Über das hohepriesterliche Gebet Jesu
vom
hl. Augustinus
- 108. Vortrag über das Evangelium des hl. Johannes -
Über die Stelle: ""Ich habe ihnen
Dein Wort gegeben", bis dahin: "Damit auch sie geheiligt seien in der
Wahrheit". Joh. 17, 14—19.
1. Während der Herr noch zum
Vater redet und für seine Jünger bittet, sagt er: "Ich habe ihnen Dein
Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt". Das hatten sie noch nicht
erfahren durch ihre Leiden, die ihnen später zuteil wurden; aber er
sagt das in seiner Weise, indem er mit Worten der vergangenen Zeit
Zukünftiges vorausverkündet. Sodann die Ursache beifügend, warum die
Welt sie hasse, sagt er: "Denn sie sind nicht von der Welt, wie auch
ich nicht von der Welt bin". Dies ist ihnen durch die Wiedergeburt
verliehen worden, denn durch die Geburt waren sie von der Welt, weshalb
er zu ihnen schon früher gesagt hatte: "Ich habe euch von der Welt
erwählt" (Joh. 16, 19). Es ist ihnen also verliehen worden, daß, wie er
selbst, so auch sie nicht von der Welt wären, indem er sie von der Welt
befreite. Er aber war nie von der Welt, weil er auch nach der
Knechtsgestalt aus dem Heiligen Geiste geboren ist, aus dem jene
wiedergeboren sind. Denn wenn jene deshalb nicht mehr von der Welt
sind, weil sie aus dem Heiligen Geiste sind, so war er deshalb nie von
der Welt, weil er aus dem Heiligen Geiste geboren ist.
2. "Ich bitte nicht", sagt er,
"daß Du sie aus der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem
Bösen". Vorläufig nämlich mußten sie, obwohl sie nicht mehr von der
Welt waren, dennoch in der Welt sein. Er wiederholt denselben Gedanken:
"Sie sind nicht, sagt er, "von der Welt, wie auch ich nicht von der
Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit". So nämlich werden sie vor dem
Bösen bewahrt, und daß dies geschehe, darum hat er vorher gebeten. Man
kann aber fragen, wie sie denn nicht mehr von der Welt waren, wenn sie
noch nicht in der Wahrheit geheiligt waren; oder, wenn sie es schon
waren, warum er dann fleht, daß sie es seien. Etwa weil auch die
Geheiligten in derselben Heiligkeit zunehmen und heiliger werden,
jedoch auch dies nicht ohne die Hilfe der Gnade Gottes, sondern so, daß
jener ihren Fortschritt heiligt, der ihren Anfang geheiligt hat?
Deshalb sagt auch der Apostel: "Der in euch das gute Werk angefangen
hat, wird es vollenden bis zum Tage Christi Jesu" (Phil. 1, 6).
Geheiligt also werden in der Wahrheit die Erben des Neuen Testamentes,
von welcher Wahrheit die Heiligungen des Alten Testamentes
Schattenbilder waren; und wenn sie geheiligt werden in der Wahrheit,
werden sie selbstverständlich in Christus geheiligt, der wahrheitsgemäß
gesagt hat: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"(Joh. 14, 6).
Wiederum da er sagte: "Die Wahrheit wird euch frei machen", fügte er
gleich darauf eine Erklärung bei, wie er dies gemeint habe, indem er
spricht: ."Wenn euch der Sohn frei macht, dann werdet ihr wahrhaft frei
sein" (Joh. 8, 32, 36), um so zu zeigen, er habe das zuerst Wahrheit
genannt, was er nachher Sohn nennt. Was sonst also hat er auch hier mit
den Worten gemeint: "Heilige sie in der Wahrheit", als: Heilige sie in
mir?
3. Demgemäß fährt er fort und
unterläßt nicht, dies deutlicher einzuprägen. "Dein Wort", sagt er,
"ist Wahrheit". Was hat er damit anders gesagt als: "Ich bin die
Wahrheit"? Das griechische Evangelium nämlich hat "logos", was man auch
dort liest, wo es heißt: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei
Gott, und Gott war das Wort". Und gewiß, wir erkennen als den
eingeborenen Sohn Gottes das Wort, welches "Fleisch geworden ist und
unter uns gewohnt hat" (Joh. 1,1,14). Daher konnte auch hier gesetzt
werden, und in einigen Handschriften ist auch gesetzt: "Verbum tuum
veritas est", wie es in einzelnen Handschriften auch heißt: "In
principio erat sermo". Im Griechischen aber steht ohne allen
Unterschied dort und hier "logos". Also heiligt der Vater in der
Wahrheit, d.h. in seinem Worte, in seinem Eingeborenen, seine Erben und
dessen Miterben.
4. Aber jetzt spricht er noch
von den Aposteln; denn fortfahrend fügt er bei: "Wie Du mich in die
Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt". Wen hat
er gesandt als seine Apostel? Denn auch schon der Name "Apostel", was
ein griechisches Wort ist, bedeutet nichts anderes als der Gesandte.
Gott sandte also seinen Sohn nicht im Fleische der Sünde, sondern in
der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde (Röm. 8, 6), und sein Sohn
sandte diejenigen, die er als im Fleische der Sünde Geborene von der
Makel der Sünde reinigte.
5. Aber weil dadurch, daß der
Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, das
Haupt der Kirche geworden ist, jene seine Glieder sind, darum sagt er
im folgenden: "Und ich heilige mich für sie". Denn was heißt: "Ich
heilige mich für sie" als: Ich heilige sie in mir, da auch sie "ich"
sind? Denn diejenigen, von welchen er dies sagt, sind, wie bemerkt,
seine Glieder, und Haupt und Leib sind der eine Christus. Lehrt und
sagt ja der Apostel vom Samen Abrahams: "Wenn ihr aber Christi seid,
dann seid ihr also Same Abrahams", nachdem er vorher gesagt hatte: "Er
sagt nicht: Und den Samen als in vielen, sondern als in einem: Und
Deinem Samen, was Christus ist" (Gal. 3, 29. 16). Wenn also Same
Abrahams, d.i. Christus, was sonst wollen die Worte besagen: "Also seid
ihr der Same Abrahams", als: Also seid ihr Christus? Daher sagt
derselbe Apostel an einer andern Stelle: "Jetzt freue ich mich in den
Leiden für euch und ergänze in meinem Fleische, was den Trübsalen
Christi noch fehlt" (Kol. 1, 24 ). Er sagt nicht: meinen Trübsalen,
sondern "Christi", weil er ein Glied Christi war und in seinen
Verfolgungen, wie sie Christus in seinem ganzen Leibe erdulden mußte,
auch er dessen Trübsale nach seinem Anteile ergänzte. Und damit dies
auch an dieser Stelle feststehe, beachte das Folgende. Als er nämlich
gesagt hatte: "Und ich heilige mich für sie", fügte er, damit wir
erkennen sollten, er habe dies gesagt, weil er sie in sich heiligte,
alsbald hinzu: "Damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit". Was
heißt dies anders als: in mir, sofern die Wahrheit jenes Wort im Anfang
ist, das Gott ist? In diesem ist auch der Menschensohn selbst geheiligt
worden vom Beginn seiner Erschaffung an, da das Wort Fleisch wurde,
weil das Wort und der Mensch eine Person geworden ist. Damals also
heiligte er sich in sich, d.h. sich den Menschen in sich dem Worte,
weil das Wort und der Mensch ein Christus ist, der da den Menschen im
Worte heiligt. Wegen seiner Glieder aber sagt er: "Und ich für sie",
d.h. was auch ihnen zugute kommen soll, weil auch sie "ich" sind, wie
es auch mir zugute kam in mir, weil ich Mensch bin ohne sie. "Und ich
heilige mich", d.h. ich heilige sie als mich selbst in mir, weil auch
sie in mir "ich" sind. "Damit auch sie geheiligt seien in der
Wahrheit". Was heißt "auch sie" als: wie ich, in der "Wahrheit", was
ich selbst bin? Sodann beginnt er nicht bloß von den Aposteln, sondern
auch von seinen übrigen Gliedern zu reden. Das soll mit seinem
Beistande in einer andern Rede behandelt werden.
- 109. Vortrag über das Evangelium des hl. Johannes -
Über die Stelle: "Nicht für sie
aliein aber bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an
mich glauben werden". Joh. 17, 20.
1. Als der Herr Jesus beim
Herannahen seines Leidens für seine Jünger gebetet hatte, die er auch
Apostel nannte, mit welchen er das letzte Abendmahl gehalten hatte, von
dem der durch einen Bissen kenntlich gemachte Verräter hinweggegangen
war, und mit welchen er nach seinem Hinweggang, noch bevor er für sie
betete, schon manches geredet hatte, nahm er auch die übrigen hinzu,
die an ihn glauben würden, und sprach zum Vater: "Nicht für sie allein
aber bitte ich", d.h. für die Jünger, die damals bei ihm waren,
"sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden".
Darunter wollte er alle Seinigen verstanden wissen, nicht bloß jene,
welche damals im Fleische waren, sondern auch jene, welche künftig
leben sollten. Denn alle, welche später an ihn glaubten, glaubten ohne
Zweifel durch das Wort der Apostel, wie sie auch, bis er kommt, glauben
werden; zu ihnen hatte er ja gesagt: "Und ihr werdet Zeugnis geben,
weil ihr von Anfang bei mir seid"(Joh. 15, 27), und durch sie wurde das
Evangelium ausgebreitet, noch bevor es niedergeschrieben wurde, und
gewiß jeder, der an Christus glaubt, glaubt dem Evangelium. Also nicht
bloß diejenigen sind unter jenen zu verstehen, von welchen er sagt, daß
sie durch ihr Wort an ihn glauben werden, welche noch die Apostel
selbst zu ihren Lebzeiten hörten, sondern nach ihrem Hinscheiden haben
auch wir, die wir lange nach ihnen geboren sind, durch ihr Wort an
Christus geglaubt. Denn was sie, die damals bei ihm waren, von ihm
gehört haben, das haben sie den übrigen verkündet, und so ist ihr Wort,
damit auch wir glauben könnten, bis zu uns gelangt, wo immer seine
Kirche ist, und wird zu den Nachkommen gelangen, die da wo immer an ihn
glauben werden.
2. Es kann nun den Anschein
haben, daß Jesus in diesem Gebete nicht für alle Seinigen gebetet habe,
wenn wir seine Worte in demselben Gebete nicht sorgfältig betrachten.
Denn wenn er, wie wir bereits dargetan, zuerst für jene betete, die
damals bei ihm waren, nachher aber für jene, welche durch ihr Wort an
ihn glauben würden, so kann man sagen, er habe nicht gebetet für jene,
welche weder damals bei ihm waren, da er dies sprach, noch auch durch
ihr Wort später, sondern entweder durch sie oder auf irgendeine andere
Weise, jedoch schon vorher an ihn geglaubt hatten. Denn war etwa damals
Nathanael bei ihm? Oder jener Joseph von Arimathäa, der seinen Leichnam
von Pilatus begehrte, von dem eben dieser Johannes der Evangelist
bezeugt, er sei bereits ein Jünger von ihm gewesen (Joh. 19, 38)? Oder
Maria, seine Mutter, und andere Frauen, von welchen wir im Evange-lium
erfahren, sie seien damals schon seine Jüngerinnen gewesen? Waren etwa
damals bei ihm jene, von welchen derselbe Johannes der Evangelist
wiederholt sagt: "Viele glaubten an ihn"? (Joh. 2, 23; 4, 39; 7,
31; 8, 30; 10, 42) Denn wohin gehörte jene Menge derjenigen, die dem
auf dem Lasttier Sitzenden mit Zweigen teils vorangingen, teils folgten
und sagten: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn", und mit
ihnen die Knaben, von welchen nach seinem eigenen Zeugnisse
voraus-gesagt war: "Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast Du Lob
bereitet"? (Matth. 21, 7,16; Ps. 8, 3) Wohin die fünfhundert Brüder,
welchen er nach der Auferstehung nicht erschienen wäre (1 Kor.
15, 6), wenn sie an ihn vorher nicht geglaubt hätten? Wohin jene
hundertneun, welche mit den elf hundertzwanzig ausmachten, als sie
miteinander versammelt nach seiner Auffahrt den verheißenen
Heiligen Geist erwarteten und empfingen? (Apg, 1, 15; 2, 4)
Wohin gehörten alle diese als eben zu jenen, von welchen es heißt:
"Viele glaubten an ihn"? Also hat für sie der Heiland damals nicht
gebetet, weil er für die betete, die damals bei ihm waren und für die
anderen, welche durch ihr Wort nicht schon an ihn geglaubt hatten,
sondern in der Zukunft an ihn glauben sollten. Die Genannten waren
damals nicht bei ihm und hatten schon vorher an ihn geglaubt. Ich will
nichts sagen von dem greisen Simeon, der an das Kind glaubte (Luk. 2,
25 ff.); von der Prophetin Anna (Luk. 2, 37 ff), von Zacharias und
Elisabeth, die über ihn schon vor seiner Geburt aus der Jungfrau
weissagten (Luk. 1, 41-45; 67-69); von ihrem Sohne Johannes, seinem
Vorläufer, dem Freunde des Bräutigams, der ihn auch im Heiligen Geiste
erkannte und den Abwesenden verkündete und den Anwesenden andern zum
Erkennen zeigte (Joh. 1, 19-36; 3, 26-36) - diese übergehe ich, weil
man erwidern kann, es sei nicht notwendig gewesen, für solche
Verstorbene zu beten, die mit großen Verdiensten von hier geschieden
waren und aufgenommen der Ruhe sich erfreuten; denn dies wird ebenso
betreffs der alten Gerechten erwidert. Denn wer von ihnen hätte von der
Verdammung der Masse des Verderbens, das durch einen Menschen
eingetreten ist, gerettet werden können, wenn er nicht an den einen
Mittler zwischen Gott und den Menschen, der im Fleische kommen sollte,
durch Erleuchtung des Heiligen Geistes geglaubt hätte? Aber brauchte er
nur für die Apostel zu beten, und für so viele, die noch im Fleische
waren und damals sich bei ihm nicht befanden und schon vorher geglaubt
hatten, brauchte er nicht zu beten? Wer möchte das behaupten?
3. Es ist also so zu verstehen,
daß sie noch nicht so an ihn glaubten, wie er wollte, daß man an ihn
glaube. Hat doch auch selbst Petrus, dem er auf sein Bekenntnis hin:
"Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", ein so ehrenvolles
Zeugnis gegeben hatte, lieber gewollt, er solle nicht sterben, als daß
er glaubte, er werde nach seinem Tode wieder auferstehen, weshalb er
alsbald von ihm "Satan" genannt wurde (Matth. 16, 16,23). Für gläubiger
also werden die erfunden, die schon gestorben waren und durch
Erleuchtung des Heiligen Geistes an der künftigen Auferstehung gar
nicht zweifelten, als jene, die zwar schon geglaubt hatten, er werde
Israel erlösen, aber beim Anblick seines Todes alle Hoffnung, die sie
von ihm gehabt hatten, aufgaben. Nichts also glauben wir mit mehr
Recht, als daß, nachdem nach seiner Auferstehung durch die Erteilung
des Heiligen Geistes die Apostel belehrt und bestärkt und in der Kirche
zuerst als Lehrer aufgestellt waren, durch ihre Worte andere so
glaubten, wie man an Christus glauben mußte, d.h. daß sie den Glauben
an seine Auferstehung festhielten. Und darum gehörten auch jene, welche
schon an ihn geglaubt zu haben schienen, zur Zahl derer, für welche er
betete, indem er sprach: "Nicht für diese allein aber bitte ich,
sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden".
4. Aber es bleibt uns, was die
Lösung dieser Frage betrifft, noch der selige Apostel übrig und der
durch seine Verbrechen unmenschliche, am Kreuze gläubige Schächer. Der
Apostel Paulus nämlich erklärt von sich, daß er nicht von Menschen noch
auch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus zum Apostel
gemacht worden sei, und von seinem Evangelium redend, sagt er: "Denn
ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern
durch die Offenbarung Jesu Christi" (Gal. 1, 1. 12). Wie war er also
unter denjenigen, von welchen es heißt: "Sie werden durch ihr Wort an
mich glauben"? Jener Schächer aber glaubte damals, als in den Lehrern
selbst der Glaube, mag er auch wie immer beschaffen gewesen sein,
aufhörte. Auch er also hat nicht durch ihr Wort an Jesus Christus
geglaubt, und doch hat er so geglaubt, daß er den, welchen er
gekreuzigt sah, bekannte, und zwar nicht bloß als den, der auferstehen,
sondern auch herrschen werde, indem er sprach: "Gedenke meiner, wenn Du
in Dein Reich kommst" (Luk. 23, 42).
5. Somit bleibt nur übrig, daß
wir, wenn man glauben muß, der Herr Jesus habe in diesem Gebete für all
die Seinigen, die in diesem Leben, welches eine Versuchung ist auf
Erden (Job 7, 1), entweder damals waren oder künftig sein sollten,
gebetet, den Ausspruch: "Durch ihr Wort" so verstehen, daß wir darin
das von ihnen in der Welt gepredigte Wort des Glaubens angedeutet
finden; es sei aber ihr Wort genannt worden, weil es von ihnen zuerst
und vornehmlich verkündet wurde. Es wurde ja von ihnen schon verkündet
auf der Erde, als Paulus durch die Offenbarung Jesu Christi dieses ihr
Wort empfing. Daher verglich er auch mit ihnen das Evangelium, damit er
nicht etwa umsonst gelaufen wäre oder liefe, und sie gaben ihm die
Rechte, weil sie auch in ihm, obwohl nicht das durch sie ihm gegebene,
aber doch ihr Wort fanden, das sie schon verkündeten und worin sie
gegründet waren (Gal 2, 2, 9). Von diesem Worte der Auferstehung
Christi sagt derselbe Apostel: "Sei es nun ich oder seien es jene, so
predigen wir und so habt ihr geglaubt" (1 Kor. 15, 11); und wiederum:
"Das ist", sagt er, "das Wort des Glaubens, das wir predigen; denn wenn
du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem
Herzen glaubst, daß Gott ihn auferweckt hat von den Toten, wirst du
selig sein" (Röm. 10, 8 f.). Und in der Apostelgeschichte ist zu lesen,
daß Gott in Christus allen den Glauben bestimmt habe, da er ihn von den
Toten auferweckt habe (Apg. 17, 31).
Dieses Wort des Glaubens ist, weil es vornehmlich und zuerst von den
Aposteln, die mit ihm verbunden waren, gepredigt wurde, aus diesem
Grunde ihr Wort genannt worden. Denn es ist keineswegs deshalb nicht
das Wort Gottes, weil es ihr Wort genannt wird, da ja derselbe Apostel
sagt, die Thessaloniker hätten es von ihm angenommen, "nicht als
Menschenwort, sondern, wie es ist, wahrhaft als Gotteswort " (1 Thess.
2, 13). Darum also Gottes Wort, weil es Gott gegeben hat; ihr Wort aber
heißt es, weil es Gott zuerst und hauptsächlich ihnen zu predigen
anempfohlen hat. Und darum hatte auch jener Schächer in seinem Glauben
ihr Wort, welches als ihr Wort deshalb bezeichnet wurde, weil dessen
Verkündigung zuerst und vornehmlich zu ihrem Amte gehörte. Endlich als
von seiten der Witwen der Griechen ein Gemurmel entstand wegen der
Besorgung der Tische, noch bevor Paulus gläubig geworden war, da
antworteten die Apostel, die mit dem Herrn in Gemeinschaft gestanden
waren: "Es ist nicht gut, daß wir das Wort Gottes verlassen und den
Tischen dienen" (Apg. 6, 1 - 4). Da sahen sie die Ordination von
Diakonen vor, damit sie nicht vom Amte der Predigt des Evangeliums
abgezogen würden. Daher heißt mit Recht ihr Wort das Wort des Glaubens,
durch welche alle, von wem immer sie es gehört haben mögen, an Christus
geglaubt haben oder hören oder glauben werden. Also in jenem Gebete hat
unser Erlöser für alle, die er erlöst hat, mochten sie damals im
Fleische leben oder erst später kommen, gebetet, da er bei seinem
Gebete für die Apostel, die damals bei ihm waren, auch jene hinzufügte,
die durch ihr Wort an ihn glauben sollten. Was er aber nach Hinzufügung
dieser sagt, soll in einer andern Abhandlung dargelegt werden.
("Bibliothek der Kirchenväter" Bd. 19, Kempten und München 1914, S. 266-281)
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