Buchbesprechungen:
Oliver Grohe: Ist der Stuhl Petri unbesetzt? Ist Franziskus Oberhaupt der Katholischen Kirche? 2019, 67 Seiten, Bestellungen bei Oliver.Grohe@gmx.de oder der Redaktion, auch las PDF-Datei.
Oliver Grohe: Die Zerstörungen im offiziellen Raum der Kirche. Sind die neuen Weiheriten noch gültig? Schreiben an den Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. H.H. Pater Pagliarani. 2020, 81 Seiten, Bestellungen bei Oliver.Grohe@gmx.de oder der Redaktion, auch las PDF-Datei.
In seiner ersten Schrift „Ist der Stuhl Petri unbesetzt?“ setzt sich der Autor ausführlich und umfassend mit den Argumenten auseinander, die heute gegen die Position der Sedisvakanz vorgebracht werden, um dann kenntnisreich und überzeugend anhand des Vatikanums I. und der wichtigsten Kirchenlehren die Argumente vorzulegen, die für die Position der Sedisvakanz sprechen. Dazu gehört selbstverständlich, daß ein häretischer Papst automatisch abgesetzt ist (Papa haereticus depositus est). Tatsächlich verliert er durch seine Häresie nämlich die Zugehörigkeit zur Kirche, wodurch er dann wieder dem Kirchenrecht unterliegt, da er „öffentlich vom Katholischen Glauben abfällt“ (CIC 1917 § 188). Dies gilt natürlich auch für Bischöfe. Fällt ein Papst vom Glauben ab, ist der Apostolische Stuhl bis zur Wahl eines Nachfolgers unbesetzt.
Klar und deutlich legt der Autor dar, daß ein Amtsverlust bei einem Häretiker unabhängig von der Kirche geschieht, da Christus mehrfach darauf hingewiesen hat, daß der, der an der ewig gültigen Lehre der Kirche etwas ändert, verdammt ist, und er hat ebenfalls gewarnt, daß diese falschen Propheten kommen werden, was in jedem vorkonziliaren Katechismus der Kirche zu lesen ist. Und warum sollte Gott es den wirklich Gläubigen zumuten, sich um das Heil ihrer Seelen willen einem Häretiker zu unterwerfen, der objektiv im Zustand der Verdammung und damit außerhalb der Kirche ist? Schließlich hat Christus die Garantie, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden nur Seiner Kirche gegeben, nicht aber dem Papst.
Im offiziellen Raum der Kirche ist heute keines der Zeichen mehr erkennbar, die die wahre römisch-katholische apostolische und heilige Kirche haben muß, sie ist daher nicht mehr die Kirche Christi. Das II. Vatikanische Konzil gründete eine Kirche ohne Religion und ohne Gott, es reicht beispielsweise die Einrichtung der Handkommunion und die Abwendung des Zelebranten vom Tabernakel und vom Kreuz hin zu den Menschen, um den Bruch mit der wahren Kirche zu erkennen, dafür braucht es nicht einmal ein Theologie-Studium.
Die Zerstörung der zweitausend Jahre alten Tradition der Kirche Christi und ein Häretiker wie Bergoglio auf dem Heiligen Stuhl, lassen nur einen Schluß zu: Mit dieser „Kirche“ gibt und kann es niemals eine Verständigung geben: als Mitglieder des katholischen Widerstands gehören wir ihr nur in dem Maße an, wie wir ihre obersten Repräsentanten schärfstens kritisieren, gegen ihre Anmaßungen, Blasphemien, Ketzereien und Fälschungen protestieren, uns gegen ihren Unglauben auflehnen und den uns von Christus gebotenen Widerstand leisten gegen das antikatholische Zerstörungswerk der Modernisten, Liberalen und Halbkonservativen. Diese „Kirche“ glaubt längst nicht mehr an Gott, sondern an die sogenannten „Menschenrechte“, eine infame Erfindung der antikatholischen, freimaurerischen Französischen Revolution, die in der Vendée fast eine Million katholische royalistische Bauern im Namen der sogenannten „Menschenrechte“ mitsamt ihren Familien massakrieren ließ, ein grauenhafter Völkermord, der niemals erwähnt wird. Und diese „Kirche“ faselt von der „Menschenwürde“ des Menschen ohne Würde, dies ist ihre neue Zivilreligion, und sie ist klar satanisch!
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Das zweite Büchlein beinhaltet eine Korrespondenz zwischen dem Autor und dem Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. H.H. Pater David Pagliarani, der dann seinerseits Pater Gaudron beauftragte, den Briefwechsel, der vom 5. Juni 2019 bis zum 16. November 2019 andauerte, fortzusetzen, und der in Oliver Grohes Schrift auf ausdrücklichen Wunsch von Pater Gaudron unverkürzt wiedergegeben wird. Es ist hier nicht der Raum, auf alle Argumente beider Seiten ausführlich einzugehen. Gegenstand der Auseinandersetzung ist dr Zweifel an der Gültigkeit der neuen Weiheriten, der sehr detailliert dargestellt wird und auch ohne große theologische und kirchenrechtliche Vorkenntnisse gut nachzuvollziehen ist. Festgestellt sei nur, daß bei der Neugestaltung der Liturgie, des Glaubens und der Sakramentsriten beim II. Vatikanum neben Protestanten auch die erbittertsten Feinde der Kirche, die Freimaurer, mitgewirkt haben. Man wollte wegkommen von dieser „gräßlichen Opferidee“ („Kardinal“ Bugnini) und war froh mit der neuen Liturgie „die idiotische Idee vom Opfer, die das Konzil von Trient der Kirche aufgehalst hat, los ist“, Der neue Ritus der Bischofsweihe von Paul VI. strich wesentliche Inhalte der Bischofsweihe, so daß selbst Erzbischof Lefèbvre 1978 von „Satans Meiserstück“ sprach und den Novus Ordo Missae scharf verurteilte, der untrennbar mit einem völlig neuen protestantisierten Meßritus, neuen Sakramentsriten und dem neuen Glauben an die „Zivilgesellschaft“, die „Menschenrechte“ und die Autonomie des Menschen, der sich von Gott abgewandt hat, einhergeht.
Die heute Priesterbruderschaft St. Pius X. scheint diese Beurteilung ihres Gründers inzwischen nicht mehr zu tangieren, und auch daß der Sühne-Charakter des Opfers nicht mehr bei der Priesterweihe erwähnt wird, womit auch die Gültigkeit der Sakramente in den Kapellen der Piusbrüder in Frage gestellt ist, wird von Pater Gaudron widersprüchlich und in Teilen mit einer klerikalistischen Überheblichkeit beantwortet. Zwar seien die in den neuen Riten vorgenommenen Änderungen „nicht zu begrüßen“, an der Gültigkeit der Weihen gebe es jedoch keinerlei Zweifel. Damit steht er im Gegensatz zu Weihbischof Tissier de Mallerais, der bei der Priesterweihe in Econe den neuen Weiheritus als „nicht katholisch“ bezeichnete und den allein gültigen und traditionellen Weiheritus praktizierte. In seiner letzten e-post bezeichnet Pater Gaudron den Autor wörtlich als „Werkzeug des Teufels, der Sie benutzt, um unter den Gläubigen der Tradition Verwirrung, Zweifel und Mißtrauen zu säen. Sie haben also allen Anlaß ,in sich zu gehen und Buße zu tun“. Abgesehen davon, daß auch ein römisch-katholischer Priester sich bei einer solchen Auseinandersetzung von derartiger Bedeutung und Ernsthaftigkeit zu mäßigen hat, ist wohl ziemlich klar, wer hier in sich zu gehen und Buße zu tun hat. Mit sektiererischem Klerikalismus überzeugt man nämlich niemanden, vor allem, wenn die eigenen Argumente auf derart wackeligen Beinen stehen.
Werner Olles
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Zeitschriftenkritik: Diakrisis
In Zeiten des Übergangs und der Unsicherheit schlägt auch die Stunde der pseudokritischen Blender, Glücksritter, Harlekine, Obskuranten, Selbstdarsteller und Subjekt-Feuilletonisten verschiedenster Coleur, mit einem Wort der Postmodernisten. Zwar ist der Begriff ein schillernder, oberflächlicher und bloß modischer – Benedikt XIV. hat ihn mit dem Terminus „Diktatur des Relativismus“ viel exakter beschrieben -, aber gleichzeitig handelt es sich auch um einen realen Epochenbegriff, der jedoch auf eine Epoche der Oberflächlichkeit und Beliebigkeit verweist. Der Postmodernismus kreiert inzwischen auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens - und selbstverständlich auch auf der des religiös-theologischen -, einen Positivismus dessen, was ist, sich aber in einem Zustand der ständigen Unwahrheit befindet. Insofern ist die Postmoderne nichts anderes als die „gute“ alte Moderne, die bloß nicht anständig sterben kann. Von der Philosophie über die Theologie bis zur Architektur und Medientheorie reicht das Spektrum der postmodernen Ausdrucksformen, das in Wahrheit nichts anderes darstellt als eine Mischung aus Selbstbetrug und ordinärer Roßtäuscherei.
In seinem Beitrag „Wahrheit in Zeiten der Postmoderne geht Harald Seubert in der aktuellen Ausgabe (März 2018) der im 39. Jahrgang vierteljährlich erscheinenden und von der „Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften“ (IKBG/ICN) herausgegebenen Zeitschrift „Diakrisis“ dem Wahrheitsrelativismus der Postmoderne auf den Grund. So habe bereits die antike Sophistik in Zweifel gezogen, „daß es die Wahrheit gebe, die für verschiedene Menschen bindend sei und nicht an einzelne Situationen gefunden sein dürfe.“ Doch hatten Sokrates und Platon erkannt, daß Wahrheit nicht in das Ermessen einzelner Menschen gestellt sein kann: Wahrheit ist etwas anderes als Meinung, sie verlangt ein umfassendes Wissen von der Welt.“ Daher sei bereits in der Antike der Wahrheitsbegriff eng mit der Gottesfrage verknüpft gewesen: „Es bedarf, so weiß Platon, des einen Gottes, der die Wahrheit hat.“ Doch die postmoderne Mentalität lege mehr Wert auf Schein und Inszenierung, als auf das Wesentliche, das dahinter liegen könne:“ Das freundliche, ungestörte Zusammenleben scheint mehr Wert zu sein, als der Kampf um die Wahrheit“ Doch Christen in postmodernen Zeiten sollten nicht zuerst dem Zeitgeist folgen sondern dem Geist Gottes, so das Resumeé des Autors.
Der Philosoph und Direktor der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein Daniel von Wachter befaßt sich in seinem Beitrag „Christlicher Wahrheitsanspruch im Zeitalter des Postmodernismus“ mit einschlägigen Autoren wie Francois Lyotard, Jaques Derrida, Michel Foucault und Richard Rorty, die einen „verzerrten Wahrheitsbegriff“ propagieren. Doch hatten die Aussagen dieser Postmodernisten nicht den Zweck etwas Richtiges zu sagen: „Sie wollen Aufmerksamkeit erregen, ablenken, verwirren, oder Menschen davon abhalten, sich um Vernunft zu bemühen und nach Wahrheit zu suchen.“ Zwar sei diese Suche oft hart und unangenehm, aber „die Indizien für die Existenz Gottes und für die Wahrheit des Evangeliums sind derart, daß sie nur auf den wirken, der sich die Mühe gibt, die Wahrheit zu suchen“. Christlicher Wahrheitsanspruch sei daher im Zeitalter des Postmodernismus wichtiger denn je: „In der Wahrheit liegt die Kraft“.Weitere Beiträge befassen sich mit „Ehe für alle“ - auch in der Kirche“ (Rainer Mayer, „Willkommenskultur oder Abschottung“ (Johannes Frey) und „Biblischer Archäologie“ (Andreas Späth und Pieter Gert van der Veen. Werner Olles
Kontakt: Schriftleitung Diakrisis, c/o. Andreas Spät. Pf 1131, 91502 Ansbach. Jahresabo 12.- Euro. www.ikbg.net
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