In Erinnerung an Herrn Prof. Diether Wendland
von Eberhard Heller
Auch wenn er das kaum für möglich gehalten hatte, schließlich doch so alt zu werden - Granatsplitter, 'Andenken' an seine Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg, wanderten durch seinen Körper und hatten ihn bereits 1973 aus seiner aktiven Laufbahn ausgegrenzt -, Prof Wendland überschritt die 80iger Marke 2004 in voller geistiger Frische (s.b. auch die Gratulation in EIN-SICHT, Heft 4 vom April 2004). Die vielen Beiträge aus seiner Feder können das bezeugen. Doch in den letzten Jahren ließen auch seine Kräfte nach - die Serie über die Wiederherstellung der Kirche und die Rolle, die S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc im Zusammenhang mit seiner DECLARATIO von 1982 spielte, konnte er nicht mehr abschließen. Im letzten Jahr erlebte er einen Schlaganfall mit einer halbseitige Lähmung, dem weitere kleinere folgen sollten. In einem Reichenhaller Pflegeheim verstarb er schließlich am 20. Juni 2010, nachdem er am 21. Januar noch seinen 86. Geburtstag feiern konnte. Damit hatte sich ein Leben erfüllt, welches sich in den letzten Jahrzehnten im Kampf um die Erhaltung des wahren Glaubens verzehrt hatte.
Nach dem Krieg studierte Wendland von 1951 bis 54 in München Philosophie und wohnte während dieser Zeit im Berchmanns-Kolleg, dem Studienhaus der Jesuiten in Pullach bei München, um dort als Nicht-Ordensmitglied bei den Professoren Lotz, Brugger und de Fries Theologie zu hören. Nach einem Lehrauftrag für systematische Philosophie an der Georgetown Universität in Washington D.C. arbeitete er später in der Erwachsenenbildung zunächst in Köln, dann in Würzburg. Aus dieser Zeit stammen auch seine dezidierten Personenkenntnisse des deutschen Episkopat, dessen sukzessives Abgleiten in die Häresie während und nach des Konzils er hautnah miterlebte. Daher stammt auch sein ganz anders verlaufender Ansatz zur Kenntlichmachung des religiös-kirchlichen Abfalls in Deutschland. Während wir, die Una-voce, München, ihn an der defekten neuen Liturgie festmach-ten, ging er von einer Beurteilung des umfassenden Glaubensabfalles aus, den er in vielfätigen Faszetten aus seiner Umgebung her kannte.
Ich lernte Prof. Wendland, später auch seine Frau, erstmals über Frau Ketterer kennen, mit der ich ihn in Reutlingen besuchte. (Später zog er nach Lanshut, um schließlich seinen Lebensabend in Bad Reichenhall zu verbringen.) Gleich beim ersten Besuch konnten wir eine redaktionelle Zusammenarbeit beschließen. Und seit 1986 erschienen aus Wendlands Feder zahlreiche und umfassende Beiträge, die die neuen Riten, aber auch den Zustand der Kirche betrafen und die teilweise als Sonderdrucke erschienen und die auch in verschiedene Fremdsprachen übersetzt wurden. Nebenher gab er für bestimmte Gruppen oder Einzelpersonen auch katechetischen Unterricht oder korrespondierte mit einer größeren Anzahl von Personen über theologische Fragen. Er war stets darüber informiert, mit welchen Problemen die einfachen Leute konfrontiert waren.
Ich gestehe, daß die Zusammenarbeit mit ihm nicht ganz unproblematisch war. Er, der ansonsten die Liebenswürdigkeit in Person war, konnte unerbittlich im Auflisten von theologisch-terminologischen Ungenauigkeiten und Fehlern sein. Es gab auch kontroverse Dispute zwischen uns über philosophische Sachverhalte - wir kamen beide aus verschiedenen Schulen. Doch uns war auch bewußt, daß wir uns auf das primäre Anliegen, den Zustand der Kirche und dessen theologische Analyse, konzentrieren mußten. Wendlands originäre, selbständige, kritische Art, Probleme anzugehen, sein umfassendes theologisches und dogmengeschichtliches Wissen waren für mich immer ausschlaggebend.
Eine Abhandlung - neben der umfassenden Analyse des Falles "Klingenberg" (Anneliese Michels) sehr bedeutsam -, die er 1973 begonnen, 1990 weiter ausgearbeitet und 2000 noch einmal überarbeitet hatte, nämlich über die röm.-kath. Diaspora-Kirche, hatte bereits sehr früh einen Zustand beschrieben, der heute die selbstverschuldete, traurige Realität unseres Widerstandes beschreibt, die viele damals nicht sehen wollten.
Als wir von Wendlands Tode erfuhren, bat ich Fr. Krier, für ihn die Totenmesse zu lesen. Rip. Doch Prof. Wendland wird - auch wenn er nicht mehr unter uns weilt - für viele durch und in seinen Beiträgen lebendig bleiben.
Hinweis: Die Redaktion verschickt gerne (gegen Unkostenerstattung) ein Kompendium von Prof. Wendlands Beiträgen an interessierte Leser auf CD als Word-Dateien. |