aus Omaha/USA auf seiner Hompage im Internet (unter der
Adresse "http://www.cmri.org/yrchik.html") verkündet, den ukrainischen
orthodoxen Bischof Yuri Yurchyk aus Donetsk im Jahre 2002 in die
katholische Kirche ("Reception into the Catholic Church") aufgenommen
zu haben. Einmal abgesehen davon, daß Pivarunas wohl die "röm.-kath.
Kirche" meinen dürfte und er sich mit einem solchen Akt päpstliche
Rechte anmaßt, was um so schlimmer wiegt, als er nicht einmal über eine
normale Jurisdiktion verfügt, ist doch gerade die Existenz dieser
Kirche als Heilsinstitution ungesichert. Seit Jahren mahnen wir in
dieser Zeitschrift an, doch deren Wiederaufbau zu betreiben - und sich
nicht bloß sog. pastoralen Aufgaben zu widmen, was soviel heißt, daß
traditionalistische Kleriker, die sich sogar Sedisvakantisten nennen,
nichts anderes tun als in Provisorien die hl. Messe zu lesen. Wie will
also Bischof Pivarunas jemand in die röm.-kath. Kirche aufnehmen, die
erst wieder restituiert werden muß - ein Anliegen, welches gerade er
(noch) nicht konkret unterstützt.
Manchmal gewinnt man den Eindruck, daß gerade den jüngeren Klerikern,
die sich doch eigentlich dem Wiederaufbau der Kirche verschreiben
müßten - hängt doch von diesem Engagement ihre eigentliche Legitimation
ab! -, das entsprechende Problembewußtsein für das spezifische Manko
unserer Situation abgeht. Sie verhalten sich so, als ob der
priesterliche bzw. bischöfliche Habitus genüge, die fehlende
kirchliche Beauftragung (Mandat) mit der mit ihr zusammenhängenden
Jurisdiktion zu ersetzen.
Hier offenbart sich überdeutlich ein mangelndes Kirchenverständnis,
welches auch bei vielen Gläubigen anzutreffen ist, für die die "Kirche"
nur der jeweilige Priester ist, der sie sakramental versorgt. Um gegen
solche Mißverständnisse oder Fehlvorstellungen von der Kirche
anzugehen, veröffentlichen wir nachfolgend die Enzyklika "Mystici
Corporis" Papst Pius XII. (1939 - 1958).
Als die Enzyklika Ende Juni 1943 erschien, befand sich die Welt mitten
in einem der furchtbarsten Kriege. Was sollte sie den Menschen geben,
die vielfach ums nackte Überleben kämpften, wo sollte man die Ruhe
hernehmen, dieses päpstliche Dokument aufmerksam zu studieren. Und doch
ist es gerade geschrieben worden, um den Gläubigen in einer zerrissenen
Welt Halt zu geben und sie wieder an ihre geistige Heimat zu erinnern,
die gegen alle Stürme des Bösen gewappnet ist. Schon ein flüchtiger
Blick in die ersten Kapitel dieser Enzyklika zeigt, daß Pius XII. nicht
nur die unermeßliche Not der Gläubigen und der ganzen Welt bewußt war,
sondern daß eben diese Not ein Grund zu ihrer Abfassung darstellte:
"Wir haben daher allen Grund, Ehrwürdige Brüder, aus Gewissenspflicht
und um den Wünschen vieler zu willfahren, die Schönheit, Erhabenheit
und Herrlichkeit unserer Mutter, der Kirche, der wir nächst Gott alles
verdanken, allen vor Augen zu stellen und sie zu preisen." Gerade diese
göttliche Einrichtung - und hier geht Pius XII. direkt auf die aktuelle
Notsituation ein - sei heute bedroht: "Aber Wir wissen auch, daß die
Kirche Gottes verachtet und hochmütig und feindselig geschmäht wird,
nicht nur von solchen, die das Licht der christlichen Weisheit ablehnen
und einer erbärmlichen Rückkehr zu den Lehren, Sitten und Einrichtungen
einer heidnischen Vorzeit das Wort reden. Sie begegnet vielfach
Verkennung, Gleichgültigkeit und selbst einem gewissen Überdruß und
Abscheu auch bei vielen Christen, die sich durch den blendenden Schein
des Irrtums bestricken oder von den Verlockungen und Verführungen der
Welt umgarnen lassen."
Bei der Konzeption seiner Enzyklika greift Pius XII. die Idee der
Kirche vom "mystischen Leib" auf, die seit den 20iger Jahren intensiv
diskutiert wurde. In seinem Büchlein „Vom Sinn der Kirche“ hatte Romano
Guardini 1922 geschrieben: „Ein religiöser Vorgang von unabsehbarer
Tragweite hat eingesetzt: Die Kirche erwacht in den Seelen.“ Er wollte
darauf aufmerksam machen, daß sich die Theologie mit einem Aspekt
der Kirche beschäftigte, die Abstand nahm von der einseitigen Sicht der
Kirche als äußerer, nur auf organisatorische Zwecke gerichteten
Einrichtung und ein Kirchenbild erstellte, welches deren gnadenhaftes
Wesen betonen wollte. In seinem Kommentar schreibt David Berger: "Bei
dieser Hervorhebung des Wesen der Kirche war jedoch nicht zu übersehen,
dass sich, auch geleitet von der sich seit den zwanziger Jahren in
Deutschland besonders rege entwickelten Ökumenischen Bewegung,
Tendenzen zeigten, die den Aspekt der konkreten Sichtbarkeit der Kirche
völlig übergingen." 2) Diese Bedenken greift auch der Freiburger
Erzbischof Conrad Gröber auf, die er in seinem im Januar 1943
veröffentlichten bekannten „Freiburger Memorandum“, das er auch an Pius
XII. geschickt hatte, so charakterisierte: "Das alles kann richtig
verstanden werden, es kann aber auch zum protestantischen
Kirchenbegriff führen. Da die sichtbare Kirche nämlich beim
Menschlichen, das ihr notwendigerweise anhaftet, mit solchen
Definitionen nicht in Einklang zu bringen ist, bleibt nichts anderes
übrig, als auf die unsichtbare Kirche der Protestanten und einiger
mittelalterlicher Sekten zurückzugreifen." Diese Sorge des Erzbischofs
einer möglichen Mißdeutung greift die Enzyklika auf. Am Fest Peter und
Paul, dem 29. Juli 1943, veröffentlichte Pius XII. eine seiner
bedeutendsten Enzykliken, das Lehrschreiben "Mystici Corporis", in dem
er auch auf diese theologischen Ideen eingeht, ohne indes von
theologischen Modeströmungen abhängig zu sein. Wie Berger anmerkt 3),
macht Petrus Canisius van Lierde, der langjährige Generalvikar des
Heiligen Vaters für die Vatikanstadt und ein enger Mitarbeiter Pius
XII., in seinen Erinnerungen an die Person und das Wirken des Papstes
ausdrücklich darauf aufmerksam, daß dieser immer "darauf bedacht war,
sich die besten Informationen über alte und neue Problemstellungen zu
beschaffen." Bei der Abfassung der Enzyklika standen Pius XII.
bedeutende Gelehrte wie P. Hürth S.J. und die Dominikaner
Garrigou-Lagrange, Spiazzi und Cordovani zur Seite, besonders aber der
Jesuit Sebastian Tromp, der die Enzyklika nicht nur durch wichtige
ekklesiologische Forschungen indirekt vorbereitete, sondern auch
federführend an deren Redaktion beteiligt war. 4)
Der Hauptgrund für die Veröffentlichung war in der Tat Pius XII.
Hirtensorge und das Ringen um ein neues Kirchenverständnis, welches er
von mehreren Seiten gefährdet sah: "Während nämlich auf der einen Seite
noch immer ein falscher Rationalismus alles, was menschliche
Geisteskraft übersteigt und hinter sich läßt, für sinnlos betrachtet;
während ein diesem verwandter Irrtum, ein flacher Naturalismus, in der
Kirche Christi nichts anderes sieht noch sehen will als ein rein
rechtliches und gesellschaftliches Band, schleicht sich auf der anderen
Seite ein falscher Mystizismus ein, der die unverrückbaren Grenzen
zwischen Geschöpf und Schöpfer zu beseitigen sucht und die Heilige
Schrift mißdeutet."
Um das neue (alte) Kirchenbild vom "mystischen Herrnleib" richtig zu
verstehen, ist vielleicht ein ideengeschichtlicher Aufriß hilfreich.
Aus dem Alten Testament rührte noch die Vorstellung vom "neuen
Jerusalem" her, die vom hl. Paulus von der Idee des mystischen
Herrenleib (vgl. Briefe an Kolosser und Epheser) überhöht wurde. In
diesem Leib wußten sich alle Gläubigen als Glieder am gleichen Leib,
dessen Haupt der verherrlichte Christus war. Die Kirche erfuhr sich im
Laufe ihrer Geschichte aber auch immer stärker als Anker und Hort des
Friedens, während die politische Welt zeitweise im Chaos versank. Sie
trat auch als Faktor des Aufbaus einer neuen, christlich geprägten
Kultur in Erscheinung, die von den geschichtstheologischen
Vorstellungen des hl. Augustinus mit seiner Idee von der "Civitas Dei
terrena", vom Gottesstaat, geprägt war. Ihren mittelalterlich stärksten
Ausdruck fand diese Idee in der berühmten Bulle "Unam sanctam" von
Papst Bonifaz VIII. Die Vorstellung von der Kirche als einer äußeren,
juridischen Geistesmacht verblaßte mit dem Untergang der Reiche. Es
erwachte erneut das alte paulinische Bild, das aber nun auch von
Augustinus und Thomas von Aquin beeinflußt ist, im Gewande moderner
Universalität, das zugleich die damalige Missionstätigkeit beflügelte.
Es überwindet juridisch-apologetische Engen, die in dieser Lehre eine
jansenistische Gefahr lauern sahen. So lehrt Pius XII.: "Bei der
Wesenserklärung dieser wahren Kirche Christi, welche die heilige,
katholische, apostolische, römische Kirche ist, kann nichts Vornehmeres
und Vorzüglicheres, nichts Göttlicheres gefunden werden als jener
Ausdruck, womit sie als der mystische Leib Jesu Christi bezeichnet
wird." In diesem Ausdruck kommt das übernatürliche Wesen der Kirche,
das sie über alle rein natürlichen Institutionen weit erhebt, klar zum
Ausdruck. Zugleich weist die Enzyklika auch auf die mit dieser Lehre
einhergehende Gefahr eines "falschen Mystizismus" und Spiritualismus
hin, der die sichtbare Wirklichkeit und juridische Verfaßtheit der
Kirche hintanstellt oder gar ganz negiert, den Irrtum jener "die sich
eine selbstersonnene Kirche erträumen, nämlich eine nur durch Liebe
auferbaute, (...) der sie – mit einer gewissen Verächtlichkeit – eine
andere, die sie die Rechtskirche nennen, gegenüberstellen."
Zum Leib gehört, daß er sichtbar ist. "Was zusammengehört, Rechts- und
Liebeskirche, und sich gegenseitig bedingt, reißen diese auseinander."
5) Pius zitiert in diesem Kontext das Lehrschreiben "Satis cognitum"
seines Vorgängers Leo XIII.: "Gerade weil sie ein Leib ist, ist die
Kirche mit den Augen wahrnehmbar." Und formuliert weiter:
"Infolgedessen weicht von der göttlichen Wahrheit ab, wer die Kirche so
darstellt, als ob sie weder erfaßt noch gesehen werden könnte, als ob
sie, wie man behauptet, nur etwas 'Pneumatisches' wäre, wodurch viele
christliche Gemeinschaften, obgleich voneinander im Glauben getrennt,
doch durch ein unsichtbares Band untereinander vereint wären."
Mit dieser Bestimmung hängt die Lehre von der Mitgliedschaft in der
Kirche zusammen: "Zu den Gliedern der Kirche sind aber in Wirklichkeit
nur die zu zählen, die das Bad der Wiedergeburt empfangen haben und den
wahren Glauben bekennen, die sich nicht selbst beklagenswerterweise vom
Gefüge des Leibes getrennt haben oder wegen schwerster Vergehen von der
rechtmäßigen Autorität abgesondert wurden." Noch eindringlicher und
klarer wird Pius XII. diese Erklärung in "Humani generis" wiederholen:
Der mystische Leib Christi und die römisch-katholische Kirche "sind
eben ein und dasselbe" (vgl. auch EINSICHT XXXIV/1, S. 1 ff).
Neben dieser so definierten (ordentlichen) Mitgliedschaft in dieser
Kirche als mystischer Leib gibt Pius XII. auch ein "votum implicitae
ecclesiae" ab, indem er vom Hingeordnetsein auf die Kirche "aus
unbewußtem Sehnen und Verlangen" spricht. Denn alle, die nicht zur
sichtbaren katholischen Kirche gehören, werden von dem Lehrschreiben
eingeladen, "sich aus jener Lage zu befreien, in der sie ihres jeweils
eigenen ewigen Heiles nicht sicher sein können; denn wenn sie auch
durch ein unbewußtes Sehnen und Verlangen auf den mystischen Leib des
Erlösers ausgerichtet sind, entbehren sie dennoch so vieler und so
großer himmlischer Gaben und Hilfen, deren man sich lediglich in der
katholischen Kirche erfreuen kann. Sie mögen also in die katholische
Einheit eintreten!"
Sowohl die Hervorhebung des übernatürlichen Charakters wie der
sichtbaren, juridischen Verfaßtheit der Kirche sind heute von
besonderer Aktualität. Denn der verkürzte Kirchenbegriff, den heute
viele der angeblich wahren katholischen Christen haben, verraten ein
Kirchenbild, in dem die Kirche "zum bloßen Verein für
Sakramentenspendung" degradiert ist und in dem die juridische Form
derselben vernachlässigt wird.
"Insgesamt stellt 'Mystici Corporis', ganz unabhängig, wie man einzelne
Punkte der Enzyklika einschätzt, den wichtigsten Meilenstein in der
Entwicklung der Ekklesiologie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
dar", wie Berger resümiert 6).
Die Enzyklika ist gegliedert in drei Teile: Die Kirche als mystischer
Leib Christi; die Verbindung der Gläubigen mit Christus - ein Teil, der
aus der Darstellung der entstandenen Irrtümer hevorgeht; pastorale
Ermahnungen.
Eberhard Heller
Ehrwürdige Brüder, Gruß und Apostolischer Segen!
Einleitung 7)
Ãœber den mystischen Leib Christi, der die Kirche ist (Col. l, 24), hat
uns zuerst das Wort des Erlösers selbst unterrichtet. Durch diese Lehre
wird die große, nie genug gepriesene Huld unserer innigen Verbindung
mit einem so erhabenen Haupte in das rechte Licht gestellt. Es handelt
sich also gewiß um eine Angelegenheit, die durch ihre Wichtigkeit und
Würde alle Menschen, die sich von Gottes Geist führen lassen, zur
Betrachtung einlädt, sie erleuchtet und dadurch in hohem Maße anspornt
zu jenen heilbringenden Werken, die solchen Weisungen entsprechen. Wir
halten es daher für Unsere Aufgabe, hierüber in diesem Rundschreiben
mit euch zu sprechen, indem Wir davon vor allem das herausstellen und
darlegen, was die streitende Kirche betrifft. Dazu bestimmt Uns nicht
nur die außergewöhnliche Erhabenheit dieser Wahrheit selbst, sondern
auch unsere gegenwärtige Zeitlage.
Wir beabsichtigen, vom Reichtum zu reden, der im Schoße der Kirche
ruht, die Christus mit Seinem Blute erworben hat (Act. 20, 28.3) und
deren Glieder sich ihres dornenumkrönten Hauptes rühmen. Dies ist ein
leuchtendes Zeugnis dafür, daß alles Herrliche und Hohe nur aus dem
Leid geboren wird, und daß wir uns sogar freuen sollen, wenn wir an
Christi Leiden teilnehmen dürfen, damit wir auch bei der Offenbarung
Seiner Herrlichkeit uns freuen und frohlocken können (l. Petr.4, 13.).
Zunächst ist dies zu bedenken: wie der Erlöser des Menschengeschlechtes
von denen, deren Heil zu wirken Er auf sich genommen hatte, mit
Nachstellungen, Verleumdungen und Qualen überhäuft wurde, so muß die
von Ihm gegründete Gemeinschaft auch hierin ihrem göttlichen Stifter
ähnlich werden. Zwar leugnen Wir nicht, ja bekennen vielmehr mit
Dank gegen Gott, daß es auch in unserer verworrenen Zeit nicht wenige
gibt, die, obgleich getrennt von der Herde Jesu Christi, dennoch auf
die Kirche wie auf den einzigen Port des Heiles schauen. Aber Wir
wissen auch, daß die Kirche Gottes verachtet und hochmütig und
feindselig geschmäht wird, nicht nur von solchen, die das Licht der
christlichen Weisheit ablehnen und einer erbärmlichen Rückkehr zu den
Lehren, Sitten und Einrichtungen einer heidnischen Vorzeit das Wort
reden. Sie begegnet vielfach Verkennung, Gleichgültigkeit und selbst
einem gewissen Überdruß und Abscheu auch bei vielen Christen, die sich
durch den blendenden Schein des Irrtums bestricken oder von den
Verlockungen und Verführungen der Welt umgarnen lassen. Wir haben daher
allen Grund, Ehrwürdige Brüder, aus Gewissenspflicht und um den
Wünschen vieler zu willfahren, die Schönheit, Erhabenheit und
Herrlichkeit unserer Mutter, der Kirche, der wir nächst Gott alles
verdanken, allen vor Augen zu stellen und sie zu preisen.
Es ist zu hoffen, daß diese Unsere Weisungen und Mahnungen in den
gegenwärtigen Zeitverhältnissen bei den Christgläubigen reiche Fruchte
bringen. Denn Wir wissen, wenn das namenlose Weh und Leid dieser
sturmbewegten Zeit, das schier unzählbare Menschen aufs bitterste
heimsucht, wie aus Gottes Hand in stiller Ergebung hingenommen wird,
dann lenkt es wie mit Naturgewalt das Herz der Leidenden vom irdisch
Vergänglichen weg dem Himmlischen und ewig Bleibenden zu, und erweckt
in ihnen einen geheimen Durst und ein dringendes Verlangen nach den
geistlichen Dingen. Unter dem Wirken des göttlichen Geistes fühlen sie
sich angeregt und gedrängt, eifriger das Reich Gottes zu suchen. Je
mehr nämlich die Menschen von den Nichtigkeiten dieser Welt und von der
ungeordneten Liebe zum Diesseits losgelöst werden, desto mehr werden
sie fähig zum Erfassen des Lichtes überirdischer Geheimnisse. Nun zeigt
sich aber heute vielleicht deutlicher denn je die Unbeständigkeit und
Vergänglichkeit alles Irdischen, da Reiche und Staaten stürzen, da
ungeheure Werte und Reichtümer aller Art auf den weiten Weltmeeren
versenkt, da Städte, Festungen und fruchtbare Gefilde zu grausigen
Ruinen zerschlagen und durch Brudermord befleckt werden.
Wir hoffen außerdem, es werde auch für jene, die vom Schoße der
katholischen Kirche getrennt sind, nicht ungelegen noch unnütz sein,
was Wir nun über den mystischen Leib Jesu Christi darlegen wollen. Und
dies nicht bloß deshalb, weil ihr Wohlwollen gegen die Kirche täglich
zu wachsen scheint, sondern auch aus folgendem Grunde: wenn sie
wahrnehmen, wie gegenwärtig Volk gegen Volk und Reich gegen Reich sich
erhebt und wie Zwietracht und Mißgunst, wie der Same der Feindschaft
ins Ungemessene wachsen; wenn sie dann ihr Auge auf die Kirche richten
und ihre gottgegebene Einheit betrachten - wodurch alle Menschen
jedweder Abstammung in brüderlichem Bunde mit Christus vereint sind -,
dann werden sie sich wahrlich genötigt sehen, eine solche Gemeinschaft
der Liebe zu bewundern und unter der Anregung und Hilfe der Gnade sich
angezogen fühlen, an dieser Einheit und Liebe teilzuhaben.
Wir sehen noch einen Uns besonders lieben Anlaß, weshalb gerade diese
Wahrheit Uns in den Sinn kommt und Uns mit hoher Freude erfüllt. Im
vergangenen Jahr, dem fünfundzwanzigsten seit Unserer Bischofsweihe,
erlebten Wir zu Unserem großen Trost etwas, was das Bild des mystischen
Leibes Jesu Christi in allen Teilen der Welt hellstrahlend aufleuchten
ließ. Während nämlich der todbringende, lange Krieg die brüderliche
Gemeinschaft der Völker jämmerlich zerbrochen hatte, sahen Wir
allenthalben unsere Söhne in Christo in einmütiger Gesinnung und Liebe
ihr Herz zum gemeinsamen Vater erheben, der mit den Kümmernissen und
Sorgen aller beladen in so stürmischer Zeit das Steuer der katholischen
Kirche zu führen hat. Hierin erblicken Wir nicht nur ein Zeugnis für
die wunderbare Einheit der Christengemeinschaft, sondern auch für
folgende Tatsache: gleichwie Wir alle Völker jeglicher Nation mit
Vaterliebe umfangen, so schauen die Katholiken von überall her,
obgleich ihre Völker untereinander im Kampfe stehen, zum Vertreter Jesu
Christi wie zum Vater auf, der alle liebt, der von völlig
unparteilichem und unbestechlichem Urteil geleitet über den
aufgewühlten Wogen der menschlichen Wirren steht, der die Wahrheit,
Gerechtigkeit und Liebe empfiehlt und nach Kräften vertritt.
Ein nicht geringerer Trost war es für Uns, zu erfahren, daß aus
freiwilligen, lieben Gaben ein Beitrag gesammelt wurde, damit sich in
Rom ein Heiligtum erheben könne zu Ehren Unseres heiligen Vorgängers
und Namenspatrons Eugen I. Wie diese Kirche, durch den Willen und die
Spenden aller Christgläubigen errichtet, das Andenken an dieses
Festjahr verewigen soll, so wünschen Wir Unserer Dankbarkeit durch
dieses Rundschreiben bleibenden Ausdruck zu verleihen; handelt es doch
von jenen lebendigen Bausteinen, die auf dem lebendigen Eckstein, der
Christus ist, mitauferbaut werden zu einem heiligen Tempel, weit
erhabener als jeglicher Tempel von Menschenhand, zu einer Wohnung
Gottes im Geiste (Eph. 2, 21. 22; l. Petr. 2, 5.).
Der Hauptgrund aber, weswegen Wir jetzt diese erhabene Lehre
einigermaßen ausführlich behandeln wollen, ist Unsere Hirtensorge. Wohl
ist vieles hierüber veröffentlicht worden, und es ist Uns nicht
unbekannt, daß heute nicht wenige mit Eifer und Hingabe sich mit diesem
Gedanken beschäftigen, der auch die christliche Frömmigkeit so sehr
anzieht und fördert. Dies ist, wie es scheint, vorab darauf
zurückzuführen, daß ein erneuertes Verständnis für die heilige
Liturgie, der sich durchsetzende häufigere Empfang des eucharistischen
Mahles und schließlich die heute so erfreuliche, innigere Verehrung des
heiligsten Herzens Jesu viele zu einer tieferen Betrachtung der
unerforschlichen Reichtümer Christi geführt haben, die in der Kirche
hinterlegt sind. Dazu kommt, daß die neuerlichen Veröffentlichungen
über die Katholische Aktion, die ja die Bande zwischen den Christen
untereinander und mit der kirchlichen Hierarchie, besonders mit dem
Bischof von Rom, immer enger knüpfen, zweifellos nicht wenig beitrugen,
um die Frage gebührend zu beleuchten. Dürfen Wir uns jedoch über diese
Tatsachen auch mit gutem Grunde freuen, so sind trotzdem nicht nur bei
den von der wahren Kirche Getrennten schwere Irrtümer über diese Lehre
verbreitet, sondern es zeigen sich unleugbar auch bei den
Christgläubigen weniger richtige oder ganz verfehlte Ansichten, die vom
rechten Wege der Wahrheit abziehen können.
Während nämlich auf der einen Seite noch immer ein falscher
Rationalismus alles, was menschliche Geisteskraft übersteigt und hinter
sich läßt, für sinnlos betrachtet; während ein diesem verwandter
Irrtum, ein flacher Naturalismus, in der Kirche Christi nichts anderes
sieht noch sehen will als ein rein rechtliches und gesellschaftliches
Band, schleicht sich auf der anderen Seite ein falscher Mystizismus
ein, der die unverrückbaren Grenzen zwischen Geschöpf und Schöpfer zu
beseitigen sucht und die Heilige Schrift mißdeutet.
Infolge dieser entgegengesetzten, einander widersprechenden und
falschen Auffassungen halten manche aus ganz unbegründeter Furcht eine
solch tiefere Lehre für gefährlich, ja erschrecken vor ihr wie vor
einem schönen, aber verbotenen Paradiesapfel. Das ist unberechtigt;
denn von Gott geoffenbarte Geheimnisse können dem Menschen nicht
verderblich sein, noch dürfen sie, gleich dem verborgenen Schatz im
Acker, unfruchtbar bleiben. Sie sind uns vielmehr dazu von Gott
geschenkt, damit sie durch ehrfurchtsvolle Betrachtung zum geistlichen
Fortschritt beitragen. So lehrt ja das Vatikanische Konzil: "Die vom
Glauben erleuchtete Vernunft vermag durch eifrige, ehrfürchtige und
bescheidene Erwägung mit Gottes Gnade eine gewisse Einsicht in die
Geheimnisse zu gewinnen, und zwar eine überaus fruchtbare, auf Grund
von Ähnlichkeiten im Bereich der natürlichen Erkenntnisse sowie aus dem
Zusammenhang der Geheimnisse untereinander und mit dem letzten Ziel des
Menschen." Freilich wird die Vernunft, so betont das gleiche Konzil,
"niemals fähig, dieselben so zu durchdringen wie die Wahrheiten, die
den ihr eigenen Erkenntnisgegenstand ausmachen" (Sessio III: Const. de
fide cath., c. 4.).
Damit also die erhebende Schönheit der Kirche in neuer Herrlichkeit
erstrahle; damit der unvergleichliche, übernatürliche Adel der
Gläubigen, die im Leibe Christi mit ihrem Haupte verbunden sind,
lichtvoller zutage trete; damit endlich den vielfachen Irrtümern
hierüber jedweder Zugang verschlossen werde, hielten Wir es nach
reiflicher Überlegung vor Gott für Unsere Hirtenpflicht, der gesamten
Christenheit durch dieses Rundschreiben die Lehre über den mystischen
Leib Jesu Christi und über die Verbindung der Gläubigen in diesem Leibe
mit dem göttlichen Erlöser vorzulegen und zugleich aus dieser
anziehenden Lehre einige Punkte hervorzuheben, die ein tieferes
Verständnis des Geheimnisses und dadurch immer reichere Früchte der
Vollkommenheit und Heiligkeit bewirken mögen.
I. Teil: Die Kirche als der mystische Leib Christi
Der Betrachtung dieser Lehre bietet sich zunächst das Apostelwort dar:
"Als die Sünde übergroß geworden war, wurde die Gnade noch
überwältigender (Rom. 5, 20.). Der Stammvater des ganzen
Menschengeschlechtes war, wie bekannt, von Gott in einen so erhabenen
Stand versetzt, daß er in seinen Nachkommen zugleich mit dem irdischen
auch das überirdische Leben der himmlischen Gnade vermitteln sollte.
Aber nach dem traurigen Falle Adams verlor die gesamte Menschenfamilie,
von der Erbschuld angesteckt, die Teilnahme an der göttlichen Natur (2.
Petr, l, 4.), so daß wir alle Kinder des Zornes wurden (Eph. 2, 3).
Doch der erbarmungsreiche Gott "hat so sehr die Welt geliebt, daß Er
Seinen eingeborenen Sohn hingab" (Ioann. 3, 16), und das Wort des
Ewigen Vaters hat mit der gleichen göttlichen Liebe aus der
Nachkommenschaft Adams eine menschliche Natur angenommen, freilich eine
sündenlose und von jeder Makel freie, damit von dem neuen, himmlischen
Adam die Gnade des Heiligen Geistes auf alle Kinder des Stammvaters
niederströme. Diese waren durch die Sünde des ersten Menschen der
göttlichen Kindschaft verlustig gegangen. Jetzt aber sollten sie durch
das menschgewordene Wort, dem Fleische nach Brüder des eingeborenen
Sohnes Gottes geworden, die Macht erlangen, Kinder Gottes zu werden
(Ioann. l, 12). So hat denn Christus durch seinen Tod am Kreuze nicht
bloß der verletzten Gerechtigkeit des Ewigen Vaters Genüge getan,
sondern Er hat uns als Seinen Brüdern zugleich eine unaussprechliche
Fülle von Gnaden verdient. Diese hätte Er selbst unmittelbar dem
gesamten Menschengeschlecht zuteilen können; Er wollte es aber tun
durch die sichtbare Kirche, zu der die Menschen sich vereinigen
sollten, damit so bei der Verteilung der göttlichen Erlösungsfrüchte
alle Ihm gewissermaßen Helferdienste leisten könnten. Wie nämlich das
Wort Gottes unsere Natur gebrauchen wollte, um durch seine Schmerzen
und Peinen die Menschen zu erlösen, so gebraucht Es ähnlicherweise im
Laufe der Jahrhunderte die Kirche, um dem begonnenen Werk Dauer zu
verleihen (Conc. Vat., Const. de Eccl.).
Bei einer Wesenserklärung dieser wahren Kirche Christi, welche die
heilige, katholische, apostolische, römische Kirche ist (ibidem, Const.
de fid. cath., cap. 1.), kann nichts Vornehmeres und Vorzüglicheres,
nichts Göttlicheres gefunden werden als jener Ausdruck, womit sie als
"der mystische Leib Jesu Christi" bezeichnet wird. Dieser Name ergibt
sich und erblüht gleichsam aus dem, was in der Heiligen Schrift und in
den Schriften der heiligen Väter häufig darüber vorgebracht wird.
1. Die Kirche als der Leib
Daß die Kirche ein Leib ist, sagen die Heiligen Bücher des öfteren.
"Christus ist das Haupt des Leibes der Kirche" (Col. l, 18.). Wenn aber
die Kirche ein Leib ist, so muß sie etwas Einziges und Unteilbares sein
nach dem Worte des heiligen Paulus: "Viele zwar, bilden wir doch nur
einen Leib in Christus" (Rom. 12, 5). Doch nicht bloß etwas Einziges
und Unteilbares muß sie sein, sondern auchetwas Greifbares und
Sichtbares, wie Unser Vorgänger sel. Anged. Leo XIII. in seinem
Rundschreiben Satis cognitum feststellt: "Deshalb, weil sie ein Leib
ist, wird die Kirche mit den Augen wahrgenommen" (A. S. S., XXVIII, p.
710). Infolgedessen weicht von der göttlichen Wahrheit ab, wer die
Kirche so darstellt, als ob sie weder erfaßt noch gesehen werden
könnte; als ob sie, wie man behauptet, nur etwas "Pneumatisches" wäre,
wodurch viele christliche Gemeinschaften, obgleich voneinander im
Glauben getrennt, doch durch ein unsichtbares Band untereinander
vereint wären.
Aber ein Leib verlangt auch eine Vielheit von Gliedern, die so
untereinander verbunden sein müssen, daß sie sich gegenseitig Hilfe
leisten. Und gleichwie in unserem sterblichen Leib, wenn ein Glied
leidet, alle andern mitleiden und die gesunden Glieder den kranken zu
Hilfe kommen, so leben auch in der Kirche die einzelnen Glieder nicht
einzig für sich, sondern unterstützen auch die andern, und alle leisten
sich gegenseitig Hilfsdienste zu gegenseitigem Trost, wie besonders zum
weiteren Aufbau des ganzen Leibes.
Wie außerdem in der Natur ein Leib nicht aus einer beliebigen
Zusammensetzung von Gliedern entsteht, sondern mit Organen ausgestattet
sein muß, das heißt mit Gliedern, die verschiedene Aufgaben haben und
die in geeigneter Ordnung zusammengesetzt sind, so muß die Kirche
hauptsächlich deshalb ein Leib genannt werden, weil sie aus einer
organischen Verbindung von Teilen erwächst und mit verschiedenen,
aufeinander abgestimmten Gliedern versehen ist. Nicht anders beschreibt
der Apostel die Kirche, wenn er sagt: "Gleichwie ... wir an dem einen
Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder den gleichen Dienst
verrichten, so sind wir viele ein Leib in Christus, die einzelnen aber
untereinander Glieder" (Rom. 12, 4.).
Man darf jedoch nicht glauben, dieser organische Aufbau des Leibes der
Kirche beziehe und beschränke sich allein auf die Stufenfolge der
kirchlichen Ämter, noch auch, wie eine entgegengesetzte Meinung
behauptet, sie bestehe einzig aus Charismatikern, wenngleich solche mit
wunderbaren Gaben ausgestattete Menschen niemals in der Kirche fehlen
werden. Gewiß ist unbedingt festzuhalten, daß die mit heiliger
Vollmacht in diesem Leibe Betrauten dessen erste und vorzügliche
Glieder sind, da durch sie in Kraft der Sendung des göttlichen Erlösers
selbst die Ämter Christi, des Lehrers, Königs und Priesters für immer
fortgesetzt werden. Aber mit vollem Recht haben die Kirchenväter, wenn
sie die Dienstleistungen, Stufen, Berufe, Stellungen, Ordnungen und
Ämter dieses Leibes hervorheben, nicht nur jene vor Augen, die heilige
Weihen empfangen haben, sondern auch alle jene, die nach Ãœbernahme der
evangelischen Räte ein tätiges Leben unter den Menschen oder ein in der
Stille verborgenes führen, oder auch beides je nach ihrer besonderen
Verfassung zu verwirklichen trachten; ferner jene, die, obgleich in der
Welt lebend, doch sich eifrig in Werken der Barmherzigkeit betätigen,
um andern seelische oder leibliche Hilfe zu leisten; endlich auch jene,
die in keuscher Ehe vermählt sind. Ja, es ist zu beachten, daß zumal in
den gegenwärtigen Zeitverhältnissen, die Familienväter und -mütter,
auch die Taufpaten und namentlich jene, die als Laien zur Ausbreitung
des Reiches Christi der kirchlichen Hierarchie hilfreiche Hand bieten,
einen ehrenvollen, wenn auch oft unansehnlichen Platz in der
christlichen Gemeinschaft einnehmen, ja daß auch sie mit Gottes Huld
und Hilfe zur höchsten Heiligkeit aufsteigen können, die gemäß den
Verheißungen Jesu Christi niemals in der Kirche fehlen wird.
Wie aber der menschliche Leib offensichtlich mit eigenen Werkzeugen
ausgerüstet ist, mit denen er für das Leben, die Gesundheit und das
Wachstum seiner selbst und der einzelnen Glieder sorgen kann, so hat
der Heiland der Menschen in seiner unendlichen Güte wunderbar für
seinen mystischen Leib vorgesorgt, indem Er ihn mit Sakramenten
bereicherte, um dadurch die Glieder gleichsam in ununterbrochener
Gnadenfolge von der Wiege bis zum letzten Atemzuge zu erhalten und
zugleich für die sozialen Bedürfnisse des ganzen Leibes reichlich zu
sorgen. Durch das Bad der Taufe werden die in dieses sterbliche Leben
Geborenen nicht nur aus dem Tode der Sünde wiedergeboren und zu
Gliedern der Kirche gemacht, sondern auch mit einem geistlichen Merkmal
gezeichnet und dadurch befähigt und instand gesetzt, die übrigen
heiligen Sakramente zu empfangen. Durch die Salbung der Firmung wird
den Gläubigen neue Kraft verliehen, daß sie die Mutter Kirche und den
Glauben, den sie von ihr erhielten, tapfer schützen und verteidigen.
Durch das Sakrament der Buße wird den Gliedern der Kirche, die in Sünde
fielen, ein wirksames Heilmittel geboten, womit nicht nur für deren
eigenes Heil gesorgt, sondern zugleich von den ändern Gliedern des
mystischen Leibes die Gefahr der Ansteckung ferngehalten und ihnen
überdies ein Ansporn und ein Tugendbeispiel gegeben wird. Doch noch
nicht genug: durch die heilige Eucharistie werden die Gläubigen mit
einem und demselben Mahle genährt und gestärkt, sowie untereinander und
mit dem göttlichen Haupte des ganzen Leibes durch ein
unaussprechliches, göttliches Band geeint. Und zuletzt steht die
liebevolle Mutter Kirche dem Todkranken bei, um ihm durch das heilige
Sakrament der Ölung, wenn Gott will, die Genesung dieses sterblichen
Leibes zu spenden; wenn nicht, so doch der wunden Seele ein himmlisches
Heilmittel zu reichen und so dem Himmel neue Bürger und sich selbst
neue Anwälte zu schenken, die Gottes Güte für ewig genießen.
Für die sozialen Bedürfnisse der Kirche hat Christus sodann durch zwei
von ihm eingesetzte Sakramente noch in besonderer Weise Sorge getragen.
Durch die Ehe, in welcher die Brautleute sich gegenseitig Spender der
Gnade sind, wird die äußere und geordnete Zunahme der christlichen
Gemeinschaft und, was noch wichtiger ist, die rechte religiöse
Kindererziehung gewährleistet, ohne die der mystische Leib aufs
schwerste bedroht wäre. Durch die heilige Priesterweihe aber werden
jene Gott völlig zum Dienste geweiht, welche die eucharistische Hostie
opfern, die Schar der Gläubigen mit dem Brote der Engel und mit der
Speise der Lehre nähren, sie mit den göttlichen Geboten und Räten
leiten und mit den übrigen himmlischen Gaben stärken sollen.
Dabei ist dies zu bedenken: wie Gott zu Beginn der Zeit den Menschen
mit einer überaus reichen körperlichen Ausstattung bedachte, kraft
deren er die Schöpfung sich unterwerfen und sich vermehrend die Erde
erfüllen sollte, so hat Er am Anfang des christlichen Zeitalters die
Kirche mit den nötigen Mitteln ausgestattet, daß sie nach Überwindung
schier unzähliger Gefahren nicht nur den ganzen Erdkreis, sondern auch
den Himmel erfülle.
Den Gliedern der Kirche aber sind in Wahrheit nur jene zuzuzählen, die
das Bad der Wiedergeburt empfingen, sich zum wahren Glauben bekennen
und sich weder selbst zu ihrem Unsegen vom Zusammenhang des Leibes
getrennt haben, noch wegen schwerer Verstöße durch die rechtmäßige
kirch-liche Obrigkeit davon ausgeschlossen worden sind. "Denn" so sagt
der Apostel "durch einen Geist wurden wir alle zu einem Leibe getauft,
ob Juden oder Heiden, ob Sklaven oder Freie" (l. Cor. 12,13).
Wie es also in der wahren Gemeinschaft der Christgläubigen nur einen
Leib gibt, nur einen Geist, einen Herrn und eine Taufe, so kann es auch
nur einen Glauben in ihr geben (Eph. 4, 5); und deshalb ist, wer die
Kirche zu hören sich weigert, nach dem Gebot des Herrn als Heide und
öffentlicher Sünder zu betrachten (Matth. 18, 17). Aus diesem Grunde
können die, welche im Glauben oder in der Leitung voneinander getrennt
sind, nicht in diesem einen Leib und aus seinem einen göttlichen Geiste
leben.
Es wäre aber auch falsch zu glauben, daß der Leib der Kirche deshalb,
weil er den Namen Christi trägt, schon hienieden, zur Zeit seiner
irdischen Pilgerschaft nur aus heiligmäßigen Gliedern oder nur aus der
Schar derer bestehe, die von Gott zur ewigen Seligkeit vorherbestimmt
sind. In seiner unendlichen Barmherzigkeit versagt nämlich unser
Heiland in seinem mystischen Leib auch denen den Platz nicht, welchen
Er ihn einst beim Gastmahl nicht versagte (Matth. 9,11; Marc. 2,16;
Luc. 15,2). Denn nicht jede Schuld, mag sie auch ein schweres Vergehen
sein, ist dergestalt, daß sie, wie dies die Folge der Glaubensspaltung,
des Irrglaubens und des Abfalls vom Glauben ist, ihrer Natur gemäß, den
Menschen vom Leib der Kirche trennt. Auch gehen die nicht allen
übernatürlichen Lebens verlustig, die zwar durch ihre Sünde die Liebe
und heiligmachende Gnade verloren haben und deswegen unfähig geworden
sind zu übernatürlichem Verdienst, die aber den Glauben und die
christliche Hoffnung bewahren und durch himmlisches Licht erleuchtet,
durch die Einsprechungen und inneren Antriebe des Heiligen Geistes zu
heilsamer Furcht gebracht und zum Gebet und zur Reue über ihren Fall
angespornt werden.
So möge denn jeder vor der Sünde zurückschrecken, da durch sie die
mystischen Glieder des Erlösers befleckt werden; wer aber das Unglück
gehabt hat zu sündigen, ohne sich durch Verstocktheit der Gemeinschaft
der Christgläubigen unwürdig gemacht zu haben, dem soll man mit größtem
Wohlwollen begegnen und in ihm in echter Liebe nichts anderes sehen als
ein krankes Glied Jesu Christi. Es ist nämlich besser, wie der Bischof
von Hippo bemerkt, "im Lebenszusammenhang mit der Kirche geheilt, als
aus ihrem Körper als unheilbares Glied ausgeschnitten zu werden"
(August., Epist, CLVII, 3, 22: Migne, P. L., XXXIII, 686). "Denn was
noch mit dem Leibe zusammenhängt, an dessen Heilung braucht man nicht
zu verzweifeln; was aber abgeschnitten ist, kann nicht mehr gepflegt
und geheilt werden" (August., Senn., CXXXVII, l: Migne, P. L., XXXVIII,
754).
2. Die Kirche als Leib Christi
Aus den bisherigen Erklärungen sehen wir, Ehrwürdige Brüder, daß die
Kirche derart gestaltet ist, daß man sie einem Leibe vergleichen kann;
nunmehr müssen wir deutlich und genau darlegen, warum sie nicht ein
beliebiger Leib, sondern der Leib Jesu Christi genannt werden muß. Das
aber geht daraus hervor, daß unser Herr Schöpfer, Haupt, Erhalter und
Erlöser dieses mystischen Leibes ist.
a) Christus als Stifter des Leibes
Während Wir in Kürze auseinandersetzen wollen, auf welche Weise
Christus den Leib Seiner Gemeinschaft gebildet hat, bietet sich Uns zu
Beginn folgender Ausspruch Leos XIII., Unseres Vorgängers sel. Ang.,
dar: "Die Kirche, die bereits vorher empfangen, aus der Seite des
zweiten, am Kreuze gleichsam schlummernden Adam hervorgegangen war,
trat zum erstenmal in erkennbarer Weise ans Licht der Welt am
hochheiligen Pfingstfest" (Leo XIII. Divinum Illud: A. S. S., XXIX, p.
649.). Der göttliche Erlöser begann nämlich den Bau des mystischen
Tempels seiner Kirche damals, als Er predigend seine Gebote verkündete.
Er vollendete ihn dann, als Er verherrlicht am Kreuze hing, und
offenbarte und übergab ihn schließlich der Öffentlichkeit, als Er
seinen Jüngern in sichtbarer Weise den Heiligen Geist als Tröster
sandte.
Während Er nämlich das Amt des Predigers ausübte, wählte Er die Apostel
und sandte sie aus, wie Er selber vom Vater gesandt war (Ioann.
17,18.), als Lehrer, als Lenker und als Spender der Heiligkeit inmitten
der Gläubigen. Er bestimmte ihr Haupt und seinen Stellvertreter auf
Erden (Matth. 16, 18-19.), offenbarte ihnen alles, was Er vom Vater
gehört hatte (Ioann. 15, 15 coll. 17, 8 et 14), ordnete die Taufe an
(Ioann. 3,5., durch welche die Gläubigen dem Leibe der Kirche
eingegliedert werden sollten. Schließlich, am Abend seines Lebens
angelangt, setzte Er die heilige Eucharistie als wunderbares Opfer und
wunderbares Sakrament ein.
Daß Christus sein Werk am Kreuzesstamme vollendet hat, versichern in
ununterbrochener Reihenfolge die Zeugnisse der heiligen Väter, die
darauf hinweisen, daß die "Kirche am Kreuz aus der Seite des Erlösers
geboren worden sei als neue Eva und Mutter aller Lebendigen (Gen.
3,20.). Wo der große Ambrosius von der durchbohrten Seite Christi
spricht, führt er aus: "Jetzt wird sie gebaut, jetzt gestaltet, jetzt
... gebildet, und jetzt erschaffen. ... Jetzt erhebt sich der
geistliche Bau zum heiligen Priestertum" (Ambros., In Luc. 2, 87:
Migne, P. L. XV, 1585.). Wer in diese verehrungswürdige Lehre frommen
Sinnes eindringt, wird leicht die Gründe erkennen, auf die sie sich
stützt.
Fürs erste nämlich folgte auf den durch den Tod des Erlösers
aufgehobenen Alten Bund der Neue. Damals wurde das Gesetz Christi mit
Seinen Geheimnissen, Satzungen, Einrichtungen und heiligen Bräuchen für
den ganzen Erdkreis im Blute Christi besiegelt. Denn während der
göttliche Erlöser noch in den engen Grenzen seines Landes predigte - Er
war ja nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt (Matth.
15 24) - liefen Gesetz und Evangelium nebeneinander her (S. Thom.,
I-II, p. 103, a. 3, ad 2.). Doch am Stamme des Kreuzes hob Jesus durch
seinen Tod das Gesetz mit seinen Vorschriften auf (Eph. 2,15.), heftete
den Schuldschein des Alten Bundes ans Kreuz (Col. 2,14) und gründete in
seinem Blute, das Er für das gesamte Menschengeschlecht vergoß, den
Neuen Bund (Matth. 26, 28 et l. Cor. 11,25). "Derart augenscheinlich",
so sagt der heilige Leo der Große, wo er vom Kreuze des Herrn spricht,
"wurde der Ãœbergang vom Gesetz zum Evangelium, von der Synagoge zur
Kirche, von der Vielfalt der Opfer zum einzigen Opfer bewerkstelligt,
daß, als unser Herr seinen Geist aufgab, jener geheimnisvolle Vorhang,
der das verborgene, innerste Heiligtum, des Tempels abschloß, plötzlich
gewaltsam, von oben bis unten zerriß" (Leo M., Sem., LXVIII 3: Migne,
P.L. LIV, 374).
Am Kreuze also starb das alte Gesetz, das bald begraben und todbringend
werden sollte (Hier. et August., Epist. CXLI, 14 et CXVI, 16: Migne, P.
L. XXII, 924 et 943; S. Thom., I-II,q. 103, a.3 ad 2; a. 4 ad l;
Concil. Flor., pro lacob.: Mansi. XXXI, 1738.), um dem Neuen Bund Platz
zu machen, zu dessen geeigneten Dienern Christus die Apostel erwählt
hatte (2. Cor. 3, 6.). In der Kraft des Kreu-zes übt unser Heiland,
obwohl schon im Schoße der Jungfrau zum Haupt der gesamten
Menschen-familie bestellt, das Amt des Hauptes in seiner Kirche in
vollem Umfang aus. "Denn durch den Sieg des Kreuzes verdiente Er sich",
nach der Ansicht des engelgleichen, allgemeinen Lehrers, "die Macht und
Herrschaft über die Völker" (S. Thom., III, q. 42, a. 1). Durch diesen
Sieg vermehrte Er für uns ins unermeßliche jenen Gnadenschatz, den Er
glorreich im Himmel regierend seinen sterblichen Gliedern unaufhörlich
austeilt. Durch sein am Kreuze vergossenes Blut beseitigte Er das
Hemmnis des göttlichen Zornes, so daß aus den Quellen des Heilandes
alle Gaben des Himmels, zumal die heiligen Sakramente des Neuen und
Ewigen Bundes, zum Heile der Menschen, besonders der Gläubigen,
erfließen konnten. Am Kreuzesbaum erkaufte Er sich schließlich seine
Kirche, das heißt alle Glieder seines geheimnisvollen Leibes, die durch
das Bad der Taufe diesem mystischen Leibe einzig eingegliedert werden
konnten durch die heilbringende Kraft des Kreuzes, an dem sie schon in
vollstem Maße Christus zu eigen geworden waren.
Wenn nun unser Erlöser durch seinen Tod im Vollsinn des Wortes Haupt
der Kirche geworden ist, dann wurde der Kirche auch durch sein Blut die
Fülle des Heiligen Geistes mitgeteilt, durch die sie seit der Erhebung
und Verherrlichung des Menschensohnes am Kreuze auf göttliche Weise
erleuchtet wird. Bis dahin nämlich, so bemerkt Augustinus (De pecc.
orig., XXV. 29: Migne, P. L. XLIV, 400), war der Gnadentau des Trösters
nur auf Gedeons Vlies, das heißt auf das Volk Israel, herabgestiegen.
Jetzt aber, als der Tempelvorhang zerriß, überströmte er in reicher
Fülle, während das Vlies trocken und verlassen blieb, die gesamte Erde,
das heißt die katholische Kirche, die durch keine Schranken weder der
Stammes- noch der Landeszugehörigkeit begrenzt werden sollte. Wie also
im ersten Augenblick der Menschwerdung der Sohn des Ewigen Vaters die
mit Ihm wesensvereinigte Menschennatur mit dem Vollmaß des Heiligen
Geistes ausstattete, damit sie ein geeignetes Werkzeug der Gottheit
beim blutigen Erlösungswerk würde, so wollte Er in der Stunde seines
kostbaren Todes seine Kirche durch reichere Gäben des Trösters
bereichert sehen, damit sie beim Austeilen der göttlichen
Erlösungsfrüchte ein fähiges, niemals versagendes Werkzeug des
fleischgewordenen Wortes würde. Die rechtliche Sendung der Kirche
nämlich und ihre Befugnis zu lehren, zu leiten und die Sakramente zu
spenden, besitzen deshalb die himmlische Kraft und Gewalt, Christi Leib
aufzubauen, weil Christus Jesus am Kreuz seiner Kirche den Quell
göttlicher Gaben eröffnete. So ward sie instandgesetzt, den Menschen
eine stets unfehlbare Lehre zu künden, sie durch die von Gott
erleuchteten Hirten heilbringend zu leiten und mit himmlischen Gnaden
zu überschütten.
Wenn wir alle diese Geheimnisse des Kreuzes aufmerksam betrachten, sind
uns die Worte des Apostels an die Epheser nicht mehr dunkel, Christus
habe durch sein Blut die Juden und die Heiden vereint, "da Er in seinem
Fleische die Scheidewand niederriß", die beide Völker trennte; Er habe
zugleich das Alte Gesetz aufgehoben, "um aus den zweien in seiner
Person einen neuen Menschen zu schaffen", das heißt die Kirche, "und
beide in einem Leibe mit Gott zu versöhnen durch sein Kreuz" (Eph.
2,14-1.). So hatte Er also die Kirche durch sein Blut gegründet. Am
Pfingstfeste aber stärkte Er sie mit der ihr eigenen Kraft vom Himmel.
Denn als Er den schon früher zu seinem Stellvertreter bestimmten
Apostelfürsten feierlich in sein erhabenes Amt eingesetzt hatte, war Er
zum Himmel gefahren und wollte nunmehr, sitzend zur Rechten des Vaters,
seine Braut durch die sichtbare Herabkunft des Heiligen Geistes unter
dem Brausen eines gewaltigen Sturmes und unter feurigen Zungen (Act.
2,1-4.) offenbaren und kundmachen. - Christus der Herr war ja selber
beim Beginn seiner Lehrtätigkeit von seinem ewigen Vater durch den
Heiligen Geist, der in leiblicher Gestalt gleich einer Taube herabkam
und über ihm blieb (Luc. 3,22; Marc. l, 10.), geoffenbart worden. So
sandte nun auch Er, als die Apostel ihr heiliges Predigtamt antreten
sollten, seinen Geist vom Himmel herab, der sie mittels feuriger Zungen
berührte und auf die übernatürliche Sendung und das übernatürliche Amt
der Kirche wie mit göttlichem Finger hinweisen sollte.
b) Christus als Haupt des Leibes
Daß der mystische Leib, den die Kirche bildet, Christi Namen trägt,
geht an zweiter Stelle daraus hervor, daß Christus tatsächlich von
allen als Haupt der Kirche angesehen werden muß. "Er ist", wie Paulus
sagt, "das Haupt des Leibes, der Kirche" (Col. l, 18.). Er ist das
Haupt, von dem der ganze Leib in passender Ordnung zusammengehalten
wird, heranwächst und zunimmt zu seinem Aufbau (Eph.4, 16 coll. Col. 2,
19.).
Es ist Euch wohlbekannt. Ehrwürdige Brüder, wie lichtvoll und klar die
Meister der scholastischen Theologie, vor allem der engelgleiche,
allgemeine Lehrer, über diese Wahrheit gehandelt haben. Ihr wißt auch
sicher, daß die von St. Thomas vorgebrachten Beweise den Ansichten der
heiligen Väter getreu entsprechen, die übrigens nichts anderes
wiedergaben und erläuterten als die Aussprüche der Heiligen Schrift.
Dennoch möchten Wir hier zum allgemeinen Nutzen diesen Punkt genauer
besprechen. Zunächst ist es klar, daß Gottes und der seligen Jungfrau
Sohn wegen seiner einzigartigen Stellung Haupt der Kirche genannt
werden muß. Nimmt doch das Haupt die höchste Stelle im Leibe ein. Wer
ist aber höher gestellt als Christus, unser Gott, der, Wort des Ewigen
Vaters, als der "Erstgeborene aller Schöpfung" (Col. l, 15. 4)
angesehen werden muß ? Wer steht auf erhabenerem Gipfel als Christus
der Mensch, der, von der makellosen Jungfrau geboren, wahrer und
wirklicher Sohn Gottes ist und nach seinem Sieg über den Tod durch die
wunderbare, glorreiche Auferstehung der "Erstgeborene unter den Toten"
ward? (Col. 1, 18; Apoc. 1, 5. 5) Wer endlich hat höheren Rang zu
beanspruchen als der, welcher, "alleiniger Mittler ... zwischen Gott
und den Menschen" (1. Tim. 2, 5.), auf ganz wunderbare Weise die Erde
mit dem Himmel verbindet, der am Kreuz erhöht, wie von einem Thron der
Barmherzigkeit alles an sich zog (Ioann. 12, 32.); der als
Menschensohn, erwählt aus Zehntausenden, mehr von Gott geliebt wird als
alle Menschen, alle Engel und die ganze Schöpfung? (Cyr. Alex., Comm.
in Ioh. 1, 4: Migne, P. G. LXXIII, 69; S. Thom., I, q. 20, a. 4, ad I.)
Weil aber Christus eine so erhabene Stelle einnimmt, lenkt und regiert
Er allein mit Fug und Recht die Kirche. Darum ist Er auch aus diesem
Grunde mit dem Haupt zu vergleichen. Das Haupt ist ja, um ein Wort des
heili-gen Ambrosius zu gebrauchen, die "königliche Burg" des Leibes
(Hexaem. 6, 55: Migne, P. L. XIV, 265.). Von ihm, als dem mit den
vorzüglicheren Fähigkeiten ausgestatteten Glied, werden naturgemäß alle
übrigen geleitet über die es gesetzt ist, um für sie Sorge zu tragen
(August., De Agon. Christ., XX, 22: Migne, P. L. XL. 301). So führt der
Erlöser das Steuer über die gesamte christliche Gemeinschaft und lenkt
sie. Und da eine Gemeinschaft von Menschen zu leiten nichts anderes
bedeutet, als sie durch zweckmäßiges Planen und geeignete Mittel auf
rechtem Weg zum vorbestimmten Ziele zu führen (S. Thom., L, q. 22, a.
1-4), so ist leicht einzusehen, daß unser Heiland, Vorbild und Beispiel
der guten Hirten (Ioann. 10, 1-18; 1. Petr. 5, 1-5), all dies auf ganz
wunderbare Weise ausübt.
Er selbst lehrte uns nämlich, als Er auf Erden weilte, durch
Vorschriften, Räte und Mahnungen mit Worten, die niemals vergehen und
die für die Menschen aller Zeiten Geist und Leben sein werden (Ioann.
6, 63.). Und überdies erteilte Er seinen Aposteln und deren Nachfolgern
eine dreifache Gewalt: zu lehren, zu leiten und die Menschen zur
Heiligkeit zu führen. Diese mit besonderen Vorschriften, Rechten und
Pflichten umschriebene Gewalt stellte Er als Grundsatz der ganzen
Kirche auf.
Aber unser göttlicher Erlöser lenkt und leitet auch selbst unmittelbar
die von Ihm gegründete Gesellschaft. Er selber regiert nämlich im
Geiste und Herzen der Menschen, beugt und spornt nach seinem
Wohlgefallen sogar den widerspenstigen Willen, "Das Herz des Königs ist
in der Hand des Herrn. Er lenkt es, wohin Er will" (Proverb., 21, 1).
Durch diese innere Leitung sorgt Er nicht nur als "Hirte und Bischof
unserer Seelen" (1. Petr. 2, 25) für die einzelnen, sondern trägt auch
Fürsorge für die Gesamtkirche. Bald erleuchtet und stärkt Er ihre
Vorsteher, damit jeder von ihnen getreu und frucht-bar sein Amt ausübe.
Bald - und dies zumal in schwierigen Zeitumständen - erweckt Er im
Schoße der Mutter Kirche Männer und Frauen, die durch den Glanz ihrer
Heiligkeit hervorleuchten, um den übrigen Christgläubigen zum Beispiel
zu dienen für das Wachstum seines geheimnisvollen Leibes. Mit
besonderer Liebe aber blickt Christus vom Himmel auf seine makellose
Braut, die hier auf Erden in der Verbannung leidet. Sieht Er sie in
Gefahr, so entreißt Er sie der Sturmflut persönlich oder durch seine
Engel (Act. 8, 26; 9, 1-19; 10,1-7; 12, 3-10), oder durch sie, die wir
als Hilfe der Christen anrufen, und durch andere himmlische Helfer.
Haben sich dann die Wogen gelegt und beruhigt dann tröstet Er sie mit
jenem Frieden, "der alle Vorstellung übersteigt" (Philipp. 4, 7).
Man darf aber nicht glauben, Er leite sie nur auf unsichtbare (Leo
XIII, Satis Cognitum: A.S.S., XXVIII, 725) oder außerordentliche Weise.
Unser göttlicher Erlöser übt auch eine sichtbare, ordentliche Leitung
über seinen mystischen Leib aus durch seinen Stellvertreter auf Erden.
Ihr wißt ja, Ehr-würdige Brüder, daß Christus, unser Herr, während
seiner irdischen Pilgerfahrt "die kleine Herde" (Luc. 12, 32.) zwar
persönlich und auf wahrnehmbare Weise regiert hat. Als Er aber die Welt
dann verlassen und zum Vater zurückkehren wollte, hat Er die sichtbare
Leitung der ganzen von Ihm gegründeten Gesellschaft dem Apostelfürsten
übertragen. In seiner Weisheit konnte Er ja den von Ihm geschaffenen
gesellschaftlichen Leib der Kirche keineswegs ohne sichtbares Haupt
lassen. Man kann auch nicht, um diese Wahrheit in Abrede zu stellen,
behaupten, durch den in der Kirche aufgestellten Rechtsprimat sei
dieser mystische Leib mit einem doppelten Haupte versehen. Denn Petrus
ist kraft des Primates nur der Stellvertreter Christi, und daher gibt
es nur ein einziges Haupt dieses Leibes, nämlich Christus. Er hört zwar
nicht auf, die Kirchen auf geheimnisvolle Weise in eigener Person zu
regieren, auf sichtbare Weise jedoch leitet Er sie durch den, der auf
Erden seine Stelle vertritt. Bereits nach seiner glorreichen
Himmelfahrt war die Kirche nicht nur auf Ihm selber, sondern auch auf
Petrus als dem sichtbaren Grundstein erbaut. Daß Christus und sein
Stellvertreter auf Erden nur ein einziges Haupt ausmachen, hat Bonifaz
VIII., Unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens, durch das apostolische
Schreiben Unam Sanctam feierlich erklärt (Corp. Iur. Can., Extr. comm.,
I, 8, 1.), und seine Nachfolger haben diese Lehre immerfort wiederholt.
In einem gefährlichen Irrtum befinden sich also jene, die meinen, sie
könnten Christus als Haupt der Kirche verehren, ohne seinem
Stellvertreter auf Erden die Treue zu wahren. Denn wer das sichtbare
Haupt außer acht läßt und die sichtbaren Bande der Einheit zerreißt,
der entstellt den mystischen Leib des Erlösers zu solcher
Unkenntlichkeit, daß er von denen nicht mehr gesehen noch gefunden
werden kann, die den sicheren Port des ewigen Heiles suchen.
Was Wir aber hier von der allgemeinen Kirche sagten, das muß auch von
den besonderen christlichen Gemeinschaften gesagt werden, sowohl von
den orientalischen wie von den lateinischen, aus denen die eine
katholische Kirche besteht und sich zusammensetzt. Jede von ihnen wird
von Christus Jesus durch das Wort und die Regierungsgewalt ihres
eigenen Bischofs geleitet. Deshalb sind die kirchlichen Oberhirten
nicht bloß als vorzüglichere Glieder der allgemeinen Kirche anzusehen,
weil sie durch ein ganz eigenartiges Band mit dem göttlichen Haupte des
ganzen Leibes verbunden und daher mit Recht "die wichtigsten Teile der
Glieder des Herrn" (Greg. Magn., Moral., XIV, 35, 43: Migne, P. L.
LXXV, 1062.) genannt werden, sondern jeder einzelne in seinem Sprengel
weidet und leitet im Namen Christi als wahrer Hirte seine eigene ihm
anvertraute Herde (Conc. Vat., Const. de Ecci., cap. 3). Bei dieser
Tätigkeit sind sie freilich nicht völlig eigenen Rechtes, sondern der
dem Römischen Papst gebührenden Gewalt unterstellt, wiewohl sie eine
ordentliche Jurisdiktionsgewalt besitzen, die ihnen unmittelbar
gleichfalls vom Papste erteilt wird. Deshalb müssen sie als Nachfolger
der Apostel zufolge göttlicher Einsetzung (Cod. Iur. Can., can. 329, 1)
vom Volke verehrt werden. Und mehr als von den Regierenden dieser Welt,
auch den allerhöchsten, gilt von den Bischöfen, da sie mit der Salbung
des Heiligen Geistes versehen sind, das Schriftwort: "Vergreift euch
nicht an meinem Gesalbten!" (1. Paral. 16, 22; ps. 105,15).
Wir werden darum von tiefer Wehmut ergriffen, wenn Uns berichtet wird,
daß nicht wenige aus Unseren Brüdern im Bischofsamte Verfolgungen und
Mißhandlungen erleiden, weil sie lebendiges Vorbild für ihre Herde (1.
Petr. 5, 3.) geworden sind und das heilige, ihnen anvertraute
"Glaubensgut" (1. Tim. 6, 20.) mit geziemender Tapferkeit und Treue
behüten; weil sie auf das Einhalten der heiligsten Gesetze dringen, die
von Gott in die Herzen geschrieben sind; weil sie die ihnen anvertraute
Herde nach dem Beispiel des höchsten Hirten gegen räuberische Wölfe
beschützen. Und dies wird nicht nur ihnen persönlich zugefügt, sondern
- was sie noch grausamer und härter empfinden - auch den ihrer Obsorge
anvertrauten Gläubigen, ihren Gehilfen in der apostolischen Arbeit, ja
sogar den gottgeweihten Jungfrauen. Ein derartiges Unrecht erachten Wir
als Uns selber persönlich angetan und wiederholen den erhabenen
Ausspruch Gregors des Großen, Unseres Vorgängers unvergeßlichen
Andenkens: "Unsere Ehre ist die allgemeine Ehre der Kirche. Unsere Ehre
ist die feste Kraft Unserer Brüder; nur dann sind Wir wahrhaft geehrt,
wenn jedem einzelnen die ihm gebührende Ehre nicht verweigert wird"
(Ep. ad Eulog., 30: Migne, P. L. LXXVII, 933).
Man darf aber nicht glauben, daß Christus, unser Haupt, weil Er eine so
überragende Stellung einnimmt, nicht nach der Hilfe seines mystischen
Leibes verlangt. Denn auch von diesem gilt, was Paulus vom menschlichen
Organismus aussagt: "Das Haupt kann nicht zu den Füßen ... sprechen:
Ich bedarf euer nicht" (1. Cor. 12, 21.).
Es ist offenkundig, daß die Christgläubigen unbedingt der Hilfe des
göttlichen Erlösers bedürfen, da Er selber sagte: "0hne mich könnt ihr
nichts tun" (Ioann. 15, 5.), und da nach des Apostels Ausspruch jeder
Zuwachs beim Aufbau dieses mystischen Leibes von Christus, dem Haupte,
sich herleitet (Eph. 4, 16; Col. 2, 19.). Jedoch muß auch festgehalten
werden, so seltsam es erscheinen mag, daß Christus nach der Hilfe
seiner Glieder verlangt. Und dies gilt vor allem vom obersten Hirten,
insoweit er die Stelle Jesu Christi vertritt: um der Last des
Hirtenamtes nicht zu erliegen, muß er andere zur Teilnahme an nicht
wenigen seiner Obliegenheiten berufen, und bedarf täglich der
Unterstützung durch die Gebetshilfe der Gesamtkirche. Überdies will
unser Erlöser, soweit Er persönlich auf unsichtbare Weise die Kirche
regiert, die Mitwirkung der Glieder seines mystischen Leibes bei der
Ausführung des Erlösungswerkes. Das geschieht nicht aus Bedürftigkeit
und Schwäche, sondern vielmehr deshalb, weil Er selber zur größeren
Ehre seiner makellosen Braut es so angeordnet hat. Während Er nämlich
am Kreuze starb, hat Er den unermeßlichen Schatz der Erlösung seiner
Kirche vermacht, ohne daß sie ihrerseits dazu beitrug. Wo es sich aber
darum handelt, den Schatz auszuteilen, läßt Er seine unbefleckte Braut
an diesem Werke der Heiligung nicht nur teilnehmen, sondern will, daß
dies sogar in gewissem Sinne durch ihre Tätigkeit bewirkt werde. Ein
wahrhaft schauererregendes Mysterium, das man niemals genug betrachten
kann: daß nämlich das Heil vieler abhängig ist von den Gebeten und
freiwilligen Bußübungen der Glieder des geheimnisvollen Leibes Jesu
Christi, die sie zu diesem Zweck auf sich nehmen; und von der
Mitwirkung, die die Hirten und Gläubigen, besonders die Familienväter
und -mütter, unserem göttlichen Erlöser zu leisten haben.
Den eben auseinandergesetzten Gründen, aus denen hervorgeht, daß
Christus der Herr das Haupt seines gesellschaftlichen Leibes genannt
werden muß, sind jetzt noch drei andere hinzuzufügen, die miteinander
in engem Zusammenhang stehen.
Wir beginnen mit der Gleichförmigkeit, die offensichtlich zwischen
Haupt und Gliedern auf Grund der gleichen Natur besteht. Dazu ist zu
bemerken: unsere Natur erreicht zwar nicht die der Engel, hat jedoch
durch Gottes Güte vor der Engelnatur einen Vorzug: "Christus ist
nämlich", wie der Aquinate sagt, "das Haupt der Engel. Denn Christus
steht über den Engeln auch seiner Menschheit nach ... Ebenso erleuchtet
und beeinflußt Er die Engel auch als Mensch. Soweit jedoch die
Naturgleichheit in Frage kommt, ist Christus nicht das Haupt der Engel,
weil Er sich nach dem Wort des Apostels nicht der Engel, sondern der
Kinder Abrahams annahm" (Comm. in ep. ad Eph., cap. 1, lect. 8; Hebr.
2, 16-17.). Aber nicht nur unsere Natur hat Christus angenommen,
sondern Er ist auch in der Gebrechlichkeit, Leidensfähigkeit und
Sterblichkeit seines Leibes unser Blutsverwandter geworden. Wenn aber
das Wort "sich selbst entäußerte und Knechtsgestalt annahm" (Philipp.
2, 7.), so geschah dies auch deshalb, um uns, seine Brüder dem Fleische
nach, der göttlichen Natur teilhaft zu machen (2. Petr. 1, 4.): hier in
unserer irdischen Verbannung durch die heiligmachende Gnade, und dort
in der ewigen Heimat durch Erlangung der ewigen Seligkeit. Deshalb
wollte der Eingeborene des Ewigen Vaters Menschensohn sein, damit wir
dem Bilde des Sohnes Gottes gleichförmig würden (Rom. 8, 29.) und nach
dem Bilde unseres Schöpfers uns erneuerten (Col. 3,10.). Alle jene
also, die sich des christlichen Namens rühmen, müssen nicht nur unseren
göttlichen Erlöser als erhabenes und vollkommenstes Vorbild aller
Tugenden betrachten, sondern auch durch weise Flucht vor der Sünde und
eifriges Heiligkeitsstreben so seine Lehre und sein Leben in ihrem
sittlichen Verhalten zum Ausdruck bringen, daß sie, wenn der Herr
erscheint, Ihm in seiner Herrlichkeit ähnlich werden, und Ihn sehen,
wie Er ist (1.Ioann.3,2.).
Wie aber Christus will, daß die einzelnen Glieder Ihm ähnlich werden,
so wünscht Er es auch vom ganzen Leib der Kirche. Und das geschieht in
der Tat, indem die Kirche nach dem Vorbild ihres Stifters lehrt, leitet
und das göttliche Opfer darbringt. Außerdem stellt sie durch Befolgung
der evangelischen Räte die Armut, den Gehorsam und die unberührte
Keuschheit des Erlösers in sich dar. In ihren zahlreichen und
verschiedenartigen religiösen Genossenschaften, die gleichsam ihre
Kleinode bilden, zeigt sie uns gewissermaßen Christus selbst, wie Er
auf dem Berge betrachtend betet oder den Volksscharen predigt oder die
Kranken und Verletzten heilt, die Sünder zum Guten bekehrt, oder allen
Wohltaten spendet. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn die Kirche,
solange sie hier auf Erden weilt, nach dem Beispiel Christi auch mit
Verfolgungen, Mißhandlungen und Leiden heimgesucht wird.
Überdies muß Christus deshalb als Haupt der Kirche gelten, weil sein
mystischer Leib aus der Fülle und Vollkommenheit der übernatürlichen
Gaben schöpft, die Er ihm spendet. Wie nämlich - worauf mehrere Väter
hinweisen - das Haupt unseres sterblichen Leibes im Besitz aller Sinne
ist, während die übrigen Glieder unseres Organismus nur am Gefühlssinn
teilhaben, so strahlen auch alle Tugenden, Gaben und Gnadenvorzüge der
christlichen Gemeinschaft in Christus dem Haupte aufs vollkommenste
wieder. "Es war Gottes "Wille, in Ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen"
(Col. 1, 19.). Ihn zieren jene übernatürlichen Gaben, welche die
hypostatische Vereinigung der beiden Naturen im Gefolge hat: in Ihm
wohnt der Heilige Geist in einer derartigen Gnadenfülle, daß sie größer
nicht gedacht werden kann. Ihm ist gegeben "die Macht über alles
Fleisch" (Ioann. 17, 2.), überreich sind in Ihm "alle Schätze der
Weisheit