Ein glühendes Herz für soziale Gerechtigkeit Zum 80. Geburtstag von Werner Olles
von Eberhard Heller
Sicherlich war es für Herrn Olles, der mehrere ideologische Konzepte durchlaufen hatte, ein großes Wagnis, in dem verfallenen Haus seine Heimat wiederzuentdecken, das er einst verlassen hatte: die katholische Kirche, die ihn lange Zeit begleitete, und durch deren Trümmer er sich jetzt durchkämpfte, bis er in dieser Öde und Verlassenheit wieder eine Plattform gefunden hatte, auf der er Halt fand und auf der er sein weiteres Leben aufbauen konnte. Es war die Gewißheit von Gottes Allmacht und seiner allumspannenden Liebe... und damit verbunden die Annahme eines nicht endenden Leidensweges… und der in der EINSICHT ein Organ fand, mit dessen Redakteur ihn inzwischen eine über 20ig jährige vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet.
Werner Olles wurde am 12. September 1942 in Bensberg - heute Bergisch-Gladbach - als jüngstes von drei Kindern eines Reichsbahnbeamten und einer Lehrerin mitten in den Kriegswehen geboren. Nach der Versetzung des Vaters wohnte die Familie bis zur Vertreibung nach Berlin-Wilhelmshorst in Reichsstadt im Sudentenland. Von dort gelang die Flucht durch den Harz in den Westen, zunächst nach Köln, später nach Mechernich in der Eifel, dem Geburtsort seiner Mutter, wo er auch eingeschult wurde. Durch abermalige Versetzung des Vaters an das Bundesbahnsozialwerk bedingt, erfolgte 1950 der Umzug nach Frankfurt. Nach Abschluß der Mittleren Reife an der Kaufmännischen Handelsschule begann Olles eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, an die sich eine weitere Lehre als Glas- und Gebäudereiniger anschloß. Dann folgte ein 18-monatiger Wehrdienst in Homberg/Efze und Fritzlar in der Stabskompanie eines Versorgungsbataillons.
Nach Rückkehr ins Zivilleben Mitte 1964 war Olles als Ausbilder in einer Glas- und Gebäudereinigung tätig. Schon früh interessierte er sich für die Umbrüche im politischen Leben, die ihn bewogen, sich um 1967/68 an den Frankfurter SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) anzunähern. Dort war er als Chauffeur und „Bodyguard“ des SDS-Bundesvorsitzenden K.D. Wolff aktiv. Nach der Auflösung des SDS war er „Sicherheitsoffizier“ in der militanten Nachfolgeorganisation „Rote Panther“, einem Durchlauferhitzer der terroristischen „Revolutionären Zellen“. Nach einem dreiwöchigen Libanonaufenthalt mit einer SDS-Delegation 1969 in einem Ausbildungslager der Fatah gelang ihm die Flucht nach Beirut und von dort mit Unterstützung christlicher Falange-Milizen der Rückflug in die Bundesrepublik.
1975 brach der libanesische Bürgerkrieg nach einem Attentat palästinensischer Terroristen auf den mit seiner Familie den Gottesdienst besuchenden christlich-maronitischen Falangeführer Pierre Gemayel aus, bei dem zwei seiner Leibwächter getötet wurden. Noch am gleichen Abend schossen die Falangisten zurück und töteten 30 Terroristen der „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP), die mit ihrem Bus von einer „Feier“ zum 1. Jahrestag des Anschlags auf die jüdische Siedlung Kiryat Schmoneh kamen, bei dem auch mehrere kleine Kinder brutal ermordet wurden. Sein Gesuch, als Freiwilliger auf Seiten der christlichen Falange zu kämpfen, wurde jedoch freundlich aber bestimmt zurückgewiesen, da er sich 1969 im Libanon eine lebensgefährliche Viruserkrankung zugezogen hatte, die ihn 40 Jahre lang begleiten sollte.
1972 nach dem Olympia-Attentat erfolgte der endgültige Bruch mit der radikalen militanten Linken. Bis 1977 war Olles Mitglied der SPD und Juso-Sprecher in Frankfurt. Beruflich war er inzwischen Angestellter in der Bibliothek einer Fachhochschule bis zur Frühpensionierung 1999. In dieser Zeit sammelte er sich ein umfassendes Wissen der politischen Szene an, das er jederzeit abrufen kann und seinen weiteren Weg mitbestimmte.
Ab Anfang der 1980er Jahre begann Olles die Hinwendung zu nationalrevolutionären Gruppen und später zur „Neuen Rechten“. Publizistisch tätig wurde Olles für Scorpion, Nation Europa, Criticon, Gegengift, Aula, Zur Zeit, Neue Ordnung/Abendland, Wir Selbst und andere rechtskonservative Magazine. Gleichzeitig folgte eine Rückbesinnung auf den katholischen Glauben seiner Jugend, der die Ablehnung der modernistischen Kirche seit dem Vaticanum II implizierte. Seit 30 Jahren ist Olles freier Mitarbeiter der Berliner Wochenzeitung JF und seit 2001 auch unserer sedisvakantistischen Zeitschrift „Einsicht“.
Olles ist Autor mehrerer Bücher: „Grenzgänger des Geistes“, „Feindberührungen“, „Widerstand oder Innere Emigration“ und Co-Autor in den Sammelbänden „Sobre la Konservative Revolution“ gemeinsam mit dem ehemaligen Putin-Berater Prof. Alexander Dugin und dem französischen Philosophen und Gründer der „Nouvelle Droite“ Alain de Benoist, dem von Dr. Claus Wolfschlag herausgegeben „Bye-bye 68“, und der Gedenkschrift für Wolfgang Venohr „Ein Leben für Deutschland“. Es folgten Interviews in den französischen Zeitschriften „Krisis“, „Elements“ und „Catholica“ und in der Grazer „Aula“, daneben hielt er zahlreiche Vorträge in den 1990er Jahren bei Burschenschaften, Landsmannschaften und rechtskonservativen Gruppen. Unter anderem übte er über lange Jahre gemeinsam mit seiner Frau Helena und seinem Freund Dr. Claus Wolfschlag eine publizistische Tätigkeit als Filmkritiker bei der „Enzyklopädie des Phantastischen Films“ aus. Inzwischen ist ein eigenes Filmbuch in Vorbereitung.
Als ich wissen wollte, wie lange unsere Kooperation mit Werner Olles schon dauert, mußte ich lange rückwärtsgehen, bis ich in dem November-Heft von 2001 den ersten Beitrag fand, mit dem er die EINSICHT bereichert hatte: “Sozialpartnerschaft statt Klassenkampf - Zur Geschichte der Christlichen Gewerkschaftsbewegung in Deutschland“. Damit deutete er zugleich an, welche Themen er bearbeiten wollte: die Probleme einer Gesellschaft, die immer mehr in eine a-christliche Barbarei zurückfällt, die versucht, eine Welt ohne Gott zu formen, verbunden mit einer Arroganz und Hybris, die verachtend auf die Nächsten und Schwächsten herunterschaut. Dies darzustellen, dieser Aufgabe hat Olles mit seiner Feder über 20 Jahre seine Kraft gespendet. Daneben sind zahlreiche Buch-Rezensionen in der EINSICHT erschienen, deren Veröffentlichung ich nur langsam abarbeiten kann. Als die EINSICHT finanziell auszubluten begann, war es Olles, der anstandslos auf ein eher schmales Honorar verzichtete.
Inzwischen ist er von der offenbar zu Erfolglosigkeit verdammten Rechten zunehmend enttäuscht. Und diese negative Beurteilung sieht man Olles auch an und sie klingt in Gesprächen mit ihm auch durch. Trotzdem folgt er dem Rat seines inzwischen verstorbenen Freundes Günter Maschke: „Es hat wohl keinen Zweck, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als immer wieder das Richtige zu sagen, immer wieder!“
Und so hoffe ich, daß den Lesern der EINSICHT diese Stimme, dieses glühende Herz für soziale Gerechtigkeit noch lange schlagen möge.
Ad multos annos!
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