55. Jahrgang Nr. 3 / Juni 2025
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1. Pfingsten
2. Nach-österliche Betrachtungen
3. Christenverfolgung nimmt dramatisch zu
4. 5 alarmierende Realitäten über Leo XIV.
5. Ein Nachruf besonderer Art - Exklusives Interview:
6. Auferstehung
7. „Das perfekte Verbrechen“:
8. Die vielfältigen Angriffe auf unsere Kinder
9. Leserbrief
10. CIA, Vatikan und Berlin unterwandern die Kirchen der Ukraine
11. Von legendärer Freundschaft zwischen Mensch und Tier
12. In Kanada wird Sterbehilfe
13. Zeitschriftenkritik:
14. Die Einsamkeit
15. Wir können weiterleben
16. Aufruf zur Unterstützung von Christian Dettmar
17. Hiweis der Redaktion:
18. Meßzentren im Raum München und Ulm
19. Nachrichten, Nachrichten, Nachrichten...
20. Mitteilungen der Redaktion
Leserbrief
 
Leserbrief zu: „Die Irrtümer des II. Vatikanums und ihre Überwindung durch die Erkenntnis Christi als Sohn Gottes“
Sehr geehrter Herr Heller,


nun habe ich Ihre Abhandlung "Die Irrtümer des II. Vatikanums und ihr Überwindung durch die Erkenntnis Christi als Sohn Gottes" ein zweites Mal gelesen. Ihr Anliegen, ein festes Fundament für die Erkenntnis Jesu als Sohn Gottes zu finden, ist auch meiner Ansicht nach enorm wichtig. Sie schreiben zu Recht, dass man sich nicht einfach naiv auf die Tradition verlassen sollte, sondern immer wieder ihre Gültigkeit kritisch prüfen muss, um sich den Inhalt der Tradition auch wirklich anzueignen. Und auch den neuralgischen Punkt haben Sie meines Erachtens richtig identifiziert als die Frage, ob Christus wirklich Gottes Sohn - also selbst Gott - ist. Das grundlegende Verfahren, den Leser zum Selbsterfahren oder Selbstsehen anzuleiten kenne ich aus der phänomenologischen Tradition - im Grunde ist jedes phänomenologische Denken nichts anderes als eine Anregung und Anleitung zum Selbstsehen ("protreptisch" nennt Lambert Wiesing diese Art der Sprachverwendung). Es geht Ihnen, wenn ich richtig verstanden habe, um eine bestimmte Erfahrung, die sich in der Begegnung mit den Zeugnissen der Tradition und in interpersonalen Begegnungen mit Repräsentanten dieser Tradition machen lässt: dass sich darin letztlich etwas Unbedingtes, die Unbedingtheit einer Liebe zeigt und offenbart, die ebenso unbedingten Gehorsam fordert. Ich habe mich durch die Lektüre Ihrer Abhandlung auch an ein Gespräch zwischen dem Starez Sossima und einer Dame erinnert, das Dostojewskij in den "Brüdern Karamasow" darstellt und das zumindest eine ähnliche Stoßrichtung aufweist:
„Ich habe mein Leben lang geglaubt – und nun sterbe ich, und plötzlich ist nichts da, außer den Kletten, die auf einem Grabe wachsen, wie ich es bei einem Schriftsteller las. Das ist ja entsetzlich! Wie kann man den Glauben wiedergewinnen? Übrigens, ich habe nur als kleines Kind geglaubt, mechanisch, gedankenlos … Wie, wie kann man es beweisen, ich komme jetzt, um Ihnen zu Füßen zu fallen und Sie darum anzuflehen. Wenn ich heute diese Gelegenheit versäume, wird mir in meinem ganzen Leben niemand mehr antworten. Wie kann man es beweisen, wie sich überzeugen. Oh, ich Unglückliche! Ich stehe da und sehe, daß es allen Menschen ringsum gleichgültig ist, fast allen, daß sich heute niemand mehr darum kümmert, und ich bin die einzige, die das nicht erträgt. Das ist tödlich, tödlich!“
„Tödlich zweifellos. Man kann hier nichts beweisen, man kann sich allerdings überzeugen.“
„Wie? Wodurch?“ „Durch die Erfahrung der tätigen Liebe. Versuchen Sie, Ihre Nächsten tätig und unermüdlich zu lieben; in dem Maße, in dem es Ihnen gelingen wird zu lieben, werden Sie sich auch von der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit Ihrer Seele überzeugen. Wenn Sie in der Liebe zum Nächsten völlige Selbstlosigkeit erreicht haben, dann wird Ihr Glaube vollkommen sein, und kein Zweifel wird sich in Ihre Seele einschleichen. Das ist geprüft, das ist verbürgt.“
Ein paar offene Fragen bleiben für mich:
Ist das Angebot der unbedingten Liebe Gottes, aus der wir die Erkenntnis von Jesus als Gottes Sohn gewinnen können, an alle Menschen gerichtet oder kann es sein, dass er manchen seine Gnade verweigert? Ist die Verschließung (oder Verstockung) der Menschen in manchen Fällen vielleicht gar nichts Subjektives, sondern von Gott selbst gewirkt (siehe das Beispiel des Pharaos)? Wird in Ihrem Argument nicht noch zu viel Tradition vorausgesetzt und Traditionsbestände "verwendet", sodass man sich doch in einem Zirkel bewegt? Würde diese Argumentation auch einen Atheisten überzeugen bzw. könnte sie ihn auch zur Erfahrung hinführen, die Sie (und Bernhard von Clairvaux) anzielen?
Mit freundlichen Grüßen    
Daniel Zöllner

 
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