f. Zügellose Meinungsfreiheit? „Libertas praestantissimum“?
Dazu weiter aus dem Apostolischen Rundschreiben „Libertas praestantissimum“ Papst Leo XIII. vom 20.6.1888:
„Betrachten wir nun auch in Kürze die Rede- und Pressefreiheit. Wir brauchen kaum zu erwähnen, daß eine solche unbeschränkte, alles Maß und alle Schranken überschreitende Freiheit kein Recht auf Existenz besitzen kann. Das Recht ist nämlich eine sittliche Macht, und es ist daher töricht zu glauben, dasselbe sei von der Natur unterschiedslos und in gleichem Maße sowohl der Wahrheit wie der Lüge, der Sittlichkeit wie dem Laster verliehen. Es besteht ein Recht: das, was wahr und sittlich ist, frei und weise im Staat auszubreiten, damit es möglichst vielen zugute komme; mit Recht unterdrückt aber die Obrigkeit, so viel sie kann, lügenhafte Meinungen, diese größte Pest des Geistes, wie auch Laster, welche die Seelen und die Sitten verderben, damit sie nicht zum Schaden des Staates um sich greifen.
Es ist in der Ordnung, daß durch die Autorität der Gesetze auch die Irrtümer eines ausschweifenden Geistes, die das unerfahrene Volk geradezu vergewaltigen, ebenso kräftig unterdrückt werden, wie die mit offener Gewalt an den Schwächeren verübten Ungerechtigkeiten. Und dies umso mehr, da sich der weitaus größere Teil des Volkes vor diesen Scheingründen und verfänglichen Trugschlüssen, namentlich wenn sie der Leidenschaft schmeicheln, gar nicht oder doch nur sehr schwer zu schützen vermag. Wird unbeschränkte Rede- und Pressefreiheit gestattet, so bleibt nichts mehr heilig und unverletzt; es werden selbst die höchsten und sichersten Urteile unserer natürlichen Vernunft nicht verschont bleiben, trotzdem sie doch das gemeinsame und kostbarste Erbgut des Menschengeschlechtes bilden. Wenn so allmählich die Wahrheit verdunkelt worden ist, gewinnen leicht vielfache und verderbliche Irrtümer die Oberhand. Die Zügellosigkeit wird dabei gerade so viel gewinnen, als die Freiheit Schaden leiden muß; die Freiheit ist eben um so größer und um so gesicherter, je fester der der Zuchtlosigkeit Zügel angelegt werden... Es ist klar, nur die Wahrheit hat das Recht, in den Geist einzudringen, da in ihr allein das Ziel und die Vervollkommnung der intelligenten Wesen liegt; daher darf im Unterricht nur die Wahrheit vorgetragen werden, mag es sich um solche handeln, die die Wahrheit noch nicht kennen oder um solche, die sie schon wissen: den einen soll der Unterricht die Erkenntnis der Wahrheit bringen, bei den anderen soll er sie schützen. Aus eben demselben Grunde ist es offenbar die Pflicht der Lehrer, den Irrtum aus dem Geiste zu verbannen und den Weg zu falschen Meinungen durch solide Grundsätze abzuschneiden. Es ist also klar, daß jene Freiheit, von der die Rede ist, der gesunden Vernunft widerspricht und nur geeignet ist, die Geister im Innersten zu verderben, insofern sie unbeschränkte Lehrfreiheit beansprucht. Ohne Pflichtverletzung kann der Staat diese Zügellosigkeit den Bürgern nicht gestatten. Dies gilt umso mehr, weil der Einfluß des Lehrers bei seinen Zuhörern ein großer ist, und der Schüler selbst selten für sich allein beurteilen kann, ob das richtig ist, was der Lehrer vorträgt.
Deshalb muß auch diese Freiheit, soll sie eine sittliche sein, in bestimmten Grenzen gehalten werden, damit das Amt des Lehrens nicht ungestraft zu einer Quelle des Verderbens ausarten kann. Die Wahrheiten, über die allein sich der Unterricht zu erstrecken hat, sind teils natürliche, teils übernatürliche. Die natürlichen Wahrheiten, als da sind die obersten Grundsätze der Vernunft sowie die nächsten Schlußfolgerungen aus ihnen, bilden gleichsam das gemeinsame Erbgut des Menschengeschlechtes. Da auf ihnen wie auf dem festesten Fundamente Sitte, Gerechtigkeit und Religion wie auch das Band der menschlichen Gesellschaft beruht, so gibt es nichts gottloseres und unsinnigeres, als dieses Fundament ungestraft schädigen oder zerstören lassen zu wollen.
Mit derselben Ehrerbietigkeit ist jener so große und so heilige Schatz von Wahrheiten zu bewahren, die wir durch Gottes Offenbarung kennen. Mit vielen und klaren Beweisen haben die Apologeten oft die Hauptwahrheiten zusammengestellt, wie z.B. die Existenz einer göttlichen Offenbarung, die Menschwerdung des eingeborenen Sohnes Gottes, ‚welcher kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben’, die Einsetzung der Kirche als einer vollkommenen Gesellschaft, deren Haupt Christus selbst ist, und der er versprochen hat, bei ihr zu bleiben bis zum Ende der Welt. Dieser Gesellschaft hat er alle Wahrheiten, die er selbst gelehrt, anvertraut mit dem ausgesprochenen Willen, daß sie diese Wahrheiten bewahre, schütze und mit vollgültiger Autorität erkläre: zugleich hat er befohlen, daß alle Völker seine Kirche, wie ihn selbst hören sollen; die Zuwiderhandelnden soll ewiges Verderben treffen. Daraus ergibt sich, daß der Mensch an Gott seinen besten und zuverlässigsten Lehrer findet, der da die Quelle und der Ursprung aller Wahrheit ist, wie an dem Eingeborenen, der im Schoße des Vaters ist, der da ist der Weg, die Wahrheit, das Leben und das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, und auf dessen Wort alle gelehrig hören müssen: ‚Und sie werden alle von Gott unterwiesen sein’ (Joh 6, 45).
Auf dem Gebiete des Glaubens und der Sitten hat Gott die Kirche zur Teilnahme am göttlichen Lehramte bestimmt und sie nach seinem göttlichen Wohlgefallen mit Unfehlbarkeit ausgerüstet; deshalb ist sie die höchste und zuverlässigste Lehrerin der Menschen und besitzt das unverletzliche Recht auf Lehrfreiheit. In der Tat hat die Kirche, deren Lebenskraft in den von Gott empfangenen Lehren besteht, keine dringendere Sorge, als die, das ihr von Gott übertragene Amt auch treulich zu verwalten; und mächtiger, als alle sie umgehenden Hindernisse, hat sie niemals den Kampf für ihre Lehrfreiheit aufgegeben. So geschah es, daß der Erdkreis dem kläglichen Aberglauben entrissen und zur Weisheit des Christentums wie neugeschaffen empor geführt wurde.
Die Vernunft lehrt aber deutlich, daß die geoffenbarten göttlichen Wahrheiten und die natürlichen sich nicht widersprechen können, so daß, was jenen widerspricht, dadurch auch falsch sein muß. Darum ist das göttliche Lehramt nicht nur kein Hindernis für die Forschung und den wissenschaftlichen Fortschritt, noch verzögert es irgendwie die Entwicklung der menschlichen Kultur, sondern verleiht ihnen vielmehr reichliches Licht und sicheren Schutz. Aus eben demselben Grunde trägt sie nicht wenig bei zur Vervollkommnung der menschlichen Freiheit, da es die Lehre Jesu Christi unseres Erlösers ist, daß der Mensch durch die Wahrheit frei werde. ‚Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen’ (Joh 8, 32).
Es ist also kein Grund vorhanden, daß sich die wahre Freiheit beklagen könnte, noch auch können der Wissenschaft, sofern sie diesen Namen verdient, jene gerechten und notwendigen Gesetze schwer fallen, welche die Lehre des Einzelnen Schranken setzen, wie sie Kirche und Vernunft übereinstimmend fördern… Endlich dürfen wir nicht vergessen, daß noch ein sehr weites Feld offen steht, auf welchem die menschliche Tätigkeit sich ausdehnen und die Geister sich ungehindert üben können. Hierher gehören alle jene Fragen, die mit der Glaubens- und christlichen Sittenlehre nicht in notwendigem Zusammenhange stehen, oder über welche jeder Gelehrte seine Ansicht voll und frei beibehalten kann, weil die Kirche mit ihrer Autorität nicht für die eine oder andere eintritt, oder jene Fragen, in welchen die Kirche kein Urteil gefällt, sondern ausdrücklich die Sache den Gelehrten zur weiteren Untersuchung überlassen hat...
Die Kirche wünscht von Herzen, daß die oben berührten christlichen Grundsätze alle Zweige des Staatslebens ganz durchdringen möchten. In ihnen liegt eine überaus große Heilkraft gegen die vielen und großen Übel unserer Zeit, die großenteils aus jenen vielgepriesenen Freiheiten entstanden sind, in denen man die Quelle des Heiles und des Ruhmes gefunden zu haben glaubte. Der Erfolg hat diese Hoffnung zerstört. An Stelle der süßen und heilbringenden Früchte sind bittere und verdorbene gewachsen. Sucht man ein Heilmittel, so möge es gesucht werden in der Rückkehr zu den gesunden Lehren, von denen allein man die Erhaltung der Ordnung und somit den Schutz der Freiheit zuversichtlich erwarten kann. Nichtsdestoweniger hat die Kirche ein mütterliches Auge für die menschliche Schwäche, die sich so gewaltig geltend macht, und sie verkennt nicht die Richtung, in welcher in unseren Tagen die Geister und Verhältnisse treiben. Obgleich sie nur der Wahrheit und Sittlichkeit Rechte zuerkennt, so steht sie doch nicht dagegen, daß die öffentliche Gewalt etwas duldet, was der Wahrheit und Gerechtigkeit zuwider ist, wenn es sich darum handelt, ein größeres Übel zu verhindern oder ein wahres Gut zu erlangen oder zu schützen. Selbst der unendliche, gütige Gott, der alles kann, duldet in seiner weisen Vorsehung manches Übel in der Welt, teils damit nicht größere Güter verhindert werden, teils damit nicht noch größere Übel entstehen. Die Staatsregierungen sollen hierin dem Regierer der Welt nachahmen: Da die menschliche Obrigkeit nun einmal nicht alle Übel verhindern kann, muß sie ‚manches dulden und ungestraft dahingehen lassen, was aber durch Gottes Vorsehung bestraft wird und zwar mit Recht’ (Augustinus, de lib. Arb. I. 6. n. n. 14).
Wenn auch das menschliche Gesetz unter solchen Umständen um des Gemeinwohles willen – und nur aus diesem Grunde – ein Übel dulden kann oder sogar folgen muß, so darf es doch nie das Übel gutgeheißen oder in sich wollen; denn das Übel ist der Mangel eines Gutes und widerspricht mithin dem Gemeinwohl, das der Gesetzgeber anstreben und schützen muß, so viel er nur kann. Auch hierin hat sich das menschliche Gesetz Gott zum Vorbild zu nehmen, der dadurch, daß er Böses in der Welt zuläßt, ‚weder will, daß Böses geschieht, noch will, daß das Böse nicht geschehe, sondern zuläßt, daß es geschehe; und das ist gut’ (Thomas I. q. 19. a. 9 ad 3). Diese Worte des englischen Lehrers enthalten kurz die ganz Lehre von der Zulassung des Bösen. Wenn man aber die Sache richtig beurteilen will, muß man zugeben, daß ein Staat um so weiter von seinem Ideale sich entfernt, je mehr er Böses zulassen muß; deshalb muß die Duldung des Bösen, da sie zu den Geboten der politischen Klugheit gehört, sich unbedingt in jenen Grenzen halten, welche der Zweck des Staates, d.h. das Gemeinwohl, verlangt. Wenn sie dem öffentlichen Wohle schadet und noch größere Übel verursacht, so darf sie folgerichtig nicht angewendet werden, weil unter solchen Umständen kein Gut mehr erreicht wird. Wenn es aber geschieht, daß die Kirche unter besonders gearteten staatlichen Verhältnissen, bei gewissen modernen Freiheiten schweigt – nicht als ob sie diese an sich wünschte, sondern weil sie glaubt, die Duldung sei das Beste – so würde sie, wenn die Verhältnisse sich bessern würden, sich ihrer Freiheit wieder bedienen, um durch Rat, Mahnung und Bitten, wie es das von Gott ihr aufgetragene Amt erfordert, für das ewige Heil der Menschen Sorge zu tragen. Es bleibt ewig wahr: jene Freiheit, die allen gewährt wird und unterschiedslos sich über alles erstreckt, ist, daß der Irrtum dasselbe Recht besitze wie die Wahrheit.
Was aber die Toleranz betrifft, so weichen die Anhänger des Liberalismus himmelweit ab von dem gerechten und klugen Vorgehen der Kirche. Indem sie den Bürgern in all den Dingen, von denen wir geredet, unbegrenzte Zügellosigkeit gewähren, überschreiten sie alles Maß und gelangen schließlich dahin, daß sie der Sittlichkeit und Wahrheit nicht mehr Recht zuzuerkennen scheinen als dem Irrtum und der Unsittlichkeit. Die Kirche wird als unduldsam und hart geschmäht, sie die Säule und Grundfeste der Wahrheit und unfehlbare Lehrerin der Sitten, weil sie diese Art von zügelloser und schmachvoller Toleranz stets pflichtmäßig verwirft und für unerlaubt erklärt. Bei diesem Beginnen merken jene Liberalen nicht einmal, daß sie lästern, was sie loben sollten. Während sie sich mit der Toleranz brüsten, kommt es oft vor, daß sie zurückhaltend und karg sind, wo es sich um die katholische Sache handelt; und eben dieselben, die nach allen Seiten reichlich Freiheit gewähren, verweigern sie vielfach der Kirche.
Die Oberherrlichkeit Gottes zu leugnen oder sich ihr nicht fügen zu wollen, ist nicht das Zeichen des freien Mannes, sondern des Empörers, der seine Freiheit mißbraucht; gerade aus dieser Gesinnung entsteht und in ihr besteht der Grundirrtum des Liberalismus. Er hat aber verschiedene Formen. Der Wille kann in verschiedener Weise und in verschiedenem Maße den Gehorsam verweigern, den er Gott oder den Stellvertretern der göttlichen Gewalt schuldet.
Die Oberherrlichkeit Gottes, des Allerhöchsten, vollständig zu verachten und jeden Gehorsam einfachhin im öffentlichen wie im privaten und häuslichen Leben zu verweigern ist der schlimmste Mißbrauch der Freiheit und darum die schlechteste Art des Liberalismus; von dieser gilt durchaus alles, was wir bis jetzt gegen ihn gesagt haben.
Ihm zunächst steht die Lehre jener, welche zwar zugeben, daß wir uns Gott, dem Schöpfer und Herrn der Welt, unterwerfen müssen, da ja durch seinen Willen die ganze Natur hervorgebracht sei; aber sie weisen die durch die Autorität Gottes uns auferlegten Gesetze in Sachen des Glaubens und der Sitte, welche die Vernunft aus sich nicht erkennt, in dreister Weise zurück, oder sie behaupten wenigstens, man habe sie namentlich im öffentlichen Staatsleben nicht zu berücksichtigen. Wir haben oben gezeigt, wie sehr sie im Unrecht sind und wie offenbar sie sich widersprechen. Aus dieser Lehre entspringt, wie aus ihrer Hauptquelle, jene verderbliche Lehre von der Trennung von Kirche und Staat. Und doch ist es klar, daß diese beiden Gewalten, wenn auch nach Aufgabe und Würde verschieden, unter sich durch einträchtiges Handeln und wechselseitige Dienstleistung harmonieren müssen.
Diese Art des Liberalismus teilt sich in zwei Richtungen. Manche verlangen, der Staat solle ganz und gar von der Kirche getrennt sein, in dem Sinne, daß alle Rechtsverhältnisse der Bürger, alle Einrichtungen, Sitten, Gesetze, Staatsämter, aller Jugend-Unterricht keine Rücksicht auf die Kirche nehmen, wie wenn sie gar nicht existierte; höchstens will man den einzelnen Bürgern gestatten, nach Belieben im Privatleben ihre Religion auszuüben. Gegen diese richtet sich die ganze Macht unserer Beweise, mit denen Wir die Ansicht von der Trennung der kirchlichen und staatlichen Angelegenheiten bekämpft haben. Wir fügen nur noch hinzu, daß es unsinnig ist, zu sagen, der einzelne Bürger habe die Kirche zu respektieren, die Gesamtheit der Bürger aber nicht.
Die anderen sind nicht dagegen, daß die Kirche existiere; sie können auch nicht dagegen sein. Sie rauben ihr aber den ihr eignen Charakter und die ihr zukommenden Rechte einer vollkommenen Gesellschaft; sie behaupten, sie habe nicht das Recht, Gesetze zu erlassen, zu richten und zu bestrafen, sie dürfe nur jene, die sich ihr aus eigenem Antriebe und freiwillig unterwerfen, ermahnen, beraten und leiten. Sie entstellen also durch ihre Lehre den Charakter dieser Gesellschaft, sie schwächen und beschränken ihre Autorität, ihr Lehramt und ihre ganze Wirksamkeit; die Staatsgewalt aber heben sie so hoch empor, daß sie auch die Kirche der staatlichen Macht und Botmäßigkeit unterwerfen, als wäre sie bloß eine jener freien Vereinigungen von Bürgern.
Zur Widerlegung dieser Ansicht genügen jene Beweisgründe, welche den Apologeten geläufig und von Uns nicht übergangen sind, namentlich in dem Rundschreiben Immortale Dei (Die Kirche und der Staat), aus denen hervorgeht: es ist von Gott angeordnet, daß die Kirche alle Macht besitzt, welche zum Wesen und zu den Rechten einer rechtmäßigen, höchsten und in jeder Hinsicht vollkommenen Gesellschaft gehört.
Viele endlich wollen keine Trennung von Kirche und Staat; aber sie meinen, man müsse darauf hinarbeiten, daß die Kirche sich den Zeitverhältnissen fügen und sich beugen und anschmiegen müsse an das, was die heutige Staatsklugheit in der Staatsverwaltung verlangt. Diese Ansicht ist nicht falsch, so lange es sich um eine gewisse Billigkeit handelt, welche sich mit der Wahrheit und Gerechtigkeit verträgt; wenn nämlich die Kirche sich im Hinblick auf die Förderlichkeit (für das Gute) nachgiebig zeigt und den Zeitverhältnissen sich anpaßt, so weit sie es ohne Verletzung ihres heiligen Amtes vermag. Anders aber fällt unser Urteil aus, wenn es sich um Dinge und Lehren handelt, welche die veränderten Sitten und ein falsches Urteil gegen alles Recht eingeführt haben. Kein Zeitalter kann die Religion, die Wahrheit und die Gerechtigkeit entbehren. Da aber der Kirche anbebefohlen ist, diese höchsten und heiligsten Dinge zu schützen, so gibt es nichts Verkehrteres, als zu verlangen, die Kirche solle Irrtum und Ungerechtigkeit stillschweigend dulden oder nachsichtig sein gegen das, was der Religion schadet.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß es niemals erlaubt ist, die Gedankenfreiheit, Pressefreiheit, Lehrfreiheit, sowie unterschiedslose Religionsfreiheit zu fordern, zu verteidigen, oder zu gewähren, als seien dies ebenso viele Rechte, welche die Natur dem Menschen verliehen habe. Hätte die Natur diese Rechte verliehen, so wäre es erlaubt, Gottes Oberherrlichkeit zu bestreiten, und der menschlichen Freiheit könnten durch kein Gesetz Schranken gezogen werden. Ebenso folgt aus dem Gesagten, daß jene Freiheiten, wenn vernünftige Gründe vorhanden sind, geduldet werden können, unter der Bedingung, daß sie nicht schrankenlos sind, auch daß sie nicht in Zügellosigkeit und Frechheit ausarten. Wo aber diese Freiheiten eingeführt sind, da sollen die Bürger sie nur benutzen, um recht zu handeln und darüber denken, was die Kirche darüber denkt. Jede Freiheit kann nur insoweit als eine rechtmäßige betrachtet werden, als sie eine größere Möglichkeit zum sittlichen Handeln bietet; sonst nie.
Dort, wo die Staatsgewalt die Untertanen bedrückt und ausbeutet, so daß die Bürgerschaft unter ungerechter Gewalt seufzt oder die Kirche ihrer gebührenden Freiheit beraubt wird, da ist es erlaubt, eine andere Staatsverfassung anzustreben, in welcher Freiheit gewährt wird; hier verlangt man nicht nach jener maßlosen und falschen Freiheit, sondern es wird eine Milderung zum Wohle aller gesucht und dies geschieht nur deshalb, damit dort, wo dem Bösen Freiheit gelassen wird, einem nicht auch noch die Möglichkeit genommen wird, das Gute zu tun.
Auch ist es keine Pflichtverletzung, lieber eine Staatsverfassung zu haben, welche durch eine Volksvertretung gemäßigt ist, solange dabei die katholische Lehre von dem Ursprung und der Anwendung der Staatsgewalt gewahrt bleibt. Die Kirche verwirft keine jener verschiedenen Staatsformen, solange sie aus sich geeignet sind, das Gemeinwohl zu besorgen; sie verlangt aber, daß die einzelnen Verfassungen, wie es ja auch die Natur verlangt, ohne Rechtsverletzung zustande kommen namentlich unter Wahrung der kirchlichen Rechte…“
g. Und dennoch ist nichts verloren:
Und dennoch täuschen wir uns, wenn wir alles verloren glauben; durch die Umstände ist uns der Blick verstellt: Es scheint so, als ob alle Welt, also vermeintlich alle Menschen Gott in voller Erkenntnis und mit intensivster Willenskraft ablehnten. So ist es aber nicht – wir selbst sind ja der Gegenbeweis: „Verlassen aber seine Söhne mein Gesetz und wandeln nicht nach meinen Ordnungen, entweihn sie meine Satzungen und halten nimmer meine Vorschriften, dann strafe ich mit Ruten ihr Vergehen, mit Streichen ihre Missetat. Doch ich entziehe ihm nicht meine Gnade, und meine Treue laß ich ihm nicht fehlen, verletze nimmer meinen Bund und ändre nicht den Ausspruch meiner Lippen.“ (AT, Psalm 89 (88), 31 – 35),
„Der Herr zieht aus als Held; als Kriegsmann weckt er seinen Eifer; er schreit, er brüllt, und mannhaft geht er gegen seine Feinde vor. ’Urlang geschwiegen habe ich, und mich gehüllt in Schweigen. Jetzt schreie ich wie eine Kreißende und stöhne, schnaube allzumal. Ich dörre Berg und Hügel aus und lasse all ihr Grün verwelken und wandele Ströme um in dürres Land und lege Sümpfe trocken. Auf unbekannten Wegen führe ich die Blinden; ich leite sie auf unbekannten Steigen. Vor ihnen mache ich die Finsternis zum Licht, zur ebenen Fläche Schluchten!’“ (AT, Isaias 42, 13 – 16), (1)
Wenn den modernen Menschen der Zugang zu Gott nicht durch die fundamentalen Irrlehren der Moderne versperrt wäre, wenn sie nicht so restlos erblindet und paralysiert wären, würden viel mehr Menschen, als wir annehmen, Gott, den Ursprung und das Ziel ihres Daseins, den Sinn des Daseins suchen und ihn auch erfassen zunächst anhand der ihnen (übernatürlich) gegebenen natürlichen Vernunft und sodann anhand der dann wieder hell erstrahlenden Offenbarungslehre des Dreigestaltigen, dargestellt durch Seine heilige Kirche.
„Es ist klar und offenkundig, ehrwürdige Brüder, daß die menschliche Ordnung im bürgerlichen Bereich keine sicheren Fundamente hat, wenn nicht auf den ewigen Grundsätzen der Wahrheit und auf den unwandelbaren Gesetzen von Recht und Gerechtigkeit beruht, und wenn nicht aufrichtige gegenseitige Hochschätzung die Bestrebungen der Menschen untereinander fest verbindet, so daß dadurch ihre wechselseitigen Verpflichtungen und Beziehungen in liebenswürdiger Weise harmonisch gestaltet werden. Wer möchte es nun aber zu leugnen wagen, daß es die Kirche ist, die durch die Ausbreitung der Predigt des Evangeliums unter den Heiden das Licht der Wahrheit zu den verwilderten und von abscheulichem Aberglauben befangenen Völkern gebracht hat? Sie ist es ja, die dieselben zur Besinnung auf dem göttlichen Urheber aller Dinge und zur Selbsterkenntnis gebracht hat, die durch Aufhebung des Unheils der Sklaverei für die Menschen den früheren hohen Adel ihrer natürlichen Würde wiederhergestellt hat, die in allen Weltgegenden nach Entfaltung des Banners der Erlösung Wissenschaft, Kunst und Handwerk eingeführt oder diese unter ihrem Schutz genommen hat, die die herrlichsten Einrichtungen christlicher Liebe zur Hilfe in jeder Art von Not und Mühsal gegründet und unter ihre Obhut genommen hat. Sie hat so das Menschengeschlecht überall in Bezug auf das private wie auf das öffentliche Leben veredelt, es von Schmutz und Elend befreit und mit aller Hingebung zu einer der menschlichen Würde und Hoffnung entsprechenden Lebensform ordnend vereinigt…
Es war dieser Apostolische Stuhl, der die Trümmer und Überreste der verfallenen Gesellschaft des Altertums gesammelt und wieder fest zusammengefügt hat. Dieser war die freundliche Fackel, in deren Licht die edle Kultur des christlichen Zeitalters hell erglänzte, dieser war der Anker des Heiles mitten unter den wütenden Unwettern und Stürmen, von denen das Menschengeschlecht hin und her geworfen worden ist, er war das heilige Band der Eintracht, das die voneinander entfernten und in ihrem Wesen und Charakter unterschiedlichen Nationen miteinander verbunden hat. Kurzum, er war der gemeinsame Mittelpunkt, von dort wurden sowohl die Lehre des Glaubens und der Frömmigkeit, als auch gerade die Führung und Leitung sowie die Ratgeberschaft in Sachen des Friedens und des Staatswohles begehrt.“ (aus dem apostolischen Rundschreiben Papst Leo XIII. „Inscrutabili die consilio“ vom 21.4.1878)
Unter dem Titel „Die Menschen“ führt van Acken (a.a.O., Nr. 27 – 29, S. 34, f.) aus: „Der Mensch steht mitten zwischen der sichtbaren Welt und der Geisterwelt. er gehört beiden an: der sichtbaren durch seinen Leib, der Geisterwelt durch seine Seele. Der Mensch, aus Leib und Seele bestehend, sollte beide durch seine Doppelnatur zusammenfassen und in sich vereinigen. Er ist eine Welt im kleinen… Die Seele des Menschen ist ein geistiges Wesen, mit Verstand und freiem Willen begabt. Schon durch diese natürlichen Gaben der Seele ist der Mensch Gott ähnlich in dem, was Gott eigentümlich ist und die höchste Betätigung der göttlichen Vollkommenheit ausmacht. Die höchste Betätigung der göttlichen Vollkommenheit besteht ja darin, daß Gott sich selbst als das unendliche Wesen erkennt und liebend anerkennt. So ist auch der Mensch von Natur dazu berufenen und befähigt, Gott als seinem Herrn und Schöpfer zu erkennen und anzuerkennen. Durch seinen Verstand und freien Willen ist deshalb der Mensch ein natürliches Ebenbild Gottes. ‚Gott sprach: laßt uns den Menschen machen als unser Ebenbild, uns ähnlich! Herrschen soll er über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über das Wild des Feldes und über alles Gewürm, das am Boden kriecht. So schuf Gott den Menschen als sein Abbild. Als Gottes Abbild schuf er ihn. Er schuf ihn als Mann und Frau.’ (Gn. 1, 26.27). Der Mensch ist also nicht bloß durch seinen Verstand und freiem Willen Gott ähnlich, ein Abbild Gottes, sondern auch durch seine Herrschaft über die Erde, wie die Heilige Schrift ausdrücklich betont. Die nicht geistbegabten Geschöpfe sind nur Spuren Gottes, Zeichen, daß seine Allmacht tätig war. Zu den natürlichen Gaben fügte Gott noch das herrlichste Geschenk: die Gotteskindschaft, die wir heiligmachende Gnade nennen… Die heiligmachende Gnade ist ein unverdientes, übernatürliches Geschenk Gottes, wodurch wir der göttlichen Natur teilhaftig und in Wahrheit Kinder Gottes werden. Wie ist dieses Geheimnis zu verstehen? Wir nennen unsere Gotteskindschaft zwar nur eine Adoptivkindschaft, wenn wir sie mit der Sohnschaft Jesu Christi vergleichen, der Sohn Gottes von Ewigkeit ist. Aber unsere Gotteskindschaft ist doch andererseits viel mehr als eine bloße Annahme an Kindes Statt, wie sie unter Menschen vorkommt. Ein irdischer Vater gibt dem fremden Kind seinen Namen, seinen Besitz, sein Erbe. Mehr freilich kann ein Adoptivvater seinem angenommenen Kinde nicht geben. Von seiner Natur, von seinem Blut und Leben, von seinen Anlagen und Talenten kann er ihm nichts mitteilen. So bleiben beide im tiefsten Wesen einander fremd. Mit unserer Gotteskindschaft ist es nicht so. Sie ist eine wahre Geburt aus Gott, wie es der heilige Petrus klar bezeugt: ‚Wir sind wiedergeboren aus unvergänglichem Samen’ (1. Petr. 1, 23) und ‚der göttlichen Natur teilhaftig geworden’ (2. Petr. 1, 4). Wir tragen also göttliches Leben in uns, das aus jenem ‚unvergänglichen Samen’ aufkeimt, den Gott bei der Taufe in uns hineingelegt hat. Wir haben teil an der göttlichen Natur, soweit wir als geschaffene Wesen sie überhaupt aufnehmen können. Darum sind wir wirklich Kinder Gottes, Hausgenossen und Erben in seiner Herrlichkeit. Das Geheimnis von der Kindschaft Gottes ist die große Frohbotschaft des Christentums. St. Paulus verkündet sie beglückt: ‚Ihr seid nicht mehr Fremdlinge und Beisassen, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes’ (Eph. 2, 19). Der heilige Johannes kann sich nicht fassen vor Freude: ‚Seht welch eine Liebe der Vater uns geschenkt hat. Wir dürfen uns Kinder Gottes nennen, ja wir sind es’ (1. Joh. 3, 1). Durch die heiligmachende Gnade wird also unserer Seele ein neues, übernatürliches Leben mitgeteilt. Ja, sie ist geschöpfliche Teilnahme am Leben des dreifaltigen Gottes. Sie ist Leben in Gott, Leben in Christus, Leben im Heiligen Geiste. Wir können und dürfen sagen: Gott ist in uns. Der dreifaltige Gott wohnt im Herzen der begnadeten Seele. Der göttliche Heiland selbst bezeugt es: ‚Wer mich liebt, der bewahrt mein Wort und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen’ (Joh. 14, 23). Wer muß nicht staunen und in Demut schweigen, wenn er dieses Geheimnis der Liebe betrachtet, daß Gott uns durch Christus offenbart hat.“
„Die Kirche aber ist eine alle Zeiten, Nationen, Kulturen, Klassen und Stände umfassende Gemeinschaft, überzeitlich, überkulturell, übernational, überberuflich. Sie grenzt sich gegen nichts ab, was da ist, gegen nichts, was einen Wert hat. Es kann sich jemand nur selbst ihr gegenüber abgrenzen, indem er eine Auswahl unter den religiösen Werten und Lehren trifft, mit Verwerfung anderer religiöser Werte und Lehren, also durch Häresie. Die Kirche erklärt nur den als ausgeschlossen, der sich selbst schon durch unkatholische Absonderung ausgeschlossen hat.“ (A. Rademacher, a.a.O., S. 74)
Dazu die Worte eines von den Lehren des Konfuzius zum katholischen Glauben übergetretenen chinesischen Diplomaten und späteren Priesters und Mönchs, Lu-Tsen-Tsiang, gestorben 1949 in der Abtei St.-Pierre, Gent (zitiert nach G. Rossi, a.a.O., S. 200, f.):
„Im Mittelpunkt des katholischen Kultes finden wir die Feier eines überaus erhabenen Opfers, welche alle übrigen Opferkulte unendlich überragt, mit denen andere Religionsformen versuchten, die Beziehungen zwischen Gott und den Menschen auszudrücken und Gottes Glorie zu verherrlichen. Dieses Opfer wurde von Jesus selbst am Vorabend seines Todes eingesetzt und feiert die Kreuzigung Jesu, ja, es ist sogar die geheimnisvolle Erneuerung dieses Opfers. Tagtäglich versammelt über dem ganzen Erdenrund die Meßfeier um mehr als dreihunderttausend Altäre jene, welche an den Opfertod des Herrn, als den Beginn ihres neuen geistigen Lebens glauben. Gab es je einen Dahingeschiedenen, der in den Seelen von abertausend Millionen menschlicher Wesen so tief und mit so inniger und nachhaltiger Erneuerung weiterlebt? Das aus dem Opfer Jesu am Kreuze aufblühende geistige Leben wird von der Kirche den Gläubigen in den von Jesus selbst als Gnadenmittel eingesetzten sieben Sakramenten gespendet. Mit dieser sakramentalen Verwaltung belebt und stützt die Kirche den Menschen von der Wiege bis zum Grabe; so spendet sie dem einzelnen Menschen und durch ihn der Familie und der ganzen Gemeinschaft eine ununterbrochene mütterliche Pflege. Allein ob der Tatsache des Meßopfers und der sieben Sakramente zwingt die katholische Kirche zum Nachdenken, zur Bewunderung und zum Respekt. Der Mensch, welcher in einem gegebenen Zeitpunkt des Lebens aus der religiösen Unkenntnis heraustritt, überblickt Horizonte, welche in keiner Weise phantastisch, aber unbegrenzt sind. In unvergleichlich klarem und lebendigem Lichte überblickt er nun die Bedingungen des Menschengeschlechtes auf dieser Erde. Um die anscheinenden Gegensätze des menschlichen Lebens zu klären, bedarf er nun nicht mehr der Flucht in einseitige Gedankengänge; er vermag jetzt vielmehr das ganze Leben zu umfassen, so wie es ist: mit allen seinen Werten und Unzulänglichkeiten, in seiner Hinfälligkeit und in seiner Kraft, in seinen Leiden und in seinen Freuden, in seiner Freiheit und in seiner Gebundenheit, in seinem Elend, seiner Sünde und seiner Heiligkeit, in seiner Kürze und seiner Unsterblichkeit. Nun erscheint ihm dieses Leben wie ein ungebrochenes Ganzes ob der Heiligkeit seines Ursprunges in Gott - und ob der Glorie seines Endzieles - wiederum in Gott.“
„Das natürliche Jahr mit seinen Jahreszeiten bildet die gegebene Grundlage und das äußere Zeitmaß des Kirchenjahres. Die Sonntage, die Feste des Herrn und der Heiligen stellen den inneren Gehalt und das gesamte Bild des Kirchenjahres dar. Alles kunstvoll und doch natürlich ineinandergefügt, umschlungen von dem wechselvollen Rahmen des Naturjahres. Die äußere Form und Gestalt, in welcher das ganze Erlösererk an uns vorübergeht, ist der natürliche Kreislauf des Jahres. Die Natur wird auf diese Weise nicht nur ein Bild, sondern auch Unterage und Trägerin der Gnade. Die einzelnen Abschnitte des Kirchenjahres tragen genau die Züge der natürlichen Jahreszeiten, ähnlich wie jeder Mensch in seinem Lebensaltern das Bild des jährlichen Kreislaufes darstellt. In dieser innigen Verbindung und dem Ineinanderwirken von Natur und Gnade, von Gottheit und Erdhaftigkeit offenbart sich eine wunderbare Einheit und Schönheit. Die Gnade baut auf die Natur auf, schließt sich ihr überall an und führt ihr Wirken auf übernatürliche Weise aus. Wie sich in der Natur die Keime und Kräfte des Lebens nur unter dem Einfluß der Sonne regen und wachsen, so ist Christus im übernatürlichen Leben die Sonne, die alles Gnadenleben bewirkt und vollendet. Christus, sein Leben, seine Geheimnisse, seine Verdienste sind die großen Gnadenquellen, aus denen Himmel und Erde schöpfen. So ist das Kirchenjahr seinem Wesen nach nicht nur eine Erinnerung, sondern auch eine geistige Wiederkehr und Erneuerung des ganzen gottmenschlichen Lebens und Wirkens. Und wie im Reiche der Natur alle Bedingungen des Lebens und Wachsens dem Einfluß der Sonne unterstellt sind, so ist Christus im übernatürlichen Leben Urheber, Bewirker und Vermittler aller Gnaden und Heilseinrichtungen. Ja, es gibt auf dieser Erde nur ein Licht, eine Sonne der Wahrheit: Jesus Christus, der von sich selbst sagt: ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Finstern, sondern wird das Licht des Lebens haben (Joh. 8, 12).“ (van Acken, a.a.O., S. 150)
„Denn mehr als irgendwelche noch so eindrucksvollen Dokumente des kirchlichen Lehramtes haben die alljährlichen Gedächtnistage der heiligen Geheimnisse wirksamen Einfluß auf die Belehrung des Volkes in Glaubenssachen und hiermit auf dessen Aufstieg zu den Freuden des inneren Lebens. Die Dokumente gelangen ja meist nur in die Hände einer geringen Anzahl von gelehrten Männern, die Feste hingegen erfassen und unterweisen alle Gläubigen; jene sprechen sozusagen nur einmal, diese aber alljährlich und immerdar; jene richten sich an den Verstand, diese aber berühren in heilsamer Weise Verstand und Gemüt, also den ganzen Menschen. Da der Mensch aus Leib und Seele besteht, bedarf er der Anregung durch die äußeren Feierlichkeiten der Festtage, damit er, durch die Mannigfaltigkeit und den Glanz der heiligen Zeremonien angeregt, die göttlichen Lehren in reicherem Maße in sein Herz aufnehme und diese, nachdem sie ihm gleichsam in Fleisch und Blut übergegangen sind, zum geistlichen Fortschritt seines Lebens fruchten lasse.“ (aus dem Apostolischen Rundschreiben „Quas primas“ Papst Pius XI. vom 11.12.1925)
„Die Königin Kirche ist Mutter wie niemals eine Königin Mutter gewesen ist. Sie lebt nur, um zu lieben. Ob sie opfert, Sakramente spendet, segnet, predigt, befiehlt, mahnt, die Hungrigen speist, die Leidenden pflegt, sie tut immer nur eines: Sie liebt! Sie zieht Wohltaten spendend durch die Jahrhunderte und Völker. Der beste Beweis, daß Mütterlichkeit ihr innerster Charakterzug: ihre drei Lieblinge sind das Kind, der Arme und der Kranke. Und wer diese drei Zeugen für sich hat, ist unwiderlegbar, und wer diese drei Anwälte für sich hat, unbesiegbar. Der Katholizismus ist die Liebe. Man mag zum Gegenbeweis auf schwarze Blätter in der Kirchengeschichte verweisen, Blätter, die von Hochmut, Herrschsucht, Habsucht oder gar Grausamkeit erzählen. Die schwarze Blätter sprechen gegen einzelne Menschen, die im Heiligtum waren, aber dem Heiligtum keine Ehre machten. Aber sie sprechen nicht gegen die Kirche. Wenn man Steine werfen will, werfe man sie auf die Schuldigen, auf die ungeratenen Söhne, nicht auf die Mutter. Ich wiederhole: der Katholizismus ist die Liebe. Er will regieren, aber er will nicht regieren, um zu herrschen, sondern regieren, um den Völkern zu dienen. Die Kirche ist Königin der Völker, aber nur ihre Königin, um ihre Mutter zu sein.“ (R. Mäder, a.a.O., S. 139)
„’Denn sieh! Ich will Weisung geben und das Haus Israel schütteln durch alle Heidenvölker hindurch, wie man Getreide schüttelt im Sieb; kein gutes Körnchen wird auf den Boden fallen.’ “ (Henne/Rösch, AT, Amos 9, 9), „Er machte sich also auf und ging zu seinem Vater. Noch war er weit weg, da sah ihn sein Vater und ward von Mitleid gerührt. Er eilte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Der Sohn aber sagte zu ihm: Vater ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin nicht mehr wert dein Sohn zu heißen. Der Vater jedoch befahl seinen Knechten: Schnell bringt das beste Kleid heraus und zieht es ihm an, gebt einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße! Holt auch das Mastkalb und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wieder gefunden worden. Da fingen sie an, ein Freudenmahl zu halten.“ (NT, Lukas 15, 20 – 24), „Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel größere Freude sein über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die der Bekehrung nicht bedürfen.“ (NT, Lukas 15, 7), „Beständig stehen deine Tore offen, unverschlossen Tag und Nacht, daß man der Heiden Reichtum bei dir einführe mit ihren Königen, umgeben von Geleiten.“ (AT, Isaias 60, 11),
„Auf! All ihr Dürstenden, geht hin zum Wasser! Auch ihr, die ihr kein Silber habt! Auf! Kaufet, esset! Auf! Kauft ohne Geld umsonst jetzt Wein und Milch! Was zahlt ihr Geld für das, was keine Nahrung ist, und was ihr euch gespart, für das, was nimmer sättigt? Auf mich nur hört, dann habt ihr feine Kost und labt euch an dem Fett. So gönnt mir euer Ohr und kommt zu mir! Hört zu und euer Geist, er lebe wieder auf! – Ein ewig Bündnis schließe ich mit euch, gleich Davids Gnaden, die für immer währen. Fürwahr! Zu einem Völkerrichter setze ich ihn ein, zum Völkerherrscher und Gebieter. Fürwahr! Auch du rufst Heidenvölker her, die du nicht kennst, und Heidenvölker, die von dir nichts wissen. Sie eilen zu dir her, des Herren, deines Gottes, wegen, dem Heiligen Israels zu Ehren, weil er dich verherrlicht. Suchet den Herrn, da er sich finden läßt! Ihn ruft, da er so nahe ist! Der Frevler lasse sein Beginnen, der Mann des Unrechts seine Pläne! Zurück zum Herrn, daß er sich seiner wiederum erbarme, zu unserm Gott; denn im Vergeben ist er reich! ‚Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Nicht eure Wege meine Wege.’ Ein Spruch des Herrn. ‚Soviel der Himmel höher als die Erde, sind meine Wege höher als die eurigen, meine Gedanken höher als eure Gedanken. Wie Schnee und Regen vom Himmel fallen und nicht mehr dorthin kehren, vielmehr die Erde tränken, befruchten und mit Grün bedecken, dem Sämann Samen geben und Brot dem Essenden, so ist’s mit meinem Wort, das meinen Mund verläßt. Nicht leer kehrt es zu mir zurück, es habe denn getan, was ich gewünscht, mit Glück vollführt, wozu ich’s ausgesandt.’ Zieht aus mit frohem Mut! Ihr werdet ja in Sicherheit geleitet. Die Berge und die Hügel jubeln vor euch her, des Feldes Bäume alle klatschen in die Hände. Zypressen wachsen statt des Dorngestrüpps und statt der Nesseln Myrthen. – Ein Denkmal ist es für den Herrn und eine ewige Inschrift.“ (AT, Isaias 55, 1 – 13),
„Das also sage ich und beschwöre euch im Herrn: Wandelt nicht mehr wie die Heiden, die nach ihrem verkehrten Sinne wandeln. Sie sind verfinstert in ihrer Sinnesart, sind entfremdet dem Leben Gottes infolge der Unwissenheit, die in ihnen ist wegen der Verstocktheit ihres Herzens. Abgestumpft sind sie, geben sich die Ausschweifung hin und fröhnen allen unreinen Lastern in unersättlicher Gier. So etwas habt ihr von Christus nicht gelernt, vielmehr habt ihr von ihm gehört und seid durch ihn belehrt, wie ja in Jesus Wahrheit ist: Ablegen sollt ihr den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der in seinen trügerischen Begierden zu Grunde geht. Erneuert euch vielmehr in eurer ganzen Gesinnung und zieht an den neuen Menschen, die nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum leget ab die Lüge und redet Wahrheit im gegenseitigen Verkehr, denn wir sind Glieder untereinander. Zürnet ihr, so sündiget nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn (Ps 4,5). Gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hatte, stehle nicht mehr, sondern erwerbe sich durch die Arbeit seiner Hände ehrlichen Lohn, damit er auch den Bedürftigen mitteilen kann. Kein faules Gerede komme aus eurem Munde, sondern nur gutes, das, wo es immer nottut, zur Erbauung dient; damit es den Hörern Segen bringe. Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, in welchem ihr besiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit, aller Zorn und Groll, alles Lärmen und Lästern, ja alle Bosheit bleibe ferne von euch. Seid gütig und barmherzig gegeneinander. Vergebet einander, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat. Werdet also Nachahmer Gottes als geliebte Kinder. Wandelt in Liebe, wie auch Christus euch geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Opfer, Gott zum lieblichen Wohlgeruch. Unzucht und jede Art von Uneinigkeit oder Habsucht sollen unter euch nicht einmal zum Gegenstand des Gesprächs gemacht werden, wie es Heiligen ziemt; ebensowenig Gemeinheit, fades Geschwätz oder schlüpfriger Witz, Dinge, die sich nicht gehören; stattdessen viel mehr Danksagung! Denn das merkt euch wohl: kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger - denn das ist ein Götzendiener - hat Anteil an dem Reiche Christi und Gottes. Laßt euch von niemand betrügen mit eitlen Worten; denn um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die ungehorsamen Söhne. Werdet also nicht Ihre Genossen!“ (NT, Epheserbrief 4, 17- 5, 7),
„Wie Ihr eure Glieder hingegeben habt zum Dienst der Uneinigkeit und Gesetzwidrigkeit, zu einem ungezügelten Leben, so gebet jetzt eure Glieder hin in den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligung. Da ihr nämlich Diener der Sünde waret, seid ihr frei gegenüber der Gerechtigkeit gewesen. Welche Frucht hattet Ihr aber damals von den Dingen, über die ihr jetzt errötet? Das Ende derselben ist ja der Tod. Jetzt aber, befreit von der Sünde und dem Dienst für Gott geweiht, habt ihr als Frucht Heiligung und als Endgewinn das ewige Leben. Denn der Sold der Sünde ist der Tod, die Gnade Gottes aber das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.“ (NT, Römerbrief 6, 19 – 23),
„Zu mir kehrt euch! Dann kehre ich mich auch zu euch.’ So spricht der Herr der Heerscharen.“ (AT, Malachias 3, 7),
„Als lebendige Steine lasset euch selbst aufbauen zu einem geistigen Tempelbau, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistige Opfer darzubringen, die Gott um Jesu Christi willen wohlgefällig sind. Deswegen heißt es auch in der Schrift: Siehe, ich lege in Sion einen auserlesenen, kostbaren Eckstein; wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden (Isaias 28, 16). Euch nun, die ihr gläubig seid, wird die Ehre zuteil; den Ungläubigen aber gilt: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden und ein Stein des Anstoßes und ein Fels, über den man fällt (Isaias 8, 14); sie stoßen sich daran, weil sie dem Worte nicht gehorchen. Das war ihnen ja bestimmt. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliger Stamm, ein Gott zugeeignetes Volk; ihr sollt die Großtaten dessen verkünden, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Einst waret ihr kein Volk, jetzt aber seid ihr das Volk Gottes, einst Nichtbegnadigte, jetzt seid ihr Begnadigte (Osee 1, 6 und 9; 2, 3 und 25).“ (NT, 1. Petrusbrief 2, 5 – 10), Wenn ihr Christi Eigentum seid, so seid ihr auch Abrahams Nachkommen, Erben auf Grund der Verheißung.“ (NT, Galaterbrief 3, 29), „Jenes Jerusalem von oben aber, das ist die Freie, welche unsere Mutter ist. Denn es steht geschrieben: Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und jauchze, die du keine Geburtswehen hast; denn viele Kinder hat die Verlassene, mehr als die den Mann hatte. Wir nämlich, Brüder, sind, wie Isaak, Kinder der Verheißung.“ (Allioli-Bibel, NT, Galaterbrief 4, 26 – 28) Nichts gibt es, was weiteres Zuwarten mit den Zurüstungen für die heilige Kirche rechtfertigen könnte: „Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. Den Vorhof aber außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht“!
Zum Wesen der hl. Kirche und zu den diesbezüglichen Pflichten der Gläubigen hat Papst Pius XII. im Apostolischen Rundschreiben „Mystici corporis Christi“ v. 29.6.1943 folgendes ausgeführt: „Schon die Mitglieder des Alten Gesetzes haben ihre irdische heilige Stadt mit dem Psalm besungen: ‚Sollte ich dein vergessen, Jerusalem, dann soll man meine rechte Hand vergessen! Meine Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich deiner nimmer gedenke, wenn ich nimmer Jerusalem als meine vorzüglichste Freude betrachte.’
Mit wie viel größerem Stolz und lebendigerer Freude müssen wir darüber frohlocken, daß wir wohnen dürfen in der Stadt, gebaut auf heiligen Höhen, aus lebendigen und auserwählten Quadern, auf dem erhabenen Eckstein, der Christus Jesus selber ist. Nichts Ehrenvolleres, nichts Erhabeneres, nichts Ruhmreicheres kann je erdacht werden, als anzugehören der Heiligen, Katholischen, Apostolischen, Römischen Kirche, durch die wir Glieder an dem gleichen verehrungswürdigen Leibe werden, von dem einen erhabenen Haupte geleitet, von dem gleichen göttlichen Geiste durchdrungen, von der selben Lehre und dem selben Brote der Engel in dieser Erdenverbannung gestärkt, bis wir dereinst auch das selbe ewige Glück im Himmel genießen dürfen...
Es ist darum Unser Wunsch, es möchten alle, die in der Kirche ihre Mutter erkennen, eifrig erwägen, daß tatkräftige Mitarbeit zum Auferbauen und zum Wachstum des Mystischen Leibes Jesu Christi nach dem Maß ihrer Stellung Pflicht aller Glieder der Kirche ist, nicht bloß der Diener des Heiligtums und jener, die sich Gott ganz im Ordensleben geweiht haben...
Bevor Wir nun schließen, fühlen Wir Uns gedrängt, wieder und wieder alle zu ermahnen, daß sie die gütige Mutter Kirche lieben mit herzlicher, tätiger Liebe. Für ihre Unversehrtheit und ihr reiches, blühendes Wachstum laßt uns täglich dem Ewigen Vater unser Beten, Schaffen und Leiden darbringen, sofern uns wirklich das Heil der gesamten Menschheitsfamilie zu Herzen geht, die durch das Göttliche Blut erlöst ist. Indes die jagenden Wolken den Himmel verdüstern, indes der gesamten menschlichen Gesellschaft und der Kirche selbst gewaltige Fährnisse drohen, laßt uns dem Vater der Erbarmungen uns selbst und alles Unsrige mit dem Gebete anvertrauen: ‚Sieh’ herab o Herr, wir bitten Dich, auf diese Deine Familie, für die unser Herr Jesus Christus ohne Bedenken den Händen der Henker sich hingab und Kreuzesqual auf sich nahm’...
Möge die Jungfräuliche Gottesmutter, Ehrwürdige Brüder, diesen Unseren Wünschen, die gewiß auch Eure sind, zur Verwirklichung verhelfen und allen eine unverfälschte Liebe zur Kirche erflehen! Ihre hochheilige Seele war mehr als alle anderen von Gott geschaffenen Seelen vom Göttlichen Geiste Jesu Christi erfüllt. Sie hat ihre Zustimmung gegeben im Namen der ganzen menschlichen Natur, daß sich zwischen dem Sohne Gottes und der Menschennatur eine Art geistlicher Ehe vollzog. Sie hat Christus den Herrn, der schon in ihrem jungfräulichen Schoße mit der Hoheit des Hauptseins über die Kirche umkrönt war, in Wundern geboren: den Quell allen himmlischen Lebens. Sie hat den Neugeborenen denen, die Ihm aus Juden- und Heidenland die erste Anbetung zollten, als Prophet, König und Priester dargereicht. Ihr Einziggeborener hat auf ihre Mutterbitte zu Kana in Galiläa das Wunderzeichen gewirkt, auf das hin seine Jünger an Ihn glaubten. Sie hat, frei von jeder persönlichen oder erblichen Verschuldung und immer mit ihrem Sohne auf das innigste verbunden, Ihn auf Golgatha zusammen mit dem gänzlichen Opfer ihrer Mutterrechte und ihrer Mutterliebe dem Ewigen Vater dargebracht als neue Eva für alle Kinder Adams, die von dessen traurigem Fall entstellt waren. So war sie, schon zuvor Mutter unseres Hauptes dem Leibe nach, nun auch auf Grund eines neuen Titels des Leides und der Ehre im Geiste Mutter aller seiner Glieder. Sie war es, die durch ihre mächtige Fürbitte erlangte, daß der schon am Kreuze geschenkte Geist des göttlichen Erlösers am Pfingsttag der neugeborenen Kirche in wunderbaren Gaben gespendet wurde. Sie hat endlich dadurch, daß sie ihr namenloses Leid tapfer und vertrauensvoll trug, mehr als alle Christgläubigen zusammen, als wahre Königin der Märtyrer, ergänzt, was an den Leiden Christi noch fehlt,... für seinen Leib, die Kirche. Sie hat den Mystischen Leib Christi, der aus dem durchbohrten Herzen des Heilandes geboren ward, mit derselben innigen Mutterliebe und Sorge begleitet, womit sie das Jesuskind in der Krippe und an ihrer Brust umhegte und nährte. Ihrem Unbefleckten Herzen haben Wir vertrauensvoll alle Menschen geweiht. Möge sie, die hochheilige Mutter aller Glieder Christi, strahlend jetzt in der Himmelsglorie mit Leib und Seele und herrschend droben mit ihrem Sohn, von Ihm ständig erflehen, daß reiche Ströme der Gnade unaufhörlich herabfließen vom erhabenen Haupte auf alle Glieder des Mystischen Leibes. Möge sie mit ihrer mächtigen Fürsprache wie in vergangenen Zeiten, so auch heute die Kirche schützen und ihr, sowie der ganzen Menschheit endlich friedlichere Zeiten von Gott erlangen.“
Anmerkung: (1) Es werden sich Leute zum Dreigestaltigen, zu Christus
und Seiner Kirche durchschlagen, die von ihrer
geistig-weltanschaulich-(a-)religiösen Herkunft und ihrem bisherigen
Lebensweg ‚Welten’ von ‚Gottes Haus’, von ‚der Himmelspforte’, der
heiligen Kirche und ihrem Haupt, Christus, getrennt haben und die sich
dieses ‚Abenteuer’, eines solch radikalen Kurswechsels in ihren
kühnsten Träumen nie und nimmer erträumt hätten. Es wird nicht die
Masse sein, die sich traut, den Standpunkt des ‚modernen Menschen’ für
einen Augenblick zu verlassen, um nur wenige Ellen davon entfernt
festzustellen, daß es sich bei jener eben noch innegehabten Aussicht um
eine fest betonierte Sackgasse, einen völlig verdrehten Blickwinkel
handelt, der das Wesen der Dinge geradezu verstellt und verbirgt. Sie
werden geistigerweise Stollen durchwandern, unter Felsüberhängen
dahinlaufen, die kein ‚intelligenter’ Mensch je unterqueren würde,
fahle Schluchten durchqueren, wohin sich kein ‚vernünftiger’ Mensch je
wagen würde, eiskalte Flüsse durchschwimmen, in die kein ‚moderner’
Mensch nur mit einem Zeh’ steigen würde, endlos erscheinende Ozeane
bereisen, Bergwelten und Gebirgsmassive passieren, denen sich kein
‚aufgeklärter’ Mensch je nähern würde, und trockene Wüsten queren, die
kein ‚gebildeter’ Mensch je betreten würde: „Wiederum ist es mit dem
Himmelreich, wie wenn der Kaufmann schöne Perlen sucht. Hat er eine
einzige kostbare Perle gefunden, dann geht er hin, verkauft all seinen
Besitz, um dafür sie zu kaufen.“ (NT, Matthäus 13, 45 und 46) Solche,
die sich selbst nicht mehr wiedererkennen und sich wünschen werden, ihr
früheres Leben so nicht gelebt zu haben. Und dennoch heißt es:
„Der Fremdling sage nicht, der sich dem Herrn anschließen will: ‚Der
Herr schließt mich aus seinem Volke sicher aus’! Auch sage der
Entmannte nicht: ‚Ich bin ein dürrer Baum.’ Denn also spricht der Herr:
‚Entmannte, die meine Sabbattage feiern und wählen, was mir
wohlgefällt, und fest am meinem Bunde halten, auch diesen geb ich einen
Platz in meinem Haus, in meinen Mauern und einen Namen trefflicher als
Söhne und als Töchter.“ (AT, Isaias 56, 3 - 5) „Der
Fremdling“: Die Verbliebenen in der verwaisten Stadt Jerusalem, der
Kirche haben kein Privileg vorzuweisen; sie haben sich bei der
Wiedererrichtung der (Hierarchie der) Kirche bisher keineswegs ‚mit
Ruhm bekleckert’ – es werden wohl Rekatholisierte, solche aus dem in
der Neuzeit oder in der neuesten Zeit abgefallenen Hause Juda, aus den
Reihen der ‚modernen’ ‚Christen’ erscheinen, deren Eifer den in
Jerusalem und im Hause Davids Verbliebenen zeigen wird, was letztere
versäumt haben: „Zuerst aber wird der Herr Heil verleihen den Zelten
Judas, damit sich der Stolz des Hauses David und der Stolz der Bewohner
Jerusalems nicht über Juda erhebe.“ (Henne/Rösch, AT, Zacharias 12, 7) „Entmannte,
Verschnittene“: Ich gehe nicht davon aus, daß dieses Phänomen mit den
in AT, Jeremias 30, 6 und 7, Isaias 13, 4 – 8 geschilderten Ereignissen
zusammenhängt, vielmehr wird man bei den ‚Entmannten’ nicht an den
Verlust körperlicher Fähigkeiten zu denken haben, sondern an das
Vermögen im Bezug auf den Leib Christi, die hl. Kirche: Hier
könnte es sich um all solche handeln, die aus Gründen ihrer früheren
Anhängerschaft zur Konzilskirche oder aus welchen Gründen auch immer
die Fähigkeit nicht besitzen oder verloren haben, nach der Ordnung der
Kirche auf rechtmäßige Weise ‚Väter’ zu werden, also solche, die mit
Irregularitäten oder Weihehindernissen im Sinne der Kanones 983 bis 991
CIC behaftet sind und nicht (mehr) der Weihe- und damit grundsätzlich
auch nicht (mehr) der Jurisdiktionshierarchie eingegliedert werden
können, aber mit aller Energie zum Dreigestaltigen und seinem Diener,
zu Sion, zur hl. Kirche (zurück-)gekehrt sind und denen wegen ihrer nun
zupackenden Art beim Wiederaufbau „einen Namen trefflicher als Söhne
und als Töchter“ gebührt.
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