Du sollst verzeihen
"Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars"
Der liebe Gott wird nur denen verzeihen, die verziehen haben. Anders geht es nicht. Die Heiligen hatten nicht den geringsten Haß und Groll; sie verziehen alles und meinten immer, daß sie wegen ihrer Sünden, wodurch sie Gott beleidigt haben, es viel eher verdienten, gehaßt zu werden. Die schlechten Christen aber wollen sich rächen.
Sobald wir unseren Nächsten hassen, wendet sich Gott gegen uns. Der Spieß wird umgedreht. Ich sagte einmal zu jemandem: "Sie wollen also nicht in den Himmel kommen, damit Sie diesen Menschen, nicht zu sehen brauchen?" - "Oh ja, doch... Aber wir wollen uns fernbleiben, damit wir uns nicht sehen." Das wird für sie nicht schwer sein; denn die Pforte des HimmeIs bleibt für den Haß verschlossen.
Der Himmel kennt keine Rachsucht. Für die guten und demütigen Herzen, die Unrecht und Schmähungen mit Freude oder Gleichmut ertragen, beginnt der Himmel schon auf dieser Welt; wer aber seinen Groll bewahrt, ist unglücklich... Es gibt Leute von großer äußerer Frömmigkeit, die bei dem geringsten Unrecht und der kleinsten Verleumdung sich betroffen und verletzt fühlen ...
Das beste Mittel, den Teufel abzuwehren, wenn er uns gehässige Gedanken gegen die einflößt, die uns Böses tun, ist das sofortige Gebet für sie. So wird es gelingen, das Böse durch das Gute zu besiegen, und das tun die Heiligen.
(aus: Frossard, Janine: "Ausgewählte Gedanken..." Leutesdorf 1979, S. 38) |