Die Maske des Roten Todes
von
Edgar Allan Poe (1809 – 1849)
Der Rote Tod hatte schon lange im Lande gewütet; noch nie hatte die
Pest grauenhaftere Verheerungen angerichtet. Blut ging vor ihr her –
Blut folgte ihr; überall sah man die Farbe des Blutes, spürte seine
Schrecken. Sie brachte stechende Schmerzen und plötzliche
Schwindelanfälle mit sich, denen starke Blutungen aus allen Poren
folgten, und ließ unerbittlich den Tod zurück. Die scharlachroten
Flecken auf dem ganzen Körper und besonders auf dem Gesicht des Opfers
waren die Brandmale, die den Unglücklichen von der Hilfe und dem
Mitleid der Menschen ausschlossen; und der erste Anfall, der qualvolle
Fortschritt und das Ende der Seuche waren das schauerliche Werk einer
halben Stunde.
Aber der Prinz Prospero war glücklich, furchtlos und weise. Als seine
Besitztümer halb entvölkert dalagen, entbot er tausend lebenslustige
Gesellschafter aus dem Kreis der Ritter und Damen seines Hofes zu sich
und zog sich mit ihnen in die tiefe Abgeschiedenheit eines seiner
befestigten Schlösser zurück. Es war ein weitläufiges, prächtiges
Gebäude, eine Schöpfung nach des Prinzen eigenem, wildem, aber
großartigem Geschmack. Eine starke, hohe, mit eisernen Toren
verschlossene Mauer umgab das ganze Besitztum. Als die Höflinge
eingezogen waren, brachte man Schmelzöfen und schwere Hämmer herbei und
schmiedete die Riegel an den Toren zu, denn die Verzweiflung sollte
weder jählings von außen herein, noch die irre Lustigkeit von innen
heraus gelangen können. Die Welt draußen mochte für sich selber sorgen!
Es wäre Torheit gewesen, sich um der Zukunft oder der Menschheit willen
trübem Nachdenken und Grübeleien hinzugeben! Der Prinz hatte denn auch
reichlich für Vergnügen und Unterhaltung gesorgt. Da waren Spaßmacher,
Improvisatoren, Ballettänzer, Musiker, dazu die schönen Damen und die
edlen Weine! Ja, alles das und Sicherheit war im Schloß! Draußen war
der Rote Tod!
Im fünften oder sechsten Monat, als die Pest im Lande gerade am
schlimmsten wütete, lud Prinz Prospero seine tausend Freunde zu einem
Maskenball von ganz ungewöhnlicher Pracht ein. Die Schar der Masken bot
einen berauschenden Anblick dar, doch will ich erst die Räume
beschreiben, in denen das Fest stattfand.
Es waren ihrer sieben – eine wahrhaft fürstliche Zimmerflucht! In den
meisten Palästen würde sie wohl eine einzige lange Durchsicht geboten
haben, da man im allgemeinen die Flügeltüren nach jeder Seite hin bis
fast an die Wand zurückschieben und alle Räumlichkeiten mit einem Blick
durchschweifen konnte. Die Vorliebe des Prinzen für alles Bizarre hatte
ihn jedoch bewogen, das Schloß so unregelmäßig bauen zu lassen, daß man
zu gleicher Zeit nur wenig mehr als ein Zimmer überschauen konnte.
Nach je zwanzig oder dreißig Schritten gelangte man an eine scharfe
Biegung, die einem stets den Anblick auf ein neues Bild frei ließ. In
jedem Zimmer ging zur Rechten und Linken in der Mitte jeder Wand ein
hohes, schmales, gotisches Fenster auf einen geschlossenen Korridor
hinaus, der den Windungen der Zimmerflucht folgte. Die Scheiben der
Fenster waren aus buntem Glas, dessen Far-be mit derjenigen
übereinstimmte, die in der Ausschmückung des Zimmers vorherrschte. Das
Zimmer am östlichen Ende der Reihe war zum Beispiel in Blau gehalten,
und dementsprechend strahlten auch die Fensterscheiben in funkelndem
Blau.
Das zweite Zimmer war mit purpurroten Wandbekleidungen und Zieraten
ausgestattet, und auch die Scheiben waren purpurn – das dritte Gemach
war ganz in Grün ausgestattet, und zauberhaftes grünes Licht ergoß sich
durch seine Fenster. Das vierte Zimmer hatte orangefarbige Möbel und
Beleuchtung, das fünfte Gemach war weiß, das sechste violett – das
siebte aber mit schwarzem Sammet aus-geschlagen, der den Plafond und
die Wände umhüllte und in schweren Falten auf den Bodenteppich von
derselben Farbe und dem gleichen Stoff niederfiel. In diesem Zimmer
allein entsprach die Farbe der Fenster nicht der der übrigen
Ausschmückung. Hier waren die Scheiben scharlachrot, tief scharlachrot.
In keinem der sieben Zimmer war unter dem Überfluß an goldenen
Zieraten, die zahllos um-herstanden oder von der Zimmerdecke
herunterhingen, eine Lampe oder ein Kandelaber zu entdecken. In den
Korridoren, welche die ganze Zimmerflucht umschlossen, stand jedem
Fenster gegenüber ein massiver Dreifuß, in dem ein Kohlenfeuer loderte,
das seine Flammen durch das bunte Glas in das Zimmer warf und ihm so
eine glühende Helle und eine stets wechselnde, phantastische
Beleuchtung mitteilte. Aber in den westlichen oder schwarzen Zimmer war
die Wirkung, die das feurige Licht der blutroten Scheiben auf den
schwarzen Wandbekleidungen hervorbrachte, eine so gespenstische, gab
den Gesichtern der Eintretenden ein so gräßliches Aussehen, daß nur
wenige kühn genug waren, ihren Fuß über die Schwelle des Gemachs zu
setzen.
An der westlichen Wand in diesem Zimmer stand eine rießengroße Uhr aus
Ebenholz. Ihr Pendel schwang mit dumpfen, schweren eintönigen Schlagen
hin und her. Und wenn der Minutenzeiger seinen Kreislauf über das
Zifferblatt beendet hatte und das Uhrwerk die Stunde zu schlagen
begann, drang aus der metallenen Brust der Uhr ein voller, tiefer,
wunderbar musikalisch klingender Ton hervor, der von so besonderem
Klange, von so seltsamer Feierlichkeit war, daß nach Verlauf jeder
Stunde die Musiker sich wie von einer unerklärlichen Macht gezwungen
fühlten, eine Pause zu machen und dem Tone zu lauschen; die Tanzenden
mußten plötzlich innehalten, ein kurzes Mißbehagen breitete sich über
die ganze Gesellschaft. Man sah, während die Glocken des Uhrwerkes
tönten, die Leichtfertigsten erbleichen und die Älteren und
Gesetzteren, wie in traumhaftem Nachdenken verloren, ihre Stirn in ihre
Hand senken. Doch sobald der letzte Schlag verklungen war, brach die
Gesellschaft wieder in heiteres Lachen aus, die Musiker blickten
einander an, lächelten wie über eine Torheit und gelobten flüsternd,
sich beim nächsten Stundenschlag nicht wieder in eine ähnliche
Aufregung bringen zu lassen. Aber wenn nach Verlauf von sechzig Minuten
(die dreitausendsechshundert Sekunden der flüchtigen Zeit bedeuten)
neue Glockenklänge von der Uhr her tönten, dann schrak die fröhliche
Maskenschar wie vorher auf und wartete wieder mit banger verstörter
Angst auf ihren letzten Schlag.
Und doch war's , trotz allem, ein heiteres, köstliches Fest. Der Prinz
hatte seinen ganz persönlichen Geschmack. Er liebte seltene Farben und
Farbwirkungen und verachtete alles Herkömmliche. Seine Pläne waren kühn
und voller Leben, und aus seinen Entwürfen sprühte die Glut ferner,
schöner Zonen. Manche da draußen hatten ihn für wahnsinnig gehalten.
Seine Hofgesellschaft wußte, daß dies ein Irrtum war; aber man mußte
ihn selbst hören, ihn sehen, mußte mit ihm reden, um wirklich überzeugt
zu sein, daß er es nicht war.
Um dieses große Fest zu verschönern, war ein Teil der beweglichen
Ausschmückung der sieben Gemächer unter seiner Leitung entstanden, sein
eigener, eigenartiger Geschmack hatte auch die Kostüme der Masken
bestimmt. Und sie waren wirklich höchst grotesk. Da gab es Farbenpracht
und Glanz und Glitzern, viel Phantasie und Pikanterie. Arabeskenhafte
Gestalten mit seltsam verrenkten Gliedmaßen wandelten umher und
gemahnten wohl an die Traumgebilde eines Tollen. Viel Schönes war da,
viel Übermütiges, viel Bizarres, manches Schreckliche und nicht wenig,
das widerwärtig wirkte. Auf und ab wogte es in den sieben Zimmern, wie
eine Menge wirrer Traumgestalten. Und die Masken gingen ein und aus,
stets wechselnd, bald zaubervoll, bald spukhaft beleuchtet, und die
lauten Klänge des Orchesters durchtönten die Luft wie das Echo ihrer
Schritte. Und mitten in den Trubel hinein erklingen dann plötzlich die
Glockenschläge der Ebenholzuhr – und für einen Augenblick tritt
Totenstille ein, man hört keinen Laut, nichts, nur die Stimme der Uhr!
Die Traumgestalten bleiben, wie von plötzlicher Erstarrung ergriffen,
auf dem Fleck stehen. Aber kaum ist der letzte Ton verhallt – so
erklingt hinter ihm her ein leichtes, halbunterdrücktes Lachen. Die
Musik schwillt wieder sanft empor, die erstarrten Träume beleben sich
wieder und wogen noch heiterer auf und ab durch das Gluten der
vielfarbigen Fenster, durch den seltsamen Feuerschein, den die Dreifüße
flackernd entsenden. Aber in das westliche der sieben Zimmer wagte sich
keine der Masken mehr hinein; denn es ist schon tief in der Nacht, und
ein grelles Licht dringt durch die scharlachroten Scheiben; und die
Düsterkeit der schwarzen Draperien tritt immer erschreckender hervor,
und dem, der es wagt, seinen Fuß auf den schwarzen Teppich zu setzten,
klingt das dumpfe Ticken der Ebenholzuhr warnender, feierlicher ins Ohr
als denen, die sich in den anderen Gemächern der lauten Fröhlichkeit
überlassen.
Aber in den übrigen sechs Gemächern herrschte ein dichtes Gedränge, und
fieberhaft pulste dort der Herzschlag des Lebens. Der Festrausch stieg
höher und höher, bis endlich die Uhr die Mitternachtsstunde zu schlagen
begann. Und nun, wie bei jedem Stundenschlag, brach die Musik plötzlich
ab; die Tanzenden blieben starr stehen, überall trat, wie vorher, eine
unheimliche Ruhe ein. Aber diesmal waren es zwölf Schläge, die von der
Uhr ertönten, und daher kam es wohl auch, daß, noch ehe der letzte
Schlag in der Stille verklungen war, mehrere aus der Menge sich der
Gegenwart einer maskierten Gestalt bewußt wurden, die bis dahin noch
keiner von ihnen bemerkt hatte. Als das Gerücht von der Anwesenheit
dieser neuen Erscheinung flüsternd die Runde gemacht hatte, ertönte aus
der ganzen Gesellschaft ein Murmeln des Staunens, der Mißbilligung –
das sich endlich zu einem Ausdruck des Schreckens, des Entsetzens und
des Abscheus steigerte.
Es läßt sich denken, daß es schon eine ganz ungewöhnliche Maske sein
mußte, die in einer so phantastisch gekleideten Gesellschaft eine
derartige Erregung hervorbringen konnte. Die Maskenfreiheit war in der
Tat für jene Nacht fast unbeschränkt, aber die unbekannte Erscheinung
ging sogar über des Prinzen weitgehendste Erlaubnis hinaus. Selbst in
den leichtfertigsten, frivolsten Herzen gibt es Saiten, bei deren
Berührung der Mensch erbebt. Und selbst für die Verlorenen, denen Leben
und Tod nur noch ein Spott ist, gibt es Dinge, die sie nicht zu ihrem
Gespött machen wollen. Die ganze Gesellschaft schien auch hier von dem
Gefühl durchdrungen, daß in dem Kostüm und dem Auftreten des Fremden
weder Geist noch die geringste Empfindung für Schicklichkeit zu
erkennen sei. Seine Gestalt war lang und hager und vom Kopf bis zu den
Füßen in Leichentücher gehüllt. Die Maske, die sein Gesicht verhüllte,
war so getreu dem Angesicht eines schon erstarrten Leichnams
nachgebildet, daß man auch bei genauester Prüfung die Täuschung kaum
erkennen konnte. Doch dies alles hätten die tollen Festgenossen –
vielleicht nicht gebilligt, aber doch erträglich gefunden.
Aber der Vermummte war so weit gegangen, den Typus des Roten Todes
anzunehmen. Die Laken, die ihn umhüllten, waren mit den grauenhaften
scharlachroten Flecken besprenkelt.
Als die Augen des Prinzen Prospero die gespenstische Erscheinung
erblickten, welche mit langsamen, feierlichen Schritten, als wolle sie
ihre Rolle möglichst gut markieren, zwischen den Tanzenden auf- und
abschritt, bemerkte man, daß er im ersten Augenblick in heftigem
Schauer, voll Schrecken oder Abscheu, zusammenzuckte. Doch dann stieg
ihm Zornesröte ins Gesicht.
„Wer wagt es“, fragte er mit heiserer Stimme die Höflinge in seiner
Nähe, „uns durch diesen gotteslästerlichen Spott zu beleidigen?
Ergreift ihn und reißt ihm die Maske ab, damit wir sehen, wen wir bei
Sonnenaufgang an den Zinnen des Schlosses aufhängen lassen!“ Der Prinz
befand sich im östlichen oder blauen Zimmer, als er diese Worte sprach.
Sie tönten laut und klar durch die sieben Räume – denn der Prinz war
ein kühner, kraftvoller Mann, und die Musik hatte ein Wink seiner Hand
zum Schweigen gebracht.
In dem blauen Zimmer also stand der Prinz, umgeben von einer Schar
Höflinge, denen das Blut aus dem Antlitz gewichen war. Als er zu
sprechen begonnen hatte, machte sich in der Gruppe eine leichte
Bewegung auf den Eindringling zu bemerkbar, der in diesem Augenblick
ebenfalls in der Nähe war und jetzt mit gemessenen, majestätischen
Schritten auf den Sprecher zutrat. Aber die wahnsinnige Vermessenheit
des Vermummten flößte der ganzen Gesellschaft ein so namenloses
Entsetzen ein, daß niemand es wagte, Hand an ihn zu legen. Ohne daß ihn
jemand aufgehalten hätte, trat er bis auf zwei Schritte an den Prinzen
heran, und während die Höflinge wie von einem Gefühl der Angst
getrieben aus der Mitte der Zimmer an die Wände zurückwichen,
durchschritt er ungehindert, mit demselben feierlichen, gemessenen
Schritt, mit dem er gekommen, das blaue Zimmer, dann das purpurne, das
grüne, das orangefarbene, das weiße, das violette. Niemand machte eine
Bewegung, bis plötzlich Prinz Prospero, rasend vor Wut und Scham über
seine eigene unerklärliche Feigheit – obwohl ihm niemand von den
Höflingen zu folgen wagte, so sehr hatte sie der Schreck gelahmt -,
durch sechs Zimmer stürzte. Er schwang einen Dolch und war der vor ihm
herschreitenden Gestalt schon auf drei oder vier Fuß nahe gekommen, als
diese gerade das Ende des schwarzen Gemaches erreicht hatte, sich
plötzlich umwandte und den Verfolger anblickte. Ein gellender Schrei
erscholl, der Dolch fiel blitzend auf den schweren Teppich nieder, auf
den einen Augenblick später Prinz Prospero tot hinsank. Nun raffte sich
endlich eine Schar der Festgenossen auf! Sie drangen in das schwarze
Gemach, ergriffen den Vermummten, dessen hohe Gestalt aufrecht und
bewegungslos im Schatten der schwarzen Ebenholzuhr stand – aber in
Wahnsinnigem Entsetzen schrien sie auf, als sie fühlten, daß die
Grabgewänder und die Leichenmaske, die sie mit so rauher Gewalt
gepackt, keine Gestalt eingehüllt hatten, die greifbar war!
Und nun erkannten sie die Gegenwart des Roten Todes. Er war gekommen
wie ein Dieb in der Nacht. Und einer nach dem anderen sanken die Gäste
des Prinzen Prospero in den blutbedeckten Sälen ihrer Lustbarkeit dahin
und starben in der verzweifelten Stellung, in der sie niedergesunken
waren. Die Ebenholzuhr stand mit dem Tode des letzten der Fröhlichen
still. Die Flammen der Dreifüße verloschen. Und Finsternis und
Verwesung legten sich über das Totenschloß.
* * *
Verehrte Leser,
Sie werden sich fragen, warum wir diese Parabel des amerikanischen
Dichters Edgar Allan Poe 1) in unserer Zeitschrift abdrucken. Ich
meine, sie stellt in ihrem Grundansatz und in weiten Partien eine
überdeutliche Analogie zu unserer heutigen geistigen Gesamtsituation
dar. Die Welt stirbt zwar nicht an der Pest, sondern sie siecht seit
dem II. Vatikanum geistig dahin, sie ist heillos, d.h. ohne Heil und
Heilung, nachdem die 'Reformen' die realen Gnadenströme, die bis dahin
durch die Sakramente der Kirche objektiv flossen, ausgetrocknet haben.
Buchanan 2) formuliert diesen Sachverhalt in seinem Buch "Der Tod des
Westens" so: "Es ist der Tod des Glaubens und des Christentums, der
unsere Kultur, unsere Nationen und unsere Zivilisation zerstört."
Und wir, die wir meinen, im Besitz des wahren Glaubens zu sein,
abgeschirmt gegen dieses Siechtum und unverwundbar, immer noch versehen
- viele lesen lieber: versorgt (!) - mit den Gnadenmitteln der Kirche,
gefeit gegen den 'Pest'bazillus, d.i. gegen die Apostasie des sog.
'Humanismus', jeder in seiner katholischen Nische (seinem "blauen
Zimmer"), woher nehmen wir diese Sicherheit? Übersehen wir nicht
einfach die Gefahr, in der wir uns selbst befinden? Ist der
Gnadenmantel, den wir uns umhängen, so dicht? Könnte es nicht sein, daß
wir die Abgründe, die jeden von uns umgeben, ignorieren wollen? Haben
wir den prophetischen Hinweis bei Matthäus (24, 21-22) vergessen: "Denn
es wird alsdann eine so große Bedrängnis sein, wie sie vom Anfang der
Welt bis jetzt nicht war, auch fernerhin nicht mehr sein wird. Ja,
würden diese Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet
werden. Doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt
werden." Diese Worte sollten uns eigentlich bescheiden machen. Und doch
sehen selbst in diesen Worten unverbesserliche Triumphalisten ihr
Schlupfloch: selbstverständlich gehören sie als Rechtgläubige zu diesen
"Auserwählten"! Der "Prinz", der in der Parabel auf seine Stärke
baut... ist das nicht jeder von uns, der nur auf seine 'Orthodoxie'
pocht? Ist er nicht schon vom Pestbazillus der Hybris befallen, jener
Krankheit, die den Gestank geistiger Fäulnis schon in sich trägt und
die ihn unweigerlich zu Fall bringt?
Die einzige 'Illusion der Sicherheit', die wir hegen dürfen, heißt:
"Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit", die Er vielleicht denen schenkt,
die Ihm in Demut dienen, damit Sein "Wille geschehe wie im Himmel also
auch auf Erden".
Eberhard Heller
Anmerkungen:
1) Edgar Allan Poe, geb. am 19.1.1809 in Boston/USA,
gest. in Baltimore am 7.10.1849. Er gilt als der bedeutendste Vertreter
der amerikanischen Romantik, der mit seinen Erzählungen das Muster der
"Kurzgeschichte" geliefert hat.
2) Patrick J. Buchanan, geboren 1938 in Washington D.C., studierte
Journalismus und arbeite unter den Präsidenten Nixon, Ford und Reagan
u.a. als deren Pressesprecher im Weißen Haus. 1989 kehrte er als
Kolumnist bei CNN ins Nachrichtengeschäft zurück. Wegen seiner
konservativen Haltung geriet er in Kon-flikt mit seiner Partei, den
Republikanern. Dennoch bewarb er sich 1992 und 1996 um deren
Präsident-schaftskandidatur. 2000 vollzog er mit seinen Anhängern den
Wechsel zur Reformpartei Ross Perots. Zu seinen wichtigsten
Publikationen gehören "Rith from the Beginning" (1988), "The Great
Betrayal" (1997), "A Republic, Not an Empire" (1998) und "The Death of
the West" (2002). Darin zeigt er auf, wie Europa mit dem Verfall des
Christentums seine westlichen Werte preisgibt und sich den kommenden
Herausforderungen ungerüstet gegenüber sieht. |