NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
'RELIGIÖSE TOLERANZ' IN DER TÜRKEI -
Das Gebiet der heutigen Türkei hat eine bedeutende frühchristliche
Geschichte, deren Zeugnisse gerne den Touristen gezeigt werden. Im Tur
Abdin, in jener urchristlichen Keimzelle zwischen Euphrat und Tigris im
Südosten der Tütrkei, existieren heute noch mehr als 1600 Jahre alte
Klöster wie z.B. das Kloster Mar Gabriel, das mit seinen Mosaiken und
Kunstschätzen Anziehungspunkt für viele Touristen und Zentrum der
syrisch-orthodoxen Kirche in der Türkei ist. Von den schätzungsweise
200.000 Christen, die noch vor 50 Jahren im Tur Abdin lebten, sind nur
noch etwa 2000 übrig geblieben. In den 80er und 90er Jahren wurden
mehrere Dutzend assyrische Christen in der Folge des Bürgerkrieges
(...) umgebracht. Tausende sind damals emigriert. (...) Unter Berufung
auf ein Stiftungsgesetz von 1935 kommt es jetzt - ganz aktuell - in der
Türkei zu Enteignungen von Grundeigentum von christlichen Gemeinden und
zum Verbot, neues Eigentum zu erwerben. In Deutschland dagegen können
türkische Muslime Eigentum erwerben, um in ihnen Gebetshäuser und
Moscheen zu errichten. Pikant ist an diesem Vergleich, daß in nicht
mehr seltenen Fällen das Eigentum, in angemessener Zeit einem
Moscheenverein übertragen wird, der sich im türkischen Diyanet - dem
Ministerium für islamische Angelegenheiten - unterstellt. Ob dadurch in
der Zukunft über flächendeckende Moscheevereine staatlicher türkischer
Einfluß auf die deutsche Innen- und Gesellschaftspolitik genommen
werden kann, sollte sehr genau beobachtet werden. (aus dem Rundrief der
IGFM 4/02)
PARIS GEGEN THERAPEUTISCHES KLONEN
- Chirac: Wir müssen alternative Wege zur Zelltherapie finden - Paris -
Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac hat sich in der Debatte um
eine Neuformulierung bioethischer Grundsätze vorerst in einem zentralen
Punkt mit seiner kritischen Haltung durchgesetzt. Die Regierung des
sozialistischen Premierministers Lionel Jospin verabschiedete nach
langem Zögern einen Gesetzentwurf, der Chiracs Einwänden weitgehend
folgt. Chirac hatte sich vehement dafür ausgesprochen, "das absolute
Verbot, Embryonen eigens zu wissenschaftlichen Zwecken herzustellen,
aufrechtzuerhalten". Vom therapeutischen zum reproduktiven Klonen,
hatte der Präsident gewarnt, sei es nur ein kleiner, unkontrollierbarer
Schritt. Hingegen hat-te sich Jospin während einer Sitzung des von der
Regierung berufenen Ethik-Rats vorigen Novem-ber ursprünglich dafür
eingesetzt, das "therapeutische Klonen" zuzulassen. Der Präsident
begrüßte am Donnerstag den Verzicht der Regierung nachdrücklich. Das
Verbot, Embryonen zu Forschungszwecken zu schaffen, sei ein Prinzip,
das nicht aufgegeben werden dürfe. Es müssten alternative Wege zur
Zelltherapie gefunden werden. Hingegen betonte Chirac die Priorität für
die biotechnologische Forschung. Anders als in Großbritannien, wo das
therapeutische Klonen seit Januar erlaubt ist, hatte der Staatsrat in
Frankreich mit einer Stimme Mehrheit beschlossen, das Prinzip des
Verbots aufrechtzuerhalten. Dieses Votum hat sich Jospin zu eigen
gemacht. Gleichwohl hat die Debatte in Frankreich noch nicht dieselbe
Intensität erreicht wie in Deutschland. Zugelassen werden soll in
Frankreich - so sieht es Jospins Gesetzentwurf vor - die Forschung, die
sich mit so genannten überzähligen Embryonen befasst. Es gibt einen
riesigen Embryonen-Vorrat, mehr als 60 000, tiefgefroren. Sie werden
nicht mehr benötigt, weil sich der Kinderwunsch der Paare inzwischen
erfüllt hat. Nach einer Hormonstimulation der betroffenen Frauen werden
erheblich mehr Eizellen entnommen, als für die Reproduktion tatsächlich
erforderlich sind. Die Forschung an den "überzähligen Embryonen" soll
dann erlaubt sein, wenn die beiden Elternteile der Verwendung zu
Forschungszwecken zugestimmt haben. (...)
(Gerd Kröncke in der "Süddeutschen Zeitung" vom 22.6.01) |