Leben und Werk des hochw. Abbé. Augustin Barruel
von Christian Lagrave Übersetzung: Elisabeth Meurer
(aus LECTURE ET TRADITION, Nr. 116, Dezember 2020, S. 1-17)
2020 ist das Jahr des zweihundertsten Todestags des hochw. P. Augustin Barruel, Priester der Gesellschaft Jesu und Autor der berühmten Mémoires pour servir à l histoire du jacobinisme („Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus“). 1) Wink der Vorsehung: Die politische Aktualität dieses Jahres beweist allen klarsichtigen Geistern, wie sehr Barruel in seiner Zeit recht hatte und wie traurig es ist, dass seine Zeitgenossen und ihre Nachkommen ihn so wenig verstanden und so schnell vergessen haben.
JUGEND UND BERUFUNG
Augustin Barruel, manchmal de Barruel genannt, ist am 2. Oktober 1741 in Villeneuve-de-Berg im Vivarais geboren; sein Vater war Antoine Barruel, Herr von Saint-Pons und anderer Orte, Generalstellvertreter des Königs in der Vogtei Vivarais, und seine Mutter war Madeleine Meunier, Tochter des Antoine Meunier, Vogt in Villeneuve-de-Berg. Der zukünftige Abbé hatte 12 Geschwister, darunter einen Richter, drei Offiziere, einen Benediktinermönch und eine Ordensschwester, die Oberin der Visitandinerinnen von Valence wurde. Der junge Augustin Barruel machte seine ersten Studien in der Familie in Villeneuve-de-Berg unter der Leitung seiner Eltern. Er fühlte früh die Berufung zum Priestertum und bot sich an, seinen Bruder François zu ersetzen, den seine Familie der Kirche gelobt hatte, der jedoch keine Neigung zum geistlichen Stand hatte.
Augustin wurde dann zu den Jesuiten von Tournon geschickt, wo er ein glänzender Schüler war. Da er der Gesellschaft Jesu beitreten wollte, trat er 1756 mit 15 Jahren ins Noviziat von Toulouse ein und legte dort zwei Jahre später seine ersten Gelübde ab. Nach dem Noviziat blieb er als Lehrer für Lateinisch und Griechisch. Er lehrte dort bis 1762, ohne die feierlichen Gelübde abgelegt noch die Priesterweihe empfangen zu haben. Aber am 6. August 1762 erließ das Parlament von Paris, das mehrheitlich aus den Jesuiten feindlichen jansenistischen oder gallikanischen Richtern bestand, ein Urteil, welches die Gesellschaft Jesu im Reich verbot; nach mehreren Aufschiebungen bestätigte König Ludwig XV. seinerseits am 26. November 1764 die Auflösung der Gesellschaft. Barruel war 23 Jahre alt, seine Berufung war solide, und weil das Exil notwendig war, um sie weiter zu bringen, verließ er Frankreich, und in Böhmen machte er sein Theologiestudium und empfing die Priesterweihe. Er wurde dann in Böhmen, Moravien und schließlich in Wien am Theresien-Kolleg zum Professor ernannt. Überall, in Deutschland wie in Österreich, konnte er Fortschritte des Geistes des Unglaubens verfolgen und beobachten, wie die Freimaurerei und der Philosophismus erfolgreich die Intellektuellen und die führenden Kreise angesteckt hatten.
Im Jahre 1773 erließ Papst Clemens XIV. das Breve Dominus ac Redemptor, das die Gesellschaft Jesu aufhob, deren Mitglieder zu einfachen Weltpriestern wurden; Barruel reiste damals nach Italien in Begleitung eines jungen polnischen Adligen, dessen Lehrer er war, dann kehrte er 1774 nach Frankreich zurück. Ludwig XVI hatte gerade den Thron bestiegen, und Barruel begrüßte dieses Ereignis mit der Veröffentlichung seines ersten Werkes: Ode sur le glorieux avènement de Louis-Auguste, das mit 12000 verkauften Exemplaren einen großen Erfolg erzielte. Von 1774 bis 1777 bestellte ihn der Fürst Xavier von Sachsen, Onkel mütterlicherseits des Königs Ludwig XVI., zum Lehrer seiner Kinder. Später wurde er Schlosskaplan der Prinzessin de Conti, eine einfache Pfründe, die er bis zur Revolution behielt.
GEBURT EINES POLEMIKERS
Barruel, der nicht ehrgeizig war, der weder Stellen noch Ehren suchte, konnte sich gänzlich dem Studium widmen. Entschiedener Gegner des Philosophismus und des Unglaubens, war er ausgestattet mit dem hitzigen Temperament eines Polemikers und sofort befasste er sich mit den Ursachen der Revolution selbst, ohne 1789 abzuwarten. Schon bei seiner Rückkehr nach Frankreich im Jahre 1774 hatte er eine Zusammenarbeit mit L Année littéraire begonnen, jener mutigen Zeitschrift, die Elie Fréron gegründet hatte, der unerbittliche Feind des Philosophismus.
Im Jahre 1781 veröffentlichte Barruel den ersten Band eines bedeutenden Werkes, das 5 Bände zählen sollte: Les Helviennes ou lettres provinciales philosophiques; das Werk, das sich vornahm, die Absurdität der Systeme der „Philosophen“ deutlich zu machen, ihre Inkohärenz und ihre Widersprüche, erschien in Form eines Briefwechsels zwischen einem jungen Pariser und einer dummen Gans aus der Provinz, die beide von den neuen Ideen eingenommen waren; als Antwort auf diesen Briefwechsel legten die „Observations d’un provincial“ (Anmerkungen eines Bewohners der Provinz) die gesunde Lehre dar. Das Werk hatte einen gewissen Erfolg, denn es erlebte drei Wiederauflagen zwischen 1784 und 1788, drei weitere dann bis 1830 und wurde ins Spanische, Italienische, Deutsche und Polnische übersetzt. Die Philosophenpartei versäumte es nicht, sofort den Autor anzugreifen, der darauf in L Année littéraire von 1784 erwiderte und fortfuhr, Pamphlete und Schmähschriften zu veröffentlichen und den Irrtum zu verfolgen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern…
Im Januar 1788 übernahm Barruel die Leitung des Journal ecclésiastique 3), dessen Redaktion er bis 1792 fast allein besorgen sollte. Darin nahm er beharrlich die Irrtümer und Vorurteile der Philosophen aufs Korn und zeigte deutlich die Verantwortlichkeit ihrer Propaganda in den vorrevolutionären Wirren. Das hinderte ihn keineswegs daran, die Missstände bei den Privilegierten – besonders der Geistlichkeit – zuzugeben und deren Reform zu fordern. Unser Abbé war kein bedingungsloser Verteidiger der bestehenden Gesellschaftsordnung.
VOM KONTERREVOLUTIONÄREN KAMPF ZUM EXIL
Seit der Einberufung der Generalstände kommentierte Barruel ihre Debatten und Tätigkeit im Journal ecclésiastique; so setzte er sich der Verfolgung der Revolutionäre aus, indem er sich mit Mut und Talent der Anwendung ihrer Prinzipien entgegenstellte, insbesondere der Einführung der Ehescheidung. 4) Bereits 1789 ließ er einen Discours sur les vraies causes de la révolution (Abhandlung über die wahren Ursachen der Revolution) erscheinen, der beweist, dass Barruel seit Beginn der Revolution ihre tieferen Ursachen erkannt hat, denn er legt schon die Ideen dar, die er später in den Mémoires pour servir à l histoire du jacobinisme (Memoiren zur Geschichte des Jakobinertums) entwickeln wird. Wahrer Vorläufer der konterrevolutionären Analyse, sieht Barruel zwei Ursachen für die Revolution: die eine, übernatürliche, ist der Wille der Vorsehung, die Frankreich züchtigen will, weil es während des ganzen 18. Jahrhunderts Europa das Beispiel der geistigen und moralischen Unordnung gegeben hat; die natürliche Ursache ist die Existenz einer von den Philosophen gelenkten Verschwörung gegen Kirche und Staat.
Diese wollten die Moral und die Religion niederreißen im Namen einer falschen Idee von Fortschritt. Tatsächlich gelingt es ihnen nur, sich eine übertriebene Vorstellung vom Individuum zu machen, zum Schaden der natürlichen Kollektive. Der Versuch der Philosophen wurde durch die Dekadenz des Klerus begünstigt, diese selbst hervorgerufen durch die schlechte Auswahl der Bischöfe, die oft aus weltlichen Gründen ernannt wurden, ohne ihren religiösen Wert zu berücksichtigen; das gehört ebenfalls zur providentiellen Züchtigung. Barruel analysiert andererseits mit Schaftsinn den politischen Zustand Frankreichs; er verteidigt die absolute Monarchie, die er sorgfältig von der Tyrannei unterscheidet, weil der König die natürliche Ordnung respektieren muss, die das Ancien Régime die grundlegenden Gesetze des Königreichs nannte, und, wie Bossuet, hält er dafür, dass der König dem göttlichen Recht unterworfen ist, auch in weltlichen Dingen.
Seine gesellschaftlichen Vorstellungen lassen diejenigen der konterrevolutionären Schule des 19. Jahrhunderts erahnen; er verwirft den revolutionären Individualismus, denn für ihn wird der Staat gebildet durch den Zusammenschluss der in die drei Stände gegliederten französischen Familien unter der Autorität des Königs. Er nutzt die Gelegenheit, um die Rivalität der Stände zu kritisieren, er wirft dem Adel vor, seinen Auftrag, den König zu verteidigen, nicht erfüllt zu haben, dem Bürgertum, eine Dynastie angegriffen zu haben, der es seinen sozialen Aufstieg verdanke, und dem Volk, eine Macht nicht unterstützt zu haben, die es aus der Knechtschaft befreit habe.
1790 und 1791 erlebte das Journal ecclésiastique einen sehr glänzenden Erfolg, denn Barruel verteidigte darin fest die Opposition gegen den serment civique (Bürgereid), den die Nationalversammlung dem Klerus auferlegte, und er protestierte zugleich gegen die Woge von virulentem Antiklerikalismus, die sich über Frankreich entfesselte. Im folgenden Jahr erschien ein weiteres bedeutendes Werk: Question nationale sur l autorité et sur les droits du peuple dans le gouvernement. In diesem Buch untersuchte er zunächst die „Constitution civile“ für den Klerus und verwarf sie ganz und gar; er erörterte dann die Frage der Autorität und legte klar die Zusammenhänge zwischen der Autorität in der Familie und der Souveränität des Königs dar; er schloss mit der Untersuchung der Verfassung von 1791, die er absurd fand, und sah kein anderes Ergebnis ihrer Anwendung als Anarchie, Verbrechen und öffentliches Unheil.
Trotz der Verschlimmerung einer Lage, die nur zu sehr seine Vorhersage rechtfertigt, gelang es Barruel, sein Journal ecclésiastique bis zum Juli 1792 erscheinen zu lassen, aber nach den Ereignissen des 10. August musste er sich verstecken, denn sein Leben war in Gefahr; er wechselte mehrere Male seinen Zufluchtsort in Paris und im September gelang es ihm, in die Normandie zu fliehen, dann sich nach London einzuschiffen. Dort wurde er von einem seiner Mitbrüder empfangen und beherbergt, einem ehemaligen Jesuiten P. William Strickland. Sein Ruf war ihm nach England vorausgeeilt, und er fand dort gute Aufnahme und aktive Unterstützung.
L HISTOIRE DU CLERGÉ PENDANT LA RÉVOLUTION FRANÇAISE (Geschichte des Klerus während der französischen Revolution)
Die englische öffentliche Meinung hatte zunächst die Revolution beifällig betrachtet, denn das ganze „Establishment“ war von freimaurerischen und orangistischen Ideen durchdrungen, aber nach und nach war vor dem Schauspiel der jakobinischen Gräueltaten die Begeisterung gesunken, und das Buch des Abgeordneten der Communes Edmund Burke Réflexions sur la Révolution de France, das sehr klar und sehr gut begründet eine antirevolutionäre Partei ergriff und großen Erfolg erzielte, hat nicht wenig dazu beigetragen, die englische Nation aufzuklären. Burke empfing Barruel, Lord Clifford erleichterte ihm die Fortsetzung seiner Arbeiten, und Barruel, der ziemlich wenig Kontakt zu den französischen Emigranten hatte, unterhielt enge Beziehungen zu konservativen englischen Gruppen, so zur Anti-Jacobin Review oder zu British Critic. Sobald er eingerichtet war, setzte er sich wieder an die Arbeit, stellte eine ganze Dokumentation über die Ereignisse zusammen, die er in Frankreich beobachtet hatte, und verfasste seine Histoire du clergé pendant la Révolution française, die 1793 in London erschien.
Das Werk, das von brennender Aktualität war, weil es bis zum Jahr 1792 ging, hatte Erfolg, es wurde mehrmals wieder aufgelegt und in fünf Sprachen übersetzt; jedoch da es zum Teil aus dem Gedächtnis geschrieben war und ohne dass der Verfasser alle Auskünfte überprüfen konnte, die er von zahlreichen emigrierten Priestern erhalten hatte, machte man dieser Arbeit den Vorwurf, sie enthalte Irrtümer bei Namen und Daten. Sie bleibt deswegen nicht weniger interessant, denn Barruel, der sich besonders mit der „Constitution civile du clergé“ erfasste, formulierte klarer als 1789 die These von der Verschwörung, die er in den Mémoires … wieder aufgreifen sollte, und die von der providentiellen Züchtigung, welche die Considérations sur la France von Joseph de Maistre ahnen lassen.
LES MÉMOIRES POUR SERVIR A L HISTOIRE DU JACOBINISME
In diesem in den Jahren 1797-1798 in London veröffentlichten Buch schrieb Barruel die Vorbereitung der Revolution einer dreifachen Verschwörung zu, derjenigen der Glaubenslosen, die das Christentum zerstören wollten, derjenigen der Republikaner und der Freimaurer, welche die Throne stürzen wollten und schließlich derjenigen der Illuminaten aus Bayern, welche Gottlosigkeit und Anarchie verbündeten, um jede Religion und jede Autorität zu stürzen.
„Der Gegenstand dieser Memoiren“, schreibt Barruel, „wird sein, getrennt jede dieser Verschwörungen zu enthüllen, ihre Urheber, ihre Mittel, ihre Fortschritte, ihre Adepten und ihre Koalitionen.“ 5) Und um seine Vorrede zu schließen, fügte er diese Warnung hinzu: „Ich weiß, dass man Beweise braucht, wenn man den Nationen Verschwörungen dieser Art und dieser Bedeutung anzeigt; wie abgekürzt hier auch die seien, welche ich aus den ersten Ausgaben meiner Mémoires sur le Jacobinisme entnommen habe, sie werden noch mehr als ausreichend sein, um mir zu gestatten, meinen Lesern zu sagen: „Welcher Religion, welcher Regierungsform, welchem gesellschaftlichen Rang Sie auch angehören, wenn das Jakobinertum den Sieg davonträgt, wenn die Pläne, die Schwüre der Sekte sich erfüllen, ist es um Ihre Religion und um Ihr Priestertum, um Ihre Regierungsform und um Ihre Gesetze, um Ihren Besitz und um Ihre Ämter geschehen. Ihre Reichtümer, Ihre Felder, Ihre Häuser bis zu Ihren Hütten, bis zu Ihren Kindern, alles hört auf, Ihnen zu gehören. Sie haben die Revolution in Frankreich für beendet gehalten; und die Revolution in Frankreich selbst ist nur ein erster Versuch der Jakobiner, und die Gelübde, die Eide, die Verschwörungen des Jakobinertums erstrecken sich auf England, Deutschland, Italien, auf alle Nationen wie auf die französische Nation“ 6)
Diese These von der freimaurerisch-philosophischen Verschwörung war nicht neu, und mehrere andere Schriftsteller hatten sie vor dem Buch von Barruel dargelegt: Graf Antoine-François-Claude Ferrand in seiner Broschüre Les conspirateurs démasqués (Turin, 1790) (Anm. d. Übers.: „Die Verschwörer enttarnt“), gefolgt von Abbé Lefranc (Oberer der Eudisten von Caen, ermordet im Karmel im September 1792) in Le voile levé pour les curieux ou secret de la Révolution révélé à l aide de la Franc-Maçonnerie (Paris, 1791) (Anm. d. Übers.: Der Schleier gehoben für die Neugierigen oder Geheimnis der Revolution enthüllt mit Hilfe der Freimaurerei.) und in Conjuration contre la religion catholique et les souverains (1792) (Anm. d. Übers.: Verschwörung gegen die katholische Religion und die Herrscher.); ein wenig später veröffentlichte Abbé d Hesmivy d Auribeau, der Generalvikar von Digne, von 1794 an Mémoires pour servir à l histoire de la persécution française (Memoiren im Dienst der Geschichte der französischen Verfolgung), die auf Anordnung von Papst Pius VI. gesammelt wurden, worin die These von der Verschwörung auftritt (im 2. Band).
Aber die Mémoires von Barruel hatten viel mehr Nachwirkung als die vorhergehenden ähnlichen Werke und popularisierten dauerhaft die These von der Verschwörung. Ihr Erfolg war insbesondere den Enthüllungen des vierten Teils des Werkes zu verdanken, welche die geheimsten Schriften der Illuminaten aus Bayern enthüllten. Sogar ein Gegner Barruels wie der Historiker René Le Forestier, der alles getan hat, was er konnte, um ihn zu diskreditieren, muss hinsichtlich der Arbeit des Abbés über die Illuminaten in den Mémoires zugeben:
„Das ist der bedeutendste Teil seines Werkes, es ist auch der am solidesten und trotz der Parteilichkeit des Autors am gewissenhaftesten ausgeführte. Sammlungen von Illuminaten-Graden, Aussagen ehemaliger Mitglieder, apologetische Schriften von Knigge und Weishaupt, Originalschriften, Anklagereden von Hoffmann, Zimmermann und der Hauptgegner des Illuminatentums, Barruel hat alles gelesen. Seine zahlreichen Zitate sind ein wenig lasch aber getreu übersetzt. Sein Plan ist klar und gut aufgestellt, und aus dem wirren Haufen von Dokumenten, die er zusammengetragen hatte, aus der sorgfältigen Analyse von Originalschriften hat er es verstanden, eine vollständige und kauf tendenziöse Darstellung der Organisation des Ordens oder dessen, was er den Code Illuminé nennt, zu machen bis zu seiner Aufhebung in Bayern.“ 7)
Die Mémoires pour servir à l histoire du Jacobinisme hatten einen außerordentlichen Erfolg, sie wurden mehrere Male wiederaufgelegt und in die wichtigsten europäischen Sprachen übersetzt. Die Polizei des Direktoriums ließ sie in Frankreich verbieten, was nicht verhinderte, dass sie dort sehr gefragt waren.
PARTEIISCHE GEGNER
Barruel hatte die feindlichen Reaktionen vorhergesehen, die seine Arbeit hervorrufen sollte: „Man schreie nicht gleich Fanatismus, Schwärmerei, ich mag nichts dergleichen, weder bei mir noch bei meinen Lesern. Ich bitte darum, dass man über meine Beweise urteile mit demselben Gleichmut, den ich gebraucht habe, um sie zu sammeln und auszuarbeiten.“ 8)
Aber diese elementare Gerechtigkeit, die jedem Historiker geschuldet ist, haben seine Gegner ihm immer verweigert. Die von den Mémoires… entfachte Polemik war unmittelbar und heftig; in Deutschland, wo die Freimaurerei sehr mächtig war, veröffentlichten die sich bedroht fühlenden Brüder eine Menge von Broschüren, um das Werk zu diskreditieren; in England griff der Freimaurer Griffith Barruel in der Londoner Zeitschrift Monthly Review an. Jedoch die offensichtliche Parteilichkeit dieser Schriften machte sie wenig glaubwürdig, ebenso wie die Zugehörigkeit ihrer Verfasser zur Maurerei. Die Maurer waren dann so geschickt, einen Mann vorzuschieben, der weniger verdächtig schien. Das war Jean-Joseph Mounier, der diese Arbeit auf sich nahm; dieser ehemalige Abgeordnete der Mitte bei der Verfassunggebenden Versammlung wurde allgemein als gemäßigter Royalist angesehen, obwohl er die Seele der „Revolution der Notabeln“ in der Dauphinée gewesen war, aber die Allgemeinheit wusste nicht, dass er Freimaurer und Adept des Martinismus war. 9)
Mounier veröffentlichte 1801 in Tübingen das Werk mit dem Titel De l influence attribuée aux philosophes, aus francs-maçons et aux Illuminés sur la Révolution en France (Über den den Philosophen, Freimaurern und Illuminaten zugeschriebenen Einfluss auf die Revolution in Frankreich), in welchem er beabsichtigte, nicht nur Barruel zu widerlegen sondern auch alle anderen Autoren, welche die Verantwortlichkeit der Philosophie der Aufklärung, der Freimaurer und der Illuminaten in der Revolution enthüllten. Dieses Buch bietet ein bemerkenswertes Beispiel für die Methoden, welche gewöhnlich die Liberalen und die Mitglieder der Geheimgesellschaften anwenden, wenn sie Enthüllungen, die für sie peinlich sind, unwirksam zu machen suchen.
Mounier beginnt schon in der Einleitung zu seinem Buch, schamlos die Vorgehenstaktik anzuwenden, die bei seinen Gegnern anzuprangern er sich anschickt, und er legt ihnen diese Schwarzzeichnung zu; sie würden „die Glaubenslosigkeit mit dem Aberglauben bekämpfen, chimärenhafte Pläne von absoluter Gleichheit mit der Apologie demütigender Unterschiede und funktionsloser Privilegien, die Maximen der Zügellosigkeit mit den der Sklaverei und die falschen Systeme des 18. Jahrhunderts mit den Vorurteilen des zwölften.“ 10)
Ein wenig weiter fügte er hinzu: „Mehrere dieser Schriften erklären jeglichem Prinzip der Freiheit den Krieg oder vielmehr der menschlichen Vernunft.“ 11)
Da wird also Barruel stillschweigend beschuldigt, er sei verblendet von Parteigeist, er arbeite auf der Grundlage des Hörensagens und leichtfertiger Vermutungen und habe der Freiheit und der menschlichen Vernunft den Krieg erklärt. Nun genügt es, aufmerksam die Mémoires pour servir à l histoire du jacobinisme zu lesen um festzustellen, dass diese Anschuldigungen Lügen sind. Man könnte sie übrigens sehr zu Recht auf Mounier umkehren und sagen, er sei verblendet von Parteinahme für die Maurer und irregeführt von seinen anti-katholischen und anti-monarchistischen Vorurteilen.
Mounier lügt übrigens mit viel Dreistigkeit, um seine Leser besser zu überzeugen: er behauptet: „Ich erkläre feierlich, dass ich niemals Freimaurer noch Martinist gewesen bin 12), und er bescheinigt kaltblütig: „Ich zögere nicht zu versichern, dass die Freimaurer nicht den geringsten Einfluss auf die Revolution hatten.“ 13) Und auf die gleiche Weise wäscht er die Philosophen und die Illuminaten rein! Tatsächlich wurde das Buch mit der Unterstützung der Crème der deutschen Freimaurerei und Illuminaten geschrieben, die für den Autor weder mit Zuschüssen noch mit Reklame geizten 14); und sobald das Buch erschienen war, ließen die Brüder es ins Deutsche und Englische übersetzen und herausgeben. In Österreich, wo die Herrschaft Josefs II. unheilvolle Nachwehen hinterlassen hatte, war der Einfluss der Freimaurer so groß, dass es ihnen gelang, die Mémoires verbieten zu lassen. Aber die Ereignisse in Frankreich sollten den Abbé zwingen, das Studium des Jakobinertums aufzugeben, um sich wieder in die religiöse Polemik zu stürzen.
DAS GELÖBNIS DER TREUE ZUR VERFASSUNG
Bonaparte, der gerade den Staatsstreich vom 18. Brumaire ausgeführt hatte, fühlte die Notwendigkeit, sich dem Heiligen Stuhl zu nähern, um seine Macht zu sichern durch die Wiederherstellung des religiösen Friedens; am 28. Dezember 1799 veröffentlichte er ein Dekret, das den katholischen Kult erlaubte unter der Bedingung, dass der Zelebrant Treue zur Verfassung des Jahres VIII gelobt habe.Diese Frage des Treuegelöbnisses spaltete sofort den französischen Episkopat, dessen Mehrheit bis dahin einig war in der Ablehnung der Constitution civile du clergé. Nun war das „Gelöbnis“ völlig anders; es hatte nichts Schismatisches und schien, alles in allem, eine einfache Formalität zu sein, die von einer Regierung verlangt wurde, welcher man wohlwollende Absichten gegen die Religion zuschrieb. Mit seinem gewohnten Ungestüm beeilte sich Barruel, zwei Broschüren zu schreiben, die 1800 in London erschienen. (…) Barruel war darin der Ansicht, dass, wenn die Constitution civile du clergé ein schismatischer Akt war, das „Gelöbnis“ nur eine Formalität der Unterwerfung unter die Gesetze sei, dass den Priestern das Heil der Seelen aufgetragen sei und sie vor allem daran arbeiten müssten, und dass nur die Unmöglichkeit, ihre Funktion auszuüben, ihre Abwesenheit rechtfertigen könne; er schloss, dass die den Priestern angebotene Möglichkeit, in ihre Pfarreien zurückzukehren, ausgenutzt werden müsse, selbst wenn die Rückkehr sie zu dem „Gelöbnis“ zwinge. Nun überstürzten sich die Ereignisse, und bereits im Oktober 1800 kam Kardinal Spina nach Paris, um die vorbereitenden Verhandlungen für das Konkordat zu beginnen, das am 15. Juli 1801 geschlossen werden sollte.
DAS KONKORDAT
Am 15. August wurde das Konkordat von Pius VII. ratifiziert, der durch das an die Bischöfe Frankreichs adressierte Breve Tam multa von diesen verlangte, freiwillig auf ihren Bischofssitz zu verzichten. Nach einigem Zögern akzeptierten dies 45 Bischöfe, 36 lehnten ab. Dieses Mal war die Sache ernst, und wenn Rom schließlich den Gegnern des „Gelöbnisses“ recht gegeben hatte, jetzt war es Rom selbst, dem sich die widerspenstigen Prälaten widersetzten. Abbé Barruel ergriff sofort Partei für die Unterwerfung unter den Papst, und am 20. September 1801 ließ er eine kurze, an die nicht abdankungswilligen Bischöfe gerichtete Schrift drucken, Deux pages relatives au Condordat. Seinerseits bereitete er sich für die Rückkehr nach Frankreich vor und forderte seine Mitbrüder auf, seinem Beispiel zu folgen, und im September 1802 kehrte er nach 10 Jahren Exil in seine Heimat zurück.
Die durch das Konkordat entfachte Polemik hatte sich nicht beruhigt, sie hatte sogar noch zugenommen nach der Bulle Qui Christi domini vom 29. November 1801, welche die 156 Bischofssitze des Ancien Régime abschaffte und an ihrer Stelle 60 neue errichtete. Die ehemaligen Inhaber verloren also ipso facto jede Macht und jede Jurisdiktion. Am 6. April 1803 sandten 38 französische Bischöfe die Réclamations canoniques et très respectueuses (Kanonische und sehr ehrerbietige Einwände) an den Papst, die von Mgr. Assiline, dem Bischof von Boulogne, abgefasst waren, um gegen die Abschaffung der Bischofssitze, die erzwungene Abdankung ihrer Inhaber und die Zulassung ehemaliger „konstitutioneller“ Prälaten, die nicht widerrufen hatten, zu protestieren.
Betrübt über diese Opposition, veröffentlichte Barruel anlässlich des Konkordats im gleichen Jahr eine dicke Abhandlung mit dem Titel Du Pape et de ses droits religieux (Über den Papst und seine religiösen Rechte). Darin „untersucht er in ihrem ganzen Umfang die theologische und dogmatische Frage der Autorität des Papstes und der Natur der Regierung der Kirche, wie es 16 Jahre später Joseph de Maistre in seinem Buch Du Pape tun wird.“ 15)
Das Werk hatte Erfolg, so sehr, dass es ins Englische, Italienische und Deutsche übersetzt wurde, aber es missfiel Rom, denn Barruel, besorgt, den Gallikanismus nicht vor den Kopf zu stoßen, verteidigte darin nicht die Unfehlbarkeit des Papstes allein, sondern zusammen mit den Bischöfen.
DER KAMPF GEHT WEITER
Solange die konsularische, dann kaiserliche Regierung dauerte, erhielt Barruel weder Anstellung noch Gehalt, und wenn das Domkapitel von Notre-Dame de Paris ihn bei seiner Rückkehr nach Frankreich zum Ehrendomherrn ernannte, war das eine Pfründe, die ihm keinerlei finanziellen Vorteil brachte. 16) Er lehnte sogar jede kirchliche Würde ab, die ihn hätte von seinen Forschungsarbeiten abhalten können. Dennoch machte ihm Papst Pius VII. durch Mgr. Sala Annäherungsversuche in der Absicht, ihn nach Rom zu locken, um ihn dort zum Kardinal zu machen; ebenso ersuchte Mgr. Morel, der Bischof von Mende und von Vivier ihn dringend, aber vergeblich, als Generalvikar ins Vivarais zurückzukommen. 17)
Er lebte also ziemlich ärmlich von dem, was ihm seine Eltern hinterlassen hatten, und verwandte wie in der Vergangenheit seine Zeit zum Studium. Er beschloss, ein umfangreiches Werk nach dem Plan der Helviennes in Angriff zu nehmen, das die Philosophie Kants widerlegen sollte; er beschäftigte sich wieder mit dem Deutschen, um ihn im Original zu lesen, und stellte eine bedeutende Dokumentation zusammen, aber ach, er entschloss sich nie das Werk zu veröffentlichen, das unvollendet blieb und auf seinen Befehl zwei Tage vor seinem Tod verbrannt wurde. 18) Barruel veröffentlichte also bis 1814 nichts außer ein paar Artikeln in den Annales.
Jedoch glaubte Barruel, es sei seine Pflicht, die Regierung Bonapartes vor der Boshaftigkeit der Geheimgesellschaften zu warnen. Er war nämlich dank seiner Forschungen und zahlreicher Nachrichten, die er erhalten hatte, davon überzeugt, dass die französische Revolution nur der erste Akt einer großen Verschwörung war, welche die Vernichtung des Christentums und die Errichtung einer Weltrepublik zum Ziel hatte. Wir wissen das dank des Berichts eines Zeugen, Ferdinand de Bertier, dem Sohn und Enkel der ersten Opfer der Revolution und Organisator der Chevaliers de la Foi:
„In seinem Werk über die Geschichte des Jakobinertums zeigte uns Herr Abbé Barruel, dass die Revolution von der Philosophie des 18. Jahrhunderts vorbereitet und vom in Bayern aufgedeckten und verurteilten und später mit der Freimaurerei vereinigten Illuminatentum durchgeführt wurde. Ich sah ihn unter dem ersten Bonaparte einige Male und ich traf ihn auf dem Land bei Mme de Sourche. Er sagte mir, er habe eine Denkschrift an Bonaparte gesandt zusammen mit einem zweiten Werk mit dem Titel Le dernier mot de Satan (Das letzte Wort Satans), in dem er die letzten Pläne der Höchstgrade der Freimaurerei enthüllte. Er habe das Gleiche an den damals regierenden Papst geschickt. Ich bat ihn, mir oder meinen Freunden eine Abschrift davon zu geben; er lehnte das ab. Er deutete mir nur an, dass wir erst am Anfang einer antireligiösen und gesellschaftlichen Revolution seien, die in der Welt alles ändern, alles umstürzen werde. Man werde die Reiche ausdehnen und vergrößern, um diese Revolutionen zu erleichtern, und dort konstitutionelle und parlamentarische Regierungen einsetzen, welche die Völker vorbereiten sollten auf die Schaffung einer demokratischen und egalitären Weltrepublik, nachdem man alle bestehenden religiösen und politischen Institutionen gestürzt habe, vor allem die Herrschaft Christi, dessen Gottheit und Macht ganz und gar abgelehnt würden. Er fügte noch hinzu, dass diese gewaltige Verschwörung von einem vollkommen geheimen Rat von 24 Mitgliedern geleitet werde, von denen mehrere dem geistlichen Stand und sogar dem Kardinalskollegium angehören würden; dass dieser Rat gewöhnlich in Rom residiere, dass er provisorisch nach Paris verlegt worden sei, das sie als die Hauptstadt der Welt ansähen, dass er aber nach Rom zurückkehre, wenn Paris ganz oder teilweise seine Vormachtstellung verliere.“ 19)
Leider wusste Barruel nicht, dass Bonaparte selbst ein Eingeweihter war und vielleicht ein höherer Ausführungsagent der gleichen Verschwörung 20); sein Schritt hatte also kein positives Ergebnis. Wie bei seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er als ehemaliger Emigrant unter polizeiliche Überwachung gestellt und sollte es 10 Jahre lang bleiben. Sein Ruf der Papsttreue brachte ihm Ärger bei der Ernennung des Kardinals Maury zum Erzbischof von Paris ohne die Zustimmung Roms. Am 5. November 1810 schickte Pius VII. ein Breve an den Kardinal und befahl ihm, auf seine Ernennung zu verzichten; und am 18. Dezember wurde ein weiteres Breve an den Großvikar von Paris geschickt, um Maury jeder Gewalt und Jurisdiktion zu entheben. Die Regierung ließ letzteres Breve abfangen, das dennoch an den Großvikar, Abbé d Astros, gelangte. Dieser wurde festgenommen und nach Vincennes ins Gefängnis gebracht. Mehrere Geistliche wurden ebenfalls verhaftet und vor allem Barruel, der trotz seiner siebzig Jahre drei Wochen im Gefängnis bleiben musste, bis die Polizei überzeugt war, dass er mit der Sache nichts zu tun hatte.
Wahrscheinlich nahm er den Sturz Napoleons mit Erleichterung auf, jedoch die erste Restauration ließ ihn misstrauisch bleiben, und er schrieb an seine Familie, man müsse sich auf eine gewaltsame Rückkehr Bonapartes gefasst machen. Am 1. März 1815 fuhr dieser vom Golf Juan ab, und am 20. März reiste Ludwig XVIII. nach Gent ab. Am selben Tag verließ auch Barruel die Hauptstadt und flüchtete zu seiner Familie ins Vivarais; er tat gut daran, denn die kaiserliche Polizei kam in seine Wohnung, um ihn festzunehmen. 21)
BILANZ EINES LEBENS
Am 14. Oktober 1815 hatte Pater Barruel die Freude, endlich wieder in die Gesellschaft Jesu einzutreten, die im vorhergehenden Jahr kanonisch wiedererrichtet worden war. Er legte dort am 15. Oktober 1816 seine feierlichen Gelübde ab. Trotz der Verschlechterung seiner Augen arbeitete er mutig weiter, und er befasste sich besonders mit den Verbindungen der Freimaurerei zur manichäischen Gnosis über die Albigenser und die Templer. Ohne die Plackereien, die ihm das kaiserliche Regime bereitet hatte, und ohne die vertrackten Krankheiten, welche die beiden letzten Jahre seines Lebens beeinträchtigten, hätte er wahrscheinlich drei Werke von höchstem Interesse zu Ende führen können, zunächst die Widerlegung des Systems von Kant, die er kurz nach 1802 begonnen hatte, dann zwei Studien, die er in den Mémoires… angekündigt hatte: eine Geschichte der Geheimgesellschaften im Mittelalter und eine Abhandlung über den Kreuzzug gegen die Albigenser. Fast blind geworden, wurde er 1819 von einer schweren Krankheit heimgesucht, die ihn gebrechlich machte und dazu zwang, seine Wohnung zu verlassen und sich zu seinen Mitbrüdern der Gesellschaft Jesu in der Gemeinschaft der Rue des Postes zurückzuziehen, wo er am 5. Oktober 1820 in seinem achtzigsten Lebensjahr starb.
So wie es ist, bleibt das Werk von Barruel erstaunlich durch seinen Umfang. Es ist wahrhaft die Summe einer ganz der Arbeit für die gute Sache hingegebenen Existenz; es ist auch leider ein wenig bekanntes, fast allgemein verleumdetes Werk; und doch, für den, der sich die Mühe macht, es ohne feindliche Voreingenommenheit zu lesen, erscheint es im Grunde von großer Zuverlässigkeit (denn man muss von Irrtümern bei Kleinigkeiten absehen und an die Umstände denken, unter denen Barruel gearbeitet hat), von bemerkenswertem Scharfblick bei der Untersuchung der revolutionären Bewegungen und schließlich von erstaunlicher Modernität.
GEGENREVOLUTIONÄRE PERSPEKTIVE
Um diese Untersuchung abzuschließen, ist es nicht nutzlos, auf die Frage zurückzukommen, wie wohlbegründet die These der Verschwörung ist, nicht bloß in historischer, sondern auch in metahistorischer und gegenrevolutionärer Hinsicht. Gewiss, wenn wir die Analysen und Dokumente Barruels mit den jüngsten Entdeckungen der zeitgenössischen Gelehrsamkeit ergänzen, scheint uns seine Theorie von der dreifachen Verschwörung unbestreitbar wahr und überreichlich bewiesen. Wenn wir aber diese historischen Gegebenheiten mit dem beleuchten, was wir heute von einem lange abgekarteten Weltherrschaftsplan satanischer Inspiration wissen, 22) und wenn wir klarsichtig die Entwicklung der Weltpolitik seit der Revolution prüfen, dann zeigen uns die Schlussfolgerungen unseres Abbés in Le dernier mot de Satan, so wie sie uns Ferdinand de Bertier berichtet, dass er schlussendlich das letzte Ziel dieser Weltrevolution, die er am Werk sah, entdeckt hatte. Der ungeheuerliche Plan, den Barruel dem Papst und dem Kaiser vor zwei Jahrhunderten anzeigte, geht heute seiner Vollendung entgegen: der Weltregierung, deren Unabwendbarkeit die Mächtigen dieser Welt uns angekündigt haben. 23)
Es geht also darum: „eine Weltrepublik zu schaffen…, nachdem man alle bestehenden religiösen und politischen Institutionen gestürzt hat und vor allem die Herrschaft Christi.“
Hören wir ihn ein letztes Mal die kollektive Sklaverei ankündigen, die im 20. Jahrhundert von den Erben der Illuminaten von Bayern mit dem Kommunismus verwirklicht wurde und die dabei ist, jetzt der ganzen Welt von der Hochfinanz aufgezwungen zu werden mit dem „Great Reset“. 24) Nun! Was ich hier will, ist, dass Sie, Fürsten, Reiche und Arme, Adlige, Bürgerliche, Kaufleute und Bürger aus allen Ständen, wissen, dass alle diese Verschwörungen (…) Verschwörungen gegen Sie sind, gegen Ihre Reichtümer, Ihre Kontore, Ihre Familien, Ihre Person, dass Ihr Vermögen ebenso wie die Staatskasse eine Beute für die Räuber oder für die Requirierungen ihrer Pentarchen ist, dass der besondere Charakter einer von Fanatikern gemachten Revolution nicht darin liegt, dass ihre Gefahren abnehmen, wenn sie allgemein werden, sondern dass sie Terror, Not und Sklaverei auf jeden einzelnen wie auf alle herabregnen lässt. 25)
Und nun lasst uns die entsetzliche Bestandsaufnahme lesen, die Mgr. Vigano, der ehemalige Botschafter des Vatikans in Washington, in seinem Brief vom letzten 25. Oktober an Präsident Trump gemacht hat, zwei Jahrhunderte nach der Prophetie des Abbé Barruel: Wir hören die Angriffe derer, welche die Fundamente der Gesellschaft selbst zerstören wollen: die natürliche Familie, die Achtung vor dem menschlichen Leben, die Liebe zum Vaterland, die Freiheit der Erziehung und des Unternehmens. Wir sehen, wie die Lenker der Nationen und die religiösen Oberen diesen Selbstmord der Kultur des Abendlandes und seiner christlichen Seele unterstützen, während die Staatsbürger und die Gläubigen ihrer Grundrechte beraubt werden im Namen einer gesundheitlichen Dringlichkeit, die sich immer mehr als Instrumentierung für die Errichtung einer unmenschlichen Tyrannei ohne Gesicht herausstellt.
Ein globaler, Great Reset genannter Plan ist auf dem Wege der Verwirklichung. Seine Urheber sind eine Elite, welche die gesamte Menschheit unterwerfen will durch Auferlegung von Zwangsmaßnahmen, welche die Freiheiten der Personen und der Völker drastisch einschränken. In einigen Ländern wurde dieses Projekt bereits genehmigt und finanziert, in anderen ist es noch in seinen Anfängen. Hinter den Regierenden der Welt, den Komplizen und Ausführenden dieses teuflischen Plans, gibt es skrupellose Leute, die das Weltwirtschaftsforum und den Event 201 finanzieren und sein Programm fördern (Anmerkung: Event 201: Planspiel der Simulation einer Pandemie, durchgeführt in Partnerschaft mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung und dem Weltwirtschaftsforum im Oktober 2019)
Der Zweck des Great Reset ist die Einführung einer Gesundheitsdiktatur, die darauf ausgeht, freiheitsberaubende Maßnahmen aufzuerlegen, die versteckt sind hinter verlockenden Versprechen, ein allgemeines Einkommen zu garantieren und die Schulden der einzelnen zu tilgen. Der Preis für diese Zugeständnisse des Internationalen Währungsfonds sollte der Verzicht auf Privateigentum und die Teilnahme an einem von Bill Gates in Zusammenarbeit mit pharmazeutischen Gruppen durchgeführten Impfprogramm gegen die Infektionen Covid-19 und Covid-21 sein, jenseits der riesigen wirtschaftlichen Interessen der Betreiber des Great Reset wird die Auferlegung der Impfung begleitet sein von der Verpflichtung zu einem Gesundheitspass und einem numerischen Ausweis, dessen Folge die Fortsetzung des Kontakts zur gesamten Weltbevölkerung sein wird. Jeder, der sich diesen Maßnahmen nicht fügen will, wird in Straflager gesperrt oder in eine Wohnung zwangseingewiesen, und sein ganzer Besitz wird konfisziert. 26)
Pater Barruel hatte richtig gesehen; er war voll und ganz Prophet in seiner Zeit, er verdient es heute mehr denn je, zu den Historikern der Zukunft gerechnet zu werden.
Anmerkungen: 1) 2 Bde., Editions de Chiré, 2013, lieferbar, in deutscher Übersetzung: „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus von Abbé Barruel“, erster bis vierter Theil, Münster und Leipzig 1800 – 1803. 2) Réponse de l auteur des Helviennes à une lettre anonyme et sans date (Bd. VI, S. 43-64) (Antwort des Autors der Helviennes auf einen undatierten anonymen Brief). 3) Diese 1760 von Abbé Dinouart gegründete Publikation war 1786 von Abbé de Montmignon wieder aufgenommen worden. 4) Im Jahre 1789 veröffentlichte er Lettres sur le divorce (Briefe über die Ehescheidung) und im folgenden Jahr Les Vrais Principes sur le mariage (Die wahren Grundsätze über die Ehe). 5) Mémoires…, Bd. I, S. 10, (Ausg. von 2005) 6) Mémoires…, Bd. I, S. 10 7) René Forestier, Les Illuminés de Bavière et la Franc-Maçonnerie allemande, Hachette, Paris, 1915 und Arché, Mailand, 2001, S. 687. 8) Mémoires…, Bd. I, S. 10 9) Über die maurerische und martinistische Einweihung Mouniers siehe Lemaire, Jacques, Les Origines françaises de l antimaçonnisme (1744-1797), Brüssel, éd. de l Université de Bruxelles, 1985, S. 102-106 (das Werk ist freimaurerfreundlich), über die Rolle Mouniers in der französischen Vorrevolution siehe Égret, Jean, La Révolution des Notables, Mounier et les Monarchiens 1789, Paris, Armand Colin, 1950. 10) Mounier, J. J., De l influence attribuée aus philosophes, aux franc-maçons et aux illuminés sur la Révolution en France, Tübingen, J. G. Cotta, 1801, S. 5 11) Ibid. S. 7-8 12) Ibid. S. 178 13) Ibid. S. 158 14) Vergl. diesen Brief Mouniers an Bottiger, zitiert von Baldensberger, Ferdinand, Le mouvement des idées dans l émigration française (1789-1815), Bd.2: Prophètes du passé – Théories de l avenir, Paris, Plon, 1924, S. 26, Anm. 1: Ich warte auf die Schriften von Bode über die Maurerei und den Bericht über seine Beziehungen zu den Pariser Logen… Ich rechne mit seinen Ratschlägen und seiner Beihilfe für die Verteidigung der Freunde der Menschheit und der Grundsätze der Toleranz und Gerechtigkeit gegen die Apostel des Aberglaubens und der Sklaverei.“ Es sei daran erinnert, dass Bode eines der führenden Häupter der Illuminaten von Bayern war! 15) Latreille, C., L opposition religieuse au Concordat de 1792 à 1803, Paris, Hachette, 1910, S. 234-235. 16) Entgegen einer Angabe der Biographie des hommes vivants von 1817, die er selbst dementierte, schrieb er nie etwas zugunsten der konsularischen Regierung, leistete auch Bonaparte keinen Eid und erhielt von ihm auch keinerlei Wohltat. Diese Verleumdung, die den Mann als politische Windfahne hinzustellen versuchte, um sein Werk in Misskredit zu ziehen, wurde mit ganz besonders bösem Willen von der Nouvelle biographie générale von Firmin-Didot 1859, vom Br. :. Alec-Mellor in seinem Buch Nos frères séparés :. les franc-maçons, Tours, Mame, 1961, S. 275 (Unsere getrennten Brüder :. die Freimaurer) und erst kürzlich von dem freimaurerischen Historiker Charles Porset in der Encyclopédie de la Franc-Maçonnerie, Paris, Le Livre de Poche, 2000, S. 66 (Stichwort Barruel). 17) Riquet, Michel, Augustin de Barruel…, S. 130-131 18) Ibid., S. 132 19) Bertier, Ferdinand de, Souvenirs inédits d un conspirateur, Révolution, Empire et première Restauration, présentés et annotés par Guillaume de Bertier de Sauvigny, Paris, Tallandier, 1990, S. 144. 20) Siehe Collaveri, François, La Franc-Maçonnerie des Bonaparte, Paris, Payot, 1982, und Napoléon empereur franc-maçon, Paris, Tallandier, 1986; in seinem ersten Buch untersucht der Autor, Doktor in Zeitgeschichte und Freimaurer, die Einweihung in die Freimaurerei bei den Bonapartes, die Art und Weise, wie Napoleon die Freimaurerei mit seiner Politik verbunden hat, und schließlich die Logen beim Militär und in der Verwaltung im von Napoleon besetzten Europa; im zweiten legt er dar, dass Napoleon in den Schottischen Ritus eingeweiht wurde. „Der formelle Beweis, der bis dahin fehlte, wurde durch folgende Information erbracht: Der Groß-Orient von Frankreich hat gerade die Urkunde der Aufnahme Napoleon Bonapartes in eine Loge von Malta im Jahre 1798 erworben“ (Faits et Documents. Lettre d’informations confidentielles d‘ Emmanuel Ratier, No 139, 1. Oktober 2002, S. 5) 21) Das hinderte den Br. :. Charles Porcet nicht daran zu schreiben: „Als Napoleon von der Insel Elba zurückkehrte, beeilte sich Barruel, ihm erneut den Treueeid zu leisten.“ (Encyclopédie de la Franc-Maçonnerie, S. 66) 22) Siehe Lozac hmeur, Jean-Claude, Fils de la Veuve. Recherches sur l ésotérisme maçonnique, Chiré-en-Montreuil, Editions de Chiré, 2002. Der Autor beweist darin auf wissenschaftliche Weise, dass die Freimaurerei eine aus einer der jüdisch-christlichen diametral entgegengesetzten Tradition entstandene Religion ist, dass der Gott, den sie anruft, Satan ist, der angebliche Freund der Menschen, und dass es ihr Ziel ist, die seit Babel zerstreute Menschheit zu sammeln und ihr durch die Revolution die kollektivistische Zivilisation des Goldenen Zeitalters wiederzugeben, wo jeder „frei“ und „glücklich“ sein wird. 23) Rede von Nicolas Sarkozy, Präsident der französischen Republik, bei der Vereidigung des ausländischen diplomatischen Korps am 16. Januar 2009: „Wir werden zusammen dieser Neuen Weltordnung entgegengehen, und niemand, ich sage richtig niemand wird sich ihr widersetzen können, denn durch die Welt hindurch sind die Kräfte im Dienst des Wechsels beträchtlich stärker als die Konservatismen und Fortschrittsfeindlichkeit.“ Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=xQeyvwIDLUw 24) Angekündigt vom Begründer und Präsidenten des Forums von Davos, dem deutschen Volkswirt Klaus Schwab, unterstützt von den Chefs der UNO und IWF. Anm. d. Red.: siehe den Artikel von Jacques Boisard, De l épidémie au Great Reset, in Nr. 764 (Dezember 2020) in unserer Schwesterzeitschrift Lectures Françaises. 25) Barruel, Mémoires…, Bd. II, S. 525 (Ausg. v. 1973) 26) – http://www.benoit-et-moi.fr/2020/2020/10/31/vigano-lettre-ouverte-au-president-des-etats-unis/
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