Bücherbesprechung:
Udo Ulfkotte:
"Der Krieg in unseren Städten.
Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern"
Eichborn Verlag. Frankfurt a.M. 2003.
Udo Ulfkottes brisantes Buch über die Unterwanderung Deutschlands durch islamistische Extremisten
Daß Deutschland von gewaltbereiten Islamisten unterwandert wird, die
sich als "friedliche Muslime" tarnen und sich in diversen - noch dazu
teilweise staatlich oder städtisch geförderten, d.h. vom ahnungslosen
deutschen Steuerzahler finanzierten - islamischen Vereinigungen
verbergen, ist auch in dieser Zeitschrift in den "Nachrichten"-Rubriken
bereits öfters thematisiert worden.
Der FAZ-Redakteur Udo Ulfkotte, ein versierter Geheimdienst-,
Terrorismus- und Nahost-Experte, der sich als studierter Orientalist in
dem verzweigten Netzwerk der islamischen Fanatiker bestens auskennt,
gibt jetzt in seinem neuesten Buch "Der Krieg in unseren Städten. Wie
radikale Islamisten Deutschland unterwandern" ein schonungsloses Bild
der Sicherheitslage nach dem 11.September 2001 ab. Schon mit seinem
Vorläufer "Propheten des Terrors. Das geheime Netzwerk der Islamisten"
warnte Ulfkotte vor der tückischen Strategie, "dem Westen mit einem
freundlichen Gesicht gegenüberzutreten, tatsächlich aber dessen
Vernichtung zu betreiben." Vom angeblich "offenen Dia-log" bis zum
"bewaffneten Kampf mit Terror und Attentaten", sei den muslimischen
Extremisten dabei jedes Mittel recht und werde auch angewendet.
Dabei geht es jedoch keineswegs um die Zurückdrängung des westlichen
Einflusses auf die islamische Hemisphäre, wofür man ja noch Verständnis
aufbringen könnte, sondern allein um die gewaltsame "Missionierung" mit
einem "europäischen Kalifat" am Ende. Das Ziel ist, und dies macht
Ulfkotte auch in seinem neuen Buch, das hier nahtlos anschließt, klar:
Eine islamische Staatsdiktatur auf deutschem Boden. Vorbereitet wird
sie u.a. auch durch eine massive und gezielte Einwanderung
integrationsunwilliger und -unfähiger Migranten aus dem islamischen
Kulturkreis. Dazu gehört weiter auch die willkommmene Inanspruchnahme
deutscher Sozialhilfe, mit deren Hilfe Organisationen, Stützpunkte und
Moscheen der Extremisten finanziert werden, was diese auch offen
zugeben.
Im zweiten Kapitel seziert Ulfkotte die ideologischen Argumente der
Islamisten. Tatsächlich haben diese den inneren Zustand unseres Staats-
und Gesellschaftssystems genau analysiert. Mit großer Genugtuung
erkennen sie die demographische Katastrophe, die Entchristlichung, den
allgemeinen Werteverfall und die Entkernung aller wichtigen
Institutionen, die zum Überleben eines Volkes und Staates unbedingt
notwendig sind. Den "Kampf um die Wiegen" haben die Muslime -
tatkräftig unterstützt von der türkischen Regierung, ihren
Organisationen in Deutschland und natürlich wieder von den deutschen
Steuerzahlern - längst gewonnen. Bei der Entchristlichung ist kein Land
der Welt so "fortschrittlich" wie Deutschland, das inzwischen sogar
Tischgebete in Kindergärten und Kreuze in Amtsstuben aus Rücksicht auf
"Andersgläubige" verbietet und wo die Verächtlichmachung und
Verspottung Gottes und des christlichen Glaubens zum Alltag gehören.
Und während die Konzils-Kirche hierzulande unverdrossen den
muslimisch-christlichen "Dialog" pflegt, hin und wieder mal von
"Verständigungsproblemen" faselt, und Johannes Paul II. den Koran küßt,
werden in Pakistan christliche Mädchen in den Kirchen von fanatischen
Muslimen ermordet, schlachten im Sudan Islamisten die christliche
Minderheit ab, werden Christen in Saudi-Arabien ausgepeitscht und ins
Gefängnis geworfen, werden in Nigeria auch Christen von der
unmenschlichen "Scharia" bedroht, wird auf Internet-Seiten bei uns für
den "Heiligen Krieg" geworben und werden in bestimmten Moscheen in
Deutschland neue Anschläge vorbereitet. Gleichzeitig erklären
hierzulande vor Gericht stehende Islamisten hohnlachend ihr "Vertrauen
in das deutsche Rechtssystem".
All dies ist den Sicherheitsbehörden hierzulande nur zu gut bekannt.
BKA und BND, ja selbst der Verfassungschutz - wenn er einmal Zeit
findet neben der "schrecklichen Gefahr", die von "rechts" droht, auch
tatsächliche Extremisten und Terroristen zu beobachten - wissen oder
ahnen zumindest, was auch hier in Deutschland an Terroranschlägen
vorbereitet und geplant wird. Dieser Krieg hat jedoch längst im
Verborgenen begonnen, schreibt Ulfkotte, und die neuen "heiligen
Krieger" haben keine Hemmungen, bestens getarnt hinter der Fassade der
bunten Multi-Kulti-Welt auf ihren Einsatz zu warten. Israel, Algerien,
Djerba, Bali und New York waren womöglich nur ein Vorgeschmack dessen,
was noch auf uns zukommt. Denn hinter dem sich spinnwebenartig
ausbreitenden Netzwerk der Islamisten in Deutschland - und daran lassen
die akribischen Recherchen des Autors keinen Zweifel - steht eine
gewaltbereite Armee, die den Krieg in unseren Städten jederzeit mit
einem Paukenschlag eröffnen kann.
Werner Olles
P.S. Nachdem mehrere islamische Verbände dagegen vorgegangen waren,
darf das Buch inzwi-schen wieder ausgeliefert werden. Das Landgericht
Berlin hat die einstweilige Verfügung der Islamischen Föderation vom 2.
Mai teilweise aufgehoben. Damit kann die aktuelle Auflage wieder in den
Handel kommen. Die 2. Auflage war nach Angaben des Verlages bereits in
Vorbereitung, darf aber nach einer neuerlichen Flut von Klagen
islamischer Verbände vorerst noch nicht erscheinen. Laut Ulfkotte
("Junge Freiheit" 23/03 v.30.5.) beabsichtigt der Verlag angesichts des
massiven Widerstands zahlreicher muslimischer Organisationen "aus
Kostengründen" keine Neuauflage herauszubringen und nur noch die
vorhandenen Exemplare auszuliefern. Eine Presseerklärung des
Eichborn-Verlages zu den Machenschaften der islamischen Vereine wurde
von den deutschen Medien (Presse, Funk, Fernsehen), von wenigen
Ausnahmen abgesehen, nicht zur Kenntnis genommen. Der wegen massiver
Drohungen unter Polizeischutz stehende Autor: "Ich bin enttäuscht, daß
dieser eindeutige und schwerwiegende Fall eines Angriffs auf die
Pressefreiheit nicht zu einem Aufschrei geführt hat!"
So schnell knickt also in der Bundesrepublik Deutschland, dem laut
unserer politischen Klasse angeblich "freiesten Staat, der je auf
deutschem Boden existierte", die Meinungsfreiheit ein, beugt man sich
fremdem Druck und gemeinen Drohungen gegen einen kritischen und mutigen
Journalisten und Publizisten, der seine Zunft offenbar schon früher
realistisch eingeschätzt hat ("So lügen Journalisten") und läßt sich
eine schändliche Zensur gefallen. Die Islamisten werden diese Feigheit
zu schätzen wissen!
Werner Olles
* * *
Hans-Peter Raddatz:
"Von Gott zu Allah?
Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft."
Herbig Verlag, München 2001, 528 Seiten.
"Wenn der Papst den Koran küsst, verzweifelt der katholische Konvertit"
Berlin - Hans-Peter Raddatz - Orientalist, Systemanalytiker,
Wirtschaftsfachmann - hat ein Buch veröffentlicht, das aufhorchen
lässt. Hier ertönt kein Schnellschuss, hier wird kein brandaktuelles
Strohfeuer entfacht, das sich flugs in kalte Asche verwandelt. Den
Leser erwartet ein Grundlagenwerk, das weder als leichte Kost
mundgerecht zubereitet wurde, noch ausgependelt ist bis in jene goldige
Mitte politischer Korrektheit, in der alles Gesagte nichtssagend,
beliebig und sterbenslangweilig wird.
Ohne reaktionären Contra-Fanatismus reagiert hier ein Autor auf den
Vormarsch des politischen Islam, der es aus eigener Anschauung und
intensivem Studium besser weiß als die Allerweltsgeneralisten des
Feuilletonismus. Er tut es von einer deutlichen Position aus: der eines
Katholiken, der gerade aus Glaubenstreue reichlich zweifelt und fast
verzweifelt, wenn ihm die real existierende rö-mische Kirche und
etliche ihrer Protagonisten in den Sinn kommen. Gerade weil Raddatz der
Aufklärung ihre kritisch-reinigende Funktion ungeschmälert zugesteht
(nicht nur hier scheint zwischen den Zeilen immer mal wieder der
Ex-Protestant durch), wirkt er glaubwürdig in der Katholizität seines
Kirchenverständnisses und in seiner Weigerung, die Grundlagen des
christlichen Glaubens auf dem Altar rationaler Nachprüfbarkeit zu
opfern...
Eine Art Ausrufezeichen nach dem Text bildet das Foto auf dem hinteren
Umschlag, entnommen aus "L'Orient et le joue" (Beirut) vom 14.5.1999.
Es zeigt Johannes Paul II., wie er eine grüne Prachtausgabe des Korans
küsst - eine Geste, die jeder Muslim nur als Unterwerfung unter den
Vormachts- und Absolutheitsanspruch des Korans verstehen kann und die
angesichts der anhaltenden, ja zunehmenden Christenverfolgungen in
vielen Teilen der islamischen Welt (Saudi-Arabien, Sudan, Nigeria,
Indonesien usw.) mehr als befremdet.
Es ist nur folgerichtig, wenn Raddatz in der ersten Buchhälfte, die
"Der Gang des Geistes im Westen und Islam" überschrieben ist, zuerst
die historischen Anfänge und die spirituelle Substanz des Christentums
darstellt, ehe er Unterschiede bzw. Gegensätze zwischen dem Christentum
und dem Islam als dem wirkmächtigsten nachchristlichen Gegenentwurf zur
Lehre Jesu und der Kirchenväter zum Thema macht. Während im Westen
Renaissance, Reformation und Aufklärung die moderne Welt geistig und
lebenspraktisch vorbereiteten, hatten im Orient die blinden
Abwehrmaßnahmen der Kalifen und ihrer orthodox-dogmatischen
Hoftheoretiker längst schon die arabische Philosophie deformiert, war
schon 1191 mit der Hinrichtung des genialen Iraners Suhrawardi "die
Selbstbefreiung des Islam vom Geist schlechthin" besiegelt worden, aus
der sich der spätere Niedergang auch der angewandten Wissenschaften und
schließlich der ganzen Kultur geradezu zwangsläufig ergab.
Unter dem Oberbegriff "Liberalisierung der westlichen Moderne"
analysiert Raddatz, wie den europäisch-amerikanischen
Wirtschaftsaufschwung und Machtzuwachs ein katastrophaler Erkenntnis-,
Kultur- und Sinnverlust begleitet hat - bis hin zur heutigen
globalisierungssüchtigen Postmoderne, die ebenso entchristlicht wie
entgeistigt, ebenso gottfern wie gottverlassen ist und die ihren
historisch-moralischen Ground-Zero-Tiefpunkt wohl noch vor sich hat.
Zugleich wird aber nachgewiesen, dass der Islam eben nicht die
Alternative zu westlicher Dekadenz ist, die er zu sein behauptet.
Die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich unter dem Titel "Liberale
Machtdoktrin und Islamexpansion" mit drei großen Themen: mit dem
aberwitzigen Projekt einer aus dem christlich-islamischen Dialog
hervorzuzaubernden Inter- und Superreligion, die die Einzigartigkeit
der Religionen und Heilswege durch deren kleinsten gemeinsamen Nenner
und die Aufsummierung von Defiziten ersetzt; mit dem Versuch, die
Vielfalt und Besonderheit der Kulturen einzuebnen in Richtung auf die
monokulturelle Multikulti-Unkultur der One World; mit dem "Geistschwund
im Fortschritt" durch eine "Dialogmoral", die westliche Wahrheiten und
humane Werte bedenkenlos obskuren Bündnis- und Nützlichkeitserwägungen
opfert.
Seinen Höhepunkt erreicht das Werk von Hans-Peter Raddatz in seiner
Kritik an der Großen Koalition zwischen anti-christlichen Gruppierungen
- islamisch, atheistisch oder wie immer motiviert - und Teilen des
christlichen Establishments, denen der "Dialog" genannte
politisch-ideologische Kuhhandel tausendmal wichtiger ist als die
christliche Verkündigung.
Der Versuch islamischer "Antiimperialisten"... bleibt eine leere Geste,
ein Fluchtweg ins Nichts. Raddatz betont, dass die radikalen
Fundamentalisten ebenso wie die moderaten Traditionalisten einer
"islamischen Selbsttäuschung" unterliegen. Je mehr sie die Religion
funktionalisieren als "doktrinär-politischer Selbstzweck", um so mehr
zerstören sie den authentischen Glauben und die unpolitische,
spirituelle Seite der islamischen Kultur. Den altüberlieferten
Problemen des Islam (Gewaltorientierung, Diskriminierung der Mehrheit,
nämlich der Frauen, wie der Minderheiten von Christen, Juden) fügen sie
neue hinzu (beispielsweise den Islam-Export durch Terror-Netze), ohne
dass von ihnen im mindesten Lösungen entwickelt würden für die vielen
Miseren der Moslems und für deren fundamental gestörtes Verhältnis zum
nicht-islamischen Rest der Welt.
Rolf Stolz
(aus: »Welt am Sonntag« vom 1.11.2001)
* * *
"Der Orientalist Hans-Peter Raddatz warnt vor
unkritischer Toleranz im Dialog mit Muslimen.
Das Abendblatt stellt seine provokanten Thesen zur Diskussion."
München - In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich eine Sonderform
der Kommunikation gebildet, die sich "Dialog mit dem Islam" nennt.
Spezialisten der Kirchen, Politik, Universitäten, Wirtschaft sowie
zahlreichen anderen Instituten finden hier ein stabiles Auskommen.
Einzige Voraus-setzung für garantierten Erfolg war bisher das unbeirrte
Festhalten an einigen wenigen Dogmen: "Der Islam ist tolerant -
Fundamentalismus ist nicht Islam - Islam bedeutet Frieden". Dabei wird
behauptet, dass es "den Islam" auf Grund seiner Vielfalt eigentlich
nicht gebe, "der Islam" dennoch geradezu monolithisch tolerant sei.
Als die durch Osama bin Ladens Selbstmord-Terroristen gekaperten
Flugzeuge in die Türme des World Trade Center einschlugen und Tausende
Unschuldiger unter sich begruben, schienen die Ideen des Friedens und
der Toleranz für einen Moment aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.
Nur wenige Tage nach dem 11. September bildete sich eine
Solidaritätsfront für den islamistischen Zentralrat der Muslime, der
den bislang favorisierten lslamistenkader der Milli Görush ablöste und
nicht wenigen die Frage aufdrängte, wie auf diese Weise eigentlich die
Mehrheitsinteressen der "gemäßigten Muslime "zu Wort kommen sollten.
Bundespräsident Johannes Rau, Innenminister Otto Schily, Kardinal Karl
Lehmann, EKD-Präses Manfred Kock, sogar Paul Spiegel, der
Zentralratspräsident der Juden in Deutschland, und viele andere rückten
entschlossen zusammen und erneuerten das Dialog-Credo lauter als je
zuvor. Kanzler Schröder brachte dieses Credo auf einen knappen Nenner.
"Die Anschläge haben - das wissen wir - nichts, aber auch gar nichts
mit Religion zu tun."
Wirklich nicht? Wichtigste Vertreter des Islam scheinen da ganz anderer
Meinung zu sein. Abgesehen davon, dass schon im Jahre 1996 die
Religionsbehörde von Medina den Dialog mit Nicht-Muslimen mit
Glaubensabfall gleichsetzte, stellte M. Tantawi, Präsident der
Azhar-Universität in Kairo, nach dem Anschlag fest, dass auch
Fundamentalisten als Angehörige des Islam gälten, weil sie fest auf dem
Boden des Koran stünden. Zudem bestätigte Scheich Qaradhawi,
Rechtsautorität am Golf, dass der Selbstmord im Einsatz für den Islam
als verdienstvolles Verhalten einzustufen sei, das zum direkten
Obergang ins Paradies berechtige. Der Kampf für die Interessen und die
Ausbreitung des Islam (Dschihad) gehöre zu den vornehmsten Pflichten
des Gläubigen, weil er einen Dienst an der Gemeinschaft darstelle, dem
sich kein gläubiger Muslim entziehen könne. Mit den Wahrnehmungen des
Dialogs von Frieden und Toleranz haben diese Feststellungen wenig zu
tun.
Wie ist dann die erkennbare Kluft zwischen islamischer Wirklichkeit und
dialogischer Wunschwelt zu deuten? Welcher Art von Vernunft folgen die
Vertreter eines Dialogs, der offensichtlich so wenig Kenntnis vom
realen Kontext und Selbstbild der Muslime nehmen will? Ein Beispiel für
die hier immer wieder zu beobachtende Vorgehensweise betrifft die
Begründung für die zentrale Dialogfiktion der islamischen Toleranz. In
monotoner Wiederholung werden hier im Wesentlichen drei Aspekte
herangezogen:
1. Im Kalifat von Cordoba sei eine kulturelle Hochblüte im Zusammenleben von Muslimen, Christen und Juden erreicht worden.
2. Der Schutzvertrag für die christlich-jüdischen Minderheiten (Dhimma) habe diesen Toleranz und Eigenständigkeit gesichert.
3. Allein der koranische Satz, nach dem es "keinen Zwang im Glauben"
gebe (2/256), bestätige unzweifelhaft die Glaubensfreiheit und Toleranz
im Islam.
Aussage 1 trifft in dem Sinne zu, dass einige wenige der andalusischen
Kalifen - vornehmlich im 10. Jahrhundert - als tolerant gelten können,
allerdings die "Tradition" der Christenverfolgung nur entsprechend
kurzfristig unterbrochen haben, die durch die nachfolgenden Almohaden
aus Nordafrika umso brutaler aufgegriffen wurde.
Aussage 2 trifft in dem Sinne zu, dass Christen und Juden als
"Schriftbesitzer" eine Sonderbehandlung erfahren, indem sie nicht wie
die Heiden sofort zu töten sind. Dies hinderte in der Geschichte nicht
an zahlreichen Benachteiligungen und Repressalien, welche die
Angehörigen beider Glaubensgemeinschaften drastisch reduzierten und
sich bis in unsere Tage mit regelrechten Massakern an Christen im
Sudan, in Nigeria und Indonesien fortsetzten.
Aussage 3 trifft in dem Sinne zu, daß "kein Zwang im Glauben" eine
Aussage des Koran ist und daher nur für Muslime gilt, die ihren Glauben
den Regeln entsprechend, das heißt "uneingeschränkt", ausüben. Wer
allerdings seinen Glauben verlassen will, riskiert im Islam sein Leben.
Der Kampf für die Ausbreitung des Islam gehört zu den vornehmsten
Pflichten des Gläubigen, weil er einen Dienst an der Gemeinschaft
darstellt.
Das Auffallende an dieser Art von "Argumentation" ist die willkürliche
Auswahl der "Beweise" und ihre fehlende Verbindung mit der realen
Geschichte sowie - und dies ist entscheidend - mit dem
Selbstverständnis der Muslime. Diese leben aus ihrer Geschichte, die
immer auch Heilsgeschichte ist. Der Koran und sein Verkünder Muhammad,
das Wort Allahs und der durch ihn geforderte Dschihad, der Kampf gegen
die Ungläubigen, sind ihnen unmittelbar gegenwärtig und vom Propheten
selbst vorgelebt worden. Nicht zuletzt hatte dieser in den 20er-Jahren
des 7. Jahrhunderts unbe-queme Kritiker durch Auftragsmörder beseitigen
und in einem beispiellosen Massenmord zwischen 700 und 900 Juden in
Medina umbringen lassen. Da der Koran das unveränderbare Gesetz und
Muhammad das unübersteigbare Vorbild der Muslime ist, bildet der
Dschihad in diesem konkreten Sinne auch heute, wie Scheich Qaradhawi
und viele seiner Kollegen weltweit nicht müde werden zu bestätigen, die
unausweichliche Pflicht eines jeden Gläubigen.
Gerade diesen für die Diskussion in der deutschen Gesellschaft
wesentlichen Aspekt blenden die führenden Dialogverfechter gezielt aus.
Unlängst ließ die "Fachstelle Dialog" der Deutschen Bischofskonferenz
an alle Abgeordnete des Deutschen Bundestages eine Darstellung über
"Islam und Gewalt" verteilen, in der ein weiterer Stereotyp des Dialogs
noch einmal ausführlich wiederholt wird. Es handelt sich hier um die
seit Jahrzehnten tief eingeschliffene Floskel, derzufolge der Dschihad
eine "Anstrengung im Glauben" darstelle, womit allerdings -
insbesondere in den Augen der Muslime - die Grenzen zum Absurden
überschritten werden.
Nach den Koran-Kommentaren und der Tradition des Propheten (Hadith)
bedeutet Dschihad in allererster Linie der Kampf gegen die Ungläubigen
und damit für die Ausbreitung des Islam. Der Löwenanteil der Aussagen
ruft zu Aggression und zum Teil zur Tötung der Nichtmuslime auf und
behandelt vor allem Fragen der Beuteverteilung. Zur weiteren
Verschleierung der Tatsachen zieht der Dialog die Unterscheidung
zwischen dem "großen" und dem "kleinen" Dschihad heran, wobei Ersterer
sich auf den islamisch-mystischen Sprachgebrauch im Sinne einer
Anstrengung um die "Läuterung der Seele" bezieht. Letzterer bedeutet
den eigentlichen Kampf, der in unserer Zeit außer Gebrauch gekommen
sein und im Grunde keine Rolle mehr spielen soll.
Es ist an der Zeit, die Kompetenz des Dialogs und der deutschen Islampolitik insgesamt einer genaueren Prüfung zu unterziehen.
Hier ist interessant zu wissen, dass auch Sayyid Qutb, der von Nasser
im Jahre 1956 hingerichtete Radikalmuslim und Vorbildgestalt der
radikalen Muslimbruderschaft, den "großen Dschihad" durchaus kennt und
ihn als Läuterung der Seele im Sinne einer notwendigen, inneren
Vorbereitung auf den kompromisslosen Kampf gegen die Ungläubigen
fordert. Interessant ist dabei, dass es diese Muslimbrüder sind, die
nun von den gesellschaftlich Verantwortlichen hofiert und gefördert
werden. Denn nach dem Islamistenkader der türkischen
Milli-Görüs-Gemeinschaft ist es jetzt der "Zentralrat der Musilme in
Deutschland", der sich der besonderen Gunst des deutschen Islam-Dialogs
erfreut. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die islamischen
Organisationen in Deutschland weniger als ein Prozent aller in
Deutschland lebenden Muslime vertreten. Der Zentralrat steht unter
Leitung von Nadim Elias, dem nicht nur die Mitgliedschaft bei den
Muslimbrüdem nachgesagt wird, sondern der auch Vorsitzender der
saudisch finanzierten Bilal-Moschee in Aachen ist, die unter
Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. Indem also wichtigste
Repräsentanten der deutschen Gesellschaft den Islamismus in Deutschland
fördern, schaffen sie genau den Schutzraum für die Entwicklung und
Vorbereitung islamischer Gewalt, wie er durch die Ermittlungen nach dem
Terroranschlag zu Tage getreten ist. An der Ideologie der zwanghaften
Islamtoleranz hat dies zunächst nichts geändert, so dass immer mehr
Türken angesichts des islamistischen - und arabischen - Obergewichts
ihre Religionsfreiheit mit Recht gefährdet sehen. Auch die Juden in
Deutschland zeigen sich besorgt, weil sie hinter der stereotypen
Radikalisierung des Dialogs einen neuen Antisemitismus befürchten.
Nicht zuletzt handelte es sich beim Verteiler der bischöflichen
Gewaltstudie an das Parlament um die Konrad-Adenauer-Stiftung, deren
türkischer Ableger in Istanbul vor wenigen Wochen unter Anklage
gestellt wurde. Ihr wirft der Generalanwalt der
Staatssicherheitsbehörden "islamistische" und damit "staatsfeindliche"
Umtriebe vor. Aus dem gleichen Grunde hatte Staatspräsident Ecevit
Kanzler Schröder bereits 2000 um die Schließung des Deutschen
Orient-Instituts in Hamburg gebeten, weil dessen Leiter sich seit
Jahren für islamistische und "antitürkische" Kräfte einsetze. Letzterer
hatte nicht nur ein Einreiseverbot in die Türkei zu überstehen, sondem
irritierte schon seit längerem seine Umgebung mit Begriffen wie
"Menschrechtsarroganz", die westliche Gesprächspartner im Umgang mit
dem Islam zu vermeiden hätten. Im Interesse einer demokratischen
Mitsprache scheint es an der Zeit, nicht nur diese Zusammenhänge,
sondern die Kompetenz des Dialogs und der deutschen Islampolitik
insgesamt einer genaueren Prüfung zu unterziehen. (aus: "Hamburger
Abendblatt" vom 8.1.2002)
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