Der Sauerteig der Welt „Die andere Seite Christi“
von Fr. Robert D. Smith übersetzt von Elisabeth Meurer
Ein Gefühl von Fatalismus hat sich beim amerikanischen katholischen Klerus so lange eingeschlichen, dass es jetzt weit verbreitet ist. „Was können wir tun? Die Gesellschaft selbst bricht zusammen. Wir tun unser Bestes. Wir lehren richtig über Christus. Wir lehren nur positiv, über die Freuden der Vereinigung mit Christus. Wir erwähnen nie das Negative, erwähnen nie Gottes gerechtes Urteil, erwähnen nie die Hölle. Aber wir machen es so richtig. Es gibt einen massiven Glaubensabfall, wenige Berufungen, wenige Konversionen, aber das kommt von den Auswirkungen der Verderbtheit der Gesellschaft. Die Welt ist verrückt geworden. Wir lehren richtig.“
Mitnichten! Um nur die positive Seite Christi zu zeigen, hat man stillschweigend – und oft unwissentlich – so gut wie zwei Drittel der Botschaft des Evangeliums unter den Tisch fallen gelassen. Riesige Abschnitte der Worte Christi werden beschönigt oder komplett weggelassen. Eigentlich sind relativ wenige der Worte Christi in den Evangelien ausschließlich positiv. Die falschen Lehrer des Christentums lösen dieses Problem, indem sie dauernd über die positiven Passagen reden unter Ausschluss alles übrigen. Der gute Hirte, der barmherzige Samariter, die Seligpreisungen, jene Worte über die Liebe, in denen kein Hauch von Warnung steckt – diese sind nur ein kleiner Teil der Worte Christi. Und doch ist Sonntag für Sonntag von ihnen die Rede – unter Ausklammerung der anderen.
Die vollständige Lehre Christi hat eine viel größere Wirkung als ein kleiner Teil davon, auch wenn es darum geht, die Welt im Allgemeinen zu verbessern. Wir Nachfolger Christi sind der Sauerteig der Welt (Mt 13; 33). Aber jener Sauerteig, die Lehre Christi, muss als Ganzes angenommen und als Ganzes weitergegeben werden, bevor sie irgendwelche wesentliche Wirkung auf die Welt haben kann. Eigentlich sind die Worte Christi, in denen es am direktesten um die Abkehr von der Sünde geht, genau diejenigen Worte, die am meisten ignoriert werden. Gerade jetzt wird ein Verbrecher, der herumläuft und Menschen erschießt, sollte er auf einen Priester prallen, der seine Religion erklärt, ihn nur allzu wahrscheinlich über Freude am Gebet und nichts anderes reden hören. Dies würde nichts bewirken.
Die einzige Art, jemanden zu bessern, ist nicht das Vorstellen der Freuden des Gebetes (...) Jede Erneuerung, sei sie groß oder klein, die Abkehr von schwerer oder weniger schwerer Sünde, muss mit Gedanken über Tod und Gericht beginnen, nicht mit solchen der Freude. Der Gründer der Jesuiten, St. Ignatius, hatte die richtige christliche Ansicht. Seine geistlichen Übungen, das klassische Einkehr-Handbuch der Jesuiten, beginnen nicht mit Tänzen voller freudigem In-die-Hände-Klatschen, sondern mit Meditationen über Tod und Gericht, Himmel und Hölle.
Und die größten Heiligen wussten dies, bis hin zu St. Petrus und St. Paulus. Und es kommt gerade in den Worten Christi selbst am stärksten zum Ausdruck. Auch wenn richtig über Christus gepredigt wird, wird Er immer noch von vielen abgelehnt werden. Aber ein wahres Apostolat, eines, das den gekreuzigten Christus (1 Kor 1; 23) predigt, wird niemals fruchtlos sein in dem Sinne, wie der Dienst eines guten Teils amerikanischer katholischer Priester jetzt fruchtlos ist. |