In memoriam H.H. Pfr. Paul Schoonbroodt
von Irmgard Staude
Im Jahr 1975 nahm ich an einer Wallfahrt zur Birnau am Bodensee teil, wo mir am Abend des Anreisetages Pfarrer Schoonbroodt vorgestellt wurde. Meine erste Frage an ihn war: Lesen Sie die alte Messe?" Seine Antwort lautete: "Ich habe noch nie eine andere gelesen." Da uns bald darauf die Schwestern der Kneipp-Anstalt in Eupen/Belgien verboten, weiterhin in ihrer Kirche die hl. Messe zu besuchen, war ich froh und dankbar, Pfr. Schoonbroodt kennengelernt zu haben. So fuhren mein Mann und ich im Okt. 1975 zum ersten Mal nach Steffeshausen in Belgien, einem kleinen Dorf an der Grenze zu Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden.
Pfr. Schoonbroodt war 1971 dorthin strafversetzt worden. Inzwischen hatte er angefangen, einige Neuerungen sukzessive wieder rückgängig zu machen. Er führte die alte Liturgie wieder ein mit den lateinischen Gesängen, die Vesper an den hohen Festtagen Weihnachten, Ostern und Pfingsten. An den Sonntagen feierte er neben der Vesper auch Andachten mit sakramentalem Segen. Er bildete den Chor weiter aus. Zu den hohen Festtagen wurde jeweils eine neue Messe einstudiert, die dann zum Vortrag kam.
Pfr. Schoonbroodt war sehr musikalisch. Er war Meister der Harmonielehre und spielte die Orgel, ein Instrument, das er auch unterrichtete. Es gab im deutschsprachigen Raum keinen Priester, der in der Liturgie und der liturgischen Musik so bewandert war wie er. So waren besonders die Festtage eine Nahrung für die Seele, man bekam direkt Heimweh nach dem himmlischen Jerusalem. Hier fühlte man sich daheim und es wurde einem schmerzlich bewußt, was die moderne Kirche alles vernichtet hatte. Wie bin ich Gott dankbar, daß ich bis Ostern dieses Jahres immer die Möglichkeit hatte, an der wahren Messe teilzunehmen und die Sakramente zu empfangen.
Pfr. Schoonbroodt hat Gott die Treue gehalten bis in den Tod. Er hat die hl. Messe immer gegen Angriffe verteidigt. In den siebziger Jahren mußte er sich vor seinem Bischof in Lüttich rechtfertigen. In den folgenden Jahren wurde er immer wieder wegen seiner konservativen Haltung durch die öffentlichen Medien angegriffen.
Als sich Mgr. Lefebvre 1976 an Rom wandte und schrieb: "Hl. Vater, lassen Sie uns das Experiment der Tradition machen", was bedeutete, daß die wahre (alte) Messe gleichberechtigt neben dem (ungültigen) N.O.M. angesiedelt wurde, war er sehr enttäuscht. Da er aber schon seit einiger Zeit eine persönliche Beziehung zu Lefebvre aufgebaut hatte, die er auch weiterhin pflegte, nahm er später auch an den Bischofsweihen in Econe teil. Daraufhin wurde er "exkommuniziert", weswegen ihm die Kirche in Steffeshausen entzogen wurde und er das Pfarrhaus verlassen mußte. Leider hat Pfr. Schoonbroodt nie wahrhaben wollen, daß an der Gültigkeit der Weihen von Mgr. Lefebvre durch den Freimaurer und Satanisten Lienart berechtigte Zweifel möglich waren, der auf seinem Totenbett wie von einer erfüllten Mission geprahlt hatte: "Menschlich gesprochen ist die Kirche tot." Pfr. Schoonbroodt hat dann vom elterlichen Erbe in Steffeshausen ein ehemaliges Gasthaus mit Grundstück erworben, auf dem durch Um- und Neubau - und durch die hochherzige Unterstützung vieler Gläubiger ein ehrwürdiges Gotteshaus entstand.
H.H. Pfr. Schoonbroodt wurde am 5. Mai 1933 in Eupen geboren. Die Priesterweihe erhielt er am 6. Juli 1958 in Lüttich. Von 1958 bis 1964 war er Professor in St. Roch, Theux. Rektor am Europa-Seminar Meersen/Niederlande, von 1964 bis 1965. Er wirkte von 1965 bis 1971 als Professor an der B.S. St. Vith. Am 26. Mai 2012 starb er im Krankenhaus von St. Vith, nachdem er sich vorher bei einem Autounfall das Rückgrat gebrochen hatte. Beten wir, daß Gott ihm all das Gute, was er zur Ehre Gottes, der Gottesmutter und des hl. Joseph getan hat, vergelten möge, und was er gefehlt hat, verzeihen möge. Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe.
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