Buchbesprechung:
Wulf Bennert: Deutschland im Jahr 2054 – eine Dystopie
Nicht wenige Leser wird dieses Buch an George Orwells „1984“, Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ oder Michel Houllebecqs „Unterwerfung“ erinnern. Tatsächlich geht es in Wulf Bennerts dystopischem Roman „2054-Ein Jahr im Paradies der Genügsamkeit“ um eine Ökodiktatur in Deutschland, die bei der Politik und den Mainstream-Medien auf einhellige Begeisterung stößt, während der Großteil der Bevölkerung einer Hammelherde gleich selbst die gravierendsten Freiheitseinschränkungen, schlimmsten Menschenrechtsverletzungen und verfassungswidrigsten Maßnahmen ungerührt zur Kenntnis nimmt und befolgt. So beginnt Wulf Bennert, Jahrgang 1942, Geophysiker, Unternehmer und Träger des Bundesverdienstkreuzes sein Vorwort mit einem Auszug aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 29.April 2021: „Künftig können selbst gravierende Freiheitseinschränkungen zum Schutz des Klimas verhältnismäßig und verfassungsrechtlich gerechtfertigt sein.“ Ganz abgesehen davon, daß die Bundesrepublik Deutschland bis heute keine Verfassung hat, sondern nur ein angeblich „vorläufiges“ Grundgesetz, das dutzende Male geändert wurde, ist dieses Urteil sozusagen die Vorwegnahme und Weichenstellung für einen noch genauer zu definierenden Totalitarismus, der unser Leben für die kommenden Jahrzehnte prägen könnte. An der Wirklichkeitsnähe des Bildes einer Gesellschaft, die der Autor in seinem Buch als konsequente Folge heutiger politischer Maßnahmen beschreibt, sind dagegen kaum Zweifel angebracht: Ein autoritäres Herrschaftssystem hat die nach einem beispiellosen wirtschaftlichen Niedergang entstandene Armut für die Beherrschten zu einem erstrebenswerten Zustand der Bedürfnislosigkeit und zu einer allgemeinverbindlichen Tugend erklärt. Seine korrupte Diktatur kaschiert es durch den inflationären Gebrauch des Begriffs „demokratisch“, und daran schließt sich die Frage an, ob das Dasein in einem solchen System noch lebenswert ist, und ob wir unausweichlich auf ein „2054“ zusteuern.
Nach dem Wissenschaftsphilosophen Michael Esders kommen die neuen Feinde der Freiheit und der Grund- und Menschenrechte direkt aus dem Inneren der Gesellschaft mit unbelegten und ungeprüften Wissensansprüchen und schüren gezielt Ängste (siehe Corona und den vorgeblich „menschengemachten“ Klimawandel, der an Hochleistungscomputern errechnet wurde), um angebliche Werte wie „Klimaschutz“ und „Gesundheitsschutz“ absolut zu setzen. Die Ängste, die von sogenannten Experten, verlogenen Politikern, bestochenen Medien und korrupten ökonomischen Eliten geschürt werden, ermöglichen es, bisherige Grundwerte außer Kraft zu setzen und einen totalitären Staat zu etablieren, der die soziale, politische und wirtschaftliche Reglementierung mit fatalen Folgen für den einzelnen Bürger und die gesamte Gesellschaft hemmungslos und wenn es sein muß mit brutaler Gewalt durchsetzt. Daß die angebliche Rettung des Weltklimas mit ihren unsinnigen Maßnahmen wie naturzerstörenden Windrädern, der Zerschlagung der Automobilindustrie und bewährten Energieträgern den konkreten Schutz unserer Umwelt erst recht verhindert ist dabei für viele Wissenschaftler und Intellektuelle offenbar schwer einzugestehen. Dagegen kann man jedoch mit einem substantiellen Menschenbild angehen, das auf Freiheit und Menschenwürde basiert, woraus sich Grundrechte ergeben, die bedingungslos sind. Es gibt keinen moralischen Wert, der über der Würde jedes einzelnen Menschen steht, der nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde. In Wulf Bennerts „2054“ geht es um die junge Lehrerin Carlotta, die an der Greta-Thunberg-Primarschule unterrichtet und dort versucht, ihre größtenteils orientalisch-mohammedanischen Schüler auf den Übergang zur George-Floyd-Sekundarschule vorzubereiten. Bis auf zwei vietnamesische Schülerinnen, einen autistischen deutschen Schüler und ein trauriges, in einen Hidschab gehülltes arabisches Mädchen sind diese jedoch völlig desinteressiert und weder lernwillig noch lernfähig und Gespräche mit den Eltern verlaufen in der Regel ergebnislos, falls diese sich überhaupt bequemen zu erscheinen. Carlotta fängt sich sogar von einem vollbärtigen Schüler eine Ohrfeige ein, weil sie es als Frau wagt ihn zurechtzuweisen, überrascht den Macho-Rüpel jedoch mit ihrem Widerstand und zwingt ihn zurück auf seinen Platz .Ein großer Schock ist für die Lehrerein, als man ihr vom Ordnungsamt ein Schreiben zustellt, in dem alle „Hundehaltende“ aufgefordert werden nach dem Verbot der Nutztierhaltung nun auch ihre Haustiere bei einer kommunalen Sammelstelle abzugeben, wo „ihre Vitalfunktion tierschutzgerecht beendet wird.“ Tatsächlich soll damit das CO2 verringert werden, welches ein Hund „klimaschädlich in die Atmosphäre ausatmet“. Unter Tränen kommt Carlotta der Aufforderung und gibt ihr treues Malteserhündchen Toni bei der erwähnten Stelle ab, bei der man ihr rät als Ersatz einen programmierten Robohund zu kaufen, eine Maschine in täuschend echter Hundegestalt, die sogar mit dem Schwänzchen wedeln kann.
In ihrer Wohnung lebt Carlotta nach der Zwangszuweisung von Asylanten aus Afrika und dem Nahen Osten durch die Wohnraumlenkungskommission mit einem mohammedanischen Paar zusammen, deren Vorstellung von Sauberkeit in Küche, Bad und Toilette sich von ihrer fundamental unterscheidet. Nachdem sie mehrmals von dem seine Frau schlagenden Mann beim Duschen belästigt wird, legt sie sich einen Elektroschocker und eine Sirene zu, und kann sich so immerhin den unverschämten Mitmieter vom Leib halten. Ihre tägliche Fahrt mit dem Fahrrad durch die verödete Innenstadt, in der es außer chinesischen Internetshops, orientalischen Shisha-Bars, schmuddeligen Dönerbuden und türkischen Friseursalons kaum noch alteingesessene, einheimische Geschäfte gibt, vorbei an Ladestationen für E-Autos, vor denen sich regelmäßig lange Schlangen bilden, die Handwerker und Pendler zur Benutzung von Lastenfahrräder zwingen, deprimiert die junge Frau immer mehr. Die schönen alten Kirchen in der Stadt sind längst zu Moscheen oder zu architektonisch eher an Turnhallen erinnernde „Gottheitshäuser“ umfunktioniert worden. An die zahlreichen Blackouts und die nicht mehr als 18 Grad Wärme im kalten Winter hergebende „Heizung“, die ihre Leistung aus sogenannten „erneuerbaren Energien“ bezog, hatte sie sich inzwischen gewöhnt, nachdem alle Kern- und konventionellen Kraftwerke stillgelegt wurden. Dafür fielen die Losungen auf, die an den Häuserwänden angebracht waren: „Zu wahrem Reichtum gelangen wir nur durch unseren demokratischen Verzicht auf Überfluß!“ Dies war ein Leitspruch der herrschenden Partei „Vereinigte Demokraten“, die aus dem Zusammenschluß aller im Parlament vertretenen Parteien außer der AfD hervorgegangen war. Wenig später wurde die AfD wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten. Ohnehin hatten die „Vereinigten Demokraten“ bei den Wahlen immer eine überwältigende Mehrheit erreicht. Am Ende des Buches wird ihr Freund Alexander, der als Staatsbeamter heimlich gegen das totalitäre Regime opponierte, zum Selbstmord gezwungen. Carlotta, die an Heiligabend aus der Stadtkirche flüchtet, in der eine Pastorin gemeinsam mit anderen Religionen „solidarisch ein Fest der Genügsamkeit“ feiert und gender- und geschlechtergerechte Gebete herunterleiert, ein Krippenspiel mit einem offenbar schwulen Joseph, einem schwarzen Jesuskind und eine mit einer Burka verhüllten Maria inszeniert, Hirtinnen und Hirten, Engelinnen und Engel „das Gottheit“ lobten und die Kollekte für den Bau neuer Windkraftanlagen in Südafrika endlich beendet war, stellt Carlotta fest, daß sie mit einem Jungen schwanger ist: „Sie würde ihrem Sohn nicht nur die Wahrheit über das System vermitteln, in dem er aufwuchs, sondern auch die Hoffnung auf dessen Überwindung durch die Wahrheit. Dann zündete sie sich zu ihrem Tee eine Kerze an: Es war Weihnachten.“
Werner Olles
Wulf Bennert: 2054 – Ein Jahr im Paradies der Genügsamkeit. Kaleidoscriptum Verlag, Erfurt 2021. 224 Seiten, 16,80 Euro
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