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Peter Wust - der Philosoph unter dem Kreuz |
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Peter Wust - der Philosoph unter dem Kreuz Ein Gedenken zum 140. Geburtstag am 28.8.2024
von Magdalena S. Gmehling
Am 18. Dezember 1939 richtete der bereits vom Tode gezeichnete Philosoph Peter Wust ein Abschiedswort an seine Schülerinnen und Schüler. Es heißt dort: „Und wenn sie mich nun noch fragen sollten, bevor ich jetzt gehe und endgültig gehe, ob ich nicht einen Zauberschlüssel kenne; der einem das letzte Tor zur Weisheit des Lebens erschliessen könne: „jawohl“:-und zwar ist dieser Zauberschlüssel nicht die Reflexion, wie sie es von einem Philosophen vielleicht erwarten möchten, sondern das Gebet. Das Gebet, als letzte Hingabe gefasst, macht still, macht kindlich, macht objektiv.“ (1) Ein unermüdlicher Sucher und begnadeter Wanderer war Peter Wust lebenslang. Geboren als erstes von elf Kindern eines Siebmachers in Rissenthal (heute OT von Losheim am See/Kreis Merzing Wadern/Saarland). Die Familie führte ein hartes und entbehrungsreiches Leben, dessen bäuerliche Einfachheit, Ursprünglichkeit und Naturverbundenheit Peter als großes Geschenk empfand. Tiefe Frömmigkeit prägte den Alltag der Familie. Der kluge Junge besucht zunächst die einklassige Volksschule im Heimatort und wechselt dann auf das Friedrich-Wilhelm Gymnasium in Trier, wo er 1907 maturiert. Zeitweise wohnt er im Bischöflichen Konvikt. Die Eltern hoffen, er würde katholischer Priester werden. Doch der junge Mann entscheidet sich anders. Er beginnt in Berlin das Studium der Anglistik und Germanistik, verdient den Lebensunterhalt mühsam mit Privatstunden und legt bereits 1910 nach 6 Semestern das Staatsexamen ab. Nun arbeitet er als Gymnasiallehrer. 1910 heiratet er seine Frau, Käthe Müller. Dem Ehepaar werden 3 Kinder ( Benno, Else und Charlotte) geschenkt. Trotz aller beruflichen und familiären Belastungen promoviert Peter Wust 1914 bei dem Psychologen und Philosophen Oswald Külpe mit einer Arbeit über den britischen Philosophen und Politiker John Stuart Mill. Er geriet zunehmend in die Denkrichtung des Neukantianismus, der bestrebt war, die kantische Vernunftkultur mit den tatsächlichen Kulturwahrnehmungen des 19. Jahrhunderts zu verschränken. Nach einer Begegnung mit dem Kulturphilosophen Ernst Troeltsch (1865-1923), der ihn auffordert „etwas zur Ehrenrettung der Metaphysik“ zu schreiben, bahnt sich eine Rückkehr zur tiefen und natürlichen Gläubigkeit an. 1920 veröffentlicht Wust das Werk „Die Auferstehung der Metaphysik“. Er wollte mit diesem Werk nicht nur auf die geistige Umkehr der Philosophie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinweisen, sondern auch seinen eigenen metaphysischen Gesamtplan sichtbar werden lassen. 1921 wird der Philosoph nach Köln versetzt. Er begegnet Max Scheler (1874-1924) und taucht immer tiefer in die Fragen um das Wesen des Menschen ein. Sein persönliches Lebensschicksal und die quälenden Menschheitsrätsel finden 1925 ihren Niederschlag in dem Werk „Naivität und Pietät“. Unter dem Einfluss Schelers nähert sich Wust dem christlichen Existenzialismus. Er knüpft Kontakte zur Renouveau catholique. 1928 lernt er in Paris Jacques Maritain, Bernanos, Bloy, Claudel und den russischen Religionsphilosphen Berdjajew kennen. Im gleichen Jahr erscheint Wusts philosophisches Hauptwerk: „Die Dialektik des Geistes“. Dialektik wird hier nicht im üblichen Sinne verstanden, sondern als eine Darstellung des unruhigen Menschengeistes, der auf dem Weg der Dialektik zum ewigen Urgeist, zu Gott, getrieben wird. Ohne Habilitation wird Peter Wust 1930 überraschend als Professor an die Westfälische Wilhelms Universität in Münster berufen. Sehr bald sind seine Vorlesungen überfüllt. Gegen den Ungeist der Zeit, die Versklavung Deutschlands, den Verrat der Freiheit, erhebt der Mutige bittere Anklagen. Er rechnet mit seiner Absetzung und Verhaftung. 1936 zieht er sich nochmals zurück, um das reifste seiner Werke (er selbst nannte es sein Lieblingswerk) „Ungewissheit und Wagnis“ zu verfassen. Karl Pfleger schrieb über dieses Buch im „Hochland“, es handle sich um einen repräsentativen Deutungsversuch, der den tragischen Tiefen wie auch den berauschenden Höhen christlichen Existenzbewusstseins gerecht wird. Wust betätigte sich nach Hitlers Machtübernahme im katholischen Widerstand und plante eine kulturelle Offensive des Katholizismus, möglicherweise sogar eine europäische Neuchristianisierung. Doch da versagte seine Gesundheit. 1938 bestätigte sich seine Ahnung, dass er an Oberkieferkrebs litt. Er nahm sein furchtbares Leiden bewusst und tief gläubig an. Den Kriegsausbruch am 1. September 1939 erlebte er noch. Am 3. April 1940 wurde er von seinem Leiden erlöst. In „Ungewissheit und Wagnis“ hatte er geschrieben, dass der Mensch sein tiefstes Wesen nur in einem beängstigenden Schicksalssturm erlebt. Die Worte des großen Philosophen sind von überzeitlicher Bedeutung: „Selbst die Zeitalter des Irrtums und des Unglaubens haben, von einer höheren Warte aus betrachtet, im Ganzen der weltgeschichtlichen Bewegung mehr eine positive als eine negative Bedeutung. Die Weltgeschichte mit ihrem ewigen Rhythmus in der Periodozität von Gottesnähe und Gottesferne ist gleichsam der mystische Kreuzweg der Menschheit zu ihrem letzten Ziel der Vollendung. Von Origines stammt der tiefe Gedanke, dass die Menschheit die dauernde Gottesnähe nicht ertragen könne und dass sie zuweilen der Gottesferne bedürfe, um in den Epochen einer säkularisierten Kultur wieder erkennen zu lernen, wie arm sie ohne Gott sei.“(2) 1) Ein Abschiedswort. Nachdruck. Regensburgsche Verlagsbuchhandlung o.J. 2) Ungewissheit und Wagnis. Verlag Kösl/Pustet 1940 S. 305 f
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