In Erinnerung an Dr. Ante Križić
Am 5. Januar dieses Jahres verstarb unser Mitarbeiter Dr. Ante Križić völlig unerwartet. Bis kurz vor Weihnachten standen wir noch via E-Mail in regem Kontakt. Nichts deutete auf sein plötzliches Ableben hin. Wohl hatte er mir gesagt, daß er Probleme mit seiner Lunge habe, weswegen er im Herbst in seine Heimat gefahren war, um sich zu erholen. Kurz zuvor hatte er mir noch den nachfolgenden Beitrag zugeschickt. Als ich dann bis Neujahr von ihm keine Nachrichten mehr erhielt, fragte ich am 4.1. an, ob er eventuell krank geworden sei, worauf ich dann am 7.1. von seinem Sohn die Mitteilung erhielt, daß er gestorben sei. Ante Križić war am 5. August 1948 in Roško Polje in Bosnien-Herzegowina, dem damaligen Jugoslawien geboren worden. Er hatte bei den Jesuiten in Zagreb Theologie und Philosophie studiert und war in den frühen Siebzigern nach München gekommen, um an der Ludwig-Maximilians-Universität seine Studien fortzusetzen. Eigentlich wollte er Priester werden. Doch das, was er als geistige Nahrung vorfand, löste in ihm eine große Enttäuschung aus, besonders der Neuthomismus. Das religiöse Klima mit seinem Zynismus, der an der theologischen Fakultät von den damaligen Professoren ausgestrahlt wurde, ließen Antes Vorhaben erfrieren. Er studierte Medizin und wurde Augenarzt. Wir lernten Ante im dogmatischen Seminar der Uni kennen und freundeten uns mit ihm sehr bald an. Neben Jan Lorek war er dann der Trauzeuge bei unserer standesamtlichen Trauung. Dann haben wir uns aus den Augen verloren, bis es Jan Lorek gelang, ihn in Berlin zu entdecken. Ab da hielten wir einen lockeren Kontakt miteinander. Das änderte sich schlagartig, als wir feststellten, daß wir in religiösen Fragen übereinstimmten. So hatte er die Erklärung von Abu Dhabi, die Bergolio unterzeichnet hatte, wonach die vielen Religionen Gottes Weisheit entsprungen seien, so kommentiert: „Wenn Gott alle verschiedenen Religionen gewollt hat, dann hat er auch solche gewollt, die Menschenopfer verlangen. Das ist eine unbeschreibliche Häresie.“ Ich habe Ante gebeten, bei der EINSICHT mitzuarbeiten. Und er kam dieser Bitte sofort nach. Er führte unsere Zeitschrift mit seinen Beiträgen wieder zu theologischen Tugenden zurück, was heißen soll, daß wir nun wieder einen Theologen in unseren Reihen hatten, der die zentralen dogmatischen Fragen aufgriff und darstellte. Unter all den beruflichen und familiären Belastungen hatte sein theologisches Herz nie aufgehört, kräftig zu schlagen. Sein zentrales Anliegen war es herauszustellen, daß Christus der Sohn Gottes ist, die zweite göttliche Person, wobei auch sein Ziel war, alle falschen Positionen, besonders den Arianismus, aber auch den Semi-Arianismus als solche darzustellen. Antes Mitarbeit und seine Beiträge waren ein Glücksfall für die theologische Bedeutung unserer Zeitschrift. Selten haben wir in den letzten Jahren einen Mitarbeiter mit seinen Beiträgen auf diesem hohen wissenschaftlichen Niveau präsentieren können. Er war gleichsam das theologische Gütesiegel für unsere Zeitschrift. Mit ihm verlieren wir einen der wenigen brillanten Mitarbeiter, der über ein erstaunliches Wissen nicht nur auf dem Gebiete der Theologie, sondern auch auf dem der Philosophie verfügte. Davon zeugen alle seine Beiträge, die er in den letzten Jahren in der EINSICHT veröffentlicht hat. Dieser klaren Positionierung dient auch sein letzter Beitrag, der in diesem Heft erscheint. Er gehörte neben Dr. Katzer, Dr. Disandro, Dr. Bader und Prof. Wendland zu den wenigen großen Theologen, die für unsere Zeitschrift gearbeitet haben. Trotz verschiedener Anläufe, sollte es uns nicht beschieden sein, uns in dieser Welt noch einmal persönlich zu treffen. Als wir einst mit Erzbischof Ngô-dinh-Thuc die Augustiner-Chorherren-Kirche in Dietramszell besuchten, verabschiedete sich Mgr. Thuc beim Pfarrer auf Französisch mit den Worten: „Auf Wiedersehen im Himmel.“ Lieber Ante, diesen Wunsch habe ich auch. Requiescat in pacem.
Eberhard Heller |