EINSICHT, Quo vadis? (Wohin gehst du?)
von Eberhard Heller
Ein Mitarbeiter hat das letzte Heft der EINSICHT u.a. deshalb gewürdigt, weil es „politischer“ geworden sei. Dieses Lob macht zugleich ein Dilemma offenkundig, in dem unser Heft seit einiger Zeit steckt, für das ich als Redakteur eine Lösung finden muß. Der Zwiespalt besteht darin, daß die EINSICHT sich von ihrem ideologischen Ansatz her auf die Aufarbeitung theologischer Probleme im Zuge vom II. Vatikanum konzentriert hat und sich ganz bewußt aus den Feldern im politischen Geschehen herausgehalten hat. So bewahren beide Bereiche ihren unbelasteten, freien Zugang zur Bewältigung ihrer selbst gesteckten Problem-Welten. Vom kirchlichen Sektor her gesehen bestand die Sorge, daß parteipolitische Aspekte den kirchlichen Bereich dominieren könnten.
Eine Änderung in der ideologischen Ausrichtung hat es aber bereits vor einigen Jahren deshalb gegeben, weil sich gezeigt hatte, daß die politischen Eliten weltweit Programme zur Verknechtung der Menschen installieren wollen, die auch jegliches religiöse Eigenleben auslöschen. Sie wollen eine Welt ohne Gott etablieren und sich an Seine Stelle setzen. Dabei handelt es sich nicht um Ideen, die blutleer auf Reisen geschickt werden, sondern die u.a. auf die Auslöschung der Menschen hinarbeiten, zu mindestens aber auf die Reduzierung der Bevölkerung abzielen. Man vergleiche auch den Beitrag in diesem Heft „Die Entvölkerungsagenda“. Diese diente bereits zur Erhöhung des Impfdruckes in der Corona-Krise: „COVID19 Impfstoffe schaffen eine Gesundheitskatastrophe“. Sie zerstören das Immunsystem. Sie sind auch verantwortlich für die vielen Schwangerschaftsabbrüche.
Bei solch massiver, allgemeiner Lebens-Bedrohung, die sich nicht nur auf die physische Vernichtung, sondern sich auch auf die geistige, kulturelle richtet, war es nicht mehr ratsam, den Fokus ausschließlich auf die kirchlich-religiöse Entwicklung zu richten. Wir haben deshalb unseren ideologischen Horizont erweitert auf die Darstellung all jener Ziele, die die Globalisten verkünden und praktisch auch umsetzen, wo dies schon möglich ist. Diese Aufklärung ist immerhin das Fundament, auf dem sich der Widerstand formieren kann. Und die Bereitschaft, sich zu wehren, wächst zwar, aber ansonsten hat sich wenig getan. Man kann nur noch konstatieren, was die Sekretäre des Byzantinischen katholischen Patriarchats aus Prag am 5.4.2023 berichten: „Die Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen nahmen an der Prager Kontinentalversammlung der Synode zur Synodalität teil, die vom 5. bis 12. Februar 2023 stattfand. In Wirklichkeit war es ein satanischer Sabbat, der die Gesetze Gottes abschaffte und die kirchliche Legalisierung der schwersten LGBTQ-Unmoral förderte.“ Dieser „Synodale Weg“, wie er in Deutschland konzipiert wurde, will all die Praktiken der LGBTQ-Unmoral umsetzen. Dazu gehört auch die Segnung schwuler Paare. Auch Bergoglio ist an deren Umsetzung beteiligt: Die Agentur AP schreibt: „(Franziskus) rief auch katholische Bischöfe auf ... LGBTQ-Menschen in der Kirche willkommen zu heißen.“ Von wachsendem Widerstand kann man also nur im politischen Sektor reden.
Es kam aber noch schlimmer. Bei Durchsicht meiner früheren Artikel bin ich auf ein Statement aus dem Jahre 1981 gestoßen, das damals kurz nach Ostern entstand und in dem ich unsere damalige Situation zusammenfaßte. Unter dem Titel „Wo ist die Kirche als sichtbare Heilsinstitution? Eine nachösterliche Bestandsaufnahme“ schrieb ich: „Das ergreifende Alleluja nach der Epistel in der Osternachtsmesse ist verklungen. Gott hat vielen von uns auch dieses Jahr die Gnade zuteil werden lassen, Seiner liturgischen Auferstehung beizuwohnen. Ist aber auch Sein mystischer Leib (die Kirche) wieder auferstanden? Um diese Frage zu beantworten, stelle man einmal folgende Überlegung an: Wenn mir heute jemand begegnete, der in die röm. kath. Kirche aufgenommen werden wollte, an welchen Priester, welche kirchliche Institution könnte man ihn verweisen? Wo ist heute die wahre Kirche als Institution? Ich persönlich weiß von keinem Priester definitiv, daß er sich aus dem Verband der Amtskirche vollständig mit allen rechtlichen Konsequenzen gelöst hätte. Die bisherigen Priestervereinigungen zur Bewahrung des Glaubens haben nur Vereinscharakter. Also wohin soll sich der Konvertit wenden? Nun, der eine oder andere Priester wird sich bereit erklären, ihn in die Kirche aufzunehmen. Aber die Beteiligten mögen sich bewußt bleiben, daß diese Aufnahme - trotz aller inneren Rechtgläubigkeit - nach außen, juristisch gesehen die Aufnahme in die sog. Amtskirche bedeutet. Und was das in der Konsequenz heißt, hat uns sehr schmerzlich die Beerdigung von Pfr. Aßmayr gezeigt“, als dieser Priester, der uns existentiell unterstützt hatte, gestorben war. Da hat ihn die moderne Kirche wieder eingeholt.
Was ist nachher geschehen? S.E. Erzbischof Ngô-dinh-Thuc hatte im Jahr 1982, also ein Jahr später, seine bekannte DECLARATIO veröffentlicht, in der er den Stuhl Petri für vakant erklärte. Danach wurden all jene, die der Declaratio zustimmten, Sedisvakantisten genannt. Uns wurde ab da diese Bezeichnug als „Firmenlogo“ verpaßt. Der Erzbischof hatte drei Priester zu Bischöfen geweiht: Pater Guerard des Lauriers, P. Moises Carmora und P. Zamora, um die gefährdete apostolische Sukzession zu retten.
Wir – d.s. Fr. Krier, Herr Jerrentrup und ich - haben danach im Jahre 2000 eine Erklärung veröffentlicht, die an die DECLARATIO von S.E. Ngô-dinh-Thuc anknüpfte, in dem dieser die Sedisvakanz des römischen Stuhles verkündet hatte. In dieser Erklärung von 2000 wird das weitere Procedere für die umfassende Restitution der Kirche dargelegt. Es war der Versuch, der allgemeinen Lethargie ein Ende zu bereiten. Ich bin dann in Begleitung von Herrn Dr. Klominsky und meinem Sohn Bernhard nach Mexiko geflogen, um mit den Mitgliedern der Union Trento und Bischof Davila dieses Dokument zu diskutieren. Obwohl alle Mexikaner dieser Erklärung als zutreffend zustimmten, haben sie aus Rücksicht gegenüber Bischof Pivarunas (dem Konsekrator von Davila), der diesem Dokument seine Zustimmung versagte, die Restitution aufgegeben. Wie gesagt, das war im Jahre 2000. An dieser Haltung hat sich bis heute nichts geändert, obwohl gerade die Union Trento die personale Ausstattung hatte/hat, weltweit kirchliche Aufgaben zu übernehmen. Ab da gab es in unseren Reihen nur Stillstand. Und die Aktivitäten der sektiererischen Kleriker, die sich alle als ihre eigenen Oberen ausgeben, haben all dem noch den Stempel der Lächerlichkeit aufgedrückt, so daß uns niemand mehr ernst nimmt.
Vor über 40 Jahren hatte ich festgestellt: „Die Kirche als Heilsinstitution hat z. Zt. ihre Sichtbarkeit verloren. Der mystische Leib ruht wie Christus am Karfreitag im Grab.“ (EINSICHT 11. Jahrgang, Nr. 1, Mai 1981, S. 9) Hat sich 40 Jahre nach der Feststellung dieses Zustandes etwas Wesentliches geändert? Nein! Dieser Beurteilung ist nichts hinzufügen, da es trotz mehrfacher Anmahnungen und vielen intensiven Diskussionen mit den betreffenden Klerikern von deren Seite her keine Bemühungen zur Wiederherstellung der Kirche und ihrer Sichtbarkeit im öffentlichen Raum gab. Der sog. Widerstand ist im Sektierertum gelandet. Beten wir inbrünstig dafür, daß dieser „Kelch der geistigen Passivität“ möglichst bald geleert wird. |