55. Jahrgang Nr. 1 / Januar 2025
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1. Es nahm also das Leben den Tod an
2. Letztes Ostermahl
3. Erklärung zur Restitution der Kirche im Jahr 2025
4. Kulturkrieg, Grundgesetz und der Kampf gegen rechts Reflexionen am Rande der Katastrophen-Konvergenz
5. Das Schlussdokument der Synode über die Synodalität
6. Kriminalität im Namen des Klimawandels
7. Wir bekommen Unterstützung
8. Zum 750. Todestag von Thomas von Aquin: 1225 -7.3.2024
9. Nachrichten, Nachrichten, Nachrichten...
10. Peter Wust - der Philosoph unter dem Kreuz
11. Nouripour: Unser Grundgesetz künftig
12. Das verlogene Theater um „Remigration
13. Literaturkritik
14. Mitteilungen der Redaktion
Literaturkritik
 
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Crisis- Journal für christliche Kultur, Ausgabe 10, Herbst 2024, Schwerpunkt: Heimat-Völker-Nationen, Kontakt: info@crisis-journal.de; www.crisis-journal.de

Seit 2 ½ Jahren erscheint nun die christlich-orthodoxe Zeitschrift, inzwischen mit einer 10. Ausgabe. In 14 Beiträgen wird die Bedeutung von Heimat, Völker und Nationen aus christlicher Sicht behandelt. In einer menschenfeindlichen wie auch gottfeindlichen postmodernen Welt werden den Nationen und Völkern ihre Eigenrechte, sowie ihre Mitwirkung an einer wahrhaft lebenswerten Weltordnung geraubt. Werte wie Heimatgefühl „ein Gottesgeschenk“ und Traditionen werden entfremdet und sollen aus dem Sprachschatz der Menschen getilgt werden. Wer das durchzusetzen versucht, wird im Editorial der Zeitschrift behandelt. Es sind die global vernetzten Machteliten, verbunden mit Institutionen wie United Nations (UNO), World Economic Forum (WEF), World Health Organization (WHO), die verantwortlichen Personen sind Bill Gates, Georg Soros u.a., die der scheidende US-Präsident Joe Biden noch im Januar des Jahres 2025 mit der höchsten amerikanischen Verdienstmedaille ausgezeichnet hat. Die Redaktion sieht in diesen Entwicklungen eine weitere Abkehr von einer gottgefälligen Welt der Liebe und des Glaubens. Eine Lösung sieht die Redaktion im neuen Konzept der Multipolarität der BRICS-Staaten, welches des Eigene und Andersartige ohne Dominanz ins Gleichgewicht zu bringen versucht. Im ersten Artikel, „Die Nation in der Kirche“ führt Razvan Cordrescu aus, dass es Nationen wie auch Nationalismus gibt. Beides „existiert von Natur aus und muss in Liebe zusammenleben“. Es gibt keinen Widerspruch zu einem religiösen christlichen Leben. Aber Nationalismus kann sich in zweierlei Seiten zeigen, er kann Rettung aber auch Verdammnis sein, je nachdem ob er vom christlichen Glauben durchdrungen ist oder nicht. Grundsätzlich muss die nationale Frage aus der Perspektive des Christentums neu diskutiert werden. „Wahrer Nationalismus, der sich auf ewige Realitäten der Nation gründet und von Liebe aber auch von Klarheit geleitet wird, kann nicht mit Populismus oder Chauvinismus verwechselt werden, ihm ist jeder entwürdigende Extremismus fremd.“ Giorgi Schmitz behandelt in „Heimatliebe und Götzendienst“ die Beziehung von Glauben und nationaler Identität. Für orthodox Gläubige in Deutschland stellt sie eine Herausforderung dar. Schmitz beschreibt die Situation orthodoxer Christen in Deutschland, wo sie oft Heimatliebe als Götzendienst erleben, weil christliche Wahrheiten nicht gehört werden, „nirgends ist ein Prophet so wenig angesehen wie in seiner Heimat und in seiner Familie“ (Mat 13,57). Das Hauptübel sieht er in der Unterdrückung der Landessprache, die keinen Eingang in die göttliche Liturgie orthodoxer Christen findet und somit der Gottesdienst nicht in der eignen Muttersprache erlebt werden kann. Er hofft darauf, dass sich das ändern wird und dass „Deutschland dann ein orthodoxes Land werden wird“. Eine grundlegende Behandlung des Verhältnisses von Orthodoxie und Nationen wird von Priester Dumitru Staniloae untersucht. Der Essay behandelt aus philosophischer und religiöser Sicht das Verhältnis von Mensch und Nation und sucht eine Antwort auf die Frage nach der nationalen Wesensbestimmung. „Dass die Geschichte der Vorfahren etwas zur Bestimmung des Ichs der Nachkommen beiträgt, ist sehr plausibel und vom christlichen Standpunkt aus zulässig. Alle menschlichen Personen haben ihre ewigen Vorbilder in Gott, Vorbilder die keine statischen Vorbilder sind, sondern Kräfte, die in der geschaffenen Welt zur Gestaltung der menschlichen Personen mitwirken, und die dazu auch die immanenten Kräfte der Welt beitragen lassen.“ Zum Schluss behandelt Staniloae die Frage wie es um die Ökumene im Christentum steht und wie das Verhältnis zur nationalen Frage ist? Seine Antwort, das Christentum ist sowohl supernational als auch national, wobei der Katholizismus mehr und mehr zum Übernationalen tendiert und sich außerhalb von allem Nationalem stellt und damit eine internationale Sichtweise präferiert. Die Orthodoxie steht dem entgegen, sie will „die Mutter sein, die ihre Liebe auf den ganzen Menschen mit all seinen angeborenen und erworbenen Bestimmungen und sich auf sein Ganzes, in einer lebendigen und konkreten Umwelt verwurzeltes, Leben erstreckt“. In den weiteren Beiträgen und Artikeln zu Serbien, zu Russland, zu Migration, zu Theologie und Philosophie, wird die Bedeutung von Nationen, Völkern und Heimat weiter aus christlicher Sicht vertiefend behandelt. Die ganze Zeitschrift wir dem interessierten Leser empfohlen.
Peter Backfisch


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Daniel Zöllner:
Mut zur Tugend

Daniel Zöllner, Jahrgang 1985, Philosoph, Literaturwissenschaftler, Lektor und freier Autor legt mit seinem Buch „Mut zur Tugendt“ ein Vademecum vor, das dem Leser Halt, Stärkung und Ermutigung schenken und ihn gegen das Gefühl der Sinnlosigkeit immunisieren soll. Aber kann man im 21. Jahrhundert überhaupt noch von Tugend sprechen, einem Begriff, der in der Zeit einer alles beherrschenden Dekadenz, des Nihilismus, Hedonismus und der „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.), für viele Menschen kaum noch eine Bedeutung hat. Der Autor bejaht diese Frage, denn gerade wegen der Unzeitgemäßheit des Begriffs müsse man alles tun, um die Tugend(en) wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Tugend sei genau das, was den guten Menschen vom infantilen, oberflächlichen „Gutmenschen“ unterscheide, da sie christlich-abendländische Lebensweisheiten vermittle, die heute notwendiger denn je seien, um in der Gegenwart vor Gott aber auch vor allem vor den satanischen Anfeindungen und Versuchungen der woken Moderne bestehen zu können. Auf der Basis von Josef Piepers Werken sucht er daher eine auf dem christlichen Glauben und dem Naturrecht basierende vernunftgemäße Alternative zur psychologisierenden Ratgeber- und Lebenshilfe-Literatur, die in aller Regel weder philosophischen noch theologischen Ansprüchen genügt.
Das Buch eröffnet mit den sieben Haupttugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß, Glaube, Hoffnung und Liebe. Als negatives Gegenbild folgt sodann die Darstellung der sieben Haupt- oder Todsünden: Hochmut, Neid, Habgier, Zorn, Trägheit, Wollust und Völlerei. Die darauffolgenden Essays fragen nach der Möglichkeit des Glaubens und der Erfahrung des Heiligen in der Gegenwart und befassen sich mit der Thematik des Urvertrauens in einer entsakralisierten Gesellschaft, die mit dem Terminus „Reich der Lüge“ zutreffend beschrieben wird. Denn tatsächlich mißbrauchen politische Propaganda und der schändliche Kult der Werbung unsere Sprache, die im Grunde der Wahrheit dienen sollte, aber angesichts eines am Horizont aufziehenden drohenden Totalitarismus durchaus Anlaß zur Verzweiflung gibt. So wie die Konsum- und Massengesellschaft erfolgreich versuchte der durch die Schöpfung geheiligten und natürlichen Anziehung zwischen Mann und Frau mittels Kommerzialisierung, Liberalisierung und Banalisierung einer angeblich „befreiten“ Sexualität zu entfliehen, so führen auch die hochtrabenden Selbstverwirklichungspläne des Menschen als „gefährlicher Sog der Selbstzerstörung“ in den dunklen Untergrund des Chaos.
Gegen die derart auf breiter Front an die Stelle der Kardinaltugenden getretene „Tyrannei der Werte“ (Carl Schmitt) mit dem „Gutmenschen“ als Perversion des guten Menschen in der Hauptrolle setzt Zöllner auf die Tradition abendländischen Denkens, die auch die christliche Hoffnung mit einschließt, daß das Böse nicht das letzte Wort haben und über das Gute siegen wird.
Werner Olles
Daniel Zöllner: Mut zur Tugend. Essays zur Lebenskunst in der Gegenwart. M. e. Vorwort von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Lepanto Verlag, Rückersdorf üb. Nürnberg 2024. 190 S., 19,50 Euro
 
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