Leserbrief:
Gedanken und Meditationen zu "Hoffnung tanken" von E. Heller (Heft 4 vom Dezember 2010, S.99)
I. Einleitende Vorbemerkungen
"Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen." (1 Tim. 2,4) Daher ist diese Aussage die logische, heilsgeschichtliche Folge dessen, was Gott mit dem Menschen vorhat, was Gott in Bezug auf sein Geschöpf beabsichtigt, was sich als der wahre Wille Gottes erweist - und das unverändert durch alle Zeiten.
Und wer wollte leugnen, daß alle religiösen Feiertage und Gedenktage, ihres ureigentlichen Sinnes beraubt wären, wenn kein Gott existierte, dessen Wesenheit die Liebe seit Anbeginn verkörpert, die den Menschen retten will. Wäre dem nicht so, dann stünde hinter allem, was man "Religion" nennt, die durchsichtige Dunkelheit eines Gottesbildes, das nahezu einem Agnostizismus Vorschub leistete, aus dem sich keine Hoffnung tanken ließe.
II. Gottes Liebe als Urgrund wahrer Hoffnung
Viele der Heutigen, die Katholiken eingeschlossen, sind in Gefahr, in der Tat einem Agnostizismus oder gar schon einem (Kultur)Nihilismus zu erliegen. Dies ist zweifellos mehr als nur beschämend. Es betrifft vor allem jene Katholiken, deren 'Glauben' sich am - zweifellos nicht wegzuleugnenden - Elend, am Leid, d.h. am Jammertal des Erdendaseins geradezu 'festbeißen', ohne den Blick 'nach oben' zu richten. Eine solche 'Pseudoreligion', ein derartiger 'Pseudoglauben' offenbart beim Katholiken die negativste Seite seines Daseins. Denn eine derartige Gesinnung wird getragen von einer Weltanschauung der Hoffnungslosigkeit. Sie richtet starr den Blick nur auf das Schlechte, das Negative im Leben und im Menschen und versteigt sich zu der Ansicht, wenn es eine Hölle gibt, seien ihr viele verfallen. Es hat fast den Anschein, als ob der Kreuzestod Jesu vergeblich und fruchtlos geblieben sei.
Zweifellos bereitet es immer größere Schwierigkeiten, die 'Berufspessimisten' von der Realität der größten beglückendsten und verheißungsvollsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte nachhaltig zu überzeugen, die hier zugleich Heilsgeschichte ist: - dem (niemals sinnlosen) Erlösungstod Jesu Christi auf Golgotha, - seiner glorreichen Auferstehung und Himmelfahrt, - das alles, um für uns nach dieser Erdenzeit das neue, wahre göttliche Leben, das unvergänglich ist, zu gewinnen. Und das bedeutet, das Unvollkommene, Leidvolle, Brüchige ist ein Provisorium, das einmal einem gänzlich Neuen, Unvergänglichen aus Gott weichen soll, verbürgt durch die göttliche Offenbarung in der Heiligen Schrift.
Das Vollkommene und Unvergängliche wird von Jesus im Johannes-Evangelium bekräftigt, wo Jesus zu seinen Jüngern sagt: "Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wäre es nicht so, dann hätte ich es euch gesagt. Ich gehe ja hin, euch eine Stätte zu bereiten. Wenn ich dann hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr seid, wo ich bin... Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."(Joh. 14, 2-6). Hier offenbart sich nach allem die rettende Liebe Gottes in ihrer vollen Macht und in ihrem vollen Glanz. Das Ganze ist einem tiefen Brunnen vergleichbar, aus dem wir schöpfen können und sollen, Hoffnung schöpfen und tanken, und das ein Leben lang, bis die Hoffnung sich in lebendiger göttlicher Fülle vollendet.
III. Konsequenzen für den (wahren) katholischen Christen
Die rettende Liebe Gottes drängt sich nicht auf, denn sie ist kein Automatismus. Soll die Hoffnung auf einem festen Grund aufbauen, dann muß ihr Angebot mit einem überzeugten kompromißlosen "Ja" des Glaubens - verbunden mit einem entsprechenden Handeln - beantwortet werden.
Dem muß vorausgehen, daß wir "zur Kenntnis der Wahrheit gelangen" wie es im Text des Timotheus-Briefes heißt. Diese Wahrheit umfaßt das Wissen um und das Bejahen der einzig gültigen sittlichen Ordnung Gottes, sowie die Wahrheit, daß Gott wirklich und in der Tat die unendliche Liebe, Güte und Barmherzigkeit ist. Dieses Tun und Handeln mündet vor allem, wie E. Heller zurecht bemerkt, in das intensive Gebet, das Vertiefen in das Wort Gottes der Hl.Schrift, den Sakramentenempfang und das Vollbringen guter Werke der Barmherzigkeit.
Hilfestellung wird dem Katholiken zuteil z.B. durch den Umgang mit Gleichgesinnten, aber last not least, wie Heller richtig sieht, im Kraftschöpfen aus der Beschäftigung mit den ehrwürdigen Zeug-nissen des Christentums, wie der christlichen Wissenschaft, den kirchlichen Bauwerken usw. und vor allem guter Kirchenmusik, die das Herz zu Gott erhebt. - Wer dies alles ignoriert, läuft Gefahr, verloren zu gehen.
Wenn jedoch der Christ auf die Liebe, Barmherzigkeit und Güte Gottes bewußt reagiert, sein Leben danach ausrichtet, wird er bald von der Gewißheit getragen sein, daß Gott ihn hält, lenkt und leitet, selbst wenn er zuweilen glaubt, die schmutzigen Wellen des Alltags schlagen über ihm zusammen. Dazu zählen auch die neo-modernistischen Irrtümer, die die Kirche zersetzen. Zum Schluß sei Herrn Dr. Heller für seine wertvollen Denkanstöße gedankt und allen Lesern eine gesegnete Zukunft gewünscht.
Norbert Dlugai
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