NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
ZEUGEN JHOVAS STEHEN JETZT AUF DEM PRÜFSTAND -
Grundsatzurteil strahlt auch auf Moslems aus - Karlsruhe. Die Zeugen
Jehovas haben in Karlsruhe einen halben Sieg eingefahren, der sich am
Ende sogar als Niederlage herausstellen könnte. Denn mit den Vorwürfen,
die Religionsgemeinschaft propagiere rigide Erziehungsmethoden und übe
rigorosen Gruppenzwang aus, werden sich die Gerichte noch einmal
beschäftigen müssen. Vom Spruch des Bundesverfassungsgerichts könnten
aber andere profitieren: die Moslems zum Beispiel. Denn mit dem
Grund-satzurteil werden die Kriterien neu formuliert, nach denen einer
Religionsgemeinschaft Zugang zum privilegierten Status einer
"Körperschaft des öffentlichen Rechts" zu gewähren ist - der ja ein
ganzes Bündel von Vergünstigungen etwa beim Steuerrecht mit sich
bringt. Eine Religionsgemeinschaft muss laut Urteil weder demokratisch
organisiert sein, noch muss sie mit dem Staat zusammenarbeiten. Sie
darf sich sogar von ihm abwenden, wie es die Zeugen Jehovas mit ihrer
Wahlablehnung tun. Der Staat wiederum ist zu religiöser Neutralität
verpflichtet und darf Religionsgemeinschaften nur nach ihrem Verhalten
beurteilen. Zugleich jedoch lassen die Richter keinen Zweifel daran,
dass Gesetze auch für Religionsgemeinschaften gelten. Wer Rechtsstaat
und Demokratie gefährdet, wer Gesundheit oder Menschenwürde seiner
Mitglieder beeinträchtigt, darf nicht mit staatlicher Anerkennung
rechnen. Und um die Furcht vor fundamentalistischen Eiferern zu nehmen,
stellt der Senat klar: Wer die Verwirklichung einer "theokratischen
Herrschaftsordnung" - etwa eines islamistischen Gottesstaates -
anstrebt, verlässt den Boden der Verfassung. Das Karlsruher Urteil
strahlt auch auf das Thema Islam. NRW wartet bereits auf die
Grundsatzentscheidung, denn dort haben der Islamrat für die
Bundesrepublik Deutschland, der Verband der Islamischen Kulturzentren
und die Föderation der Aleviten Gemeinden den begehrten Status
beantragt. (dpa) Von Wolfgang Janisch
VATIKAN LEHNT KONVERSION VON SCHISMATIKERN AB! - Wie
jüngst durch ein Hilfswerk bekannt gemacht wurde, hat die vatikanische
Kongregation für die Ostkirchen die Konversion eines photianischen
Bischofs in der Ukraine, der mit seinem Klerus zur Einheit mit der
[vermeintlich:] römischen Kirche zurückkehren wollte, abgelehnt. Der
schismatische Oberhirte, dessen Name noch geheimgehalten werden muß,
hatte sich an die Synode der griechisch-katholischen Kirche in der
Ukraine gewandt, die eine Prüfung der Motive vornahm. Nachdem die
Ernsthaftigkeit des Anliegens vom Großerzbischof von Lemberg und den
Vätern der Synode geprüft und sein Bekenntnis zum päpstlichen Primat
entgegengenommen wurde, wollte man diesen für die Mission in Rußland
wichtigen Fall nicht entscheiden, ohne die römischen Autoritäten gehört
zu haben. Die Antwort aus dem vatikanischen Dikasterium kam prompt: Die
Zeremonie der Abschwörung und eine Aufnahme in die katholische Kirche
seien nicht vorzunehmen. Die Enttäuschung des Hierarchen war sehr groß.
Dieser betroffen machende Vorgang, der durch unierte Priester auf
Anfrage dieser Zeitung bestätigt wurde, ist skandalös, aber seit den
letzten Jahren nicht ohne Vorbild. Immer wieder wird die Konversion von
Häretikern und Schismatikern auf dem Altar des Ökumenismus geopfert.
Die kirchenamtliche Grundlage dafür bildet (zuletzt) der vom
päpstlichen Rat für die Einheit der Christen am 15. Juli 1993
verkündete Text der "Gemischten Internationalen Kommission für den
theologischen Dialog zwischen der katholischen und der orthodoxen
Kirche". Das Dokument, daß ohne Teilnahme der Unierten zustande kam,
verbietet allen griechisch-katholischen Kirchen missionarische
Aktivitäten, für die nicht die Erlaubnis der "orthodoxen" Ortsbischöfe
eingeholt wird. (...) Den Unierten wird verboten, für die Union zu
werben, die Bekehrung zum römischen Glauben als "Proselytismus"
diffamiert. (...) Die katholische Kirche bedauert ihren
"Proselytismus". Die "theologische Vision", die die römische Kirche als
"einzige Verwalterin des Heiles sieht", wird einstimmig verworfen.
(Johann Dietersohn in der KIRCHLICHEN UMSCHAU Nr. 3 vom Sept. 1998)
DROGEN - Jeder Vierte hat
illegale Rauschmittel genommen - "Jugendliche hochgefährdet" -
Drogenbeauftragte fordert Strategie gegen Abhängigkeit - Berlin - Bei
der Vorstellung zweier Studien zum Konsum von Alkohol, Tabak und
illegalen Drogen hat die Drogenbeauftragte der Bundes-regierung, Marion
Caspers-Merk (SPD), gefordert, den Drogen konsum von Jugendlichen nicht
zu verharmlosen. Auch wenn die überwiegende Mehrzahl der deutschen
Jugendlichen nicht rauche, trinke oder illegale Drogen einnehme, gebe
es junge Menschen, die durch riskanten Drogenkonsum in hohem Maße
gefährdet seien, abhängig zu werden. Erforderlich sei deshalb eine
Gesamtstrategie, um den gesundheitsschädigenden Umgang mit Suchtmitteln
zu erringern. Immer mehr Jugendliche haben schon einmal eine illegale
Droge genommen. Unter den zwölf- bis 25-Jährigen haben 27 Pro-zent
Erfahrung mit unerlaubten Drogen, heißt es in der Langzeitstudie er
Bundeszentrale für gesund-heitliche Aufklärung. Damit sei die Zahl der
drogenerfahrenen jungen Menschen in den vergangenen acht Jahren um die
Hälfte gestiegen. Zu den beliebtesten Drogen gehören Cannabisprodukte
wie Haschisch oder Marihuana. Vier Prozent der Befragten hatten
Erfahrung mit Ecstasy, drei Prozent konsumierten bereits
Aufputschmittel. In den alten Bundesländern haben 21,8 Prozent, in den
neuen Bundesländern elf Prozent der 18- bis 59-Jährigen mindestens
einmal illegale Drogen eingenommen. Besorgniserregend sei
auch die Tatsache, dass der Alkoholrausch unter Jugendlichen zugenommen
habe, sagte die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung, Elisabeth Pott. 30 Prozent der Zwölf- bis 25-Jährigen
trinken mindestens einmal in der Woche Alkohol. Der Zigaret-tenkonsum
sei seit 1980 zwar deutlich rückläufig. Allerdings nehme der Anteil der
Raucherinnen seit 1995 wieder zu, während der der männlichen Raucher
weiter abnehme. Auch der Tablettenkonsum hat nach Einschätzung von
Suchtexperten besonders bei Frauen Besorgnis erregende Ausmaße
angenommen. Etwa 17 Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer
geben in einer aktuellen Umfrage an, in letzter Zeit mindestens einmal
wöchentlich psychisch beeinflussende Medikamente wie Schlafmittel,
Antidepressiva und Appetitzügler eingenommen zu haben. Hochgerechnet
sind dies sieben Millionen Menschen. Die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung forderte die Ärzte auf, ihr Verschreibungsverhalten
kritisch zu überprüfen. Frauen erhielten diese Rezepte doppelt so
häufig wie Männer, sagte sie. Caspers-Merk zufolge sollen die beiden
Studien der Bundeszentrale bei der Planung von Vorbeugemaßnahmen
helfen. So sei etwa eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes geplant.
(Marianne Heuwagen in der "Süddeutschen Zeitung" vom 22.6.01)
"IM NU IST DAS AUGE WEG" -
Nigeria: Christen im Norden Nigerias werden Opfer der Scharia, obwohl
dieses islamische Rechtssystem eigentlich nur für Muslime gelten soll.
Das sagte der katholische Bischof der im Südosten Nigerias gelegenen
Diözese Okigwe, Anthony Ekezia Ilonu, beim Besuch der deutschen
Sek-tion des Hilfswerks "Kirche in Not/Ostpriesterhilfe" in München.
"Sie verhaften viele Christen, und bevor sie sagen können, dass sie
Christen sind, haben sie schon eine Hand verloren oder ein Ohr oder ein
Auge", berichtete Ilonu nach Angaben von "Kirche in Not". Bei einer
Tagung im Norden Nigerias, so llonu weiter, hätten die katholischen
Bischöfe mit muslimischen religiösen Führern gesprochen. Diese hätten
jede Verantwortung für die Einführung der Scharia in neun
nordnigerianischen Bundesstaaten abgelehnt. Die Einführung werde nur
von islamischen Fundamentalisten gefordert. Politiker nutzten das aus,
um Hilfen vom Gesamtstaat zu erpressen. Er wisse aber nicht, ob diese
Behauptung die Wahrheit oder ein Täuschungsversuch sei, sagte Ilonu den
Angaben zufolge. Um den Katholiken im Norden zu helfen, hätten Bistümer
im überwiegend christlichen Süden jetzt Patenschaften für nördliche
Bistümer begonnen. (...) Die Verfassung von 1999 verbietet die
Festlegung einer Staatsreligion. Obwohl mit Olusegun Obasanjo ein
Christ zum Präsidenten gewählt wurde, genießt der Islam aber nach
Angaben von "Kirche in Not" eine bevorzugte Stellung im Staat. (...)
Die Scharia fordert unter anderem (...) die Vergabe öffentlicher
Aufträge ausschließlich an Muslime und die Abwicklung von
Bankgeschäften nach islamischen Grundsätzen. (DT vom 21.6.01)
SPÄTE EINSICHT - Vatikan geht
stärker gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche vor - Das Dokument
spricht wenig konkret "de gravoribus delictis", von schwerwiegenden
Vergehen, für deren Ahndung nunmehr die Glaubenskongregation des
Vatikans zuständig sei. Doch das päpstliche Gesetz, das der Vatikan nun
auf Latein veröffentlicht hat, handelt von einem der heikelsten Themen
der katholischen Kirche: dem sexuellen Missbrauch durch Priester und
Ordensleute. Jeder Fall muss nun direkt der Glaubenskongregation
übergeben werden. Sex mit Jugendlichen unter 18 gilt generell als
schwerwiegende Verfehlung, bislang lag die Grenze bei 16 Jahren; ein
Missbrauchsdelikt verjährt erst nach zehn Jahren statt wie bisher nach
fünf. Bereits im Mai waren die neuen Normen den Bischöfen und
Ordensoberen zugegangen. Die Höchststrafe für Missbrauch ist nach dem
Kirchenrecht die Entlassung aus dem Klerikerstand. Die schärferen
Regeln sind Ergebnis einer schmerzhaften Enttabuisierung: Dass Männer
Gottes Kinder und Jugendliche zerstören - das war unvorstellbar,
unaussprechlich und damit faktisch unbestrafbar. Noch vor zehn Jahren
wurden Pfarrer, die sich an Kindern oder Jugendlichen vergangen hatten,
lediglich ermahnt, versetzt - und vor polizeilichem und
staatsanwaltlichem Zugriff bewahrt. Immer mehr Eltern gingen aber an
die Öffentlichkeit, vor allem in den USA und Großbritannien. Die
Skandale und Prozesse brachten die Wende. Zwei Prozent der katholischen
Priester in den USA seien pädophil, fand der Psychologe Richard Sipe
heraus, weitere vier Prozent seien "vorübergehend an heranwachsenden
Jungen oder Mädchen sexuell interessiert". Man müsse damit rechnen,
dass Geistliche Kinder missbrauchen, so das Fazit - und mit dem Problem
umgehen lernen. Am konsequentesten tun dies derzeit Großbritanniens
Bischöfe. Sie setzten eine unabhängige Arbeitsgruppe ein, nachdem in
England und Wales innerhalb von fünf Jahren 21 Priester wegen sexuellen
Missbrauchs verurteilt worden waren. Seit November liegt der Bericht
vor; er fordert einen Obmann für Kinderschutz in jeder Pfarrei, eine
bessere Überprüfung der Weihekan-didaten, Hilfe für die Opfer. Nun wird
ein "katholisches Büro für den Schutz von Kindern" eingerichtet.
Anderswo ist der Weg noch weit: So wurde der französische Bischof
Pierre Pican angeklagt, weil er nicht die Behörde informierte, als er
erfuhr, dass ein Priester Kinder missbraucht hatte. Auch in Deutschland
sollte es mehr "Mut zur Transparenz" geben, fordert der Therapeut
Wunibald Müller, der unter anderem Priester betreut, die Kinder und
Jugendliche missbraucht haben. Wer sich "weiterhin an Versteckspielen
beteiligt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit dazu beizutragen,
dass der Nährboden für sexuellen Missbrauch in der Kirche weiter
bestehen kann." Müller fordert eine Priesterausbildung, die eine
"angstfreie Auseinandersetzung mit der Sexualität" ermögliche, eine
bessere Begleitung und Behandlung von Priestern in Schwierigkeiten und,
vor allem, mehr "Verantwortung für die Opfer und ihre Familien". (...)
Der Osnabrücker Bischof Franz Bode hat sich dafür entschuldigt, dass
"Priester und Ordensleute die ihnen anvertrauten Kinder und
Jugendlichen geistig und körperlich missbraucht" hätten. (Matthias
Drobinski, SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, 4.1.2002)
KINDER IM PSYCHOSTRESS -
Jedes fünfte Kind zwischen vier und 18 Jahren in Deutschland hat
seelische Probleme und ist psychisch und gesundheitlich so
angeschlagen, dass es Hilfe benötigt. Jedes zweite von diesen Kindern
sei so gestört, dass es in eine Behandlung gehöre, sagte gestern
Michael Schulte-Markwort, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie
am Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf. (...) Betroffen seien
auch viele Kinder aus sogenannten heilen Familien. (EIFELER ZEITUNG vom
5.7.01)
SCHULSTREIK - Staat gegen
Sekte - Religionsgemeinschaft lässt Kinder nicht in die Schule -
Donauwörth - Seit Beginn des Schuljahres im Herbst fehlen zwölf Kinder
im Unterricht der Grund- und Hauptschule Deiningen (Landkreis
Donau-Ries). Nach wie vor weigern sich die Mitglieder der
Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme", ihren Nachwuchs in eine
Regelschule zu schicken. Dem Schulamt hätten sie mitgeteilt, sie würden
ihre Kinder auf ihrem Gut Klosterzimmern selbst unterrichten, sagte
Josef Heckel vom Landratsamt Donauwörth. Die Zwangsgeld-Androhungen der
Kreisbehörde in Höhe von 4000 Mark pro Kind zeigten bisher keine
Wirkung. Die betroffenen Eltern hätten dagegen zunächst Widerspruch
eingelegt. Auf eine Mitteilung von Kultusministerin Monika Hohlmeier,
wie er im Fall der Kinder weiter verfahren soll, wartet jetzt der
Donauwörther Landrat Alfons Braun (SPD). Ein solcher Brief würde
demnächst in Donauwörth eintreffen, sagt Brigitte Waltenberger-Klimesch
vom Kultusministerium. Dort vertrete man den Standpunkt, dass es keinen
Sonderweg für eine Gruppe geben könne. Die Eltern der Kinder müssten
das "einsehen und aufgeben", so Waltenberger Klimesch. Die Mittel der
Behörden reichten vom "sanften Druck bis zur Zwangsvorführung". Der
Nördlinger evangelische Dekan Horst Blasius befürchtet, dass die Kinder
der Gemeinschaft "von der Welt fern gehalten werden. Sie werden
lebensuntüchtig und abhängig gemacht." Dagegen teilt die Gemeinschaft
mit, sie verweigere den Gang zur Schule, um die Kinder "nach biblischen
und göttlichen Maßstäben" erziehen und sie "seelisch und körperlich
rein" halten zu können. Auch an anderen Wohnorten in Baden-Württemberg
und bei Hamburg halten sich die "Zwölf Stämme" nicht an die
Schulpflicht. Die Behörden konnten sich jedoch nirgends gegen die Sekte
durchsetzen. Er sei gespannt, was die Bayern machen, sagte ein Beamter
der baden-württembergischen Schulbehörde. epd (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom
16./17.1.02)
AUCH KINDER DÜRFEN ABTREIBEN -
Frankreichs Nationalversammlung liberalisiert Abtreibungsgesetz -
Protest der Bischöfe - Paris (DT/KNA) Frankreichs Nationalversammlung
hat mit der Mehrheit der Regierungskoalition eine Gesetzesreform zum
Schwangerschaftsabbruch be-schlossen. Nach dem am Mittwoch in Paris
verabschiedeten Gesetz wird die in Frankreich geltende Fristenregelung
von zehn auf zwölf Wochen ausgedehnt. Beratungsgespräche vor dem
Eingriff sol-len künftig nicht mehr verpflichtend sein. Unter
bestimmten Bedingungen können Minderjährige einen
Schwangerschaftsabbruch ohne Zustimmung der Eltern vornehmen lassen.
Sie müssen sich in diesem Fall von einem Erwachsenen ihrer Wahl
begleiten lassen. Zuvor sollten Versuche unternommen werden, die
Minderjährige dazuzubringen, die Zustimmung der Eltern einzuholen.
Keine Frist sieht das Gesetz für Schwangerschaftsabbrüche in Fällen
vor, in denen eine Gefahr für das Leben der Mutter besteht oder das
Kind an einer besonders schweren und unheilbaren Krankheit oder
Behinderung leidet. In diesem Fall muss eine Expertenkommission ihre
Zustimmung zum Schwangerschaftsabbruch erteilen. Nach Schätzungen
werden in Frankreich jährlich rund 200000 Schwangerschaftsabbrüche
vorgenommen. Gleichzeitig gibt es jährlich rund 720000 Geburten. Eine
Fristenregelung zum Schwangerschaftsabbruch war in Frankreich erstmals
1975 eingeführt worden. Das Gesetz regelt auch Fragen der Verhütung und
der sogenannten "Pille danach". Danach können Verhütungsmittel auch
ohne elterliche Zustimmung an Minderjährige verschrieben oder abgegeben
werden. Das Gesetz sieht vor, dass auch Schul-Krankenpersonal an
Minderjährige in Notsituationen unter bestimmten Umständen die "Pille
danach" verabreichen können. Das Präparat verhindert innerhalb von 72
Stunden nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr die
Schwangerschaft. Zugleich wurde ein Programm zur verstärkten Aufklärung
über Verhütungsmittel gebilligt. [...] Nach den jüngsten Statistiken
hatten 1998 rund 6500 minderjährige Frauen eine Abtreibung vornehmen
lassen. Die französischen Bischöfe hatten scharfe Kritik an der Reform
geübt. Die Verlängerung der Fristen-regelung von zehn auf zwölf Wochen
führe dazu, dass noch mehr Frauen von ihrer Umgebung zu einem
Schwangerschaftsabbruch gedrängt würden. (...) ("Die Tagespost",
2.6.2001, Nr. 66/67)
ÖKUEMENISMUS/SYNKRETISMUS - "Johannes
Paul II. hat diesem Hl. Jahr drei Orien-tierungspunkte gegeben: die
Reue über die vergangenen Sünden der Kirche (besonders Sklaverei und
Antisemitismus), die bei den katholischen Gläubigen Widerstände
hervorrufen wird; der Dialog mit den anderen monotheistischen
Religionen, den der Papst besonders anläßlich seiner ersten Reise ins
Heilige Land im März betonen wird; schließlich die Versöhnung mit den
anderen christlichen Religionen" (Le Monde vom 25. Dezember 1999).
"Jede Kirche ist auf diese Weise aufgerufen, den Sinn ihrer Anwesenheit
und ihrer Sendung im Her-zen der menschlichen Wanderschaft zu
vertiefen, wobei sich die Pluralität der Religionen als Faktum
darstellt oder besser als göttliches Geheimnis der menschlichen
Heilsgeschichte" (Kardinal Etchega-ray, Interview mit Le Monde vom 25.
Dezember 1999).
GEBET MIT PEITSCHE BESTRAFT - SUDAN: REGIME GEHT ERNEUT GEGEN CHRISTEN VOR
- Khartum (DT/KAP) Die sudanesischen Behörden sind erneut hart gegen
Christen vorgegangen. Mehr als fünfzig Christen wurden zur
Auspeitschung verurteilt, nachdem sie am Mittwoch der Karwoche mit
mehreren tausend Landsleuten vor der großen anglikanischen
Allerheiligen-Kathedrale im Stadtzentrum von Khartum gegen die
Verhinderung einer vorösterlichen Gebetsveranstaltung demonstriert
hatten. Als die Demonstranten Steine auf vorbeifahrende Autos zu werfen
begannen, schoss die Polizei auf die Menge und verletzte dabei mehrere
Personen. Rund hundert Christen wurden verhaftet, darunter auch
Priester. Wie aus einem in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ)
erschienenen Bericht hervorgeht, sind noch immer mehrere prominente
Südsudanesen, unter ihnen der Zeitungsverleger und
Auslandskorrespondent Alfred Taban in Haft. Gegen Taban und den
Chefredakteur seiner Zeitung "Khartoum Monitor" wurde Anklage erhoben.
Sie werden beschuldigt, bei einer Pressekonferenz an Gründonnerstag die
sudanesische Armee und Polizei beleidigt und diffamiert zu haben. Zu
der Pressekonferenz haben zehn Kirchen des Sudan eingeladen, um gegen
die Festnahme der hundert Demonstranten zu protestieren. In einem Brief
an den sudanesischen Innenminister Abdel Rahim Mohammed Hussein
protestierte auch die internationale Organisation "Reporter ohne
Grenzen" gegen die Verhaftung Tabans und forderte dessen sofortige
Freilassung. Von den Festgenommenen wurden nach Angaben des
Sudanesischen Kirchenrates 52 junge Männer zu je fünfzehn
Peitschenhieben und zwanzig Tagen Haft verurteilt, vier Frauen und zwei
zwölfjährige Knaben zu je fünfzehn Peitschenhieben. Die Körperstrafe
sei unverzüglich aus-geführt worden. Peitschenhiebe seien zwar eine von
der Scharia vorgesehene Strafe, doch werde sie normalerweise bei
anderen Straftaten, nämlich dem Trinken von Alkohol oder Ehebruch
angewandt. Die strenge Bestrafung der Demonstranten sei
darauf zurückzuführen, dass es sich bei dem umstrittenen
Gebetsgottesdienst um eine Veranstaltung des deutschen frei-kirchlichen
Afrika-Missionars Reinhard Bonnke gehandelt habe, der sich in Afrika
einen Ruf als Wunderheiler erworben hat. (...) Die "Neue Zürcher
Zeitung" zitierte die amerikanische Presseagentur UPI, wonach der
millionen-schwere saudiarabische Terrorist Osama bin Laden und andere
islamistische Extremisten gegen Bonnkes Veranstaltung Einspruch erhoben
hätten. Bin Laden, der mehrere große "Entwicklungsprojekte" im Sudan
finanzierte, soll persönlich von den sudanesischen Behörden verlangt
haben, den "Kreuzzug" zu stoppen. Tatsächlich zog die Regierung die
Erlaubnis für die Freiluftveranstaltung zurück. Stattdessen sollte der
Gebetsgottesdienst in einer kleinen Kirche in einem Khartumer
Elendsviertel abgehalten werden. Der deutsche Prediger zog es jedoch
nach schriftlichen und telefonischen Drohungen vor, das Massengebet
abzusagen. Seit Beginn des Bürgerkrieges vor achtzehn Jahren haben sich
immer mehr Südsudanesen in der Hauptstadt niedergelassen. Heute beträgt
ihre Zahl in Khartum und den umliegenden Flüchtlingslagern gegen l,5
Millionen, die meisten sind Christen. Der Zuzug der Christen hat zu
einer neuen Situation in Khartum geführt, das bis vor wenigen Jahren
noch eine weitgehend muslimisch geprägte Stadt war. (...) Unterdessen
berichtete die österreichische Dreikönigsaktion von einer neuerlichen
Militäraktion gegen die Zivilbevölkerung im Südsudan am Osterrmontag.
Der Journalist und Comboni-Missionar Pater Kizito Sesana, langjähriger
Projektpartner der Dreikönigsaktion, teilte mit, am Morgen des 16.
April habe ein Flugzeug mit Hilfsgütern auf dem Kauda-Flugfeld in den
Nuba-Bergen gestanden. Ein weiteres Flugzeug habe eben zur Landung
angesetzt. Hunderte Menschen bevölkerten das Flugfeld; sie waren eben
dabei, eine Delegation von Besuchern zu verabschieden beziehungsweise
die angekommenen Güter ab zutransportieren. "Plötzlich tauchte ein
Antonow-Bomber auf und begann Bomben abzuwerfen", so der Bericht
Sesanas. Der Pilot des ankommenden Hilfsgüter-Flugzeuges habe sich
daraufhin entschlossen, die Landung abzubrechen. Im Flugzeug befanden
sich Lehrmaterialien, Seife, Salz, Medikamente und Saat-gut. Zwei Mal
sei die Antonow zurückgekommen und habe insgesamt vierzehn Bomben
abgeworfen. Drei Stunden später habe ein weiteres ziviles Flugzeug die
zurückgebliebenen Besucher evakuieren können, unter denen sich auch
Funktionäre italienischer NGOs befanden, die Hilfsprojekte in der
Nubaregion besuchen wollten. Das Bombardement des Flugfeldes seitens
der Regierung stehe in Zusammenhang mit einer Reihe anderer
militärischer Aktionen, die immer dann durchgeführt würden, wenn es
große Menschenansammlungen gebe, kritisierte P. Sesana, der vor kurzem
in Wien zu Besuch war und ausführlich über den Bürgerkrieg im Sudan
berichtet hatte. Wolfgang Böhm, Afrikareferent der Dreikönigsaktion,
zeigte sich um die Sicherheit der Partner im Sudan besorgt: "Die
Vereinten Nationen müssen von der Regierung in Khartum fordern, dass
sie derartige militärische Aktionen gegen humanitäre Hilfe stoppt. Ein
Korridor für humanitäre Hilfe in die Nuba-Berge muss sichergestellt
werden". (DIE TAGESPOST vom 19.4.01)
***
Jean Guitton über Paul VI.
»(...) Die Absicht Pauls Vl. in Bezug auf die Liturgie und in Bezug auf
das, was man gemeinhin die Messe nennt, bestand darin, die katholische
Liturgie solcherart zu reformieren, daß sie mit der protestantischen
Liturgie fast übereinstimmt. (...) Dabei ist es auffallend, daß Paul
Vl. all dies getan hat, um sich dem protestantischen Abendmahl
möglichst anzunähern. (...) Aber ich wiederhole, daß Paul Vl. alles in
seiner Macht Stehende getan hat, um die katholische Messe entgegen dem
Konziel von Trient - dem protestantischen Abendmahl anzunähern. (...)
Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich sage, daß die Absicht Pauls
Vl. und der neuen Liturgie, die seinen Namen trägt, darin besteht, die
Gläubigen zu einer regeren Teilnahme an der Messe zu führen, der
Heiligen Schrift mehr Platz einzuräumen, und all das zu beschneiden,
was einige "magisch" nennen, andere "Wesensverwandlung",
"Transsubstantiation", also das, was den katholischen Glauben ausmacht.
Anders gesagt gibt es bei Paul Vl. eine ökumenische Zielsetzung, das im
traditionellen Sinn allzu Katholische in der hl. Messe auszulöschen,
oder wenigstens zu korrigieren oder abzumildern, und die katholische
Messe, ich wiederhole es, der kalvinistischen Messe anzunähern.«
(Jean Guitton in einer Radiodiskussion am 19.12.1993; zitiert in »Les
amis du monastere«, Rundbrief des Klosters Le Barroux vom 2.6.94;
Übersetzung aus dem Französischen; zit. nach dem Econer
MITTEILUNGSBLATT)
|