Offener Brief an Benedikt XVI.
Kann die Kirche den Islam als Religion anerkennen und Mohammed als Prophet betrachten?
von Magdi Cristiano Allam
Hinweis: Magdi Cristiano Allam stammt aus Ägypten und wurde 1952 geboren. Er hat sich als Journalist und Autor in Italien einen Namen und durch seine Artikel und Bücher über das Verhältnis der westlichen zur islamischen Welt auf sich aufmerksam gemacht. Er konvertierte zum katholischen Glauben. In der Osternacht 2008 wurde er von Benedikt XVI. getauft. Am 25. März 2013 hat Magdi Cristiano Allam mit einem offenen Brief seinen Austritt aus der katholischen Kirche bekanntgegeben. Darin hat er geschrieben, dass er zwar Christ bleibe, dass aber die Kirche zu schwach ist gegen den Islam. Er schrieb u.a “Es ist eine authentische selbstmörderische Verrücktheit, dass Johannes Paul II. so weit ging am 14. Mai 1999 den Koran zu küssen, [...]”). Seit 2009 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments. Hier sein
Offener Brief
Aus dem Italienischen übersetzt von DeIslam: http://deislam.wordpress.com
Ich wende mich direkt an Sie, den Stellvertreter Christi und das Oberhaupt der Katholischen Kirche, mit Ehrerbietung, als aufrichtiger Gläubiger im Glauben an Jesus und als unermüdlicher Vorkämpfer, Zeuge und Erbauer der christlichen Gesellschaft, um Ihnen meine höchste Besorgnis kundzutun wegen des schwerwiegenden religiösen und sittlichen Verderbnisses, das in den Schoß der Kirche eingedrungen ist. (Und dies) in einem solchen Ausmaß, dass selbst in der Spitze der Kirche gewisse hohe Prälaten und sogar enge Mitarbeiter von Ihnen offen und öffentlich die Rechtmäßigkeit des Islams als Religion unterstützen und Mohammed als Propheten beglaubigen, und an der Kirchenbasis weitere Priester und Pfarrer die Kirchen der Pfarreien in Gebetssäle und Versammlungsstätten für die islamischen Integristen und Extremisten verwandeln, die offensichtlich und unermüdlich die Strategie der Eroberung und des Territoriums predigen und die Idee eines christlichen Westens verfolgen, die, wie Sie selbst es definiert haben, “sich selbst hasst”, ideologisch krank ist an Nihilismus, Materialismus, Konsumismus, Relativismus, islamischer Korrektheit, ‚Gutmenschentum’, Laizismus, gesetzlichem Subjektivismus, Selbstverletzung, Gleichgültigkeit, Multikulturismus.
Es handelt sich um einen islamischen Eroberungskrieg, der den christlichen Westen in eine Bastion den islamischen Extremismus verwandelt hat, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass er terroristische islamische Selbstmörder mit westlichem Bürgerrecht “hervorbringt”, wo die ernsteste Bedrohung nicht so sehr jene der grausamen Kopfabschneider ist, die die Waffen ergreifen, als vielmehr jene der hinterhältigen Zungenabschneider, welche die Verstellung zu einem Gebot des islamischen Glaubens gemacht haben, indem sie einem islamischen Staat im Schoße eines Rechtsstaates Raum geben, auf der Basis eines weiten Netzes von Moscheen und Koranschulen, wo der Hass gepredigt wird, wo der Glaube an das sogenannte islamische “Martyrium” eingeschärft wird, wo die Gehirnwäsche praktiziert wird, um die Personen in Kämpfer des islamischen heiligen Krieges zu verwandelnund um islamische Wohltätigkeitswerke und Hilfsorganisationen, die - anstelle materieller Hilfeleistung - die Leute abzocken und unterwerfen. Es geht um islamische Banken, welche immer größere Happen der Finanzen und der Wirtschaft der Welt kontrollieren und das islamische Recht einführen; um wahre und eigentliche islamische Gerichte, welchen es in Großbritannien schon gelungen ist, die Scharia, das islamische Recht, aufzuzwingen, gleichgestellt dem Zivilrecht in Angelegenheiten des persönlichen und familiären Bereiches, auch wenn sie Urteilssprüche annehmen, die die fundamentalen Rechte des Menschen verletzen, wie die Legitimierung der Polygamie und die Diskriminierung der Frau. Das sind Fakten. Ob man sie glaubt oder nicht, ob sie gefallen oder nicht, es sind reale, objektive Tatsachen.
Diese islamische Eroberung der Geister und des Territoriums ist ermöglicht worden durch die extreme innere Schwäche des christlichen Westens: es sind zwei Seiten der selben Münze. Unser Westen erweist sich je länger desto mehr als ein Koloss des Materialismus mit tönernen Füßen, der - weil ohne Seele - in einer tiefen Wertekrise steckt, der die eigene Identität verrät, indem er die geschichtliche und objektive Wahrheit der jüdisch-christlichen Wurzeln der eigenen Kultur nicht anerkennen will. Es ist ein ideologisch und konkret mit der Avantgarde des islamischen Eroberungsheeres heimlich zusammenarbeitender Westen, der danach trachtet, den Mythos und die Utopie der “Ummah”, der islamischen Nation (Weltgemeinschaft) wieder auszugraben, indem sie sich auf den Koran beruft, der den Hass, die Gewalt und den Tod legitimiert. Indem er das Denken und Handeln Mohammeds preist, welcher das Beispiel gegeben hat, grausame Verbrechen zu begehen, wie jenes, das ihn als persönlichen Beteiligten sah an dem Gemetzel und an der Enthauptung von mehr als 700 Hebräern des Stammes der Banu Quraizah im Jahre 627 vor den Toren Medinas.
Nun denn, Ihre Heiligkeit, wie kann man sich nicht Rechenschaft darüber geben, dass die Disponibilität oder noch schlimmer die Zusammenarbeit mit dem Islam als Religion, - die trotz des Anscheins die christliche Liebe gegenüber den Muslimen als Personen in Gefahr bringt -, darin gipfelt, den Glauben an den Gott zu verleugnen, der Mensch geworden ist, und an das Christentum, das Zeugnis für die Wahrheit, das Leben, die Liebe, die Freiheit und den Frieden ist? Darum geht es, warum es heute lebenswichtig ist für das gemeinsame Wohl der katholischen Kirche, für das allgemeine Interesse der Christenheit und sogar der westlichen Zivilisation, dass Sie sich in klarer Weise und verpflichtend aussprechen für die Gesamtheit der Gläubigen bezüglich der Grundfrage nach dem Grund für dieses vergiftende, religiöse und sittliche Abdriftens. Denn dadurch wird die Kirche diskreditiert, indem sie die Gewissheiten der Werte und der Identitäten des christlichen Westens zerstört, was zum Selbstmord unserer Zivilisation führt. Ist es denkbar, dass die Kirche den Islam substantiell als Religion legitimiert, indem sie sich so weit herablässt, dass sie Mohammed für einen Propheten hält?
Ihre Heiligkeit, ich werde mich darauf beschränken, Sie auf zwei kürzlich erlebte Episoden hinzuweisen, deren Zeuge ich gewesen bin. Am vergangenen Mittwoch, 15. Oktober 2008, hat mir der Erzbischof von Brindisi, Monsignore Rocco Talucci, die Ehre gewährt, bevor er mich am Sitz der Erzbischöflichen Kurie gegen 17 Uhr und eine halbe Stunde hernach empfing, an der Präsentation der Autobiographie meiner Bekehrung vom Islam zum Katholizismus “Grazie Gesù” im Saal der Handelskammer von Brindisi teilzunehmen. Organisatorin des Ganzen war meine Freundin Mimma Piliego, Ärztin für Allgemeinmedizin, Volontaristin beim Seminar Papst Benedikt XVI und bei der Emmanuel-Gemeinschaft, die sich der Wiedereingliederung von Drogenabhängigen widmet. Ich habe sie in “Grazie Gesù” als eine der Glaubenszeuginnen zitiert, die mich wegen ihrer Spiritualität fasziniert hat. Der Erzbischof ist mir sofort als ein feiner Diplomat vorgekommen, darauf bedacht, stets Pro und Kontra jeder Situation abzuwägen, im Versuch alle zufriedenzustellen und niemanden zu verärgern. (...) Es liegt denn an meiner Disponibilität, die gegenüber dem Verständnis der Gründe anderer abgenommen hat, als Erzbischof Talucci nach der Präsentation meines Buches das Wort ergriff und Mohammed zu einem Propheten erklärte und den Islam substantiell als Religion legitimierte, als “Ausdruck des Verlangens des Menschen, sich zu Gott zu erheben”. Es ist absolut nicht meine Absicht, aus dieser Äußerung des Erzbischofs Talucci einen persönlichen Fall zu konstruieren. Denn es ist überhaupt kein isolierter Fall. Wäre dem so! Leider ist es eine weit verbreitete Einstellung, die im Schoße der heutigen katholischen Kirche Raum gewinnt.
Die zweite Episode betrifft den Kardinal Jean-Louis Tauran, den Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Als er beim Meeting von „Comunione e Liberazione“ in Rimini am 25. August 2008 im Verlaufe einer Pressekonferenz, die der öffentlichen Begegnung mit dem Titel “Die Bedingungen des Friedens” vorausging, die These wiederholte, die von ihm schon in der Vergangenheit vertreten wurde, gemäß welcher die Religionen schon in sich selber “Friedens-Faktoren” seien, dass sie aber Angst erweckten wegen “einiger Gläubiger”, die “ihren Glauben verraten” hätten, während in Wirklichkeit alle Religionen “Träger einer Botschaft des Friedens und der Brüderlichkeit” seien.
Die These des Kardinals Tauran bedeutet, dass alle Religionen system-immanent gut seien, also auch der Islam. Daraus folgt, dass wenn heute der islamische Extremismus und Terrorismus die hauptsächliche Bedrohung für die internationale Sicherheit und Stabilität geworden sind, dies einer “bösen” Minderheit anzulasten wäre, die den “wahren Islam” in verzerrter Weise interpretieren würde, während die Mehrheit der Muselmanen “gut” wäre in dem Sinne, dass sie die unverhandelbaren grundlegenden Rechte und Werte, die der allgemeinen Zivilisation des Menschen zugrunde liegen, respektieren würde.
Die objektive Realität - ich sage es in aller Ruhe und beseelt von einer konstruktiven Absicht - ist genau das Gegenteil dessen, was Kardinal Tauran sich einbildet. Der islamische Extremismus und Terrorismus sind die reife Frucht derer, die - beginnend mit der Niederlage der arabischen Heere vom 5. Juni 1967 im Krieg gegen Israel, welche den Untergang der laizistischen, sozialistischen und kriegstreiberischen Ideologie des Pan-Arabismus angekündigt hat -, das Banner des Pan-Islamismus gehisst haben und die immerzu getreuer sein wollten gegenüber dem Diktat des Korans und dem Denken und Handeln Mohammeds. Die Wahrheit ist also die, dass der islamische Extremismus und Terrorismus aufs tiefste dem “wahren Islam” entsprechen, der eine Einheit bildet mit dem Koran, der seinerseits ein einheitliches Ganzes bildet mit Allah, d.h. einem unerschaffenen, gottgleichen Werk, so wie es dem Denken und Handeln Mohammeds entspricht.
Die Wurzel des Übels ist also nicht eine Minderheit von “bösen” Menschen, die verantwortlich wären für den allgemeinen Niedergang, während die Religionen alle gleich “gut” wären. Die Wahrheit ist, dass die Religionen verschieden sind, während die Menschen, – jenseits des Glaubens und der Kultur, auf die sie sich beziehen – übereinkommen könnten in der Beachtung von gemeinsamen Regeln und Werten. Die Wahrheit ist, dass das Christentum und der Islam total verschieden sind: der Gott, der Mensch wurde in Jesus, der das Leben, die Wahrheit, die Liebe und die Freiheit mit anderen Menschen teilte bis zum Opfer des eigenen Lebens, hat nichts gemein mit Allah, über den der geschriebene Text im Koran aussagt, daß er sich auf willkürliche Weise den Menschen aufzwingt und eine Ideologie und eine Praxis des Hasses, der Gewalt und des Todes legitimiert hat, befolgt von Mohammed und seinen Nachfolgern, um den Islam auszubreiten.
Die Wahrheit - ich sage es auf der Grundlage der Objektivität der offensichtlichen Realität und des Bewusstseins in Verbindung mit der direkten Erfahrung - ist die, dass es keinen “moderaten Islam” gibt, wie dies von Kardinal Tauran behauptet wird, während es gewiss “gemäßigte Muslime” gibt. Dies sind alle jene Muslime, die gleich irgendwelchen andere Personen die grundlegenden Rechte des Menschen und jene Werte, die nicht verhandelbar sind, respektieren, da sie das Wesentliche unserer Menschheit berühren: die Heiligkeit des Lebens, die Würde der Person, die Freiheit der Wahl.
Die bittere Wahrheit ist, dass jener Teil der Kirche krank ist, der infolge des Relativismus und des Hangs nach islamischer ‚correctness’, islamischer zu werden als selbst die Islamisten. Ich frage mich, ob sich die Kirche bewußt ist hinsichtlich der begangenen Willkür, indem sie die These eines geschaffenen Korans anstatt eines unerschaffenen übernimmt, mit dem Ziel, die Interpretation und geschichtliche Kritik der Verse zu erlauben, also der Darstellung eines Islams, wo Glaube und Vernunft vollkommen kompatibel wären, indes geschichtlich gesehen die Mehrheit der Muslime bis heute an einen unerschaffenen, Allah-gleichen Koran glaubt, in welchem die Verse einen absoluten, universalen, ewigen, unveränderbaren Wert haben? Wie kann sich die Kirche hergeben zum Spiel jener, die instrumental und ideologisch den Inhalt und die Botschaft des Korans aus dem Kontext herausnehmen, ausgliedern, willkürlich auswählen zum Zwecke, verschiedene Verse herauszustreichen, die sie extrapoliert aus dem, was vorangeht und was folgt, die es ermöglichen würden, die Existenz eines “moderaten Islams” zu behaupten? Wie kann die Kirche substantiell einen sogenannten “moderaten Islam” legitimieren, wenn sie dabei eine abscheuliche und kriminelle Persönlichkeit akkreditiert, die keinerlei Bedenken hatte, zu allen Mitteln zu greifen, einschließlich der Ausrottung jener, die dem Islam nicht beitraten, um sie seinem Einfluß zu unterwerfen?
Ich frage mich, ob sich die Kirche bewußt ist, wenn sie nicht geltend macht und auf der Einzigartigkeit, der Absolutheit, der Universalität und der Ewigkeit der Wahrheit in Christus besteht. Es ist unfaßbar, dass sie damit endet, Komplizin in der Konstruktion eines Welt-Pantheons der Religionen zu werden, wo alle meinen, dass jede Religion Bewahrerin eines Teiles der Wahrheit sei, auch wenn jede Religion sich selbst das Monopol der Wahrheit beimisst? Wie kann man angesichts der Tatsache verwundert sein, dass das Christentum - auf die gleiche Stufe gesetzt mit Tausenden von Religionen und Ideologien, die die unterschiedlichsten Antworten geben auf die spirituellen Bedürfnisse - aufhört zu faszinieren, zu überzeugen und die Köpfe und die Herzen selbst der Christen zu gewinnen, die deswegen die Kirche in immer größerer Anzahl verlassen und ihnen fern bleiben, die von der Priesterberufung zurückschrecken und noch allgemeiner gesprochen: die religiöse Dimension aus dem eigenen Leben geradezu ausschließen?
Für mich ist das Christentum nicht eine “bessere” Religion als der Islam, oder die “vollkommenere” Religion der “vollendeten” Botschaft angesichts eines Islams, den man als eine “unvollständige” Religion mit einer “unvollkommenen” Botschaft betrachtet. Für mich ist das Christentum die einzig wahre Religion, weil Jesus wahrer Gott ist, der Mensch wurde und der Zeugnis ablegte inmitten von uns Menschen mittels guter Werke, der Wahrheit, der Herrlichkeit, der Vernünftigkeit und der Güte des Christentums. Für mich ist der Islam, der einen nur menschlichen Jesus anerkennt, der deshalb das Chri-stentum als Häresie verurteilt, weil es an die Gottheit Jesu glaubt, weil es an das Dogma der Allerheiligsten Dreifaltigkeit glaubt, also an eine falsche Religion, die nicht inspiriert ist von Gott, sondern vom Dämon.
Für mich verdirbt der Islam, der den Vorschriften des Koran gehorcht und die Taten Mohammeds nachahmt, den Geist jener, die sich unterwerfen und den Leib derer töten, die sich einer natürlicherweise gewalttätigen Religion verweigern, die sich geschichtlich als agressiv und konfliktträchtig erwiesen hat, gänzlich inkompatibel mit den Grund-Werten der gemeinsamen menschlichen Zivilisation.
Gerade meine Erfahrung als “moderater Muslim”, der von einem “moderaten Islam” träumte, hat mich verstehen lassen, dass man sehr wohl ein “moderater Muslim” als Person sein kann, aber dass es in der Tat keinen “moderaten Islam” gibt. Wir müssen deshalb unterscheiden zwischen der Dimension der Person und jener der Religion. Mit den gemäßigten Muslimen, ausgehend von der Achtung der grundlegenden Rechte des Menschen und dem gemeinsamen Teilen der nicht verhandelbaren Werte unserer Menschheit, kann man einen Dialog führen und daran arbeiten, das zivile Zusammenleben zu befördern. Aber wir müssen uns befreien vom verbreiteten Irrtum, der sich einbildet, dass man, um die Muslime zu lieben, den Islam lieben müsse, dass man, um sich in würdiger Form mit den Muslimen zu begegnen, dem Islam eine gleiche Würde beimessen müsse. Ihr Heiligkeit, Benedikt XVI., die Kirche, das Christentum und die westliche Zivilisation sind heute im Begriff unterzugehen wegen des Umsichgreifens der internen Wunde des Nihilismus und des Relativismus derer, die die eigene Seele verloren haben, unter dem Druck eines aggressiven Eroberungskrieges des islamischen Extremismus und Terrorismus, nebst der Entgleisung einer Welt, die sich globalisiert hat und sich begeistert an der westlichen Modernität, aber nur an ihrer materialistischen und konsumistischen Dimension, während sie keineswegs ihre spirituelle und wertmäßige Dimension angenommen hat. (...) Von der Redaktion überarbeitet.
Magdi Cristiano Allam |