RANDBEMERKUNG
von
Dr. Joachim May, Schaftlach
"Derjenige, der den abstürzenden Wagen, bevor er in den Abgrund fällt,
aufhält, handelt konservativ. Derjenige aber, der dann noch Vollgas
gibt, ist progressiv" (Rh. M. - Ostern 1971).
"Es ist mehr als eine Lieblosigkeit, es ist ein Frevel ohne Beispiel,
statt eines christlichen Evangeliums ein soziales predigen zu wollen
und mit Methoden der Waschmittelwerbung rote Erneuerung im Namen
Christi zu machen. - Ich will doch weiterhin beichten können, statt zum
Psychiater zu gehen, ich brauche in der Hl.Messe das Wunder der
Wandlung und keinen "Tisch des Wortes", ich hänge am Stellvertreter
Christi auf Erden und fürchte den "Großen Vorsitzenden" " (Rh.M. -
204.71)
"Nach Ansicht vieler Ärzte (ist) die Antibabypille ein wichtiger
Schrittmacher der Geschlechtskrankheiten. Die Pille, in der manche die
Verkörperung des Fortschritts im Miniaturformat zu erkennen glauben,
erweist sich für viele als Tor zur Krankheit. Sie fördert die
Promiskuität..." (Rh.M. - Ostern 1971). - Das mögen alle die
katholischen Moraltheologen zur Kenntnis nehmen, die sich, offen oder
verschlüsselt, gegen Humanae vitae ausgesprochen haben. Ihnen sei auch
das Buch von E.Sievers, Wege zur naturgemäßen Empfängnisregelung
(Informationen der deutschen Zweigstelle des Internationalen Zentrums
Humanae vitae, Paris, 2.Teil, Verlag Johann Wilhelm Naumann, Würzburg
1970) zur Leklüre empfohlen. Diese Empfehlung gilt auch den deutschen
Bischofen, die mit ihrer Erklärung zur päpstlichen Enzyklika meinten,
kein klares Ja sprechen zu dürfen. Die Wissenschaftsgläubigkeit dieser
Hirten wird durch das angeführte Zitat und das Buch von Sievers Lügen
gestraft. Sie sollten daraus lernen, daß die Abhängigheit von der
jeweiligen ("wissenschaftlichen") Zeitmeinung sehr leicht dazu führt,
das ewig gültige Wort der Wahrheit Jesu Christi zu übersehen.
In Frankfurt/M. ist vor einiger Zeit eine "Ökumenische Studienreise
GmbH" ins Leben getreten. Wohin die Reise geht? In die Sowjetunion! In
Moskau werden u.a. Lenin-Museum, Lenin-Mausoleum, Lenin-Stadion und das
Revolutionsmuseum besichtigt. Das ist wahrhaft ein kurioser
"Ökumenismus". Er paßt sicher dem Star-Jesuiten Karl Rahner ins Konzept
und auch seinen Adlati, z.B. Herbert Vorgrimmler. Wir aber müssen Alle
rechtgläubigen Katholiken auffordern, vorsichtig zu sein und nicht auf
Bauernfängerei hereinzufallen. "Ökumenismus" ist etwas ganz anderes!
Etwas besonders Apartes hat sich vor längerer Zeit die Tochter des
jetzt amtierenden Bundespräsidenten einfallen lassen. Während ihr Vater
Protestant ist, ist sie "katholisch" (Frau Ranke-Heinemann) und mit
einem katholischen Religionslehrer verheiratet. Sie trat (Bildzeitung,
15.4.1969) für die "katholische Priesterin" ein und meinte, die
katholische Ablehnung des Priestertums der Frau beruhe auf einem
"theologischen Primitivismus"! Auf wessen Seite dieser sog.
"Primitivismus" ist, ist durchaus diskutabel. Was die rechtgläubigen
Katholiken bewegt, ist nur die Frage: Wann ist der an der Pädagogischen
Hochschule in Neuß lehrenden Frau die missio canonica entzogen worden?
Ist sie ihr überhaupt abgesprochen worden?
Wir fragen nur. Aber niemand kann uns dazu bewegen, Frau Dr.
Ranke-Heinemann nur deswegen zu akzeptieren, weil ihr Vater
Bundespräsident und sie zufällig "katholisch" ist.
Inzwischen hat die Frauentümler-Bewegung, die für die Zulassung der
Frau zu Kanzel und Altar agitiert, schon umfangreichere Formen
angenommen. Hetären drängeln sich mancherorts nach vorn. Es lebe die
demokratische Gleichberechtigung! Und bei den Protestanten darf jetzt
die Frau auch "Bischof" werden. Man darf sicher sein: Was bei den
"irrenden Brüdern" möglich ist, wird bald auch in der katholischen
Kirche Usus sein. Denn jene diktieren heute weithin das Geschehen. Es
dürfte weithin unbekannt sein, daß es in der deutschen Bundeswehr eine
"Gemeinschaft Katholischer Soldaten" (GKS) gibt. Ihr Bundessprecher ist
Oberstleutnant Dr. Helmut Korn. Kürzlich hat er sich im Namen der
Gemeinschaft gegen die Freigabe der Pornographie ausgesprochen und sich
mit den Bürgerinitiativen "Aktion-Porno-Stop" und "Aktion Ulm 70"
solidarisch erklärt, die ein weites Echo gefunden haben. Wer solches
tut, verdient Aufmerksamkeit, ist doch die zerstörerische "neue Moral"
nicht nur von der Bundesregierung, sondern auch von manchen
katholischen Theologen her im Vormarsch.
Den Finger auf eine schwelende Wunde gelegt hat das Verbandsblatt der
Kolpingsfamilie "Kolping in Berlin". Schon lange weiß der aufmerksame
Beobachter, daß unsere "Katholischen" Verbände einen immer weiter nach
links führenden Kurs steuern. Nicht nur politisch, auch in anderen
Fragen, z.B. was den Ökumenismus und die Moral betrifft, sind sie nicht
mehr prinzipiell, sondern nur noch graduell, wenn überhaupt, von den
libertinistischen Links-Kräften zu unterscheiden. Sie reden mehr oder
minder (meist minder) differenziert das Geschwätz der
"Fortschrittlichen" nach. Echt katholische Mentalität ist bei ihnen
Mangelware geworden.
So hat das Berliner Kolpingsblatt völlig recht, wenn es sich heftig
dagegen wendet, daß "in Wahlen zu Führungskreisen des BDJK (Bund der
Deutschen Kath. Jugend) blinde politische Utopisten gewählt werden, die
ein politisches Mandat in Anspruch nehmen" (Volksbote, 19.9.1970).
Gerade dieser Verein, der bei der Eröffnung der Würzburger Synode mit
massiven eigenen "Initiativen" aufwartete, ist mit äußerstem Mißtrauen
zu beobachten. Hier sind politische und religiöse Vorstellungen gang
und gäbe, denen nur eine scharfe Absage erteilt werden kann. In klaren
Worten kanzelt das Kolpingsblatt die politisch und reIigiös liberalen
Tendenzen ab, spricht von einem "Durchfall der Fortschrittlichen",
"einer hoffnungslos sektiererischen Minderheit auf verlorenem Posten"
und fährt dann fort: "Wir haben es bald satt, daß aus bestimmten
Kreisen ein Trommelfeuer von unkritischen Zitaten aus Arbeiten von
Soziologen, Psychologen oder modernistischen Theologen als
unanfechtbare Weisheit doktrinär mit dem Pathos der Unfehlbarkeit
verkündet, gleichzeitig aber mit Hilfe der "kritischen"
Schriftauslegung Glaubensgrundsätze als überholt und unzeitgemäß
verwässert werden. Von den Ansichten dieser Kreise von Moral- und
Sittenlehre der Kirche wollen wir hier noch nicht anfangen..." (a.a.O.)
-
In dieselbe Kerbe haut ein offensichtlich dem BDJK angehörender
Leserbriefschreiber der DT (16./17.4.71), wenn er fragt, ob die
Bundesleitung des BDJK mit ihrem angebündigten theologischen Fernkurs
der Jugend "durch entsprechend ausgesuchte Dozentent" (!) klarmachen
wolle, "daß katholisch sein heißt, ein besserer Sozialist zu sein?" Der
Schreiber polemisiert gegen "die Bundesleitung des BDJK mit ihren
Warschaufahrern (!) zusammen mit der Redaktion des "Tagebuchs der
Katholischen Kirche", mit den Funktionären des SDS usw..." Er spricht
von den "Aparatschiks und Funktionärscliquen des BDJK" und von der
"langweilig linksorientierten Leitung des BDJK" (a.a.O.)
Das sind erfreulich klare Kennzeichnungen. In fast allen katholischen
Verbänden versucht eine politisch mehr oder minder radikal nach links
tendierende und auf dem religiösen Gebiet (z.B. der Moral) liberal bis
libertinistisch eingestellte Schickeria, das Fußvolk auf den
sogenannten "Fortschritt" zu trimmen. Und wie heute bei Treffen,
Tanzabenden, Zeltlagern und ähnlichen "Gelegenheiten" katholische Moral
praktiziert wird, darüber wird eines Tages mehr zu sagen sein.
Jedenfalls ist den sog. katholischen Verbänden eine
Massenaustrittsbewegung zu wünschen. Die Gefahr für Staat und Kirche
kommt heute eindeutig von links. Im übrigen ist längst eine Analyse des
Konformismus von politischen und religiösen "Sozis" und Libertinern
fällig.
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