„Gott ist geboren als ein Kind im Stalle“ Eine kleine Krippenfeier
von Udo Hildenbrand
In den christlichen Familien und in Kirchen, in Gruppen und Vereinen, auch in vielen Konzertsälen sowie im Rundfunk und Fernsehen erklingen in dieser weihnachtlichen Festzeit im fröhlichen Klang der Instrumente schlichte und kunstvolle Lieder und Gesänge. Die meisten künden wohl von der Menschwerdung Gottes im Stall zu Bethlehem. In vielen Variationen wird die weihnachtliche Botschaft besungen: „Christ, der Retter ist da“.
Weihnachten: Gefühle und skeptische Fragen Jedes Jahr neu löst das in Windeln gewickelte und in einer armseligen Krippe gelegte Jesus-Kind bei vielen Menschen auch besondere Erinnerungen und Gefühle aus, bei manchen gewiss auch skeptische Fragen: Wer ist denn eigentlich dieses Kind? Wirklich Gottes Sohn? Retter der Welt, auch mein Erlöser? Deswegen ist es gut, über die Erinnerungen und Gefühle hinaus gelegentlich auch in der Heiligen Schrift nach der Beantwortung dieser Fragen zu suchen. Eine Gebets-Meditation an der Krippe Vor mir sehe ich jetzt einen kleinen Kreis von Menschen verschiedenen Alters, der (am Heiligen Abend oder in den Weihnachtstagen) im warmen Kerzenlicht vor einer tannenbaum-geschmückten Krippe sitzt. Mit dem Flötenspiel eines Kindes und dem wohl bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht“ wird die kleine Krippenfeier eröffnet. Je zwei Jugendliche und Erwachsene tragen dann im Wechsel bedachtsam die nachfolgende Gebetsmeditation vor. Diese Meditation in Form des Gebetes umkreist in biblischen Worten das Fundament unseres christlichen Glaubens, nämlich den Glauben an die einzigartige Heilsbedeutung dieses neugeborenen göttlichen Kindes, auch an die Einzigartigkeit und Letztgültigkeit seiner Botschaft, die es im späteren Leben verkünden wird. Von der Krippe im Stall zu Bethlehem aus leuchtet so wie in einer kurzen Vorausschau das Leben und das kommende Heilswirken des menschgewordenen Gottessohnes auf. Zur besseren Text-Verständlichkeit überlesen die Lektoren (= L) i.d.R. die biblischen Belegstellen. Die Texte der biblischen Gebetsmeditation
L. 1 Der Engel verkündet Maria, ihr Kind ist Gottes Sohn.
Du Kind in der Krippe, sechs Monate vor Deiner Geburt verkündete der Erzengel Gabriel in der Stadt Nazareth Deiner Mutter, der Jungfrau Maria, dass ihr Kind, das sie empfangen hat, Sohn Gottes ist: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden ( Lk 1,35). Wir singen gemeinsam den Ruf aus dem Lied : „Nun freut euch, ihr Christen“ und den menschgewordenen Gottessohn, unseren König und Herrn, mit gläubigem Herzen anbeten: Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten;Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn.
L. 2: In Jesu Kommen ist die Offenbarung endgültig angekommen. Herr Jesus Christus, Kind in der Krippe, menschgewordener Gottessohn zugleich: Der Hebräerbrief verkündet uns, dass mit Deinem Kommen in die Welt die Offenbarung Gottes endgültig und unüberbietbar abgeschlossen und keine neue öffentliche Offenbarung mehr vor Deiner Wiederkunft zu erwarten ist: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten. In dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch seinen Sohn …“ (Hebräer 1,1 f.). Diese Endzeit hat mit Deiner Menschwerdung als Sohn Gottes begonnen. In den Jahrhunderten vor Deiner Geburt hatte Dein himmlischer Vater auf vielfältige Weise zu den Menschen gesprochen. Du bist somit in Person sein letztes Wort (vgl. Hebräer 1,1 f.). Als Wort Gottes hast Du unser menschliches „Fleisch“ angenommen und bist Mensch unter uns Menschen geworden (vgl. Johannes 1,14). So bekennen wir von Dir: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“. Du bist selbst dieses menschgewordene Wort Gottes, in das sich der unsichtbare Gott gleichsam hineinbegeben hat und sich in ihm unverfälscht und in Wahrheit ausspricht. Als das fleischgewordene Wort Gottes bist Du, der menschgewordene Gottessohn, zugleich der „Urheber und Vollender unseres Glaubens“ (Hebräer 12,2). Wir singen gemeinsam: Kommt, lasset uns anbeten …
L. 3: Das Selbstzeugnis Jesu über seine Gottessohnschaft Menschgewordener Gottessohn, Jesus Christus. Du wirst einmal selbst Zeugnis ablegen von Deiner Gottessohnschaft. Dabei wirst Du Deine Wesensgleichheit mit Deinem himmlischen Vater sowie Deinen Anspruch, Gottes Sohn zu sein, in verschiedenen Selbstzeugnissen bekunden, so auch mit den Worten: „Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10,30, vgl. ebd. 6,40; 20,28; Philipper 3,6; Kolosser 2,9). Ebenso im Johannesevangelium 14,9 ff.: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen … Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? … Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist …“ (vgl. auch z. B. Johannes 1,14; 3,16; 5,18 f.; 5,23.26; 12,44; 14,7; 1 Johannes 3,1-3). Diese vollkommene Einheit zwischen Deinem himmlischen Vater und Dir, in der nichts Trennendes ist, kleidest Du auch in die Worte: „…wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne… (Johannes 10,15). Wir singen gemeinsam: Kommt, lasset uns anbeten …
L. 4 : Die Bestätigung der Gottessohnschaft durch den himmlischen Vater Jesus Christus, Gottes Sohn, in der armseligen Krippe im Stall zu Bethlehem : Dem Zeugnis über Dich entspricht auch das bestätigende Zeugnis Deines himmlischen Vaters. Am Jordan bezeugte seine Stimme aus dem Himmel, dass Du sein Sohn bist: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“ (Markus 1,11). Und ähnlich wird Dein Vater später auf dem Berg der Verklärung verkünden: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“ (ebd. 9,7). Der Evangelist Johannes spricht im Prolog zu seinem Evangelium (1,14) von der „Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater“ auch davon , dass „Niemand … Gott je gesehen (hat). Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (ebd.1,18). Du bist dieser Einzige. Nach 1 Johannes 4,14 ist das Bekenntnis zu Dir, dem menschgewordenen Gottessohn und Weltenretter Jesus Christus für einen gläubigen Christen das Fundament für die bleibende Verbundenheit mit Gott. „Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott.“ Wir singen gemeinsam: Kommt, lasset uns anbeten …
L. 1: Menschliche Zeugnisse zur Gottessohnschaft Jesu Jesus, göttliches Kind in der Krippe, geboren aus der Jungfrau Maria! Auch aus menschlichem Munde vernehmen wir Zeugnisse von Deiner Gottessohnschaft, so z. B. im Bekenntnis Deines Apostels Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“. (Matthäus 16,16; vgl. Markus 8,29), sowie auch das Bekenntnis des Apostels Thomas: „Mein Herr und mein Gott“ (Johannes 20,28). Dazu zählt auch der hymnische Beginn des Philipperbriefes 2,6: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein …“.Und Matthäus berichtet uns von seiner Beobachtung bei Deinem Kreuzestod, wobei wir uns daran erinnern: Das Kreuz stand schon über Deiner armseligen Krippe In Stall zu Bethlehem. „Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten: Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“ (Matthäus 27,54). Wir singen gemeinsam: Kommt, lasset uns anbeten
L 2: Die Erfüllung aller Verheißungen Jesus, Menschenkind, in einen armseligen Stall geboren, Gottes Sohn zugleich: Mit Deinem dem Kommen in diese Welt wurden alle Vorhersagen des Alten Testaments erfüllt. „Die Zeit ist erfüllt. Und das Reich Gottes ist nahe“ (Markus 1,15). So sagst Du wiederum von sich selbst: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen“ (Matthäus 5,17). Du bist es, der das Heilswerk vollendete, das Dir Dein himmlischer Vater aufgetragen hatte (vgl. Johannes 5,36). Somit sind mit Dir, dem menschgewordenen Gottessohn, die altbundlichen Offenbarungen zu einem „nicht mehr überbietbaren Höhepunkt gekommen“ (Karl Rahner). Dabei wissen wir zugleich auch um das Wort: „Der christliche Glaube kann keine Offenbarungen annehmen, die vorgeben, die Offenbarung, die in Christus vollendet ist, zu übertreffen oder zu berichtigen…“. Auch die Heilssendung der alttestamentlichen Propheten wurde mit Dir, unserem Heiland und Erlöser, abgeschlossen und in Dir vollkommen erfüllt. Sie wurde volllendet durch Deine Worte und Werke, durch die Zeichen und Wunder, die Du gewirkt hast, vor allem auch durch Deinen Tod und Deine Auferstehung von den Toten und durch die Sendung des Heiligen Geistes.
Zum Abschluss der kleinen Weihnachtsfeier Bevor die kleine Krippenfeier mit einem Flötenstück endet, kann die an der Krippe versammelte Gemeinschaft nach guter Tradition noch ihrer Verstorbenen im Gebet gedenken, vielleicht verbunden mit dem „Engel des Herrn“. Sodann stimmen alle ein in die zweite Strophe des Weihnachtsliedes „Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder“. Oder in ein anderes Weihnachtslied. Darin besingen nochmals die Gottessohnschaft des im Stall zu Bethlehem neugeborenen Jesuskindes besungen und rufen uns gegenseitig auf, Ihn anzubeten.
Du Abglanz des Vaters, Herr der Herren alle, ist heute erschienen in unserem Fleisch. Gott ist geboren als ein Kind im Stalle. Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn. . ALLEN EINE GESEGNETE WEIHNACHTSZEIT!
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