Gehört der Islam zu Deutschland?
von Eberhard Heller
Die Ereignisse um die Terrorattacken auf die Redaktion des Satire-Magazins "Charlie Hebdo" und den jüdischen Supermarkt in Paris durch junge Islamisten, die in Frankreich geboren waren, die in dem Zeitraum vom 7. bis 9. Januar insgesamt 17 Todesopfer forderten - die erschossenen Terroristen mit eingeschlossen - haben in ihrer Reaktion da-rauf die ganze Verlogenheit offen gelegt, mit der die Debatte über Islam und Islamismus europaweit geführt wird.
So hat man sich kritiklos millionenfach mit den Machern von "Charlie Hebdo" solidarisch erklärt "Je suis Charlie" („Ich bin Charlie“) und deren Religionsverhöhnung, die nicht nur dem Islam, sondern auch dem Christentum galt, obwohl die Karikaturen aus diesem Magazin z.B. in den USA aus Rücksicht auf die Gefühlslage der Moslems nicht veröffentlicht wurden. Die Karikaturisten waren nicht Opfer einer Kampagne gegen die Pressefreiheit, sondern diese galt jenen Personen, die die religiösen Überzeugungen Andersgläubiger in den Dreck gezogen haben - das bringen auch die Proteste in der islamischen Welt zum Ausdruck nach Erscheinen der neuesten Nummer von "Charlie Hebdo". In Niger wurden allein 72 Kirchen zerstört! Und ich darf für mich in Anspruch nehmen: "Ich bin nicht Charlie".
Um wohl das Scheitern ihrer Integrationspolitik zu kaschieren, hatte Angela Merkel im Zusammenhang mit der Stellung der islamischen Bevölkerung in Deutschland am 12. Januar 2015 im Kanzleramt gesagt: "Der Islam gehört zu Deutschland", jenen fatalen Satz, den bereits vier Jahre vorher der damalige Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 aufgestellt hatte. Spiegel-Online vom 12.1.2015: "Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) räumt dem Islam einen festen Platz in der deutschen Gesellschaft ein. Bei einem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu im Berliner Kanzleramt sagte sie: "Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat gesagt: Der Islam gehört zu Deutschland. Und das ist so. Dieser Meinung bin ich auch." Und das unmittelbar nach den Pariser Anschlägen, bei denen sich die Attentäter eindeutig als Islamisten, d.i. Anhänger des Islam bekannten. Sie sollen gerufen haben: "Allahu Akbar!" ("Gott ist am größten")
Nicht nur, daß dieser Satz in der eigenen Partei, der CDU, auf große Ablehnung stieß, sondern auch für eine öffentliche Debatte um die Äußerungen jener Kanzlerin sorgte, die für sich in Anspruch nimmt, die Interessen aller Deutschen zu vertreten. In FOCUS-Online vom 20.1.2015 nimmt Thilo Sarrazin, der bekannte Politiker, der der deutschen politischen Elite bereits früher totales Versagen hinsichtlich des Umgangs mit Migranten vorgeworfen hatte, Stellung. "Thilo Sarrazin hat Kanzlerin Merkel wegen ihrer Aussage, der Islam gehöre zu Deutschland, kritisiert und die Pegida-Demos verteidigt. Der frühere SPD-Politiker stört sich vor allem daran, dass ein wachsender Teil der muslimischen Mitbürger in Europa die westliche Werteordnung nicht teilt."
Auch der Abgeordnete Bosbach kritisiert seine Chefin: „Der gesamte Islam mit all seinen Strömungen wie Islamismus und Salafismus gehört ebensowenig zu Deutschland wie die Scharia, die in weiten Teilen mit unserer Rechts- und Werteordnung völlig unvereinbar ist.“ Weiter soll er gesagt haben, welche Spielart des Islam sie - Merkel - denn meine, den terroristischen oder den friedlichen. Damit war zumindest eine ideologische Grenze gezogen. Im Zusammenhang mit unseren generellen Überlegungen zum Thema religiöser Grenzziehungen, die sowohl das moderne Judentum als auch den Islam betreffen, versuchen wir zu klären, ob es in der Tat eine solche Grenzziehung gibt, durch die man den Islam in zwei Varianten aufteilen kann, und ob sich eine solche Aufspaltung legitimieren läßt.
Ein Leser der EINSICHT, der schon Jahrzehnte mit uns in Verbindung steht und ein hervorragender Kenner des Islam ist, wovon sein Artikel in unserer Zeitschrift aus dem Jahre 2003 zeugt, hat mir einmal berichtet, daß sowohl der Ursprung des Koran und seine Authentizität als auch die Biographie Mohammeds keineswegs wissenschaftlich durchgehend für erforscht gelten dürfte, zumal sich an der religionswissenschaftlichen Aufarbeitung und Klärung der zentralen Fragen keine und nur sehr wenige Forscher aus dem Islam beteiligen würden. Diese Forschungsarbeit würde in der Hauptsache von westlichen Theologen (in der Diktion der Mohammedaner: von Ungläubigen) betrieben. So würde die Textlage des Koran, in dem sich teilweise Sentenzen, in denen von Allah als dem Barmherzigen die Rede ist, abwechseln mit Abschnitten, in denen Haßtiraden gegen Andersgläubige ausgestoßen werden, selbst schon dazu verführen, von zwei Autoren zu reden. Auch die Autorschaft eines Rabbiners wird diskutiert.
Unter diesen Voraussetzungen der ungenügenden Sachklärung lassen sich dann auch nur Erklärungen abgeben, die nur unter Vorbehalt gemacht werden können, also nur eingeschränkt gelten können.
Liest man nun einmal unvoreingenommen den Koran, der dem Islam als Offenbarungsschrift Allahs gilt, so lassen sich in ihm Aussprüche festhalten, in denen in verschiedenen Suren von der Barmherzigkeit Allahs die Rede ist (z.B. Sura Az-Zumar/Vers 53) und weitere Hadiths (d.s. Berichte über Allahs Güte: "Wahrlich, Meine Barmherzigkeit überwiegt Meinen Zorn." (Nummer des Hadith im Sahih Muslim [Nur auf Arabisch]: 4939)
Aber es lassen sich auch Aussprüche festhalten, in denen im Koran von Allahs Unbarmherzigkeit gesprochen wird, ja in denen er das Töten der Ungläubigen zur Pflicht macht. Ich führe nur einige auf: - Sure 2:191: “Und tötet sie, wo (immer) ihr sie (die Ungläubigen) zu fassen bekommt.” - - Sure 2:193 “Und kämpft gegen sie, bis niemand (mehr) versucht, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, und bis nur noch Allah verehrt wird” - Sure 4:91 “Und wenn sie sich nicht von euch fernhalten und euch (nicht) ihre Bereitschaft erklären, sich (künftig) friedlich zu verhalten, und ihre Hände (nicht vom Kampf gegen euch) zurückhalten, dann greift sie und tötet sie, wo (immer) ihr sie zu fassen bekommt!” - Sure 22, 10,20 „Für die Ungläubigen sind Kleider aus Feuer bereitet, und siedendes Wasser soll über ihre Häupter gegossen werden, wodurch sich ihre Eingeweide und ih-re Haut auflösen. Geschlagen sollen sie werden mit eisernen Keulen.“
Es lassen sich gut 200 solcher Stellen finden.
Man könnte angesichts dieser Textlage wohlwollend meinen, der Koran sei ambivalent. Es gebe die radikale Auslegung, die sich die Terroristen zu eigen machen (oder die ISIS-Leute, die sogar vorrangig gegen sogenannte liberale Mohammedaner vorgingen - so hat vor kurzem ein ISIS-Kommandeur deutscher Herkunft 13 Jungen erschießen lassen, weil sie ein islam-untypisches Fußballspiel im Fernsehen angeschaut hatten) und die gegen die Feinde des Islam den heiligen Krieg führen. Es gebe aber auf der anderen Seite auch die friedliebenden Moslems, die mit ihren nicht-muslimischen Nachbarn verbunden sein möchten.
Da eine solch ambivalente Betrachtungsweise des Islam, die ihren geistigen Nährboden u.a. in den Beschlüssen des II. Vatikans hat, wo in „Lumen Gentium“ u.a. der Absolutheitsanspruch der Kirche aufgegeben wurde zugunsten konkurrierender Religionsmodelle: Islam und Judentum. Als bestimmendes Moment wird die Aufgabe des Absolutheitsanspruches manifestiert in den Dokumenten des II. Vatikanums. In ihnen schlägt diese Auffassung durch, daß die Kirche nicht die allein seligmachende Heilsinstitution ist. So heißt es z.B.: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat" ("Nostra Aetate", Art. 3). Ferner: "Der Heilswille umfaßt aber auch die, die den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird" ("Lumen gentium", 16. Kap.) Hier wurde der Synkretismus installiert, mit dessen multikultureller Variante wir es im politischen Bereich zu tun haben. Und wegen der religiösen Fixierung in der Reformkirche müssen wir letztendlich zurückgehen auf dessen ursprüngliche Absicht, weil ohne Richtigstellung in diesem Bereich auch keine umfassende Lösung im politischen Bereich in Sicht kommen wird.
Es ist unbestritten, daß die meisten hier in Deutschland lebenden Muslime keineswegs zum Terror aufrufen würden. Die meisten nehmen an der allgemeinen Prosperität bei uns teil. Ohne diese gegenseitige Toleranz würde auch deren wirtschaftliche Situation gefährdet.
Aber kann man es bei der von der "Political Correctness" so gerne angeführten Ambivalenz des Islam belassen, der wie ein Januskopf auf der einen Seite die Fratze des Terrors zeigt, und auf der anderen uns das Lächeln des Wohlwollens entgegenstrahlt, wobei nach Meinung von Frau Merkel und Co. uns nur das freundliche Gesicht zugewandt ist. Keineswegs!
Allein unter Beachtung des deutschen Grundgesetzes hat selbst der Islam mit dem friedlichen Gesicht erhebliche Defizite, die das Lächeln zur Grimasse erstarren lassen. So ist die Position, die der Islam den Frauen zubilligt, grundgesetzwidrig, ebenso die Auffassung, wonach Verträge mit Ungläubigen, also mit dem kleinen Rest deutscher Bürger, laut den Vorschriften des Koran nicht eingehalten werden müssen.
Daß unsere muslimischen Mitbürger aus der Türkei oder den arabischen Ländern dennoch vertragstreu sind und bleiben, hebt die Auffassung des Islam als solchem nicht auf, zumal es auch hier in Deutschland massive Anstrengungen gibt zur Errichtung einer Parallelgesellschaft, eines deutschen Kalifates mit der Einführung der Scharia. Es gibt sogar Bestrebungen von anglikanischen Würdenträgern, die in der Tat für eine doppelte Rechtsprechung in England plädieren: für eine englische (wie bisher) und die Scharia.
Und wie schaut es bei uns aus? "Integration wird inzwischen selbst von manchen sich weltoffen dünkenden Amtsträgern, Politikern und Kirchenvertretern so verstanden, daß wir fremde Gebräuche bei uns integrieren sollen. Moslemischen Beerdigungsritualen wurde entgegen unseren aus hygienischen Gründen bewährten Gepflogenheiten ebenfalls nachgegeben wie es auch in einzelnen Bundesländern bereits größtes Entgegen-kommen bezüglich moslemischer Feiertage und etliches mehr gibt. Zunehmend werden religiöse Motive als Milderungsgrund bei Straftaten berücksichtigt. Die Herkunft der Täter wird nach Möglichkeit verschwiegen, um Ruhe zu bewahren, dabei quellen unsere Strafanstalten von “Nichtdeutschen” über. Probleme, wie die selbst von aufgeschlossenen Frauen moslemischen Glaubens angeprangerte Unterdrückung von Frauenrechten, Zwangsheirat, Ehrenmorde und der implizierte Gruppenzwang werden verschwiegen und beschönigt." (Alfred Degenbach in "Hintergründe" 1581 vom 9.1.2015)
Wie sich der Islam zeigt, dort wo er fast staatliche Hoheit und Anerkennung erfährt wie in Pakistan, ist die Christenverfolgung im Gange, selbst in der europa-nahen Türkei werden Christen im Namen des Islams zu Tode gefoltert. Man besuche nur einmal die Internet-Seite von "Open doors"(https://www.opendoors.de/) und lese dort die Stellungnahme zum Islam von Markus Rode: "40 der 50 auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex aufgeführten Länder haben muslimische Regierungen und sind vom Islam geprägt. Für die weltweit zunehmende Christenverfolgung gilt der islamische Extremismus als wesentliche Triebkraft. Markus Rode, der Leiter von Open Doors Deutschland, erinnert in seinem Kommentar vor dem Hintergrund der aktuellen Islamdebatte daran, wie verfolgte Christen den Islam erleben und wie ihre derzeitige Lebensrealität in islamischen Ländern konkret aussieht. Lesen Sie bei "Open doors" auch den Kommentar "Wie verfolgte Christen den Islam erleben".
Ein ehemaliger Kommilitone von mir, Mahmoud Zakzouk, der sich hier in München mit Fichtes Philosophie beschäftigt hatte, in der die Gewissensfreiheit einen sehr hohen Stellenwert einnimmt, und der als freundlich und zurückhaltend galt, forderte als nachmaliger Religionsminister in seinem Land die Todesstrafe für diejenigen, die z.B. vom Islam zum Christentum konvertieren (wollen).
Oder man denke an das Rechtssystem in Saudi-Arabien, dem Deutschland seine Panzer liefert, in dem ein kritischer Blogger zu 1000 Peitschenhieben verurteilt wird - eine Strafe, die er nicht überleben wird. So zeigt sich der ganz normale Islamismus dort, wo er Staatsreligion ist, wo es keine Unterschiede von Religion und Politik gibt, wo also im Namen Allahs bestraft wird. Es geht also nicht um die ISIS-Leute, die Andersgläubigen die Köpfe abrasieren.
Also gemeint sind die gemäßigten Islamvertreter, die ich vorher beschrieben habe, deren Einstellungen jedoch mit deutschem Recht nicht kompatibel sind, die gegen dieses massiv verstoßen, die dennoch von der Reform-Kirche gefeiert werden, weil sie "mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird". ("Lumen gentium", 16. Kap.)
Man will an einem Modell des Synkretismus festhalten bzw. auf politischer Ebene an dem des Multikulturismus, der einfach deswegen nicht funktionieren kann und wird, weil beide Religionen - das Christentum und der Islam - von nicht vereinbaren Grundprinzipien leben, die je verschiedene Kulturen geprägt haben, die different sind und bleiben, weil es keine Übereinstimmung gibt… außer eine Seite gibt ihre Identität auf.
Und damit sind wir wieder bei Frau Merkel. Wenn sie sagt, der Islam gehöre zu Deutschland, heißt das zugleich: die deutschen Grundwerte und -gesetze dürfen mißachtet werden, es dürfen Parallelgesellschaften entstehen, die Scharia käme in Geltung, die Zwangsverheiratung wäre ein ganz normaler Vorgang.
Soweit mir bekannt, hat Frau Merkel Naturwissenschaften studiert. Als solche kann sie uns, der deutschen Nation, etwas über die Vor- und Nachteile von Glühbirnen berichten. Aber sie sollte ihren Mund halten, wenn es um Fragen der Religion und der Kultur geht. Ihr leichtfertiges, gefährliches Geschwätz ist zwar nicht so gefährlich wie die Preisgabe von Gottes Absolutheitsanspruch durch die sog. Reform-Kirche, aber im politischen Alltag hat sie falsche Hoffnungen und Kräfte geweckt, die andere wieder eindämmen müssen.
Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland!!!
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