Buchbesprechungen:
Helmut Pflüger: Brandbrief an den Bischof
Die Klagen sind alles andere als neu, und nicht nur die „Einsicht“ hat seit vielen Jahren immer wieder auf die skandalösen und unhaltbaren Zustände in der Konzilskirche hingewiesen. Nun hat Helmut Pflüger, Historiker, Studiendirektor i.R. und Autor des Buches „Wölfe im Schafspelz. Irrwege christlicher Verkündigung im 20.Jahrhundert“ und nach eigener Aussage „tief gläubiger Laie“ in einem „Brandbrief“ an den Münsteraner Bischof Felix Genn seine „Besorgnis über den Zustand der Kirche in seiner Heimatdiözese und in Deutschland insgesamt“ ausgedrückt. Motiviert wurde er dazu durch Presseberichte, nach denen der Bischof ein Marketingunternehmen beauftragt hat, um zu erforschen, wie man die rasanten Kirchenaustritte stoppen könnte, deren Ursachen dieser in den Skandalberichten der Medien über die Mißbrauchsfälle durch kirchliche Mitarbeiter und den finanziell aus dem Ruder gelaufenen Kosten der Baumaßnahmen im Bistum Limburg sieht.
Nun sind die seit einem halben Jahrhundert andauernden Auflösungstendenzen innerhalb der Konzilskirche keineswegs auf o.g. Vorkommnisse zurückzuführen, sondern die wahren Ursachen liegen natürlich viel tiefer und sind mit Marketingmethoden kaum zu beseitigen. Tatsächlich wird die ohnehin am Boden liegende – und nur durch die Kirchensteuereinnahmen künstlich am Leben gehaltene – Konzilskirche, aber auch die christliche Religion insgesamt, heute von zwei Seiten bedrängt. Einerseits von den immer stärker werdenden und immer aggressiver auftretenden Mohammedanern und andererseits von den noch diktatorischer und totalitärer agierenden Liberalen. Linken, Freimaurern und Atheisten, die alle relevanten Medien und staatlichen Institutionen beherrschen. Der unverfälschte katholische Glaube fristet inzwischen ein Schattenda-sein und wird selbst in seiner Nischenexistenz von einer wild gewordenen Hetzmeute bedroht. Tragödien, wie die des Limburger Bischofs Tebartz van Elst, der ins Exil gezwungen wurde, obwohl sich die allermeisten Vorwürfe gegen ihn als frei erfunden entpuppten – die FAZ spielte hier eine besonders üble Rolle -, sind nur ein kleiner Teil des alltäglichen Horrors in der Konzilskirche. In Wahrheit mußte der Bischof gehen, weil er einen Pfarrer versetzen ließ, der ein Homopärchen getraut hatte und auch sonst nicht so recht in das Schema der Modernisten und Liberalen passte. Ähnlich erging es dem in den Medien als „Schlägertyp“ diffamierten Bischof Mixa, Bischof Haas von Chur, der dem liberalen Klerus von Zürich nicht passte, Bischof Kenn von St. Pölten und Weihbischof Wagner von Linz, der von seinem zu einem nicht unerheblichen Teil im Konkubinat lebenden Pfarrern in übelster Weise als „Fundamentalist“ diffamiert wurde.
Doch ist es natürlich die unsägliche Verwässerung des katholischen Glaubens nach dem Vaticanum II, als „der Rauch Satans durch irgendwelche Ritzen in den Tempel Gottes eingedrungen ist“ (Paul VI., der leider nicht unerheblich dazu beigetragen hat, in seiner Predigt am 29. Juni 1976). Es waren die Doppeldeutigkeiten und äußerst schwammigen Formulierungen der Konzilstexte, die den Boden bereiteten für theologische Strömungen, die nichts als Häresien waren und das gruselige, antikatholische Treiben großer Teile des Klerus, der Theologen und Religionslehrer förderten. Pflüger schildert Beispie-le, wie sich Schüler, die sich ihren Glauben nicht kaputt machen lassen wollen, vom Religionsunterricht abmelden und auch der sogenannten „Katholischen Jungen Gemeinde“ (KJG) verzweifelt den Rücken kehren, weil hier absurde Gender-Theorien, perverse Sexualpraktiken und ein „Menschenrecht auf Abtreibung“ gelehrt werden. Unwürdig auch das Schweigen der „Deutschen Bischofskonferenz“ zu dem mutigen Kampf der Lebensrechtler, die von den allermeisten „Hirten“ allein gelassen werden. Einzig der Salzburger Weihbischof Laun wagte es an einer Demonstration für den Lebensschutz teilzunehmen und den haßerfüllten Gegendemonstranten, einer ekelhaften Mischung aus Homo-Aktivisten und linksextremistischen Gewalttätern mit dem Kreuz Christi entgegenzutreten.
Pflügers Brandbrief sagt sedisvakantistischen, traditionalistischen und konservativen Katholiken gewiß nicht viel Neues, dennoch ist dem schmalen Band zu wünschen, daß vor allem junge Gläubige ihn zur Hand nehmen.
Werner Olles
Helmut Pflüger: Brandbrief an den Bischof. Fe-Medienvlg., Kisslegg 2015. 45 S., 3,95 €
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Zeitschriftenkritik: Civitas
„Naturrecht ist das Recht, das die Natur alle Menschen lehrt. Das Menschenrecht kann auf nichts anderes als auf das Naturrecht gegründet werden“ (Voltaire). Man kann von Voltaire manches lernen, wenn man aufhört ihn zu vergöttern wie die kleinen Voltaires von heute mit ihrer Umkehrung aller Werte. Leider scheiterte er auf eine tragische Weise am Christentum, obwohl er vieles war, nur eines nicht: ein Atheist. Doch Voltaires Satz über das Naturrecht können heute viele nicht mehr auf ihre Fahne schreiben. Heute gilt etwas anderes, das Raphael Hüntelmann im Editorial der aktuellen Ausgabe der dreimal jährlich erscheinenden Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen „Civitas“, die vom der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. nahestehenden „Civitas-Institut“ herausgegeben wird, folgendermaßen formuliert: „In allen Bereichen des gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens wird massiv gegen die menschliche Natur vorgegangen. Verwies noch vor 20 Jahren das Bundesverfassungsgericht bei verschiedenen Entscheidungen auf das „natürliche Sittengesetz“, so betont sein derzeitiger Präsident wir lebten nicht in einem „Gottesstaat“, sondern in einem „demokratischen Rechtsstaat“, in dem „die ausschließliche Quelle des Rechts der Mensch sei, der sich an keiner objektiven moralischen Vorgabe zu orientieren habe.“ So setzte sich in allen Bereichen eine naturrechtswidrige Haltung durch: Sei es die staatliche Lenkung der Erziehung durch Entmündigung der Eltern, die immer radikaler werdende Gender-Ideologie oder die Tötung hunderttausender Kinder im Mutterleib. „Man findet kein Ende in der Auflistung von Verbrechen gegen die menschliche Natur“. Zudem führe „die planvolle Vernichtung der Familie durch die Politik unter Führung der sogenannten „Grünen“ zur Zerstörung des Staates und aller Gemeinschaften“ (Hüntelmann). Tatsächlich kann man die gegenwärtige Unordnung keineswegs mit jener vergleichen, die die Welt nach dem Sturz des Römischen Reiches verheerte, sondern wir erleben heute – frei nach dem großen katholisch-monarchistischen, französischen Schriftsteller Georges Bernanos – nicht das natürliche Sterben einer großen menschlichen, nämlich der christlich-abendländischen Kultur, sondern die Geburt einer unmenschlichen Kultur, die alles Christliche zugunsten einer heidnischen Barbarei, die keinen Deut humaner ist als die kommunistische und nationalsozialistische Diktatur, hohnlachend auf dem Müllhaufen entsorgt.
Doch war die Intention der Gründerväter unseres Staates, die das Naturrecht ausdrücklich in den Grundlagen des Grundgesetzes verankern wollten, eine gänzlich andere. So wurden in den ersten 20 Artikeln des Grundgesetzes unveränderliche Gesetze festgelegt, die zu einem großen Teil dem Naturrecht folgen und das Gegenteil der heutigen abnormen Zustände darstellen. Fast alle diese Gesetze sind inzwischen entkernt, ausgehöhlt und entleert und durch eine neue totalitaristische Ideologie, die aus der 68er-Bewegung hervorging, ersetzt worden. In seinem Beitrag „Ist das Naturrecht antiquiert?“ zieht Walter Hoeres vom Siegeszug des Darwinismus, der sich von einer biologischen Hypothese zu einer Gesamtweltanschauung mauserte und die Schöpfungsgeschichte durch die Abstammungsgeschichte ersetzte, über die sich in ein Schlachtfeld von Meinungen verwandelte Anthropologie einen weiten Bogen bis zur Wiederkehr des Nominalismus, der für den atheistischen Humanismus der Gegenwart verantwortlich sei und die Distanzierung vom christlich-abendländischen Menschenbild möglich machte. So lasse der Nominalismus nur noch die äußere Beobachtung als Erkenntnisquelle gelten und habe kein Verständnis für den Zusammenklang von Wahrnehmung und Einsicht. Doch sei es der Grundfehler des Materialismus das geistige Leben nur als Ausfluß materieller Grundlagen zu sehen, anstatt die Existenz der Geistseele durch die große abendländische Philosophie anzuerkennen.
Werner Olles
Kontakt: Civitas-Institut. Postfach 2140, 53813 Neunkirchen-Seelscheid. Einzelheft 9 €, Jahresabo 25 €. www.civitas-institut.de |