DIE FEIER DES BROTBRECHENS
von
Walter W. E. Dettmann, Priester
Das Wunder des ersten Pfingstfestes umfaßt drei Dinge:
1.) Die Cffenbarung des Heiligen Geistes,
2.) das Sprachenwunder,
3.) die Gemeinschaft des Brotbrechens.
Von den dreitausend Neugetauften, die am ersten Pfingstfest zur Kirche
kamen, wird gesagt: "Sie verharrten in der Lehre der Apostel, in der
Gemeinschaft des Brotbrechens und im Gebet" (Apostelgeschichte 2, 42,
Vulgata).
Gläubige Katholiken, die die Heilige Schrift anhand des früheren
römischen Meßbuches kennengelernt haben, haben keine Schwierigkeit,
jene Feier des Brotbrechens, die hier im zweiten Kapitel der
Apostelgeschichte genannt ist, als Feier der heiligen Messe anzusehen.
Sie sind diesbezüglich stets der alten kirchlichen Überlieferung
gefolgt.
Der heilige Papst Gregor I. der Große (590-604) erklärt den Begriff des
Brotbrechens derart selbstverständlich als heilige Kommunion, daß er
sogar jenes Brotbrechen, an dem die beiden Emmausjünger den Herrn
erkannten, als heilige Kommunion betrachtet (siehe das frühere Brevier
vom Ostermontag): "Der Herr wurde nicht erkannt, während er sprach,
sondern er würdigte sich, erkannt zu werden, während er genossen wurde"
("Ecce Dominus non est cognitus dum loqueretur, et dignatus est
cognosci dum pascitur").
Der heilige Augustinus ist schon zweihundert Jahre zuvor derselben
Meinung: "Der Herr hat sich selbst beim Brotbrechen dargeboten."
("Dominus ergo se ipsum praesentavit in fractione panis"), und er fährt
fort: "Lernet, also, wo ihr den Herrn suchen könnt; lernet, wo ihr ihn
haben könnt; lernet, wo ihr ihn erkennen könnt, (nämlich) wenn ihr
esset" ("discite, ubi Dominum quaeratis, discite, ubi habeatis, discite
ubi agnoscatis, quando manducabitis" (1.Predigt am Ostermontag).
Auf den ersten Blick möchte man meinen, der Ostermontag sei noch kein
Kommuniontag für die Emmausjünger gewesen. Denn sie waren am
Gründonnerstag nicht dabei, als Jesus zu den Zwölfen sagte: "Tut dies
zu meinem Andenken". Aber das "Brotbrechen", woran die beiden
Emmausjünger den Herrn erkannten, besagt ganz und gar dasselbe wie
jenes Brotbrechen, bei dem die dreitausend Neugetauften nach dem ersten
Pfingstfest verharrten. In beiden Fällen ist es der Evangelist Lukas,
der davon berichtet. Die "Gemeinschaft des Brotbrechens" der
Dreitausend war keine bloße Massenverköstigung nach Art eines
gewerblichen Gastbetriebes. Denn es wäre sinnlos, unmittelbar nach dem
gewaltigen Pfingsterlebnis von diesen Neugetauften zu sagen, "Sie
verharrten in dieser Massenverköstigung".
Die gemeinschaftliche Feier des Brotbrechens der dreitausend
Neugetauften war insofern ein unerhörtes Wunder des Heiligen Geistes,
als diese ersten Christen, die Jesus größtenteils noch niemals gesehen
hatten, einig waren bezüglich einer Sache, die zuvor von vielen tausend
Menschen abgelehnt worden war, obwohl sie Jesus gekannt hatten:
Als nämlich Jesus nach dem Wunder der Brotvermehrung (Joh. 6, 1-15) das
heiligste Altarssakrament verhieß, "sprachen viele von seinen Jüngern:
"Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?" und sie gingen nicht mehr
mit ihm." (Joh, 6, 60-66)
Tausende kehrten Jesus damals den Rücken. Jetzt aber hatte der Heilige
Geist die Herzen der dreitausend Pilger aus der Fremde derartig
erleuchtet, daß sie das heilige Geheimnis des Brotbrechens sofort
annahmen und darin "verharrten" .
Die Feier des Brotbrechens der ersten Christen war einheitlich. Die
Gläubigen hatten eine ganz klare Vorstellung vom Sinn und Inhalt dieser
Feier. Sie "verharrten" darin ebenso wie in der als unveränderlich
angesehenen "Lehre der Apostel", daß nämlich Jesus der Sohn Gottes ist.
Der größere Teil der Neugetauften hatte Jesus kaum aus der Nähe
gesehen: Sie stammten aus den verschiedensten Teilen des riesigen
römischen Reiches und aus weit entfernten anderen Ländern: "Parther,
Meder, Elamiter und Bewohner von Mesopotamien, Kappadokien, Pontus und
Asien, Phrygien, Pamphylien und Ägypten, Lybien und Cyrene, Reisende
aus Rom sowie Kreter und Araber".
Die ersten vier Gruppen, die Parther, Meder und Elamiter usw. kamen aus
Ländern, die weit östlich des Römerreiches lagen, z.B. aus dem heutigen
Iran. Sie hatten einen Reiseweg von weit über tausend Kilometern hinter
sich. Als sie in ihrer Heimat abgereist waren, war Jesus gerade
gekreuzigt worden. Ein anderer Teil der ersten Christen war aus der
heutigen Türkei gekommen, wieder andere aus Nordafrika, ganz abgesehen
von jenen Juden, die aus Rom selbst gekommen waren. Trotz der
ungeheuren Entfernung und Verschiedenheit ihrer Wohnorte verharrten
alle einig in der neuen Gemeinschaft des Brotbrechens. Diese Einheit im
Glauben und in der Feier des Brotbrechens war bisher in der
römisch-katholischen Kirche ununterbrochen vorhanden. Der Bischof und
Blutzeuge Ignatius von Antiochien - gestorben im Jahre 107 n.Chr.,
gefeiert am 1.Februar - spicht von dieser Einheit im Brotbrechen in
folgenden Worten: "Kommt alle.. gemeinsam in Gnaden zusammen in einem
Glauben und in Jesus Christus,... ein Brot brechend, nämlich die Arznei
der Unsterblichkeit ..."(Brief an die Kirche in Ephesus).
Die Christen des ersten Jahrhunderts brachen also ein Brot, das heißt,
ein einziges Brot, nämlich den heiligsten Leib Jesu Christi. Das war
ihre "Gemeinschaft des Brotbrechens", in der sie verharrten. So blieb
es bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, auf dem diese Einheit des
Brotbrechens zerstört wurde und verlorenging, weil Paul VI. über die
Feier des Brotbrechens nicht mehr so denkt wie die ersten Christen.
Er hat die Definition der heiligen Messe geändert und er hat seine
falsche Definition bis heute noch nicht widerrufen, wie es seine
Pflicht wäre, wenn ihm etwas an der Einheit im Glauben liegt. Ganz und
gar sinnwidrig ist es, eine so unbestimmte und vieldeutige
Meßdefinition wie die Pauls VI. auf jene Gemeinschaft des Brotbrechens
anzuwenden, in der die ersten Christen verharrten. Die ersten Christen
waren einig im Glauben, die Anhänger Pauls VI. sind es nicht.
Was für eine Verwirrung das Zweite Vatikanische Konzil und Paul VI.
angestiftet haben, kann man an dem sogenannten "Kleinen Stuttgarter
Bibellexikon"(1969) des ehemaligen Direktors Dr.Gtto Koch sehen:
Unter den Stichworten "Brotbrechen" und "Abendmahl" heißt es dort: "Was
Jesus sagte, läßt sich nicht mehr genau feststellen", und für eine
solche "Wissenschaft" gibt das Bischöfliche Ordinariat Rottenburg die
kirchliche Druckerlautnis! Freilich wissen wir heute nicht mehr, wie
die Worte Jesu in seiner aramäischen Muttersprache lauteten, die er
beim Letzten Abendmahle sprach. Aber deshalb hat die
römisch-katholische Kirche trotzdem zu allen Zeiten genauestens gewußt,
was Jesus gesagt und gemeint hatte, nämlich: "Das ist mein Leib", und
"Das ist der Kelch meines Blutes, des Neuen und ewigen Bundes, das für
euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
Es ist eine skandalöse Verachtung der kirchlichen Autorität, wenn das
genannte Stuttgarter Bibellexikon von eben diesen Worten Christi
schreibt: "Über die Auslegung dieser Stellen geht die Auffassung der
Exegeten weit auseinander".
Für den Herrn Päpstlichen Ehrenkämmerer Dr. Otto Koch und seine
Mitarbeiter und Hintermänner gilt also das, was die katholische Kirche
durch die Päpste in zweitausend Jahren über das heiligste
Altarssakrament gelehrt und vorgeschrieben hat, nicht mehr und nicht
weniger das, was irgend ein x-beliebiger "Exeget" aus Tübingen
vorzutragen geruht.
An dieser Selbstzerstörung der
Kirche tragen die Bischöfe des Zweiten Vatikanischen Konzils und vor
allem Paul VI. die Hauptschuld. Die neue Liturgie Pauls VI. ist nicht
mehr das, was die Feier des Brotbrechens bei den ersten Christen war.
Die "ersten Christen hatten denselben Glauben" bezüglich des
Brotbrechens und verharrten darin. Paul VI. dagegen ist von der alten
Linie der Kirche abgewichen und reißt Millionen von Katholiken auf der
ganzen Welt mit in die Unsicherheit und in den Abfall.
Paul VI. zerstört das, was der Heilige Geist beim ersten Pfingstfest in
wunderbarer Weise grundgelegt und aufgebaut hatte, nämlich die Einheit
in der Feier des Brotbrechens.
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