Asche, Feuer - Gibt es Gott?
von R. F. Schmidt
Fortsetzung:
f. Und was ist über den „Vater“ jenes Jesus von Nazareth ausgesagt?
"Ihr seid im Irrtum und versteht weder die Schrift noch die Macht Gottes (....) Gott ist doch kein Gott der Toten, sondern der Lebendigen: (NT, Matthäus 22, 29 und 33)
Diese Aussagen - Gott, der Gott der Lebenden, der in seiner Macht nicht zu Erfassende - setzen selbstverständlich einen lebendigen Gott, eine lebendige erste und stets fortwirkende Ursache der Ursachen voraus und deckt sich mit der von der Vernunft erkannten Tatsache der lebendigen außerweltlichen wirkmächtigen Ursache alles mit den Sinnen zu erfahrenden Seins.
"Gottes Geist schwebte über den Wassern." (AT, Genesis 1, 2) "Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten." (NT, Johannes 4, 24)
Diese Aussage - Gott, die Ursache des Kosmos ist Geist - deckt sich mit der von der Vernunft erkannten Tatsache jener notwendig planenden und also in Geistestätigkeit befindlichen Ursache alles mit den Sinnen zu erfahrenden Seins.
g. Und was ist über die Weltzeit ausgesagt?
"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde." (AT, Genesis 1, 1)
Diese Aussage - der Kosmos hat einen Anbeginn, einen Anfang, er ist (zunächst) Wirkung - deckt sich mit der von der Vernunft erkannten Tatsache der Veränderlichkeit und also der Anfänglichkeit der Materie und der Tatsache einer notwendigen Ursache dieses Kosmos, und sie benennt diese Ursache: Gott.
"Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." (NT, Matthäus 24, 35)
Diese Aussage über die Vergänglichkeit des Kosmos deckt sich mit den Beobachtungen der Einzeldinge, von der aus der Schluss auf das nicht in allen Teilen bekannte Ganze, die Endlichkeit der mit den Sinnen zu erfahrenden Dinge, nahe liegt.
h. Warum hat die außerweltliche Ursache den Kosmos, Himmel und Erde erschaffen - Warum sind wir geworden?
Und Gott sprach: „Lasset uns Menschen machen als unserem Bild nach unserem Gleichnis! Herrschen sollen sie über des Meeres Fische, über des Himmels Vögel, über das Vieh auf der ganzen Erde überall und über alle Himmelwesen, die auf Erden wimmeln!“ Und Gott schuf den Menschen als sein Bild (AT, Genesis 1, 26 und 27).
"Und Gott sah alles, was er gemacht hatte. Und sehr gut war es. So ward Abend und ward Morgen. Ein sechster Tag." (AT, Genesis 1, 31),
"Denn wie ein Stäubchen an der Waage, so ist vor Dir die ganze Welt, und wie ein Tautropfen, der morgen zur Erde fällt. Doch Du bist gegen alle voll Erbarmen; Du kannst ja alles, darum zeigst Du Nachsicht mit der Menschen Sünden, sofern sie Buße tun. Du liebst ja alles, was da ist, verabscheust nichts von dem, was Du gemacht. Denn hättest Du etwas gehasst, so hättest Du es nicht erschaffen. Wie könnte etwas sein, wenn Du es nicht gewollt? Wie könnte etwas sich erhalten, wenn es von Dir ins Dasein nicht gerufen wäre? Doch schonst Du alles, weil es Dir gehört, Herr, Freund des Lebens. In allem ist Dein Geist, der unvergängliche. Darum strafst Du Fehlende nur mäßig und warnest sie, erinnerst sie an das, worin sie fehlten, damit sie von der Bosheit lassen und, Herr, an Dich allein nur glauben." (AT, Weisheit 11, 22 - 26; 12, 1 und 2),
Diese Aussage - Gott erschafft sein Werk aus reiner Zuneigung als sein Abbild - deckt sich mit der von der Vernunft nahe gelegten Motivation des Schaffenden: der Zuneigung zu seinem Werk.
i. Warum aber sollte der alles planende Geist Mensch geworden sein?
"Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war." (NT, Lukas 19, 10; Matthäus 18, 11); "Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören." (NT, 1. Johannesbrief 3, 8);
j. Inwiefern sollte die Verbindung zwischen der außerweltlichen Ursache und der Welt irgendwie „gebrochen“ sein; warum ist der Mensch verloren gegangen; warum müssen „die Werke des Teufels zerstört“ werden?
Dazu Spirago: Der Teufel in seinem Wirken, Verlag Anton Schmid, Durach, 1996, S. 10 ff.: "Das erste Unheil, das der aus dem Himmel verstoßene Teufel anrichtete, war die Verführung der Eva zum Ungehorsam gegen Gott, wodurch er die ersten Menschen samt ihrer Nachkommenschaft ins Unglück stürzte.... Die biblische Erzählung vom Sündenfall ist keine Mythe, sondern historische Tatsache. Das folgt schon aus den Worten des Heilandes, der den Teufel "Menschenmörder von Anbeginn" nennt. (Joh 8, 44) Da nämlich die Menschen infolge der Sünde sterben müssen und auch das Leben der Seele, die heiligmachende Gnade, verloren, hat der Satan einen Mord am Menschengeschlecht begangen. Auch der heilige Paulus spricht von der "Schlange", die mit ihrer Arglist die Eva verführt hat, (2 Kor 11,3) und der hl. Evangelist Johannes erwähnt in seiner Offenbarung "die alte Schlange, die Teufel und Satan genannt wird". (Off. 12, 9) Die Heilige Schrift sagt ausdrücklich: "Durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen." (Weish. 2, 24) (...) Durch die Übertretung des göttlichen Gebotes kamen die ersten Menschen samt ihrer Nachkommenschaft unter die Herrschaft und Knechtschaft des Teufels. Dies geschah nach dem vom hl. Petrus ausgesprochenen Grundsatz: "Von wem jemand überwältigt wird, dessen Knecht ist er." (2 Pet. 2, 19) Weil der Teufel großen Einfluss auf die Menschen und große Macht über sie erlangte, nennt ihn Christus den "Fürst dieser Welt" (Joh. 12, 31; 14, 30; 16, 11), und der Apostel den "Gott dieser Welt" (2. Kor. 4, 4) und Papst Leo I. sagt: "Der Stolz des alten Feindes maßte sich nicht mit Unrecht ein Tyrannenrecht über die Menschen an, ... Der Teufel findet nämlich seine Befriedigung darin, Schaden anzurichten. Auch der Neid treibt ihn an, die Menschen zu versuchen; er weiß nämlich, daß die Menschen dereinst seinen Platz im Himmel einnehmen sollen (...) Die französische Ordensschwester Nativitas... Franziskanerin zu Fougeres in der Bretagne (+1798) ... erzählt: Bevor Gott die Engel zu seiner klaren Anschauung und dadurch zur vollkommenen Glückseligkeit zulassen wollte, unterwarf er sie einer Prüfung; er machte in seiner Gerechtigkeit ihre weitere Vervollkommnung vom guten Gebrauch seiner ersten Gaben abhängig. Als St. Michael und die ihm gleichgesinnten Engel nach ihrer Erschaffung sich so schön, so vollkommen und so glänzend sahen, waren sie darüber sehr erstaunt; sie fragten sich: "Wer hat uns so schön gemacht und uns mit so vielen Vollkommenheiten und so großem Glanz ausgerüstet?" Auf diese Weise kamen sie durch ihr Nachdenken auf Gott, ihren Schöpfer, zurück. Aus Erkenntlichkeit für seine Wohltaten und zum Beweis ihrer Abhängigkeit von ihm, beteten sie ihn in tiefster Ehrfurcht an. Die Folge davon war, daß Ströme von Licht und Gnade in ihre Herzen ausgegossen und sie mit dem Feuer der Gottesliebe erfüllt wurden. Es wurde ihnen klar, daß ihnen eine große Belohnung für ihre Treue, im Fall der Untreue aber eine große Strafe bevorstünde. Luzifer dagegen verhielt sich ganz anders. Vom ersten Augenblick, da er sich anschaute und mit den anderen Engeln verglich, fand er, daß er unter allen der schönste, vollkommenste und glänzendste sei. Er bewunderte sich selbst, anstatt eine dankbare Gesinnung gegen Gott, seinen Schöpfer und Wohltäter, zu zeigen; er empfand immer mehr Liebe zu sich selbst. Diese Eitelkeit hielt den Gnadenstrom, der sich über die anderen guten Engel reichlich ergoß, zurück. Dieser Hochmut und Mangel an Zuneigung gegen Gott steigerte sich zum förmlichen Haß gegen Gott. In seinem Stolz erklärte er, daß er sich niemandem unterwerfen und keinen Herrn über sich anerkennen und dulden werde; er sei nicht gewillt, Sklave eines Tyrannen zu sein. So nannte er bereits den Urheber seines Daseins! Weiter erklärte er, er werde sich durch eigene Kraft, zur Seite des Allerhöchsten niedersetzen und den Thron mit ihm teilen; und sollte der sich widersetzen, werde er ihn selbst vom Throne stürzen. Soweit geriet er in seiner Verblendung! Luzifer gewann unter den Engeln einen beträchtlichen Anhang ... Falls man der spanischen Äbtissin Maria Agreda (+1665) Glauben schenken darf, so hätte sich der Engelfall folgender Weise abgespielt: Luzifer hat sich als von den übrigen Engeln bevorzugt angesehen und ungeordnete Liebe zu sich selbst empfunden. Dieses Wohlgefallen an sich selbst hat ihn von der Gott schuldigen Danksagung abgelenkt. Er schrieb seine Vorzüge sich selbst zu und liebte sich als sein eigenes Werk. Auch beneidete er andere Engel um jene Vorzüge, die er selbst nicht besaß, und empfand Begierde nach fremden Gaben und Vortrefflichkeiten, die er nicht hatte. Da er sie nicht erlangen konnte, entbrannte er in Zorn und Haß gegen Gott und verfiel in Gotteslästerung und Ungehorsam. Als Gott den Engeln in seinem Ratschluß offenbarte, den Menschen zu erschaffen und die menschliche Natur zur hypostatischen Vereinigung mit Gott zu erheben, so daß die Engel einem Gottmenschen untergeben sein sollten, war damit Luzifer nicht zufrieden. Auch dadurch fühlte er sich verletzt, als gleichzeitig an die Engel das Ansinnen gestellt wurde, daß sie jener Frau, von der das ewige Wort Menschengestalt annehmen werde, Ehre erweisen müssen. Nun überredete er die anderen Engel, ihn für Ihren Herrn anzuerkennen und mit ihm ein von Christus unabhängiges Reich zu gründen, und verführte viele Engel. Gott hat diese Engel auf ihr bevorstehendes Schicksal aufmerksam gemacht und Luzifer zu erkennen gegeben, daß ihm dieses Weib, die Mutter des Gottmenschen, den Kopf zerschmettern würde; doch hat das bei Luzifer und seinem Anhang nichts gefruchtet, er hat sich in seiner Hoffart nicht gebeugt. Nun folgte die gewaltige Schlacht im Himmel, die dem hl. Evangelisten Johannes gezeigt wurde. Die guten Engel stritten gegen Luzifer mit Waffen des Verstandes, der Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Waffen des Luzifer waren Gotteslästerungen und Vermessenheit, in der er sich dem Allerhöchsten gleichstellte. Luzifer erhielt dann den Namen Satan; er wurde von Gott deswegen so schwer bestraft, weil er halsstarrig war. (siehe die "Geheimnisvolle Stadt Gottes" der Maria Agreda) (...) Diesen drei Lastern, Hochmut, Neid und Haß, ist nun der Teufel dauernd ergeben. Der heilige Thomas von Aquin sagt: "Gleichwie die guten Engel im Besitze des ewigen Lebens und in der Liebe Gottes unwandelbar befestigt sind, so sind die bösen Engel dem ewigen Tod verfallen und in der Sünde unabänderlich verhärtet." (...) Der Neid hat ihn auch bewogen, das Glück der ersten Menschen zu zerstören. Deshalb heißt es in der Heiligen Schrift: „Durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen.“ (Weisheit 2, 24) Seitdem die bösen Geister aus dem Himmel verstoßen sind, tragen sie in sich Haß gegen Gott, Gottes Diener und Gottes Werke. Der Teufel heißt daher der Widersacher Gottes. Christus nennt den Teufel den "Feind" (Matth. 13, 28) und spricht zu den Aposteln: "Der Satan hat verlangt, euch sieben zu dürfen wie den Weizen!" (Luk. 22, 31) Tertullian sagt: "Das Wirken der Dämonen bezweckt die Ausrottung des Menschengeschlechtes." (Apol. 22)
Diese Aussage - der Mensch entfernt sich von seinem Ursprung, die Beziehung zur ersten, einen Ursache allen Seins erkaltet, und der Mensch gerät samt seiner Nachkommenschaft auf Abwege und in die Abhängigkeit des Gegenspielers, Satans - deckt sich mit der von der Vernunft nahe gelegten Vermutung der problematischen, der erkalteten Beziehung der ersten außerweltlichen Ursache zu ihren Geschöpfen.
k. Auf welche Weise sollte die Rettung des Menschen erfolgen?
"Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es reichlich haben. Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte setzt sein Leben ein für seine Schafe." (NT, Johannes 10, 10 und 11).
"Denn wenn durch des einen Sünde die vielen gestorben sind, so ist die Gnade Gottes und die Gabe in der Gnade des einen Menschen Jesus Christus umso reicher auf die vielen übergegangen. Und nicht wie mit der Sünde durch den einen verhält es sich auch mit der Gnade: denn das Gericht ging von einer Sünde aus und führte zu der Verdammung, die Begnadigung aber von vielen Sünden zur Rechtfertigung. Wenn durch die Sünde des einen der Tod herrschte durch den einen, werden um so mehr die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Rechtfertigung empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus. Wie also durch des einen Sünde auf alle Menschen Verdammnis kam, so kommt auch durch des einen Gerechtigkeit auf alle Menschen Rechtfertigung zum Leben. Wie nämlich durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechtigkeit gemacht." (NT, Römerbrief 5, 15 - 19),
"Denn um hohen Preis seid ihr erkauft." (NT, 1. Korintherbrief 6, 20), "Ihr seid teuer erkauft." (NT, 1. Korintherbrief 7, 23)
"Daran ist die Liebe Gottes an uns offenbar geworden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Darin erweist sich die Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern Er hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt als Sühnopfer für unsere Sünden." (NT, 1. Johannesbrief 4,9 und 10),
"In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass ER SEINEN eingeborenen SOHN dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe." (NT, Johannes 3, 16, zitiert nach Schott, a.a.O., Evangelium von Pfingstmontag)
Der Kreuzestod Jesu Christi ist kein Schauspiel, sondern Realität. Die Entfernung des Menschen von seinem Ursprung und die Liebe Gottes zu seinem Werk, zu den Menschen waren offensichtlich beide so abgrundtief, dass es dieses hohen Preises für den Rückkauf der Menschheit bedurfte und der SOHN diesen hohen Preis zu entrichten bereit war: Gott wird Mensch, um, stellvertretend für die Menschheit, dem VATER Abbitte durch seinen Kreuzestod zu leisten.
I. Dieser Rückkauf wird dauerhaft in der heiligen Kirche institutionalisiert:
aa. "Habet acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen eingesetzt hat, die Kirche Gottes zu hüten, die er mit seinem Blute sich erworben." (NT, Apostelgeschichte 21, 28),
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viele Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er wie der Rebzweig hinausgeworfen, und er verdorrt ... Dadurch ist mein VATER verherrlicht, daß ihr viele Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist." (NT, Johannes 15, 5,6 und 8),
"Er weidet seine Herde wie ein Hirt; in seinen Arm nimmt er die Lämmer. An seinem Busen trägt er sie und leitet sanft die Mutterschafe." (AT, Isaias 40,11),
"Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Völkern, und überall wird meinem Namen geopfert und ein reines Speiseopfer dargebracht. Denn groß wird mein Name sein unter den Völkern", spricht der Herr der Heerscharen. (Henne/Rösch, Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes, Das Alte Testament, Zweiter Teil, 1. u. 2. Auf!., Schöningh, 1936, AT, Malachias 1, 10 und 11),
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich um des Vaters willen lebe, so wird auch der, welcher mich ißt, um meinetwillen leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Nicht wie das Manna, daß eure Väter gegessen haben und gestorben sind. Wer dieses Brot ißt, wird ewig leben." (NT, Johannes 6, 53 - 57),
"Er sprach zu ihnen: gehet hin in alle Welt und verkündet die frohe Botschaft allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." (NT, Markus 16,15 und 16),
"Die Zeit erscheint, wo alle Heiden, alle Zungen sich versammeln. Sie kommen her und schauen meine Herrscherwürde." (AT, Isaias 66,18)
bb. Christus gab die in der Kirche niedergelegte Gewalt den Aposteln allein und niemand sonst: "In meinem ersten Bericht, lieber Theophilus, handelte ich von allem, was Jesus von Anfang an getan hat, bis zu dem Tage seiner Aufnahme in den Himmel, nachdem er seinen auserwählten Aposteln im Heiligen Geist seine Aufträge gegeben." (NT, Apostelgeschichte 1, 1 und 2)
cc. Und Christus hat Seine Kirche samt den Aposteln dem Amt des Petrus unterstellt: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen" (Matthäus 16, 18).
Aus diesem Satz lässt sich unschwer einerseits ableiten, dass das Papstamt zum Wesen der Kirche gehört und andererseits, dass weder die Konzilskirche mit der katholischen Kirche gleichgesetzt werden darf, noch dass die Päpste der katholischen Kirche mit den Vorstehern und Heerführern des großen Abfalls verwechselt werden dürfen.
7. Die Bewertung:
Aufgrund der ihm eigenen Fähigkeit der Vernunft und des Verstandes kann und muss der Mensch bei ernsthaftem Nachdenken aus dem Zeugnis der Dinge und des Geschehens dieses Universums auf eine außerweltliche Ursache, einen "Herrn und Freund des Lebens" (AT, Weisheit 11, 26), einen einzigen geistigen Planer, Gestalter und Erhalter schließen: Die Vernunftgründe dafür, dass dieses „Sonst wie“ der Gott des Alten wie des Neuen Testamentes ist, mögen vielleicht nicht zwingend erscheinen, sie sind eher bloß ziemlich erdrückend schlüssig: Sie funktionieren nach Art eines ineinander Greifens, einer Abfolge von Übereinstimmungen zwischen den Beobachtungen dieser Welt, der Vernunft einerseits und den Aussagen des Glaubens und der Praxis der hl. Kirche andererseits. Die Vernunft führt an des Tellers Rand, sie zeigt die Umrisse jener Erhebung und deren Richtung an: einen einzigen außerweltlichen, weil der Unendlichkeit zuzurechnenden Schöpfer des Universums, wirkmächtig, lebend, planend und gut, sie betreibt natürliche Theologie.
Die göttliche Offenbarung hingegen übernimmt genau die von der Vernunft angezeigte Richtung und führt diese mit ungeheurer Präzision über den Tellerrand hinaus mittels einer Phalanx, einer Kette beweiskräftiger, glaubwürdiger Zeugen - angefangen von den Propheten des Alten Bundes bis hin zu dem Einen von Gott gesandten Zeugen, Seinem Sohn, und den zwei Zeugen Seines Dieners, des Davids, des Gottesknechtes, der Stadt Jerusalems, Sions, dem Lehramt und dem Hirtenamt der heiligen Kirche - genau in die von der Vernunft angezeigten Gefilde. Und wenn der Geführte folgt, dann bis in den Schatten, ja bis auf wenig mehr als Armes Länge Abstand an den Fuß jenes Einen Großen Gebirges:
Das Voranschreiten „auf zwei Beinen“, Vernunft und Glaube erst macht den tauglichen Grad menschen-möglicher Sicherheit aus. Die Vernunft also steht nicht im Widerspruch zur Offenbarungslehre von dem einen Schöpfer des Himmels und der Erde, sondern sie geht ihr voraus, begleitet sie und folgt ihr nach. Dort, wo die Offenbarung das Erkenntnisvermögen der natürlichen Vernunft überschreitet und übersteigt, ist dennoch die Vernunft nicht nur dienlich, sondern geradezu erforderlich: Sie zeigt an, dass das von der Offenbarung Vorgestellte möglich, kohärent und in sich geschlossen, stimmig und schlüssig und daher nicht vernunftwidrig ist. Der wahre Glaube überschreitet die „Sehkraft“ der Vernunft in der Weise, dass die Vernunft sich auf die Kontrolle beschränken muss, ob das zu glauben Vorgestellte nicht in sich widersprüchlich sei. Der wahre Glaube ist aber eben deshalb nicht vernunftwidrig, sondern er ist übervernünftig. Die Vernunft ist in etwa der blinden Amme eines Kindes vergleichbar, das sich anschickt, dem Genius des Glaubens zu vertrauen und ihm zu folgen: Die Amme wird das Gesicht des Genius auf Vertrauen erweckende Züge zu ertasten und den Klang seiner Stimme und den Inhalt der Rede einzuschätzen und zu erforschen suchen.
Wäre es anders, wäre es möglich, dass der Glaube wider die Vernunft stünde, wären die den Glauben Verweigernden nicht nur entschuldigt, sondern Glaubensverweigerung wäre geradezu ein göttliches Gebot: Die wahre Vernunft ist doch nichts anderes als ein Abglanz der göttlichen Weisheit. Abgesehen von verschuldeter Unkenntnis wird das Gewissen jedes Einzelnen durch die Erkenntnis, mag sie nun zutreffen oder irren, "gesteuert" und "gefüttert"; dem Gewissen aber müssen wir folgen. Wie aber sollte die Vernunft denn auch mit der göttlichen Offenbarung streiten? Ist ER doch, der sich da geoffenbart hat, "der Weg, die Wahrheit und das Leben"! Nichts bietet die Lehre der katholischen Kirche dar, was den Einsichten der menschlichen Vernunft widerstreiten könnte - gar nichts! Nichts aus der Glaubenslehre, nichts aus der Sittenlehre, nichts aus der Gnadenlehre!
Daher glauben wir der heiligen Kirche, den Verfassern der kirchlichen Schriften und unseren Vorfahren im Glauben, dass sie Augenzeugen des sich durch sein Lehren und Wirken selbst offenbarenden Gottmenschen, des "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: ICH BIN, ehe Abraham ward" (NT, Johannes 8, 58), waren und dass sie diese Erlebnisse wahrheitsgemäß niedergeschrieben haben und dass die Nachfahren diese Berichte der Augenzeugen des , Heilands, desjenigen also, der die gebrochene Verbindung zwischen uns Menschen und der einen, einzigen Ursache heilt, wahrheitsgemäß weitergegeben haben: "Siehe, ich stehe vor der Türe und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und (mir) die Türe öffnet, so werde ich zu ihm hineinkommen und Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." (NT, Offenbarung des hl. Johannes 3, 20)
Dazu die Worte eines von den Lehren des Konfuzius zum katholischen Glauben übergetretenen chinesischen Diplomaten und späteren Priesters und Mönchs, Lu-TsenTsiang, gestorben 1949 in der Abtei St.-Pierre, Gent (zitiert nach G. Rossi, Menschen begegnen Christus, Rex-Verlag, Luzern, 1952, S. 200, f.):
"Im Mittelpunkt des katholischen Kultes finden wir die Feier eines überaus erhabenen Opfers, welche alle übrigen Opferkulte unendlich überragt, mit denen andere Religionsformen versuchten, die Beziehungen zwischen Gott und den Menschen auszudrücken und Gottes Glorie zu verherrlichen. Dieses Opfer wurde von Jesus selbst am Vorabend seines Todes eingesetzt und feiert die Kreuzigung Jesu, ja, es ist sogar die geheimnisvolle Erneuerung dieses Opfers (...) Das aus dem Opfer Jesu am Kreuze aufblühende geistige Leben wird von der Kirche den Gläubigen in den von Jesus selbst als Gnadenmittel eingesetzten sieben Sakramenten gespendet. Mit dieser sakramentalen Verwaltung belebt und stützt die Kirche den Menschen von der Wiege bis zum Grabe; so spendet sie dem einzelnen Menschen und durch ihn der Familie und der ganzen Gemeinschaft eine ununterbrochene mütterliche Pflege. Allein ob der Tatsache des Meßopfers und der sieben Sakramente zwingt die katholische Kirche zum Nachdenken, zur Bewunderung und zum Respekt. Der Mensch, welcher in einem gegebenen Zeitpunkt des Lebens aus der religiösen Unkenntnis heraustritt, überblickt Horizonte, welche in keiner Weise phantastisch, aber unbegrenzt sind. In unvergleichlich klarem und lebendigem Lichte überblickt er nun die Bedingungen des Menschengeschlechtes auf dieser Erde. Um die anscheinenden Gegensätze des menschlichen Lebens zu klären, bedarf er nun nicht mehr der Flucht in einseitige Gedankengänge; er vermag jetzt vielmehr das ganze Leben zu umfassen, so wie es ist: mit allen seinen Werten und Unzulänglichkeiten, in seiner Hinfälligkeit und in seiner Kraft, in seinen Leiden und in seinen Freuden, in seiner Freiheit und in seiner Gebundenheit, in seinem Elend, seiner Sünde und seiner Heiligkeit, in seiner Kürze und seiner Unsterblichkeit. Nun erscheint ihm dieses Leben wie ein ungebrochenes Ganzes ob der Heiligkeit seines Ursprunges in Gott - und ob der Glorie seines Endzieles - wiederum in Gott." |