Nachösterliche Gedanken
von Eberhard Heller
Wir haben dieses Jahr Ostern gefeiert, wie es bisher noch nicht begangen worden ist: wegen des Corona-Virus stand das öffentliche Leben still. Selbst die Reformkirche har den Hauch einer Gemeinschaft erlebt, die sich in der Vereinzelung, in der Diaspora behaupten muß, eine Situation, die für uns „Altgläubige“ seit Jahren bittere Realität ist. Darüber hinweg halfen auch nur bedingt die vielen Online-Angebote, die von den verschiedenen Glaubensgemeinschaften angeboten und gesendet wurden. Doch wenn wir uns auf das konzentrieren, was uns durch den Tod und die Auferstehung Christi geschenkt wurde, dann konnte in unseren Herzen auch eine ungebremste Freude entstehen: durch den Sühnetod, den Christus für unsere Sünden erlitten hatte, um uns die Möglichkeit zu eröffnen, an seinem Heil, dem ewigen Leben teilzunehmen, in das er uns durch seine Auferstehung mit hineinholen wollte. Karfreitag und Ostern sind nur zwei Seiten der gleichen Münze. Der Tod am Kreuz war die Bedingung für die Überwindung des Todes, des moralischen Todes, aber auch zugleich die Einladung für ein ewiges Leben in seinem Reich. Wie genau hat schon der Prophet Isaias Christi Leiden vorhergesagt: „Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. (...) Doch er wurde blutig geschlagen, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir alle irrten umher wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg. Der Herr aber lud alle unsere Schuld auf ihn. Er wurde misshandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. Er war stumm wie ein Lamm, das man zur Schlachtung führt. Und wie ein Schaf, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles widerspruchslos ertragen. Man hörte von ihm keine Klage. Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet.“ (Is. 53, 4-8) An Ostern aber jubelt die Kirche ob der Erlösung, die der auferstandene Christus uns gebracht hat. Sie jubelt in vielen Gesängen ihre Freude ob der seligen Schuld, die Christus auf sich geladen hatte. Wie der hl. Paulus sagt: „Christus ward für uns zur Sünde.“ “ Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt
und den Schuldbrief ausgelöscht mit seinem Blut, das er aus Liebe vergossen hat.
Gekommen ist das heilige Osterfest,
an dem das wahre Lamm geschlachtet ward,
dessen Blut die Türen der Gläubigen heiligt
und das Volk bewahrt vor Tod und Verderben. (Exsultet) Der hl. Paulus wird nicht müde, dieses Opfergeschehen zu verkündigten: „Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt
und den Schuldbrief ausgelöscht mit seinem Blut, das er aus Liebe vergossen hat.
Gekommen ist das heilige Osterfest,
an dem das wahre Lamm geschlachtet ward,
dessen Blut die Türen der Gläubigen heiligt
und das Volk bewahrt vor Tod und Verderben. (...) Und darum ist er der Mittler des Neuen Bundes, damit durch seinen Tod, den Er zur Erlösung von den unter dem ersten Bunde begangen Sünden erlitt, die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhielten in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Hebr. 9, 11 ff.) Nachdem Christus sein Erdenwerk vollbracht hat und in den Himmel aufgefahren ist, nachdem er die Apostel und Jüngern eingehend auf die Verwaltung seines Erbes eingestellt und eingewiesen hatte, hat er den Hl. Geist seiner Kirche als Stimme der Wahrheit zugesellt, damit er ihr Führer sein möge. Aber auch Christus verheißt uns seinen Beistand: „Seht, ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt.“ (Matth. 28,20) An Pfingsten feiern wir die Geburt der Kirche, die uns sein Heil vermitteln soll. |