Das Leid
vom hl. Pfarrer von Ars
Was bedeuten zwanzig, dreißig Jahre im Vergleich zur
Ewigkeit?... Was haben wir also viel zu leiden? Einige Demütigungen, Kränkungen
und verletzende Worte. Was zählt das schon. Wen Gott liebt, für den sind
Prüfungen keine Strafen, sondern Gnaden. Es ist unnötig zu fragen, woher das
Leid kommt. Es kommt von Gott. Immer ist es der Herr, der es uns schickt, um
uns Gelegenheit zu geben, ihm unsere Liebe zu beweisen. Das Kreuz ist das Geschenk,
das Gott seinen Freunden bereitet hat.
Die Bereitschaft zu leiden bringt uns an den Fuß
des Kreuzes, und das Kreuz bringt uns an die Pforte des Himmels. Es gibt keine
Glücklicheren auf dieser Welt als jene, die den Seelenfrieden besitzen.
Inmitten ihrer Leiden kosten sie die Freude der Kinder Gottes. Legt man eine
reife Traube in die Weinpresse, dann gibt es einen köstlichen Saft. So fließt
auch aus der Presse unseres Leidens ein Wein, der die Seele nährt und stärkt.
Die Kinder dieser Welt sind voll Sorge, wenn sie das Kreuz heimsucht. Die guten
Christen
machen sich Sorgen, wenn es ferne von ihnen ist. Der Christ
lebt inmitten der Kreuze wie der Fisch im Wasser.Welch süßen Trost erfahren
doch die Seelen, die im Leid ganz Gott angehören. Es ist ähnlich wie mit einem
Essig, in den man viel Öl gießt. Gewiß bleibt Essig immer Essig, aber das Öl
nimmt so viel von seiner Schärfe, daß man sie kaum mehr spürt.
(aus: Frossard, Janine: "Ausgewählte Gedanken des
heiligen Pfarrers von Ars" Leutesdorf 1979)