Anmerkungen:zu Nur noch Auslaufmodell
1) Wenn die heutigen Kleriker und Gläubigen mit ihrer religiösen und moralischen Einstellung und ihrem Engagement die Geschicke der Kirche, auch in dem kleinen Kreis, den man als Rest-Kirche bezeichnen kann, führen sollten, dann wäre sie nach 10 oder 20 Jahren in der Tat ein Auslaufmodell. Soviel Irrsinn und Aberwitz wie heute - im sog. Widerstand - gibt es sonstwo nicht: Kampf gegen die Leute, die führend die Positionen formuliert haben, die man aber der Untreue gegen die Kirche bezichtigt, weil sie eine wis-senschaftliche Philosophie vertreten. 2) Ich erinnere hier nur an das Verhalten von sog. konservativen, aufgehetzten, teilweise auch akademisch gebildeten Gläubigen, selbst von Lesern dieser Zeitschrift, die die Durchformung der Philosophie seit Descartes, Kant und Fichte als Ketzerei abtun, ohne je eine einzige Zeile dieser Autoren gelesen zu haben. 3) Ich darf hier anmerken, daß es einer erheblichen Korrekturarbeit bedurfte, um Fehlvorstellungen die-ser Art, die den Gläubigen wiederum in der Beichte unterbreitet wurden, die sie bei sog. Ecôneisten ableg-ten, wieder auszuräumen. 4) An früherer Stelle hatte ich bereits das Beispiel (das eigentlich das Verhalten der Amerikaner in wirt-schaftlichen Prozessen schildern sollte, welches aber auch auf unsere Situation anwendbar ist) von einem Frosch gebracht, der in einem Topf mit Wasser sitzt: würde man das (kalte) Wasser langsam erhitzen, würde der Frosch nicht merken, wann es für ihn zu heiß wird, er würde in dem siedenden Topf umkom-men. Würde man aber den Frosch in den Topf mit heißem Wasser werfen, würde er sofort wieder heraus-springen. So ergeht es auch vielen Zeitgenossen: Sie merken nicht, daß bereits größte Düsterkeit um sie herrscht, weil das "Licht" unmerklich verlosch. 5) N.b. heute, d.h. in einer Zeit konkurrierender Religionen und Weltanschauungen, wird wiederum über-sehen, daß es allein schon aus religionspädagogischen Gründen für jeden angehenden Kleriker dringend erforderlich ist, sich um eine systematisch abgeklärte und wissenschaftlich fundierte Religionsphilosophie bemühen zu müssen, um entsprechende Fragen nach der Wahrheit des christlichen Glaubens überhaupt adäquat beantworten zu können. Die philosophischen Anstrengungen sind nicht eine Sache der persönli-chen Neigungen, sondern eine absolut notwendige Pflichterfüllung und eine Angelegenheit des religiösen Überlebens!! 6) "Theologisches", Okt. 95, p. 456. - N.b. dieser Auflösungsprozeß im Lager der Reformer, diese innere Selbstzerstörung kann für uns kein Grund zur Freude oder Genugtuung sein, denn hinsichtlich einer mög-lichen Re-Christianisierung von Personen, deren vormals christlicher Glaubensinhalt systematisch perver-tiert wurde, wird das Trümmerfeld, welches es aufzuräumen gilt, immer größer. 7) N.b. von Storck existiert nicht einmal ein einziges Positionspapier - ähnlich der "Declaratio" von S.E. Mrg. Ngô-dinh-Thuc, der sich die amerikanischen und südamerikanischen Bischöfe anschlossen - , auf welches sich die von ihm geweihten Priester beziehen können, um ihre pastoralen Aktivitäten in theologi-scher und kirchenrechtlicher Hinsicht legitimieren zu können. 8) Es wird sich zeigen, daß sich diese klerikale Abstinenz bei der Problembewältigung auf praktischem Gebiet fortsetzt. 9) Auch wenn diese "Declaratio" nicht ex officio, sondern ex caritate abgegeben wurde, hat sie dennoch öffentlich-verbindlichen Charakter für die Gläubigen... und natürlich auch für die zensierten Personen. 10) Wenn nicht aus anderen Gründen, auf die ich noch zu sprechen komme, wiederum diese Sedisvakan-tisten sich selbst zur Unbedeutsamkeit selbst verstümmelt hätten, hätte diese Position zu der führenden der heutigen Gegen-Reform werden können. 11) Der Kampf gegen die Wahrheit ging bei Lefèbvre so weit, daß er diejenigen, die sich zu einer Überzeu-gung durchgerungen hatten, mit seinem ganzen Haß verfolgte, wobei er nicht davor zurückschreckte, auch die physische Existenz der Betroffenen zu tangieren oder zu bedrohen. Prominentestes Opfer dieser Art der Verfolgung der angeblichen Glaubensbrüder war H.H. Dr. Katzer. 12) Was wir als wahre Kirche von dieser Organisation lernen könnten: eine straffe Führung und Unter-ordnung, Kooperation. 13) Ich erinnere an diese weltweit betriebenen Erpressungsversuche - vielfach erfolgreich - , um noch einmal zu belegen, daß es Ecône nicht primär um Religion, sondern um Machtentfaltung ging. Lefèbvre hatte dafür in der Person von Schmidberger, einem ehemaligen Mitstreiter dieser Zeitschrift, ein mehr als nur willfähriges Instrument. 14) Diese Gruppe ist deswegen für eine Lösung der kirchlichen Situation unzugänglich. 15) Manche Traditionalisten verwechseln Glaubenstreue mit geistiger Faulheit. Man gewinnt den Ein-druck, daß sie nicht aus Überzeugung an der Tradition festhalten, sondern weil sie unfähig sind, die mo-dernen (in der Tat: häretischen) Positionen überhaupt zu begreifen. Ihre Intransigenz bezieht sich nicht auf die Unveränderlichkeit des Glaubensinhaltes, sondern auf eine (meist historisch) festgelegte Form oder Ausprägung. Auch sie tragen ihr gerütteltes Maß an Schuld am Untergang mit, weil sie nicht geistige Lebendigkeit vermitteln, sondern Starre, den geistigen Tod. 16) N.b. in diesem Zusammenhang war auch die Einführung der theologischen Begriffe der "missio" (Ver-breitung des Evangeliums) und der "sessio" (Amtssitz) durch S.E. Mgr. Guérard des Lauriers als bloßes Gegensatzpaar zur Ermittlung der erlaubterweise durchzuführenden Aufgaben für einen Priester oder einen Bischof unter den gegebenen Umständen wenig hilfreich: Die Durchführung der "missio" kann näm-lich legitimerweise auch nur Aufgabe eines Priesters sein, der im Auftrag der Kirche als Institution (sessi-o) handelt - wobei das Problem der Amtsinhabe unter den heutigen Bedingungen noch einer eigenen Er-klärung bedarf. Trennt man die missio von der sessio, landet man eo ipso im Sektierertum. 17) Ein Priester würde ohne diese ausdrückliche Intention dem Sektierertum verfallen und die Gläubigen ebenso. 18) Es soll hier keine Kirchensteuerdebatte geführt werden. Natürlich zahlen wir keine, weil wir uns nicht noch mit unseren Gütern am Ruin beteiligen wollen. Aber man muß zugeben, daß es nicht leicht ist, aus dem Dilemma von öffentlicher Anerkennung und eigener Glaubensüberzeugung herauszukommen. 19) Wir arbeiten gerade daran, wie diese aussehen könnte. Das Ergebnis werden wir Ihnen vorlegen. Al-lerdings werden wir den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, wie ihn die sog. Konzils-Kirche besitzt, so schnell nicht erhalten. 20) Vgl. "Des hl. Papstes Gregorius des Großen Pastoral-Regel" hrsg. und kommentiert von Dr. Benediktus Sauter O.S.B., Freiburg 1904, S. 6 u.10 f. |