Buchbesprechung
Gott, Kirche, Welt und des Teufels Anteil
Ingo Langner im Gespräch mit Pater Franz Schmidberger von der Priesterbruderschaft St. Pius X. Patrimonium-Verlag, 52396 Heimbach 2017. 214 Seiten, 14,80 Euro
Vielen gilt sie als extrem konservativ und reaktionär. Der Regisseur und Publizist Ingo Langner hat mit Franz Schmidberger, dem Regens des Priesterseminars Herz Jesu der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) in Zaitzkofen ein längeres Interview geführt, zu dem Lorenz Jäger das Vorwort beisteuerte. Schmidberger gibt hier detailliert und freimütig Auskunft über das Selbstverständnis der Piusbrüder aufgrund ihrer Ablehnung des nach dem II. Vaticanum festgelegten Meßritus und verschiedener Aussagen des Konzils, über die Stellung zu den Päpsten, zur Religionsfreiheit und der aktuellen Situation zwischen den Leitungsgremien der FSSPX und der römischen Hierarchie, die möglicherweise auf eine Versöhnung in Form einer Personalprälatur hinauslaufen könnte. Damit würde der Piusbruderschaft wieder ein kanonischer Status zugestanden, den sie seit den Bischofsweihen durch ihren Gründer Erzbischof Lefebvre seit 1975 nicht mehr besaß. Ein hochinteressantes Buch, das allerdings einige Widersprüche nicht ausräumen kann. So erkennt die Piusbruderschaft zwar die nachkonziliaren Päpste von Johannes dem XXIII. bis hin zu Franziskus alias Herrn Bergoglio ausdrücklich als rechtmäßige Päpste an, behält sich aber das Recht vor, lehrmäßige Aussagen nicht zu akzeptieren und ihnen nicht zu gehorchen, falls diese nicht ihren traditionalistischen Ansprüchen genügen, weil sie entweder zu liberal oder zu modernistisch sind. Dieser merkwürdige Spagat ist allerdings nur schwer vermittelbar, denn Häresien und Apostasien sind und bleiben auch Häresien und Apostasien, und wenn ein Papst sie verkündet, ist dieser eben ein Häretiker und Apostat und damit automatisch abgesetzt. Ebenso bleiben die Piusbrüder die Antwort auf die Frage schuldig, wie denn die römisch-katho-lische Kirche als Heilsinstitution wieder aufgebaut werden soll, wenn man sich selbst darauf beschränkt in seinen Meßzentren und Kapellen die Heilige Messe nach dem Meßbuch von 1962 zu feiern, das bereits nicht mehr die volle katholische Wahrheit verkündet, ansonsten aber den Dingen ihren Lauf läßt. Die Hoffnung auf eine Rückbesinnung der vom wahren Glauben abgefallenen Hierarchie ist völlig illusorisch, doch an einem Neuaufbau der römisch-katholischen Kirche hat die Priesterbruderschaft St. Pius X. offenbar wenig bis gar kein Interesse. Mit dem jetzigen „Personal“ von den „Kardinälen“ Marx, Woelki und Kasper bis zu „Papst“ Franziskus ist das jedenfalls nicht zu machen. Die Konzilskirche wird sich dank sprudelnder Kirchensteuereinnahmen noch ein paar Jahrzehnte halten können, doch ihre Zukunft ist ziemlich klar: Sie wird in ihrem momentanen Zustand zwischen Atheisten und Mohammedanern zerrieben werden und mit viel Glück ein Nischendasein führen dürfen. Auf diese drängenden Fragen gibt das Buch leider keine Antwort. Auch wenn es verständlich ist, daß viele Katholiken mangels einer besseren Alternative eine heilige Messe der Piusbrüder bevorzugen, in der wenigstens der Ritus noch seine Schönheit und Ästhetik entfalten kann, anstatt in einer „Kirche“, die mehr einer Turnhalle ähnelt sich im Rundkreis mit dem Gemeindevorsteher vor einem windschiefen Kreuzchen zu versammeln und zu Klampfengesängen die Händchen reichen: Es muß schon etwas mehr passieren, damit Deutschland und Europa wieder blühende christliche Länder werden, und keine islamischen oder atheistischen Wüsten. Solange die FSSPX sich an diesem schweren und entbehrungsreichen Kampf für eine Rekonstituierung der römisch-katholischen Kirche nicht beteiligt, sondern sich so widersprüchlich und selbstbezogen verhält wie bisher, wird sich an dem erbärmlichen Zustand der Kirche vor allem in Deutschland nichts ändern und mehr und mehr Gläubige aus Verzweiflung zu den Orthodoxen Kirchen des Ostens abwandern.
Werner Olles
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