"Es nahm also das Leben den Tod an, damit das Leben den Tod töte."
vom hl. Augustinus
Er (Christus) belehre uns weiter über das, was folgt: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben". Er wollte sich aussprechen, wer er sei; denn er hätte kurzweg sagen können: Wer an mich glaubt, hat mich. Denn Christus selbst ist wahrer Gott und das ewige Leben. Wer also an mich glaubt, sagt er, der geht in mich, und wer in mich geht, hat mich. Was heißt aber, mich haben? Das ewige Leben haben. Das ewige Leben hat den Tod angenommen, das ewige Leben wollte sterben, aber von dem Deinigen, nicht von dem Seinigen; er nahm von dir an, worin er für dich sterben sollte. Er nahm nämlich von den Menschen das Fleisch an, aber nicht nach der Weise der Menschen. Denn der einen Vater schon im Himmel hatte, erkor sich auf Erden eine Mutter; dort ist er geboren ohne Mutter, und hier ohne Vater. Es nahm also das Leben den Tod an, damit das Leben den Tod töte. Denn "wer an mich glaubt, sagt er, hat das ewige Leben“ (...). Denn das ewige Leben war, "das Wort, es war im Anfang bei Gott, und Gott war das Wort, und das Leben war das Licht der Menschen" (Joh. 1,4.). Er (...) gab auch dem angenommenen Fleische das ewige Leben. Er kam, um zu sterben, aber am dritten Tage stand er wieder auf. Zwischen dem annehmenden Worte und dem auferstehenden Fleische wurde mitten darin der Tod vernichtet.
"Ich bin, sagt er, das Brot des Leben." Und worauf waren jene stolz? "Eure Väter, sagt er, haben in der Wüste Manna gegessen, und sie sind gestorben." Worauf seid ihr stolz? "Sie haben Manna gegessen, und sie sind gestorben." Warum haben sie gegessen und sind gestorben? Weil sie, was sie sahen, glaubten, was sie nicht sahen, nicht erfaßten; darum sind sie eure Väter, weil ihr ihnen ähnlich seid. Denn was diesen sichtbaren und körperlichen Tod betrifft, meine Brüder, sterben wir etwa nicht, die wir das Brot essen, das vom Himmel herabkommt? Auch jene sind so gestorben, wie wir sterben werden, soweit es, wie bemerkt, auf den sichtbaren und fleischlichen Tod dieses Leibes ankommt. Was aber jenen Tod anlangt, vor dem der Herr uns schreckt, den ihre Väter erlitten haben, so hat auch Moses Manna gegessen, so hat auch Aaron Manna gegessen, so hat auch Phinees Manna gegessen, so haben auch noch viele andere davon gegessen, die dem Herrn wohlgefielen, und sie sind nicht gestorben. Warum? Weil sie die sichtbare Speise geistig auffaßten, geistig hungerten, geistig kosteten, um geistig gesättigt zu werden. Denn auch wir nehmen heute die sichtbare Speise, allein etwas anderes ist das Sakrament, etwas anderes die Kraft(Gnade) des Sakramentes. Wieviele nehmen vom Altare und sterben, und sie sterben gerade durch den Empfang. Daher sagt der Apostel: "Er ißt und trinkt sich das Gericht" (1 Kor. 11,29.). Denn nicht der Bissen des Herrn war ein Gift für Judas. Und doch empfing er ihn, und indem er ihn empfing, fuhr der Feind in ihn, nicht weil er etwas Schädliches empfing, sondern weil der Schlechte das Gute schlecht empfing. Sehet euch also vor, Brüder, esset das Himmelsbrot geistig, bringet ein reines Gewissen an den Altar. (...) Bevor ihr zum Altare hinzutretet, bedenket, was ihr sagt: "Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern" (Matth. 6,12.). Vergibst du, so wird auch dir vergeben werden; tritt zuversichtlich hin; es ist Brot, kein Gift. Aber siehe zu, ob du ver-gibst; denn wenn du nicht vergibst, lügst du und du lügst dem, den du nicht täuschen kannst. Belügen kannst du Gott, täuschen kannst du Gott nicht. Er weiß, was er zu tun hat. Er sieht dich innerlich, er erforscht dich innerlich, er durchschaut dich innerlich, er richtet dich innerlich, er verurteilt oder krönt dich innerlich.
(Augustinus: "Vorträge über das Evang. des hl. Johannes" 26, "Bibliothek d. Kirchenväter" Bd. 11, S. 36 f., |